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  #16  
Alt 16.04.2007, 20:28
Benutzerbild von rezzan
rezzan rezzan ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Liebe Beate,

ich finde deine Sicht der Dinge und deine Einstellung bewundernswert. Du scheinst deinen Weg gefunden zu haben um mit all deiner Trauer umzugehen. Ich wünschte, ich könnte das auch. Vielleicht ist es doch eine Frage der Zeit, aber irgendwie habe ich da keine echte Hoffnung...Es hat sicher auch viel damit zu tun, dass ich meine Eltern "langsam" verloren habe und sie bei ihrem Leidensweg begleitet habe. Auch wenn sich das wieder komisch anhört, aber das schlimmste ist für mich wirklich nicht der Verlust meiner Eltern (obwohl sie mir natürlich sehr fehlen). Das schlimmste ist, dass sie so leiden mussten. Und diese Bilder und Erinnerungen, die verblassen nicht wirklich.

Liebe Grüße & dir auch einen schönen Abend,
Rezzan
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  #17  
Alt 16.04.2007, 21:07
Carina.P Carina.P ist offline
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Beitrag AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Hallo ihr Lieben!
Bin jetzt grad von der Arbeit gekommen und dachte ich schau mal nach, ob sich hier was getan hat, und siehe da...
Ich bin wirklich ein wenig erstaunt das es wohl doch so viele Menschen gibt, die das gleiche "Problem" haben wie ich! Ich habe mich in der Beziehung nämlich immer für nicht "normal" gehalten, aber so ungewöhnlich scheint es ja dann doch nicht zu sein!Das baut mich wahnsinnig auf!

@ Frau Rezzan
Es war nicht so, dass mein Vater nicht damit gerechnet hatte, sterben zu müssen. Mein Vater hat sehr lange mit dem Krebs gekämpft, alles in allem waren es ca 7 Jahre! Er wusste schon gute 3 Jahre bevor er letztendlich starb, das die Ärzte nichts mehr für ihn tun können! Das habe ich aber erst alles vor noch nicht ganz so langer Zeit erfahren. Meine eltern haben damals versucht das alles soweit wie möglich von mir fern zu halten, ich war damals auch erst 10 Jahre alt als die erste Diagnose kam. (Mein gott, so alt bin ich schon )

Bei uns ist es so,dass man Gruften alle 20 Jahre neu "kaufen" muss, und da meine Mama zu dem Zeitpunkt ja erst 43 war, und ja noch sehr viel länger hätte leben können, haben wir uns für ein einzelgrab entschieden.
Mit so ner sch... rechnet ja auch kein Mensch!!!Bei meiner Mama ging alles so wahnsinnig schnell, da blieb überhaupt keine Zeit an irgendwas zu denken. Von Diagnose bis Tot waren es grad 5 Wochen!!!
Aber auch wenn die beiden Gräber so weit auseinander liegen, sie werden sich schon irgendwo in der Mitte getroffen haben und gehen ihren Weg jetzt wieder gemeinsam!

Man man, jetzt ist es schon wieder so lang geworden!
So viel hab ich in den ganzen letzten 9 Jahren glaub ich nicht "erzählt".
Scheine wohl ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis entwickelt zu haben !
Wünsche euch allen noch einen ganz schönen Abend!
Bis zum nachsten Mal
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  #18  
Alt 16.04.2007, 21:31
Carina.P Carina.P ist offline
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Beitrag AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Liebe Heide.
Ich glaube du könntest recht haben mit dem was du geschrieben hast.
Ich denke ich bin wirklich noch nich fertig mit dem, was da passiert ist.
Ich war/bin immer die Starke der Familie, obwohl ich die Jüngste bin!
Ich habe auf der Beerdigung meines Papas nicht eine Träne vergossen!
Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir sorgen um alle anderen zu machen, vor allem um meine Mama, die sich vor lauter Schmerz kaum auf den Beinen halten konnte. Ich hatte gar keine Zeit traurig zu sein. Und als ich sie dann hatte, habe ich alles dagegen getan traurig zu werden.
Das tue ich bis heute...
Bis es mich halt einfach mal überennt, und ich es nicht mehr aufhalten kann!
Aber das mache ich dann für mich alleine.
Ich möchte nicht das jemand sieht wenn es mir schlecht geht...
Ich hoffe und bete immer nur, dass meinem Sohn dieses Elend mal erspart bleibt...

Viele liebe Grüße an dich
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  #19  
Alt 16.04.2007, 21:32
Carina.P Carina.P ist offline
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Beitrag AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Hallo ihr Lieben!
Bin jetzt grad von der Arbeit gekommen und dachte ich schau mal nach, ob sich hier was getan hat, und siehe da...
Ich bin wirklich ein wenig erstaunt das es wohl doch so viele Menschen gibt, die das gleiche "Problem" haben wie ich! Ich habe mich in der Beziehung nämlich immer für nicht "normal" gehalten, aber so ungewöhnlich scheint es ja dann doch nicht zu sein!Das baut mich wahnsinnig auf!

@ Frau Rezzan
Es war nicht so, dass mein Vater nicht damit gerechnet hatte, sterben zu müssen. Mein Vater hat sehr lange mit dem Krebs gekämpft, alles in allem waren es ca 7 Jahre! Er wusste schon gute 3 Jahre bevor er letztendlich starb, das die Ärzte nichts mehr für ihn tun können! Das habe ich aber erst alles vor noch nicht ganz so langer Zeit erfahren. Meine eltern haben damals versucht das alles soweit wie möglich von mir fern zu halten, ich war damals auch erst 10 Jahre alt als die erste Diagnose kam. (Mein gott, so alt bin ich schon )

Bei uns ist es so,dass man Gruften alle 20 Jahre neu "kaufen" muss, und da meine Mama zu dem Zeitpunkt ja erst 43 war, und ja noch sehr viel länger hätte leben können, haben wir uns für ein einzelgrab entschieden.
Mit so ner sch... rechnet ja auch kein Mensch!!!Bei meiner Mama ging alles so wahnsinnig schnell, da blieb überhaupt keine Zeit an irgendwas zu denken. Von Diagnose bis Tot waren es grad 5 Wochen!!!
Aber auch wenn die beiden Gräber so weit auseinander liegen, sie werden sich schon irgendwo in der Mitte getroffen haben und gehen ihren Weg jetzt wieder gemeinsam!

Man man, jetzt ist es schon wieder so lang geworden!
So viel hab ich in den ganzen letzten 9 Jahren glaub ich nicht "erzählt".
Scheine wohl ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis entwickelt zu haben !
Wünsche euch allen noch einen ganz schönen Abend!
Bis zum nachsten Mal
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  #20  
Alt 16.04.2007, 22:27
grka grka ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Ich hab es seit August auch nicht geschaft zu meiner Oma ans Grab zu gehen oder zu meiner mom seit der Beerdigung im März. Ich weiß nicht wieso - vielleicht weil ich mir vorwürfe mache, daß ich nicht trauere und nicht will das sie es sehen. Wenn ich über ihren Tod nachdenke, dann stellt sich bei mir an erster Stelle das Gefühl der Erleichterung und Freiheit ein und ich hasse mich dafür. Ich muss dazu sagen, daß meine mom und ich früher ein Herz und eine Seele waren. Wir gegen den Rest der Welt, doch meine mom hat sich sehr verändert. Sie fing an und klammerte sehr stark. Teilweise konnte ich nicht mal Tanken fahren alleine weil sie mit wollte. Sie hatte Panik, daß mir was passieren könnte. Eine Zeitlang konnte ich es ertragen, aber irgendwann hab ich versucht mich zu befreien. Es gab viel Streit und mom fing dadurch wieder an zu trinken. Als ich mit 27 zu Hause ausziehen wollte drohte sie mir mit selbstmord. Nach meinem Auszug wurde es immer schlimmer. Irgendwann hatte ich das Gefühl daß ich ein Kleinkind hatte. Alles musste ich erledigen, egal ob es Kündigungschreiben waren oder Sachen aus der Apotheke kaufen. Ich war fast alle 2-3 Tage bei ihr um ihr zu helfen. Sie wurde immer unselbstständiger. Ich dachte irgendwann, daß kann doch nicht sein - die macht das sicher um mich noch mehr zu binden und um sich zu haben. Also fing ich an immer weniger für sie zu machen. Das ergab neue Streits und sie schmiss mir eine menge schlimer dinge an den Kopf und weinte viel. Ich dachte wirklich, daß sie sich absichtlich ungeschickt anstellt damit ich komme. Heute weiß ich, daß das nur zum Teil stimmte. Die extreme Verschlechterung der letzten 3 Jahre kam durch die weit fortgeschrittene Leberzirrhose, was ich aber bis zu dem Tag vor ihrem Tod nicht wußte. Jetzt mache ich mir Vorwürfe und Hasse mich für mein Verhalten.

Ich denke immer häufiger an die Streits zu Weihnachten und Neujahr. Ich war total genervt von ihrem seltsamen Verhalten und ihren Vorwürfen. Heute wünsch ich mir alles wäre anders gelaufen. Wenn ich gewußt hätte das sie durch ihre Krankheit so seltsam und ungerecht wurde, dann wäre alles anders gelaufen. Aber keiner konnte ahnen, daß sie mit 60 plötzlich verstirbt ohne Vorwarnung. Jetzt schwanke ich zwischen Erleichterung (die ständigen emotionalen Erpressungen waren echt extrem) und schuldgefühlen. Trauer kommt da irgendwie gar nicht hoch.
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  #21  
Alt 16.04.2007, 22:33
Benutzerbild von maja-s04
maja-s04 maja-s04 ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Meine liebe Carina,

ich besuche meinen Sohn, den ich über alles liebe, jeden Tag! Mein Mann liebt Lukas genauso wie ich, jedoch seine Besuche nicht so oft sind!
Als Lukas gestorben war, habe ich nur am Tag der Beerdigung schwarz getragen! Lukas liebte weiß, ich auch, und einmal, als er noch "klein" Junge war, sagte zu mir: Mutti! Du liebst weiß und ich liebe weiß, wir lieben beide weiß, ist das nicht schön? Nun, warum sollte ich ausgerechnet jetzt schwarz tragen, wenn mein Sohn diese Farbe nicht so doll fand? Mein Mann trug oft schwarz aber sagte/sagt immer: Lukas ist überall! Ich brauche nicht zum Friedhof gehen!
Und liebe Carina! Ich respektiere es!
Alles was wichtig ist, ist die Hoffnung auf ein Leben nach dem Leben auf der Erde und die Hoffnung unsere Lieben eines Tages wieder zu sehen! Und wir tragen unseren Lieben im Herzen!

Liebe Grüße
Maja
__________________
Ich liebe DICH wahnsinnig mein ENGEL!
In ewiger, inniger Liebe
DEINE Mutti

www.lukas-benedikt.de
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  #22  
Alt 16.04.2007, 22:43
Benutzerbild von Beate'68
Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Zitat:
Zitat von rezzan Beitrag anzeigen
.....Auch wenn sich das wieder komisch anhört, aber das schlimmste ist für mich wirklich nicht der Verlust meiner Eltern (obwohl sie mir natürlich sehr fehlen). Das schlimmste ist, dass sie so leiden mussten. Und diese Bilder und Erinnerungen, die verblassen nicht wirklich....
Rezzan
Liebe Rezzan,

genau so ist es bei mir bzgl. meiner Mutter. Keine 3 Monate blieben ihr ab der Diagnose (metastasierter Bauchspeicheldrüsenkrebs). Von den ihr verbliebenen 88 Tagen war sie 56 Tage im Krankenhaus, wo ich sie fast täglich besuchte. Und die letzten 12 Tage war ich stundenlang fast den ganzen Tag bei ihr. Die Bilder werde ich nie aus dem Kopf bekommen - genauso erinnere ich mich aber auch noch an die letzten Minuten mit meiner Schwester, ich war die letzte, die sie lebend sah. Das seelische Leid, daß meine Mutter neben dem körperlichen durchleiden mußte, schmerzt auch mich noch heute. Aber auch erinnere ich mich daran, wie friedlich sie schließlich nur mit mir an ihrer Seite einschlief. Mit diesem Wissen ist ihr Tod für mich deutlich einfacher annehmbar.

Rezzan, auch Du wirst Deinen Weg finden, nicht mehr ganz so schmerzlich an die letzten Wochen/Stunden Deiner Eltern zu denken - irgendwann werden die schönen Erinnerungen an sie Deine Gedanken an sie bestimmen und die traurigen Phasen in den Hintergrund rücken. Der Weg dorthin ist sicher steinig und manchmal nicht ganz einfach zu finden, ja auch ich bin noch lange nicht am Ende meines Weges angekommen und auch noch auf der Suche.


Liebe Carina,

so wie Du es bzgl. Deines Vaters schreibst - stark sein für die anderen, den Schmerz verdrängen und im kleinen Kämmerlein allein austragen... - habe ich es meist auch bezüglich meiner Schwester gehalten. Auch wenn manch ein Psychologe nun aufschreien würde, daß wir uns damit langfristig nur schaden, ist es für den einen oder anderen vielleicht trotzdem ein sinnvoller oder vielleicht auch nur der einzig gangbare Weg, um nicht am Schmerz zu zerbrechen. Ich finde, jeder muß den Weg gehen, den er für sich als den erträglichsten erachtet.

Irgendwie werden wir alle hier früher oder später unseren Weg finden.

LG
Beate
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  #23  
Alt 17.04.2007, 22:47
Carina.P Carina.P ist offline
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Beitrag AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Liebe Maya,
ich bin selber Mami eines 6 Jährigen Sohnes.
Möchte dir einfach nur sagen das es mir wahnsinnig leid tut.Ich wage gar nicht daran zu denken was ihr durchgemacht habt...
Mein Schmerz kommt mir dagegen gerade sehr "klein" vor.


Liebe Beate,
ich denke ich werde auch weiterhin so stark sei. das Reden habe ich eh in den letzten Jahren verloren, und ich weiß nicht ob ich es noch wiederfinden kann.
Es tut mir nur für die Menschen leid, die sich so große Mühe mit mir geben und ich ihnen einfach nicht die Chance geben kann, mich wirklich zu kennen oder auch kennen zu lernen.
Sie mögen mich so wie ich bin, aber vielleicht wäre manchmal alles ein bisschen einfacher....


Gute Nacht und viele Liebe Grüße an alle....
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  #24  
Alt 17.04.2007, 22:51
glückskind glückskind ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Hallo,

es ist gut, dass du mal alles rauslassen kannst. Und eins ist gewiss, du bist kein schlechter Mensch. Ich weiß wie das ist, wenn man eine Fassade aufbaut und einen auf fröhlich macht um seine Umwelt zu schonen und sie sich auch vom Leib zu halten, aber hinter der Fassade sieht es doch ganz anders aus. Jeder hat das recht auf seine ganz eigene Art zu trauern.

Liebe Grüße
Susanne
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  #25  
Alt 18.04.2007, 17:33
Carina.P Carina.P ist offline
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Beitrag AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Liebe Susanne,
ich bin auch sehr froh das ich hier einen Weg gefunden habe mir mal ein bisschen Luft zu machen, und mal ein paar Antworten auf einiges bekommen habe, was mich sehr beschäftigt hat. Ich merke jetzt wie gut mir das tut, sich verstanden zu fühlen ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen...

Vielen Dank nochmal an alle, die mir geantwortet haben.
Es ist ein schönes Gefühl nicht alleine zu sein

Ganz doll viele liebe Grüße
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  #26  
Alt 28.04.2007, 00:03
Carina.P Carina.P ist offline
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Beitrag AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Liebe Mama, lieber Papa
war heut "bei euch" und habe die Blumen gegossen...
Und das mal wieder völlig teilnahmslos...
Es geht mir so schlecht dabei, aber ich kann nichts dagegen tun...
Ich hoffe, ihr seid nicht böse auf mich.
Ihr wisst, dass ich euch liebe und immer an euch denke, aber ich kann nicht auf diesen Friedhof gehen und eure Namen auf dem Grabstein stehen sehen, dass bricht mir mein Herz, wieder und wieder und wieder....
Ich hoffe, dass ihr mir das verzeihen könnt wenn wir uns irgendwann wiedersehen, und das ihr mich dann in die Arme schließt und sagt, dass ihr mich trotzdem lieb habt...

Ich liebe euch, und das werde ich immer tun...

Eire Tochter Carina...
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  #27  
Alt 28.04.2007, 13:45
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Liebe Carina,

ich bin mir sicher, daß sich Deine Eltern zu Lebzeiten Deiner Liebe zu ihnen voll und ganz sicher sein sein konnten und sich dessen auch jederzeit bewußt waren. Diese Liebe erlischt nicht mit dem Tod.

Ich denke, die Liebe zu unseren Verstorbenen definiert sich nicht durch Friedhofsbesuche, sondern durch die ihnen geltende unerschütterliche und ewig währende Liebe in unseren Herzen.

Ich glaube auch nicht, daß unsere verstorbenen Väter und Mütter uns am Grab leiden sehen wollen. Zu Lebzeiten haben sie uns doch auch vor allem Leid schützen wollen, nur unser Bestes gewollt. Warum sollte das jetzt anders sein.

Und erinnere Dich auch der bedingungslosen Liebe Deiner Eltern zu Dir. Es gibt nicht viel, was die bedingungslose Liebe von Eltern zu ihren Kindern zerstören kann. Aber ich bin mir sicher, daß darüber auf gar keinen Fall Friedhofsbesuche entscheiden können.

Warum also soll(t)en Deine Eltern Dir böse sein, daß Du mit dem Friedhof nicht so recht etwas anfangen kannst. Da liegen heute nur ihre menschlichen Hüllen, aber in Dir leben sie weiter! Das einzig wichtige ist m.E., daß Du/wir unsere Lieben im Herzen behalten. Und genau das lese ich in Deinen Zeilen!

LG
Beate
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  #28  
Alt 21.05.2007, 11:42
Zagorka Zagorka ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Interessantes Thema! Vor genau 4 Monaten hat mich mein Papa für immer verlassen. Auf dem Friedhof war ich seit der Beerdigung nicht mehr, was aber hauptsächlich daran liegt, dass er in einem anderen Land (seiner Heimat) beerdigt wurde. Aber selbst wenn es nicht so wäre, würde es mir nicht leicht fallen, ständig dorthin zu gehen. Mein Großvater ist ´84 gestorben, ich war nur im darauffolgenden Jahr mal kurz an seinem Grab. ´86 starb meine Großmutter, und ich war bei der Beerdigung meines Vaters dann zum ersten Mal bei ihr. Ich hab´ mich damals am Grab meines Großvaters so unwohl gefühlt, dass ich Friedhofsbesuche jahrelang verweigert habe. In unserer Heimat gibt es dazu noch auf vielen Grabsteinen Bilder der Menschen, die dort bestattet wurden (in meiner Familie allerdings nicht). Außerdem haben sich viele noch lebende Menschen, die ich persönlich kenne, schon ihre Namen und Bilder auf die Steine draufmachen lassen... find´ ich schauerlich, und damals mit 9 Jahren war der Friedhofsbesuch für mich die reinste Qual.

Im Sommer fahr´ ich mit meiner Mutter, meinem Bruder und seiner Freundin in die Heimat und geh´ dann auch einige Male auf den Friedhof. Wenn ich nicht wollte, würde mir das meine Mutter sehr übel nehmen... aber ich will ja. Wie es mir dort ergehen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, erst hinterher. Aber nun reicht meiner Mutter auch nicht mehr aus, dass ich 3 Wochen von meinem Urlaub mit meiner Familie verbringe. Neulich hat sie gemeint, ich soll mal nach Flügen wegen Allerheiligen schauen und am 3. oder 4.11. zurück. Als ich ihr gesagt habe, das würde nicht gehen weil ich schon eine Konzertkarte für dieses WE hätte, ist sie echt ausgetickt.

Ich trage auch nicht ständig schwarze Kleidung, d. h. ich trage sehr viel dunkle Kleidung, weil das halt schon immer mein Geschmack war. In unserer Heimat ist es so üblich, bis zu 1 Jahr (manchmal auch länger) nach dem Tod eines Angehörigen nur Schwarz zu tragen. Meine Mutter tut das natürlich, mein Bruder und ich hingegen nicht. Ich weiß, dass meinem Vater meine schwarzen Klamotten nie gefallen haben und er das nicht gut finden würde. Meine Mutter hingegen argumentiert damit, was die Leute von uns halten würden. Außerdem hat sie meinen Bruder, seine Freundin und mich ab und zu mal angepflaumt, wenn wir kurz nach seinem Tod mal gelacht hatten. Aber wenn im TV irgendwelche schrägen Nichtsänger bei DSDS zu sehen sind, muss ein Mensch doch lachen, oder? Das heißt doch nicht gleich, dass man nicht trauert...
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  #29  
Alt 28.05.2007, 21:27
Carina.P Carina.P ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Hallo Zagorka.
Ich musste mir diese Vorwürfe, ich würde nicht, bzw nicht genug trauern auch anhören als meine Mutter starb. Die Mutter meiner Mama ist sogar lieber zu meiner Schwester gegangen nach der Beerdigung, anstatt bei mir zu bleiben, weil ich ihr zu fröhlich war!!!
Mein Sohn war zu der Zeit gerade 2 Jahre alt, und natürlich sitze ich da nicht den ganzen Tag auf der Couch und weine!!!
Aber sie hat das nicht verstanden...eigentlich versteht sie es bis heute nicht!
Ich kann aber mittöerweile damit leben, denn ich kann mir nicht ihre Art zu trauern aufzwängen lassen. Ich mach das so, wie ich es für richtig halte, auch wenn mich die Tatsache, dass ich nicht auf den Friedhof gehen kann, oder will sehr stört und traurig macht!
LG Carina
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  #30  
Alt 28.05.2007, 22:26
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Amimichen Amimichen ist offline
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Standard AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....

Zitat:
Zitat von Carina.P Beitrag anzeigen
Ich muss jetzt hier mal eine frage stellen...
Bin ich ein schlechter Mensch, eine schlechte Tochter, weil ich meine Eltern nicht regelmäßig auf dem Friedhof " besuchen " gehe?
Mein Vater ist mitlerweile 9 Jahre Tot, meine Mutter 4 Jahre und ich glaube, man kann die Tage noch gut zählen an denen ich auf dem Friedhof war.
Vielleicht stelle ich diese Frage den Falschen, denn die vielen Beiträge, die ich bis jetzt gelesen haben waren doch alle noch relativ frisch, aber ich dachte ich wage es einfach mal.
Ich fühle mich schuldig, und ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen.
Es gehört sich doch gefälligst für ein Kind regelmäßig frische Blumen auf das Grab seiner Eltern zu stellen, vielleicht sogar ein paar Worte zu sprechen, halt einfach mal zu zeigen das man da war, und sie nicht vergessen hat, oder?
Das schlimme ist, ich weiß ja das es so sein sollte. Aber ich kann es nicht ändern und ich fühle mich verdammt schlecht dabei!!!
Ich kann nichtmal das Gefühl beschreiben das ich habe wenn ich mich doch mal auf den Friedhof traue. Ich glaube es ist gar keins. Ich sitze einfach nur da und denke an nichts.Ich bin nichteinmal traurig. Ich bin einfach nur nichts! Und dann gehe ich wieder, genauso wie ich gekommen bin...
Wenn ich zu Hause ankomme schaue ich auf die Fotos, und dann bricht alles aus mir heraus woran ich noch 5 Minuten vorher nichtmal denken konnte. Dann kommen diese Bilder von den Beerdigungen, die vielen Menschen die dort waren, die vielen leider auch teilweise unerfreulichen Ereignisse die sich überschlagen haben. Angst, Wut, Trauer, Resignation, unendliche Liebe und die Leere, die sie hinterlassen haben...
Ich habe und werde meine Eltern niemals vergessen und auch meine Liebe zu Ihnen wird niemals enden...
Ich trage sie bei mir, jeden verdammten Tag meines Lebens.Ich denke den ganzen Tag an sie, frage mich was sie jetzt wohl grad auf "ihrer Wolke" machen, ob es ihnen gut geht. Und wenn ich mit ihnen sprechen möchte, dann tu ich das, egal wo ich grade bin.
Verletze ich sie damit, nicht täglich an ihren Gräbern zu stehen, wenn ich doch gar nicht dahin muss um sie zu Lieben, an sie zu denken und ihnen ganz Nahe zu sein?
Verletze ich meine Pflicht als Tochter?
Verletze ich meine Pflicht als Mensch?
Ich weiß es einfach nicht, und ich hoffe, dass es hier jemanden gibt der mir irgeneine Antwort darauf geben kann.
Bin ich ein schlechter Mensch, oder ist das einfach nur meine Art der Trauer, meine Art damit umzugehen?


Liebe Grüße, Carina
Liebe Karina, deine Zeilen könnten meine sein, ich habe meinen Vater schon sehr früh an Krebs verloren, ich war damals 18 Jahre ( Heute 43jahre). Auch ich bin selten auf dem Friedhof gewesen( habe mir angangs auch solchen Kopf gemacht), denn ich trage ihn auch nach den vielen Jahren noch täglich in meinem Herzen. Was nützt die Rennerei auf den Friedhof...der Leute wegen? In deinen Gedanken und Herzen werden Sie immer bei dir sein, sieh nach vorn das Leben ist zu kurz um nur zu trauern, das würden deine Eltern nicht wollen
LG Sabine
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