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  #1  
Alt 30.08.2012, 13:21
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo,

ich hatte bereits im Angehörigen-Forum einen Thread mit dem Namen "Ich habe solche Angst". Nun gehöre ich aber hier her und hab mich entschlossen einen neuen zu öffnen, das mit dem Verschieben nicht geklappt hat.

Nun zu meiner Geschichte.

Am 25.07.12 um 15.00 Uhr hat mein Papa diesen elendslangen und grausamen Kampf gegen den Krebs verloren. 2006 bekam er die Diagnose Multiples Myelom und 2009 kam dann noch das Myelodysplastisches Syndrom dazu. Er hat alles ertragen - von Bestrahlung über Chemo, von Stammzellentransplantation bis hin zur Hochdosischemo, Bluttransfusionen, Thrombozytenzugabe usw. Nie hat er gejammert oder sich selbst bemitleidet. Er war so unheimlich stark und hat so sehr gekämpft. Sogar auf der Palliativstation hat er zu den Schwestern noch gesagt, wenn sie ihn fragten wie es ihm ginge, ach mir gehts gut. Und nun? Ist er tot.

Seine letzten 6 Tage waren sehr schlimm. Er hat nur geschlafen, konnte nicht mehr aufstehen, hat nichts gegessen oder getrunken. Mama war die ganze Zeit bei ihm und ist nur zum Schlafen nach Hause gefahren. Mein Bruder und ich sind jeden Tag hin gefahren und waren bis abends bei ihm. Jeden Tag sagten die Ärzte, wir müssen uns drauf vorbereiten. Drauf vorbereiten, kann man das? Ich denke nicht.

Am 24.07. hat Papa dann angefangen zu röcheln, so als ob er Schleim im Hals hätte. Ich hab ihn dann immer gesagt, dass er mal abhusten möchte - hatte nicht geahnt, das er dass nicht mehr kann. Nächsten Tag (25.07.) kamen mein Bruder und ich dann gegen 14.00 bei ihm an. An der Tür klebte ein Zettel, dass sich Besucher bitte bei der Schwester melden möchten, bevor sie rein gehen. Da bekamen wir schon so Herzklopfen. Die Schwester sagte uns dann, das Mama drin sei und wir uns bitte nicht erschrecken sollten. Naja dachten wir, wir haben in den letzten Tagen so einiges gesehen, da haut uns nichts mehr so schnell um. Irrtum!!! Wir kamen rein und sind aus allen Wolken gefallen. Papa lag in seinem Bett hat total geröchelt (sowas hab ich noch nicht gehört) wurde mit Sauerstoffmaske beatmet und ihm ist das Blut nur aus dem Mund gelaufen. Oh mein Gott - wie schlecht kann ein Mensch sein, dass er sowas ertragen muss? Mein Papa war gewiss kein schlechter Mensch, alle mochten ihn und er nie jemandem etwas getan! Wieso nur. Er hat so gekämpft, auch noch an diesem Tag. Wir waren alle da, Mama, mein Bruder, mein Mann, Mamas Schwester und Mutter und ich. Er wollte nicht loslassen. Aber so kurz vor 15.00 wurde seine Atmung immer ruhiger und die Pausen immer größer. Ich seh es immernoch vor mir. Als er dann einschlief, hat er ganz ruhig seine Augen geschlossen und aufgehört zu atmen. Danach durften wir noch 2 Stunden bei ihm bleiben, haben mit ihm gesprochen, ihn gestreichelt und geküsst. Als wir dann gehen mussten, fiel es uns sehr schwer. Es tat so weh ihn allein zu lassen, aber es tat uns auch gut bei ihm zu sein als er eingeschlafen ist. Ein letztes Mal gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn.

Es tut so weh. Heute wäre er 63 geworden. Letztes Jahr haben wir noch seinen Geburtstag gefeiert und es ging ihm einigermaßen. Und nun??? Nun bring ich ihm heute Blumen und meine Jungs haben ihm ein schönes Bild gemalt, dass sie ihrem Opi nachher an seinem Stein legen wollen. Es tut so weh. Wir kommen noch nicht zurecht.

Am Wochenende müssen wir nun wieder auf eine Beerdigung, da genau eine Woche nach Papas Beerdigung sein Bruder gestorben ist. Wir wollten doch nur ein bisschen zur Ruhe kommen und nun kommt alles wieder hoch.

Liebe Grüße
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

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  #2  
Alt 30.08.2012, 14:08
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

es wird bestimmt mehrere Leute hier geben, die auch im Hinterbliebenen-Forum bei dir bleiben

Als ich deinen Beitrag gerade gelesen habe, ist mir nochmal so richtig klar geworden, welche lange Zeit dein Papa gekämpft hat. Er war schon sehr tapfer, lange Zeit, aber jetzt war es auch genug, er brauchte jetzt einfach seine Ruhe.

Ich hoffe, ihr kriegt den Tag heute rum. Vielleicht meldest du dich heute abend nochmal.

LG Monika
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  #3  
Alt 30.08.2012, 17:17
Benutzerbild von AnnaSue
AnnaSue AnnaSue ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky!

Ich verstehe Dich so gut. Die Bilder ähneln sich doch sehr..
Tut mir so sehr leid, dass Du Deinen Papa verloren hast. Es ist schwer zu ertragen, nicht wahr? Trotzdem: Ihm geht es jetzt ganz bestimmt besser, er hat keine Schmerzen mehr. Auch, wenn das immer wieder sehr platt klingt und nur ein schwacher Trost ist für uns "Zurückgebliebene"...ich glaube fest daran.

Für Dich und Deine Familie wünsche ich mir, dass Ihr Menschen um Euch habt, die Euch Kraft und Halt geben, den Weg der Trauer liebevoll begleiten.
Mir persönlich helfen am meisten meine Kinder... wenn sie nicht wären, würde ich vermutlich noch mehr in dieses blöde, schwarze Loch gezogen!

Ich wünsche Dir alles Liebe und alle Kraft dieser Welt!

Stiller Gruß,
AnnaSue
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Mama, ich hab' Dich lieb.
Für immer und immer...
08.10.1951 - 08.07.2012



Meine Mama: Diagnose EK 30.04.2012 - zu den Sternen gereist am 08.07.2012
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  #4  
Alt 30.08.2012, 19:55
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

auch wenn heute einer dieser besonders schweren Tage für euch war... Ich hoffe, dass ihr gemeinsam zumindest einen schönen Moment hattet... Der erste Geburtstag ohne deinen Vater muss sich schlimm anfühlen. Da kommen dann so viele Erinnerungen hoch an vergangene, unbeschwerte und schöne Feiern, die ihr hattet und die Wehmut und Sehnsucht wird sicherlich übermächtig sein.
Aber wie ich euch einschätze, konntet ihr euch gegenseitig Halt geben und vielleicht konnten deine beiden Jungs dich ja auch ein wenig ablenken. Und ich bin mir sicher, dass dein Papa heute bei euch war, auch wenn ihr ihn nicht sehen konntet.

Ich drücke dich
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #5  
Alt 31.08.2012, 07:34
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

ich bleibe natürlich auch hier an Deiner Seite.

Wenn ich Deinen ersten Beitrag hier noch mal so lese, dann weiß ich erst mal wieder, wie sanft mein Papa doch eingeschlafen ist. Es ist schwierig, dafür die richtigen Worte zu finden, weil ich nicht sagen will, dass wir das richtig gut hatten im Verhältnis zu Euch. Denn was ist am Sterben schon gut?

Nur, bei uns war es so ruhig, doch sehr friedlich, kein Blut, kein Röcheln, nur diese Atempausen, seine eigene Unruhe, das Suchen der Hände nach Halt, der Blick, ohne uns wirklich ansehen zu können...

Den Schreck beim Betreten des Zimmers, daran kann ich mich auch noch sehr genau erinnern. Auch wenn ich erst um Mitternacht gegangen war, waren das doch Welten, die dazwischen lagen. Er sah ganz anders aus, die Schwestern hatten sein Zimmer dekoriert (Kerze, kleine Engelsfiguren, die Kiste mit Büchern, Bibeln, MusikCDs..) Das hat mich in dem Moment wie ein Schlag getroffen und ich habe einige Minuten gebraucht, um zu realsieren, was gerade vorgeht. Und dabei wußte ich das doch schon seit gestern, dass er auf dem Weg ist...

Diese Bilder werde ich nie vergessen.

Liebe Jäcky,
ich hoffe, Ihr habt den Tag gestern überstanden und konntet vielleicht einen Moment lang an einen schönen Tag mit Deinem Papa denken, vielleicht ein bißchen in dieser guten Erinnerung verweilen und die positiven Gefühle dieser Zeit in Euch wieder wachrufen.So sehr Du ihn auch vermisst, diese ganzen guten Jahre werden auch bleiben und langsam wieder an die Oberfläche kommen, damit es nicht immer nur weh tut, wenn Du an Deinen Papa denkst. Aber das braucht Zeit, viel Zeit.
Einen ganz lieben Gruß von mir.
Carla
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  #6  
Alt 03.09.2012, 14:55
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

So, Papas Geburtstag haben wir einigermaßen überstanden. Ich war mit Mama und den Jungs bei Papa. Wir haben die selbstgemalten Bilder hin gelegt und schöne Blümchen hin gestellt. DIe Jungs waren sehr stolz, dass sie im Blumenladen ihre Blumen alleine aussuchen durften. Danach sind wir noch mit zu Mama gefahren und haben auf Papa angestoßen. Es hat weh getan aber es war auch nicht so schlimm, wie ich es vermutet hatte.

Samstag waren wir nun bei Papas Bruder zur Beerdigung. Oh mein Gott, es war sehr schlimm. Der gleiche Redner, die fast gleiche Rede. Ist ja klar, sie hatten die gleichen Eltern, wohnten immer im gleichen Dorf, haben uns als Kinder damals in der Feuerwehr trainiert usw. Mama ging es furchtbar, sie hatte das Gefühl sie ist auf Papas Beerdigung. Bei Papas Beerdigung hatte sie es noch nicht so richtig realisiert, es ist einfach nur an ihr vorbei gezogen. Aber nun, da Papas Stein da ist - es ist so wirklich, so real, so endgültig. Ich kann das gar nicht so genau sagen, Papa seine Beerdigung war für mich auch unheimlich schlimm aber Samstag, war natürlich alles wieder da. Grauenvoll. Der älteste Bruder meines Papas und Onkels war auch unmöglich. Ich hab in der Trauerhalle vor ihm gesessen und als es dann ans raus gehen ging, hat er mich zur Seite geschuppst, damit ich ja nicht vorgehen kann. Ich weiss schon was sich gehört, das der Bruder als nächster geht und meine Mama als "übrig gebliebene" Schwägerin dahinter. Dann hat er noch so geweint, genau wie meine Cousine mit ihrem Mann - dass ich nicht lache. Bei Papa haben sie keinerlei Regung gezeigt, aber Samstag wollten sie heulen? So viel Heuchelei ist doch echt zum k..... Wer solche Leute in der Familie hat, braucht echt keine Feinde. Für mich sind die gestorben. Es tut mir für meinen Papi so leid, so was falsches.

Es ist auch erstaunlich, wie viele vom Dorf doch zu einer Beerdigung gehen um zu glotzen. Echt erstaunlich und so taktlos. Da waren Leute aus dem Dorf, die hatten nie ne Beziehung zu ihm und wollten heulen. Ich bin so froh, dass wir es in der Woche gemacht hatten. Bei Papa sind wirklich diejenigen gekommen, die ihn gern hatten und wirklich kommen wollten und nicht irgendwelche, die gucken wollten ob wir weinen oder nicht.

Wir waren dann noch mit zum Kaffee trinken. Aber als uns dann ein paar Dorfbewohner umarmt haben, war es vorbei - wir konnten das nicht, sind nach Hause gegangen. Wie kann man sich danach nur den Bauch voll schlagen und so einfach zur Tagesordnung übergehen???

Aber wir haben das auch erstmal wieder geschafft - zusammen. Ich hoffe wir kommen nun auch mal ein wenig zur Ruhe und können unsere Gefühle ordnen.

Liebe Grüße
Jäcky

Mein liebster Papi,
nun hast du deinen Bruder auch bei dir. Ich hoffe, ihr könnt gemeinsam Zeit verbringen. Papi, du fehlst uns so sehr und wir sind traurig. Warum konntest du nicht einfach bei uns bleiben? Ich weiss, dir geht es jetzt besser den je und bist glücklich und ich weiss ja, wir werden uns wiedersehen. Aber trotz all dem vermissen wir dich sehr. Mama braucht dich so sehr und wir natürlich auch. Hilf ihr ein bisschen, dass sie das einigermaßen übersteht.
Mein lieber Papi, ich liebe dich so sehr.
Deine Jäcky
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  #7  
Alt 03.09.2012, 18:10
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

versuch jetzt am besten diese Beerdigung mit den teilweise echt blöden Leuten aus deinem Gedächtnis zu streichen.

Wichtig ist, dass ihr das - obwohl ihr erst gezweifelt habt - geschafft habt. Ein wichtiger Schritt. Alles andere: Gebt euch Zeit!

Drück dich,
Monika
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  #8  
Alt 04.09.2012, 11:33
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

es ist gut, dass Ihr nicht alleine da wart, sondern Euch gegenseitig Halt geben konntet. Deine Mama hätte das alleine nicht geschafft und Du bestimmt auch nicht.
Aber Eure Familie (jedenfalls dieser Teil dort) - Mann oh Mann, da fällt mir nichts dazu ein. Sei froh, dass das jetzt vorbei ist und dass Ihr das überstanden habt. Jetzt denkt an Euch und hakt den Rest ab. Ist bestimmt nicht einfach, aber jetzt mußt Du Dich mit diesen Menschen ja nicht mehr abgeben.
Wahrscheinlich leben diese Leute einfach in einer anderen Welt und es ist traurig, dass so wenig Mitgefühl gerade auch für Euch in dieser schweren Zeit gezeigt wurde.

Ich hoffe sehr, dass Ihr nun langsam mal zur Ruhe kommt. Das habt Ihr wirklich verdient und ich denke auch, dass Ihr diese Zeit sehr brauchen werdet.

Sei froh, dass Du direkt in Deiner Nähe Menschen hast, auf die Du Dich verlassen kannst. Und wenn Du mal reden willst, meine TelNr. hast Du ja. Meld Dich einfach.
Ich umarme Dich und ganz liebe Grüße
Carla
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  #9  
Alt 04.09.2012, 14:06
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Ihr Lieben,

Ihr habt Recht! Mit diesen Leuten muss ich mich nicht mehr abgeben und wir haben es, wie alles andere auch immer, gemeinsam überstanden. Es macht mich nur so traurig, für meinen Papi. Er hat so einen falschen Bruder doch nicht verdient, für jeden hatte er immer ein offenes Ohr und hatte eigentlich bis auf die Jahre, als er krank wurde, ein gutes Verhältnis zu seinen Brüdern. Die waren doch auf einmal verschwunden, als er krank wurde. Papa hat den Weg zu seinem Bruder gesucht, als er auch an Krebs erkrankt ist. Aber sein ältester Bruder ist nie zu ihm gekommen. Wahrscheinlich wollte er das ganze Elend nicht sehen. Und nun einen auf betroffen machen. Das ist es, was mich wütend und traurig macht. Ich hätte es mir gewünscht, wenn er doch seine Brüder in der letzten Zeit nochmal hätte sehen können, ein letztes Mal. Aber das ist nun nicht zu ändern und ich werde bestimmt nicht so tun, als hätte ich zu meinem Onkel ein gutes Verhältnis. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte meine Geschwister in den Jahren, in denen sie ihre Schicksalsschläge erleiden mussten, allein gelassen - ich würde damit nicht zurecht kommen. Dazu ist doch aber die Familie da oder nicht??? Macht das nicht erst eine Familie aus - der Zusammenhalt auch wenn es mal schwierig und schlimm wird?

Ich hoffe, dass wir nun mal ein bisschen zur Ruhe kommen.

Gestern waren wir wieder bei Papa. Er hat zu seinem Geburtstag viele schöne Blumen bekommen. DIe sind alle noch so schön. Immer wieder hab ich mit den Tränen zu kämpfen, wenn wir dort sind. Aber mich zieht es immer wieder zu ihm hin, ich könnte mir nicht vorstellen ihn nicht zu besuchen. Ich bin so froh, dass es die Möglichkeit der amerikanischen Wiese gibt und wir nicht nur die grüne Wiese genommen haben. Wahrscheinlich tut es auch noch mehr weh, weil es ja wirklich auf dem Stein so aussieht, als hätte Papi unterschrieben. Auf der anderen Seite würden wir es immer wieder genauso machen, denn es ist für uns total schön und so persönlich.

Liebe Grüße
Jäcky
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Geändert von Jaecky (04.09.2012 um 14:10 Uhr) Grund: Rechtschreibung
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  #10  
Alt 05.09.2012, 12:38
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

das erinnert mich alles sehr an meine Familie, oder besser gesagt, an meine Tante und meinen Onkel. Als ich damals Papas Schwester anrief und denen mitgeteilt habe, dass es Papa so schlecht geht, er immer weiter abbaut usw. - da kam nur zur Antwort: na, die E. (meine Mutter) kann sich ja mal melden. Ja hallo, warum habe Ich dann wohl bei denen angerufen??
Wenn es mein Bruder gewesen wäre, hätte ich mich zumindest mal gemeldet. Ich verlange ja nicht, dass sie sich in die Bahn setzen und sofort losdüsen, aber wengistens mal einen Anruf.

Das war noch zu der Zeit, als wir noch nichts wirklich wußten und Papa in der Klinik lag. Für meinen Papa hat mir das auch sehr leid getan. Seine Schwester und er und noch eine Cousine sind ja sehr eng verbunden gewesen, als Kinder zumindestens. Und dann hat seine Schwester nicht mal einen Anruf für ihn übrig gehabt. Erst als sie dann die Nachricht von seinem Tod bekamen, haben sie sich gemeldet und waren doch ach so erstaunt, dass er nun verstorben war...
Da muss man nichts zu sagen.


Dass Du die Grabstelle als so einen besonderen Ort gefunden hast, ist sicher sehr wichtig für Dich. Und dass Dir da oft die Tränen in den Augen steigen, das kann ich gut verstehen. Ganz sicher erwartet niemand von Dir, dass Du die Tränen dort unterdrückst. Auf einem Friedhof wirst Du dafür bestimmt auch nicht komisch angesehen, so wie zB auf der Straße oder im Büro, wenn Du mal weinst. Und die Menschen, die Du auf dem Friedhof triffst, haben bestimmt jedes Verständnis für Deine Trauer, auch wenn Du sie vielleicht gar nicht persönlich kennst.

Liebe Grüße
Carla
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  #11  
Alt 07.09.2012, 07:39
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Guten Morgen,

im Moment hab ich wieder sehr mit zu kämpfen. Papa fehlt mir so sehr. Am Mittwoch hatte meine Nichte Geburtstag. Ihr 4. Geburtstag ohne Opi. Papi hat seine Enkelchen so geliebt und hat jedem erzählt, wie glücklich er ist dass dieses Jahr nun noch zwei kommen. Und nun wird er es nicht mehr erleben.

Am 05.10. werden nun meine beiden 5 Jahre, auch ohne ihren Opi. Das macht mich so traurig, ich könnte nur heulen im Moment. Der Tag ist eh immer schon schwer genug für uns, da wir die beiden nach der Geburt ja fast verloren hätten und nun ist Papa nicht da. Ihr geliebter Opa. Ronny und ich haben nun auch noch Geburtstag dieses Jahr - auch ohne unseren Papa. Ich weiss, ich jammer schon wieder rum aber er fehlt uns doch so sehr.

Ich weiss sowieso nicht, wie das dieses Jahr werden soll. Ich muss immer schon an Weihnachten denken. Wir haben uns immer so gefreut, sind richtige Weihnachtsfans gewesen. Dieses Jahr hab ich unheimlich Angst davor, die Adventszeit - Ronny und mein Geburtstag fällt da genau rein und dann Weihnachten. Ich würde es am Liebsten ausfallen lassen aber was können unsere Kinder dafür? Die haben doch ein schönes Weihnachtsfest verdient. Man man man, ich fühl mich im Moment wie ein kleines Kind, dass seine Eltern im Supermarkt verloren hat (entschuldige Miri, dass ich deine Worte benutze aber die sind so treffend)

Gestern waren die Jungs und ich wieder bei Papi, haben die Blumen ein wenig durchsortiert und ich hab wieder nur geheult. Ich hatte noch so einen Schreck bekommen, neben ihm war ein Loch gegraben. Da wird heut jemand beerdigt. Diese Menschen haben heut ihren schwersten Tag. Ich weiss nicht, der Schmerz wird einfach nicht weniger. Ist das normal oder werd ich schon bekloppt?

Diese Woche habe ich Mamas und Annis Kettenanhänger (das Medaillon mit ein wenig Asche drin) abgeholt. Mama fühlt sich so gut damit, sie sagt jetzt hab ich ihn endlich am Hals. Die Bestatterin hatte mir noch ne Broschüre mit gegeben mit Trauerbegleitern. Ich hab die Mama gegeben - ihr geht es im Moment auch sehr schlecht. Ich denke, solche Trauerbegleiter sind gar nicht schlecht. Ich rede ja oft mit ihr über Papa und wie es uns geht und so. Aber jemand fremdes hat da ja doch noch eine andere Meinung und Ratschläge dazu. Ich hab ihr zugeraten, die mal anzurufen. Es ist doch gut, wenn sie sich Hilfe von aussen holt wenn sie es allein nicht schafft. Mein Kettenanhänger, mit dem Fingerabdruck, ist leider noch nicht da.

So Ihr Lieben, nun hab ich wieder gejammert und der Tag wird wieder vergehen, wie jeder andere auch. Alle leben ihr Leben so weiter und wir sind mit unserem Schmerz allein, so ist das wohl.

Liebe Grüße Jäcky
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Geändert von Jaecky (07.09.2012 um 07:44 Uhr) Grund: was vergessen
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  #12  
Alt 07.09.2012, 09:07
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hey Jäcky,

einfach nur mal und

Monika
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  #13  
Alt 07.09.2012, 09:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

wenn ich Dir doch nur irgendwie sagen könnte, dass das besser wird...
Die Trauerbegleitung ist sicher eine gute Idee. Könnt Ihr das nicht gemeinsam machen? Ich denke, Du brauchst das genauso wie Deine Mama.

Mir hat ja die therapeutische Hilfe sehr geholfen und meine Therapeutin ist ja auch in Trauerbegleitung ausgebildet.

Ich umarm Dich. Ganz doll. Ist echt blöd, dass wir so weit auseinander wohnen. Sonst wäre ich schon längst bei Dir.
Carla
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  #14  
Alt 09.09.2012, 16:26
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

So, das Wochenende ist nun fast wieder vorbei. Morgen kann ich glücklicher Weise wieder arbeiten gehen.

Ich weiss nicht, wir sitzen im Moment in einem schwarzen Loch. Klar ab und zu kommt mal ein Sonnenstrahl durch. Ich rede von unserem Loch im Herzen. Das hat uns irgendjemand einfach so reingerissen. Papi fehlt uns so sehr. Jeden Tag wenn ich wach werde, stehen mir Tränen in den Augen, wenn ich sehe dass Alex neben mir im Bett liegt. Mama hat niemanden mehr, der neben ihr liegt.

Heute haben wir telefoniert. Sie sagte, dass sie abends ihr Amulett küsst, unter ihre Wange legt und Papi gute Nacht sagt. Das tut so weh. Warum musste das alles so passieren???

Morgen werde ich mit Mama Abendessen gehen. Ich möchte sie mal ein bisschen ablenken. Vorher wollen wir zu Papa gehen.Es fällt mir immer unheimlich schwer aber am liebsten würde ich jeden Tag hin gehen. Es zieht mich so hin.

Ich hoffe, es geht mir besser, wenn endlich mein Kettenanhänger da ist. Dann hab ich ihn auch bei mir.

Liebe Grüße
Jäcky
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  #15  
Alt 09.09.2012, 21:54
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

ich kann nur aus der Erfahrung als "Tochter meines verstorbenen Vaters sprechen", aber alles was du so schreibst ist zwar schrecklich, aber völlig normal. Dein Vater ist nicht mal 2 Monate tot, ich will dich nicht erschrecken, aber i. d. R. dauert es doch einiges länger, bis der Schmerz sich verändert.

Meine Mutter konnte damals gar nicht allein zu Hause sein, sie waren 44 Jahre verheiratet und niemals getrennt. Meine Tochter (damals 13) hat nach dem Tod meines Vaters ein ganzes Jahr lang jede Nacht bei meiner Mutter geschlafen, und auch noch nach dem Jahr sehr oft.
Ich bin das 1. Jahr 1 - 2 mal täglich zum Friedhof gegangen, ich konnte es ohne meinen Vater einfach nicht ertragen und musste einfach zu ihm hin. Auch heute bin ich noch sehr oft da und meine Mutter sieht täglich nach dem rechten.
Also alles normal, wenn du so oft wie möglich zum Friedhof willst, du hast seinen Körper dahin getragen und im gewissen Sinne "wohnt er jetzt da".

Versuch den Schmerz ein bisschen als Teil deines momentanen Lebens hinzunehmen, kämpf nicht so sehr dagegen, das bringt nichts, es gibt ein Loch in deinem Leben und das ist erst einmal allgegenwärtig.

Drück dich,

Monika
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