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  #61  
Alt 02.03.2015, 22:25
Bernsteinketterl Bernsteinketterl ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ach du liebe Wind...schön wieder von Dir zu lesen...und gleichzeitig so traurig zu lesen, was du durch machen musst...unfassbar...aber du bist unendlich stark...du schreibst das alles mit so einer Klarheit...mit so einer Selbstverständlichkeit, ohne Berührungsängste...du gehst deinen Weg...auch wenn er noch so schwer ist...großartig...schau aber gut auf Dich...!

Ja...du sprichst aus, was ich mir ständig denke...um welchen Preis...hm...unser Papa ist nach wie vor auf der Neuro...schreib dir gleich hier auf deine Frage ob es was Neues gibt bei uns, zurück...er ist nach wie vor gelähmt und bettlägrig....aber offensichtlich wächst der Tumor massiv...und ich schätze da werden bald noch ganz andere Ausfälle passieren...Angst habe ich davor, dass die Atemwege eine Lähmung bekommen...es ist einfach so schrecklich...man will nicht verlieren als Sohn...als Tochter...als Frau...darum hält man fest...und hofft...andererseits wünscht sich baldigste Erlösung für den geliebten Menschen...vor allem wenn man ihn so leiden sieht...hm...ich weiß oft nicht mehr was schlimmer ist...die Angst davor, die Nachricht zu bekommen, dass Papa verstorben ist und die ständige Hoffnung diese Nachricht möglichst lange nicht zu bekommen, oder das Gefühl, neue Komplikationen dazuzubekommen, irgendwie zu meistern und dem Papa zuzusehen wie es ihm immer noch schlechter geht...und auch diese Hürden werden wieder überstanden...und oft habe ich mir die Frage gestellt, wenn mein Mann mir eine Sms schickt mit einer neuen Hiobsbotschaft und ich in einer Besprechung sitze, ob nicht die Nachricht, dass er verstorben ist, die bessere für alle - vor allem für Papa selber - gewesen wäre...bei jedem Telefonat bei jedem Gespräch mit meinem Mann...wenn er weint und mir erzählt, wie schrecklich es Papa geht...da denk ich mir das...hm...es ist einfach so schwer...so schwer das alles zu ertragen...

...aber wir machen es ja alle ganz gut...DU machst es gut liebe Wind...
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  #62  
Alt 03.03.2015, 07:39
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebes Bernsteinketterl,
ich weiß genau, was du meinst, wenn du schreibst, dass du Angst vor jeder neuen Nachricht hast. Auch ich breche jedes Mal fast zusammen, wenn bei mir das Telefon klingelt. Selbst mein Bürokollege zuckt schon zusammen und wartet auf mein Zeichen, dass alles noch gut ist. Diese ganzen Auf und Ab`s … es ist kaum zum Aushalten. Die Nerven liegen echt blank. Mein Körper ist von einer unglaublichen Unruhe erfasst. Ich bin abends teilweise so erschöpft, dass ich mit unserem Jungen um acht schon im Bett liege. Ich habe das Gefühl, ich müsste nur noch schlafen. Aber dann liege ich da und ich kann nicht schlafen. Mein Kopf fährt Karussell, mein Herz schlägt wie wild und ich komme überhaupt nicht zur Ruhe. Ich stehe dann auf und laufe wie irre durch das Haus. Im Moment habe ich das Gefühl, nix geht mehr. Aber es muss gehen und ich werde nicht zusammenbrechen … liebes Bernsteinketterl … wir werden gebraucht … nötiger denn je … und deshalb werden wir auch alles, was uns bevorsteht, schaffen. Es ist keine Zeit für Schwäche! Wir sind so viel stärker als wir glauben.

Meinst du, es wäre jetzt vielleicht mal der Zeitpunkt, bei deiner Familie vorsichtig das Hospiz ins Gespräch zu bringen? Ich weiß, dass ist vielleicht ein blöder Vorschlag, aber ihr braucht einen Plan B. Und es wäre ja auch nur Plan B.

Bei uns geht es stetig weiter bergab. Konnte er vorgestern wenigstens noch die 2m ins Bad gehievt werden, ging da gestern gar nichts mehr. Papa mag auch nicht mehr aufstehen. Der Arzt war gestern wieder da, fragte nach den Schmerzen und mein Papa sagt … geht alles! Natürlich weiß der Arzt, dass er Schmerzen hat, aber er sagt auch, jeder Patient muss selbst entscheiden, was er aushalten möchte und kann. Ich glaube, mein Papa hat Angst davor, „weggeschossen“ zu werden. Und seitdem ich weg bin, redet er auch nicht mehr so viel darüber. Wir hatten in der Woche wieder einige Gespräche über das Sterben und „Tot-Sein“. Er hat sich auch nochmal vergewissert, dass alles erledigt ist mit Grabplatz und Bestatter und wir dann nicht so viel „Arbeit“ mit ihm haben. Krass, oder? Aber das ist der Papa … erstmal alle Anderen und dann irgendwann mal er. Was für ein unglaublicher Mann.
Der Arzt sagte auch, dass seine Zeit noch nicht da ist, glaubt er. Man könne das beim Papa ganz schwer einschätzen, weil man ja nicht wisse, wo der Primärtumor sitzt und wo jetzt schon überall was befallen ist. Seit Oktober lässt Papa ja keine Untersuchungen mehr machen. Aber was ihm auch Sorge macht, ist, dass der körperliche Verfall so unglaublich schnell von statten geht. Vor 2,5Wochen war Papa noch selbstständig in seiner Praxis und ist draußen rummarschiert … jetzt kommt er nicht mehr aus dem Bett.
Und ich hatte auch das erste Mal seit der Diagnose im Sommer bei der Verabschiedung das Gefühl, es könnte das letzte Mal gewesen sein.

Aber alles kommt, wie es kommt … wir können nichts beeinflussen … wir können nichts tun … nichts ändern …. liebes Bernsteinketterl … wir reagieren und agieren … auf alles, was uns bevor steht. Und wir werden das schaffen … weil wir unsere Lieben so sehr lieben.

So! Jetzt habe ich mir mal schön selbst Mut zugesprochen … ich fühle mich gerade als Held !
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  #63  
Alt 04.03.2015, 17:28
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little_mermaid little_mermaid ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

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Aber alles kommt, wie es kommt … wir können nichts beeinflussen … wir können nichts tun … nichts ändern …. liebes Bernsteinketterl … wir reagieren und agieren … auf alles, was uns bevor steht. Und wir werden das schaffen … weil wir unsere Lieben so sehr lieben.

So! Jetzt habe ich mir mal schön selbst Mut zugesprochen … ich fühle mich gerade als Held !
Liebe Wind,

ich wünschte ich könnte dir mehr Hoffnung zusprechen, leider erinnert mich alles haarklein an die letzten Wochen meines Vaters :-/ Haltet zusammen in der Familie, seid euch jedes Momentes bewusst, den ihr zusammen verbringen dürft. Mehr kann ich nicht raten. Das mit der Toilette etc. war bei meinem Vater am Ende auch eine Qual bzw. ein Kampf und die vielen Schmerzen...
Leider kommt mir auch das mit dem rapiden Abnahme der Kraft und der Mobilität bekannt vor.

Es ist alles furchtbar traurig, ungerecht und gemein und ich denke an euch. Mehr kann ich nicht mehr schreiben heute.

Alles Liebe! Mögest du irgendwoher Kraft nehmen.
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
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  #64  
Alt 04.03.2015, 23:45
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Geliplie Geliplie ist offline
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Liebe Wind, bei meine Vater war es genauso. Es fing Sonntag an und war Mittwoch vorbei. das heißt nicht dass es bei dir auch so sein wird. Sei gedrückt sei bei ihm!
Geli
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Geli

http://www.krebs-kompass.org/showthr...t=63898&page=3
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  #65  
Alt 05.03.2015, 08:34
Wind Wind ist offline
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Liebe little mermaid,

es tut mir so weh … ich lese aus deinen Worten noch so unsagbar viel Schmerz heraus. Unsere Geschichten ähneln sich so sehr und trotzdem gibst du mir Mut und Kraft. Mir ist sehr bewusst, dass es alte Wunden, die immer noch nicht verheilt sind, bei dir aufreißt, wenn ich so ausführlich über meinen Papa schreibe. Aber es hilft mir ungemein, mich hier mitzuteilen … der große Redner bin ich ja nicht … und trotzdem bist du hier bei mir. Dafür danke ich dir sehr … du bist großartig. Aber bitte … achte auf dich. Wenn es dir in meinem Thread nicht gut geht und dich alles erinnert … bitte denke auch an dich!!!

Liebe Geli … ich bin schon oft auf Beiträge in anderen Threads von dir gestoßen. Es ist unglaublich, wieviel Kraft du … ebenso wie little mermaid … findest nach all dem Erlebten. Es ist eine unwahrscheinliche Hilfe für uns alle hier, dass ihr uns nicht alleine lasst. Und ich freue mich, dass ich ich dich jetzt auch hier bei mir mal begrüßen darf. Bitte fühle dich willkommen … immer und jederzeit !

Bei uns läuft es so dahin. Zum Glück haben wir die Durchfälle in den Griff bekommen … dank Immodium. Die Windeln hat der Papa trotzdem noch, denn er hat mittlerweile gar kein Gefühl mehr dafür, ob und wann was „kommt“. Gestern wurde er von der Mama und meinem Bruder geduscht. Das war ein unglaublicher Kraftakt. Er hatte dabei so wahnsinnige Schmerzen, dass man überlegen muss, ob man dieses überhaupt noch mal andenkt. Selbst das Sitzen im Toilettenstuhl, um zur Dusche zu fahren, bereitet ihm Schmerzen. Er sagt, dass er nur im Liegen keine Schmerzen hätte. Und er wird immer schwächer. Konnte er vor ein paar Tagen wenigstens noch fast alleine die Beine anwinkeln für die Windel, funktioniert dieses jetzt schon gar nicht mehr. Er kann nicht mehr mithelfen beim „auf die Seite drehen“, hat keinen wirklichen Appetit mehr. Ich glaube, er isst nur noch zuliebe der Mama. In seinem Urinbeutel sind ganz viele weiße Flocken und Kristalle. Die Mama hat gestern seinen Zugang gewechselt und sagte, als sie den Schlauch rausgezogen hätte, wäre irgendwas wie glibbriger, schleimiger Eiter ausgelaufen.
Bei meinem Papa merkt man mittlerweile, dass er nicht mehr mag. Manchmal kommt so ein Seufzen von ihm … „Tja, nun lieg ich hier. Ich würde so gerne nochmal spazieren gehen, aber das wird wohl nichts mehr.“ Ich könnte schreien!!!
Gestern hat die Mama mir ein Bild vom Papa geschickt … Schlafzimmerfenster weit auf und er lag dick eingemummelt und mit Pudelmütze im Bett und er hat gelächelt. Das war schön. Habe hier zwar geheult wie ein Schlosshund, aber Papa sah toll aus mit seiner Pudelmütze.

Liebes Bernsteinketterl, liebe Astrid … meine Gedanken sind sehr bei euch .
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  #66  
Alt 05.03.2015, 13:58
Wind Wind ist offline
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Heute früh gab es bei uns gleich eine dramatische Wende. Papa war die Nacht relativ unruhig und als er zwischendrin aufwachte, wollte er zur Arbeit. Ist dann aber wieder eingeschlafen. Morgens sagte er zur Mama, er glaube die Windel wäre voll. Sie das Bett aufgeschlagen und alles war voller Blut. Durch die Windel, durch die Auflagen … alles voller Blut, welches aus dem Po kam. Mein Bruder und sie haben den Papa dann auf die Toilette gefahren, da hatte er dann einen völligen Kreislaufzusammenbruch. Ihm war übel … übergab sich aber nicht, Schweißausbrüche, ganz bleich. Es kam dann ein richtiger fetter Pfropfen raus wie geronnenes Blut, sagte mein Bruder und danach lief einfach nur noch Blut. Mama hat dann gleich den Palliativdienst angerufen und die empfahlen sofort, ihn wieder hinzulegen. Und er blutete und blutete. Die Schwester kam dann auch ziemlich sofort und untersuchte ihn. Es gab die Option des Krankenhauses, aber alle haben sich dagegen entschieden. Die Schwester meinte dann, es könne prinzipiell alles sein, weil man ja nicht wüsste, wo überall der Mist sitzt. Leberriss, Magenriss, Tumor im Darm …
Nun ist es also wohl so, dass man da nichts tun kann und alles bleibt wie es ist. Mama soll sich darauf einstellen, dass dieses öfter passieren könnte.
Zum Glück war mein Bruder da und hat sie ein wenig aufgefangen. Und für mich hier … 800km weit weg … der pure Horror. Kurz der Anruf, er blutet, dann aufgelegt, weil Schwester kam und ich saß hier und wusste gar nicht so recht, was passiert ist. Nach 1,5h dann ihr Anruf und die vorläufige „Entwarnung“… ist Entwarnung das richtige Wort dafür? Ich weiß es nicht.
Habe mittlerweile auch mit meinem Bruder gesprochen und er hat mich etwas beruhigt … Mama war bei unserem Telefonat immer noch ziemlich durch den Wind und sehr gereizt. Nachfragen waren unerwünscht und sie dachte, ich würde ihr sagen wollen, sie hätte da was falsch gemacht. Na klar, im Normalfall würde man einen aus dem Po blutenden Mann nicht noch hochstemmen und auf die Toilette setzen, aber das hier ist kein Normalfall und das erwähnte ich auch nicht am Telefon. Allein auf die Nachfrage, was denn die Schwester dazu meint, reagierte sie sehr angespannt.
Mensch, Mensch … was für ein Morgen. Und heute früh fühlte ich mich eigentlich ganz gut. Obwohl … ich hätte wissen müssen, dass dieser Tag komisch wird … bin ohne Uhr und Ehering aus dem Haus … das passiert mir sonst nie. Jetzt fühle ich mich wie erschlagen … diese Wartezeit zwischen den Telefonaten hat so viel Kraft gekostet. Ich könnte nur schlafen. Um halb vier ist Feierabend und dann … mal schauen.
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  #67  
Alt 05.03.2015, 14:10
Bernsteinketterl Bernsteinketterl ist offline
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Liebe Wind...es tut mir so unendlich leid. Bin leider gerade auswärts. Daher nur kurz - ganz viel Kraft...melde mich länger sobald ich kann.
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  #68  
Alt 05.03.2015, 14:18
Wind Wind ist offline
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Bersteinketterl ... wie gut, dass du dich meldest. Ich bin schon ganz in Sorge um dich und Astrid. Ja ... bitte melde dich nochmal und berichte über deine letzte Zeit.
Ich drücke dich
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  #69  
Alt 05.03.2015, 19:42
Bernsteinketterl Bernsteinketterl ist offline
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...so...nun bin ich wieder im Lande...ich war jetzt drei Tage auf Dienstreise....schrecklich in dieser Situation...konnte leider nicht länger antworten...obwohl bei DIR ja so unendlich viel passiert ist...mein Gott liebe Wind...wie geht es deinem Papa jetzt.....? Bist du wieder hin gefahren?? Wisst ihr woher das Blut kommt und hat es aufgehört? Kann er verbluten dadurch?? ....es ist so erschreckend wie schnell das alles gehen kann...hm...und andererseits dann wieder so langsam im Hinblick auf eine Erlösung....was muss denn ein Mensch noch alles erleiden, bevor er gehen darf...

Ach du....du wirst furchtbar viel mitmachen grad...hm...? Und dein Bruder...? Ist er bei den Eltern?

Schick Dir viel Kraft...! Und Energie...!
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  #70  
Alt 06.03.2015, 01:00
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Geliplie Geliplie ist offline
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Liebe Wind.
Zunächst einmal danke fürs willkommen und danke dür die Blumen. Das Forum hat mir so viel gegeben, dass ich versuchen will, auch anderen was zu geben und nicht einfach abzuhauen, jetzt wo alles tot ist.
Nehme dein Angebot gerne an.

Was du da erzählst ist ja schrecklich. Ich habe den ganzen thread (noch) nicht gelesen, aber du schreibst, du bist 800 km weit weg. Kannst du nicht hin fahren, zumindest jetzt?

Mit dem Pflegebett das finde ich übrigens sehr interessant. Als mein Vater an dem einen Sonntag nicht mehr aufgestanden ist, haben wir ihn mit Kissen gelagert, hoch, runter. Dienstag kam dann das Pflegebett. Als das aufgebaut war, habe ich im Schlafzimmer aufgeräumt (Pflegebett kam ins Wohnzimmer). Beim aufräumen habe ich dann gesehen, dass beide Betten im Ehebett über hoch moderne Technik verfügen. Per Knopfdruck geht es hinten und vorne und in der Mitte hich und runter. Daran sieht man mal, wie kopflos man ist, wenn einen so etwas ereilt. Meine Eltern hatte. Das extra für den Krankheitsfall angeschafft und meine Mutter hat es dann schlichtweg vergessen.

Liebe Wind, ich drücke dich mal.

Deine geli
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Geli

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  #71  
Alt 10.03.2015, 01:26
AHoo AHoo ist offline
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Liebe Wind,

ein kurzes Lebenszeichen von mir.... das hört sich ja nicht gut an, was Du von deinem Papa berichtest. Ich hoffe, dass sich die Blutungsquelle mittlerweile beruhigt hat... und dass deine Mama den Schock einigermaßen verdaut hat. Welch ein Segen, dass dein Bruder gerade dort war und ihr zur Seite stehen konnte.

Wenn solch ein Notfall eintritt und man selbst ist soviele Kilometer entfernt, kann nicht da sein, nicht helfen... und ist auf's telefonieren angewiesen, um auf den Stand der Dinge gebracht zu werden... das stelle ich mir schrecklich vor. Ich hoffe auch Du hast diesen Schreck gut überstanden.

Nun ist es schon einige Tage her, dass Du zuletzt geschrieben hast... ich mache mir Sorgen um dich... um euch!

Was macht dein Papa?... deine Mama? Ist dein Bruder noch dort?

Ich denke an dich und schicke dir eine Umarmung und ganz viel Kraft.

glg Astrid
__________________
Mama: Diagnose Eierstockkrebs Figo IV Nov. 2014
Onkel: LK + 2009 8 Wochen nach Diagnose
Tante: BK 2005
Oma: BK 1998 + 2006
Opa: BSDK April 1983 + Nov. 1983
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  #72  
Alt 11.03.2015, 10:00
Wind Wind ist offline
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Ihr Lieben,

mal wieder ein Bericht von unserer Kampffront.
Nachdem mein Papa am Donnerstag ja diese merkwürdigen Blutungen hatte, wollte er abends noch duschen. Das war keine gute Idee. Duschen klappte ganz gut … dank Duschlift. Dann wollte er sich alleine rasieren und dabei ist er dann zusammen gebrochen. Zum Glück stand mein Bruder hinter ihm und konnte den Fall der 115kg halbwegs abfedern, bevor er auf den Fliesen aufschlug. Ein Schreck für alle. Nach ein paar Minuten kam er dann wieder zu sich und Mama und Bruder haben ihn dann unter größten Anstrengungen wieder ins Bett gebracht. Zum Glück war mein Bruder da noch da. Seitdem steht er auch nicht mehr auf. Mama macht ihn morgens fertig … kurz aus dem Bett, auf den Klostuhl, dort dann auch gleich waschen und wieder zurück ins Bett. Danach ist Papa fix und fertig und benötigt gleich einen Bonus aus der Schmerzpumpe. Und er schläft immer mehr. Vormittags eigentlich nur, zum Mittag weckt die Mama ihn, dann isst er eine Kleinigkeit und trinkt was, dann schläft er, gegen vier weckt sie ihn wieder, dann gibt es Kaffee, dann schläft er, wird zum Abendbrot geweckt und ab dann hat Papa eigentlich eine wache Zeit. Aber Mama sagt, er redet nicht mehr. Sie sabbelt ihn voll und er sagt nichts. Auf ihre Nachfrage meint er nur: “Was soll ich denn sagen?“ Es ist gerade eine schlimme Zeit für die Mama. Sie hat das Gefühl, dass die Zeit verrinnt und sie beide diese verbleibende Zeit gar nicht mehr nutzen. Sie ist so traurig und verzweifelt. Aber Papa hat ja auch irgendwie recht … was soll er denn sagen ? Mama fragt sich andauernd, ob sie alles richtig macht und sie will doch, dass es ihm gut geht. Aber er spricht nicht mehr wirklich mit ihr. Wir führen ewig lange Telefonate und ich versuche sie aufzubauen. Aber meine Worte rauschen an ihr vorbei und am nächsten Tag reden wir wieder über das Gleiche … und ich antworte das Gleiche … und am nächsten Tag wieder. Am Sonntag lag ich richtig flach mit einem fetten grippalen Infekt, hatte keine Stimme und habe den ganzen Tag so vor mich hingedämmert und auch nicht angerufen. Ich hatte an dem Tag einfach keine Kraft, wieder so ein Gespräch zu führen. Am Montag bekam ich dann gleich die Quittung … Vorwürfe, ich würde mich nicht für sie interessieren und schließlich müsste sie die ganze Zeit beim Papa sein und wir wüssten ja gar nicht, wie das ist und wären weit weg. Das reibt so an den Nerven … ich kann damit auch nur noch bedingt umgehen, weil ich auch kurz davor bin am Rad zu drehen. Ich übertrage das dann alles auf meine kleine Familie und bin einfach nur noch unausstehlich. Das Schlimme ist, dass ich selbst merke, wenn ich so ungerecht bin und werde. Aber ich kann nichts dagegen tun. Es tut mir selbst weh, wenn ich so bin, aber ich kann nicht aufhören. Es ist wie ein Ventil, welches sich öffnet. Was für eine beschissene Zeit! Und wenn ich dann beim Bernsteinketterl lese und sehe, wie schlecht es da geht und wie schrecklich sich der Papa verändert hat, dann denke ich mir, dass ich doch eigentlich noch ganz gut dran bin. Mein Papa spricht halt nur einfach nicht mehr, aber er ist friedlich und freundlich zu uns. Und dafür sollte ich dankbar sein, aber nein … was wird aus mir … ein ungerechter Stinkstiefel.
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  #73  
Alt 11.03.2015, 10:50
schreck schreck ist offline
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Hallo Wind,

ich wollte dir ganz kurz antworten. Ich stecke grad in einer ähnlichen Situation wie Du. Meine Mutter kümmert sich um meinen Vater und macht mir auch öfters Vorwürfe bzw. gibt es dort bei den beiden auch Streit. Ich habe da am Montag mit meinem Therapeuten gesprochen und der hat mir klipp und klar gesagt, dass ich die welt nicht retten kann und das so alte Ehepaare ihre eigenen Rituale und Gewohnheiten haben. versuch dich abzugrenzen sonst geht's du kaputt. LG schreck
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  #74  
Alt 11.03.2015, 13:27
AHoo AHoo ist offline
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Ach liebe Wind...

erstmal wünsche ich dir gute Besserung... die "Vergrippung" ist diesen Winter ganz extrem und hartnäckig, deshalb kuriere dich gut aus, damit tust Du auch deinem Nervenkostüm etwas gutes.

Ja, dass deiner Mama das zuviel wird, kann ich gut nachvollziehen, gerade wenn eben gerade erst wieder etwas neues vorgefallen ist, so wie der Zusammenbruch ihres Mannes im Bad. Ihre Vorwürfe "ihr seid ja weit weg"... hm... sind nicht wirklich fair... aber irgendwie kann ich auch das verstehen. (Das denke ich mir auch schonmal, wenn die Schwestern meiner Mutter mal anrufen und loslegen "ihr habt gut reden"... selbst meinem Sohn geht es so... platzte erst kürzlich ähnlich aus ihm raus "Sonst interessiert sich keiner, kommt niemand mal vorbei oder besucht Oma im KH", als eine neugierige Nachbarin versuchte genaueres zu erfahren - son Krankenwagen vorm Nachbarhaus ist immer für ne Sensation gut ) - aber es ist sicher nicht böse oder als Vorwurf gedacht... sondern Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit und Angst. Jetzt waren dein Bruder und Du da... nun ist sie wieder alleine... dass sie da Angst hat, was ist wenn wieder irgendetwas passiert... sich damit auch überfordert fühlt.

Ich finde immer, die Phase wo es "eigentlich noch geht"... aber man jederzeit von irgendwelchen Dingen überrascht werden kann, ist schlimmer als das was noch folgt.

Und ich verstehe auch dich... dass Du dich genauso überfordert fühlst und ungerecht behandelt.... und auch dein "Druck" muss irgendwo raus... da ist es auch in dem Moment nebensächlich, dass es bei anderen "schlimmer" ist... aber du kannst versuchen diesen Druck zu kanalisieren... z.B. in sportlicher Richtung... zur Not in "Putzorgien" ... mir hilft es z.Zt. noch, mir den Hund zu schnappen und mit dem ne Runde durch die Prärie zu drehen... Bäumen macht es relativ wenig aus, wenn man sie "anmosert" oder anschreit

Zurück zu deiner Mama... hat sie denn jemanden, der mal beim Papa bleiben kann, dass sie mal raus kann? Nen Kaffee trinken, einen Bummel machen oder ähnliches?... Habt ihr mal darüber gesprochen was wäre, wenn es schlechter wird und sie es zu Hause alleine nicht mehr kann... sei es körperlich oder auch psychisch und auch der Palliativdienst oder ein Pflegedienst nicht mehr "reicht"?

Es ist eine schwere Zeit, diese Zeit... die einem viel abverlangt.... in der man aber auch Schwäche und Hilflosigkeit zeigen darf und sogar muss... und man sich auch immer wieder mal Zeit für sich selbst nehmen muss, um da durch zu kommen - ohne schlechtes Gewissen.

Ich und denke an dich...

glg Astrid
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Mama: Diagnose Eierstockkrebs Figo IV Nov. 2014
Onkel: LK + 2009 8 Wochen nach Diagnose
Tante: BK 2005
Oma: BK 1998 + 2006
Opa: BSDK April 1983 + Nov. 1983
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  #75  
Alt 11.03.2015, 15:14
Wind Wind ist offline
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Beiträge: 352
Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Schreck,

willkommen hier bei mir und danke! Nein … ich kann die Welt nicht retten … aber ich würde es doch so gerne. Und ja, du hast recht, ich muss mich etwas abgrenzen, aber ich will ja auch immer da sein für Beide. Und ich will ihnen auch das Gefühl geben, dass ich immer da bin. Es ist schwierig … sehr schwierig.

Liebe Astrid,
alles gut mit der Erkältung … Sonntag war es am Schlimmsten … jetzt geht es schon wieder.

Ich verstehe die Mama sehr, sehr gut. Ich war ja selbst vor zwei Jahren sehr intensiv in die Pflege meiner Freundin eingebunden bis zu ihrem Tod. Und ich konnte abends immer wieder gehen und fühlte mich trotzdem wie erschlagen. Ich weiß, wie furchtbar es ist, den ganzen Tag da zu sitzen und zu warten … auf was auch immer. Die Mama hat es rund um die Uhr und ich weiß, was sie leistet. Und ich verstehe auch, wenn da ab und zu die Sicherungen durchbrennen. Genau deshalb bin ich ja auch jederzeit für sie erreichbar und ich möchte ihr wirklich das Gefühl geben, dass sie nicht alleine ist. Aber ich bin nun mal 800km weit weg und das kann ich auch nicht ändern. Manchmal tut es dann einfach weh, wenn man etwas vorgeworfen bekommt, was schon seit 20Jahren so ist und auch immer gut war. Ich weiß, dass ihre Angst und Hilflosigkeit aus ihr spricht, aber es ist ja auch nicht so, dass ich hier sitze und mich des Lebens erfreue. Ich habe auch furchtbare Angst und fühle mich auch hilflos. Ich fühle, dass mein Platz beim Papa sein sollte, aber ich habe hier doch auch mein Leben. Ich muss doch auch hier funktionieren. Es ist gerade eine ganz furchtbare Situation, weil ich gar nicht weiß, was richtig oder falsch ist. Mit der Mama ist natürlich mittlerweile alles geklärt … eigentlich gab es ja nichts zu klären. Es gab da diese Aussagen von ihr, ich habe sie mir angehört, versucht zu erklären, dass es mir echt mies ging … war zwar nebensächlich für sie … aber alles ist gut zwischen uns. Sie weiß nicht, dass ich mich verletzt gefühlt habe, damit muss ich sie nicht auch noch belasten. Das wisst nur ihr hier … und ich hoffe, ihr verratet es nicht . Irgendwie muss sie ja auch ihren Frust abbauen … und wenn es nur so geht, dann halte ich auch noch die andere Seite hin. Ich habe hier ja euch und einmal runter geschrieben, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. DANKE !!!!

Ich habe die Mama schon ganz oft drauf angesprochen, wie es mit ein paar Auszeiten aussieht. Oder was sein soll, wenn es gar nicht mehr geht. Sie macht da komplett dicht, will es nicht hören. Solange sie es kann, wird sie alleine weitermachen, sagt sie. Ich hoffe nur, dass sie merkt, wenn es nicht mehr geht. Sicher bin ich mir nicht. Sie hat viele nette Nachbarinnen, die immer mal wieder reinschauen. Die eine hat gestern auch den ganzen Vormittag auf den Papa aufgepasst, weil Mama einen Arzttermin hatte. Sie hat viele Freundinnen, die ständig anrufen, aber leider weiter weg wohnen. Als ich letztens dort war, ging es echt zu wie in einer Bahnhofshalle. Wenn nicht irgendwer kam, dann klingelte das Telefon. Aber am Ende des Tages ist sie alleine mit all ihren Ängsten und Sorgen …
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