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Alt 06.07.2009, 09:12
Omakind Omakind ist offline
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Registriert seit: 26.06.2009
Beiträge: 22
Standard Meine Oma ...

ist in meinem Leben die wichtigste Person.Als kleines Kind war ich nur bei Oma und Opa,war von Anfang an ein absolutes Omakind.Ich durfte alles,kannte aber meine Grenzen.Ich habe alles bekommen was ich wollte,wusste aber jeden Wert zu schätzen und war nie versnobt.Wenn ich Schulferien hatte,war ich bei Oma,wenn Wochenende war,war ich bei Oma.Jede freie Sekunde habe ich genutzt um bei meiner Oma zu sein.

Mit 18 Jahren habe ich noch bei meiner Oma geschlafen
Dann lernte ich meinen jetzigen Mann kennen und Oma ihren Lebensgefährten.
Geschlafen habe ich dann nicht mehr bei ihr,war aber trotzdem immer da,egal was war.

Mein Motto war schon immer:

Uns passiert nichts schlimmes was Krankheiten angeht,wir sind mit Glück überschüttet.

Manchmal lag ich Nachts im Bett und fing einfach zu weinen an,weil ich angst hatte,das meine Oma irgendwann mal sterben könnte.Ich habe nicht an Krankheiten gedacht,weil uns ja nichts schlimmes passiert.Es war einfach so,weil ich Angst hatte das sie mit jedem Tag,den sie älter wird auch schwächer wird.

Als ich 14 war dann der erste Schock:Oma kam von der Arbeit,stürzte vom Fahrrad und zog sich ein Schienbeinkopfbruch zu inkl. einem Meniskusriss.
3 Monate war sie am Rollstuhl gefesselt.Jeden Tag nach der Schule war ich im Krankenhaus.

Einen Monat nach dem Unfall starb mein Opa an einer Staublunge mit 73 Jahren.

Jahre darauf fand man ein Blutgerinsel in der Nähe des Fußes meiner Oma.Sie hatte schon einen ganz schwarzen Zeh.Mit ganz viel Glück konnte der Große Zeh noch erhalten werden.Jeden Tag war ich im Krankenhaus.Aber Oma wurde wieder gesund und das allein war wichtig.Von da an musste sie Macumar nehmen,musste also Vorsichtig mit Schmerztabletten sein,denn alles durfte sie nicht mehr nehmen.

Ein paar Jahre darauf wurde Osteoporose festgestellt und eine ''eingekrachte'' Wirbelsäule.Meine Oma wollte das geklärt haben,weil sie sich wegen nichts die Rippen brach.Sie brauchte sich nur bücken und es knackten die Rippen.
Sie brach sich noch öfters die Rippen,wenn sie sich falsch bewegte,gleichzeitig zog sie sich auch einen Hexenschuß zu,der nicht behandelt werden konnte,da sie Macumar nahm.Also lief sie Monatelang mit Schmerzen rum,war aber tapfer und nahm alles so hin wie es kam.

Dann war Ruhe.Klar,sie hatte Schmerzen im Rücken,wegen der Wirbelsäule,sie hatte nach dem Unfall immer Schmerzen im Knie,konnte danach auch nicht mehr so laufen wie davor,aber bis auf die ''kleinen Wehwehchen'' ging es ihr gut.Sie ging einkaufen,kochte,brachte die Wohnung auf Fordermann.

Im April diesen Jahren wurde sie vor der Wohnungstüre überfallen.Der Typ muss sie nach dem Einkauf verfolgt haben.Er stieg mit ihr in den Aufzug,Oma fragte auf welche Etage er möchte und wo er hin will.Er sagte nur,er besuche ''einen Kumpel''.Meine Oma überlegte aber nicht,denn in dem Haus wohnen nur ältere Menschen.Auf ihrer Etage stieg sie aus,der Kerl auch.Ein Griff in die Handtasche und das Portemonaie war weg,ebenso wie der Typ.
Ganz verstört rief sie mich an.Kurze Zeit später waren mein Mann und ich auch schon auf den Weg zu ihr.

Angetroffen haben wir ein Häufchen Elend.Sie zitterte,sie weinte,brachte kein Wort raus.Die Polizei war schon verständigt,traf eine halbe Stunde später ein.
Meine Oma konnte den Typ ganz genau beschreiben,auch wie alt er ca. war.
Diese Aussage stimmte mit der der Nachbarin im Nebenhaus überein,denn die hat ihn rennen sehen.

Meine Oma musste am nächsten Tag zu Wache,Bilder anschauen.Leider war er nicht dabei.Wir sagten immer ''Scheiß auf das Geld,hauptsache du lebst.Geld kann man ersetzen,dich nicht.''
Das Geld bekam meine Oma aber durch ihre Versicherung wieder.

Aber der Schock ließ sie einfach nicht los.Sie konnte nicht mehr schlafen,sie hatte Albträume und hatte Angst vor dem Auzug,sie fraß die Zigaretten wir andere ihr Brot.

Im Mai feierten wir ihren Geburtstag,da bekam sie schon schlecht Luft.Wir alle schoben es auf den Pollenflug,da sie damit auch früher schon Probleme hatte.
Oma reduzierte ihre Zigaretten.Die Atmung fiel ihr immer schwerer.Sie war schnell außer Atmen,röchelte,musste sich ausruhen.Mit der Zeit hörte sie dann ganz auf mit dem rauchen.

Am 12.06 ging meine Oma dann zur ihrer Hausärztin.Die war überhaupt nicht begeistert.Gab ihr Tabletten mit und sagte ihr,wenn es nicht besser wird,solle sie Montag wiederkommen.Es wurde nicht besser.Ihre HÄ überwies sie sofort ins KH,weil sie sich auch keinen Rat mehr wusste.Im KH ging das Warten los.Notfälle die vorrangig waren,die Angst um Oma,die Sorgen um ihre Luft.
Es wurde Blut abgenommen,es wurde geröntgt.Man fand einen Schatten auf der Lunge,es könnte auch bösartig sein.Die Angst war plötzlich da.Nach den Untersuchungen wurde sie dann stationär aufgenommen,erstmal auf der Chirurgischen.2 Tage später kam sie auf die Pneumologie.

Sie bekam wieder Blut abgenommen,musste zum CT und zur Bronchoskopie.

Dann hieß es warten.Meine Oma rechnete mit dem schlimmsten,sprach nur von Krebs und Metastasen.Ich wurde sauer und sagte ihr,sie solle sowas nicht sagen,das es so viele kleine Dinge sein könnten und sie kein Krebs hat,fertig!

Am 19.06 bekam ich dann einen festen Schlag ins Gesicht.Kleinzelliges Bronchialkarzinom.Wir standen um das Bett meiner meiner Oma,umarmten uns gegenseitig und weinten.Da wurde mir erst richtig bewusst,das wir nicht mit Glück überschüttet wurden.Das Krebs überall vorkommen kann,selbst in der eigenen Familie der nie etwas schlimmes passiert.Mir prasselten die ganzen Bilder durch den Kopf ... der Unfall,das Blutgerinsel,die Osteoporose ... der KREBS!Nein,mit Glück wurden wir nicht überschüttet.

Oma ließ sich hängen,kam mit der Diagnose ebenso wenig klar wie wir alle.

Inzwischen können wir alle damit sehr gut umgehen,selbst Oma redet schon wieder positiv.Und wir schaffen das.Wir haben bis jetzt alles zusammen geschafft.
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