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  #1  
Alt 17.01.2012, 10:53
Bibors Bibors ist offline
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Registriert seit: 17.01.2012
Beiträge: 2
Standard Mein Bruder hat BSDK

Guten Morgen,

auf der Suche im Netz habe ich hierher gefunden und möchte Euch ein bisschen erzählen, ich muss mich einfach jemandem mitteilen.

Mein Bruder hat seit 2008 die Diagnose BSDK, er ist vor kurzem 55 Jahre alt geworden.

Seit Mai letzten Jahres ging es rapide bergab mit ihm, er hat jetzt auch im Bauch einen großen Tumor, alle zwei Wochen bekam er Bluttranfusionen und er hat sehr abgebaut. Den 1.Weihnachtstag haben wir noch mit meinem Bruder und mit der ganzen Familie zusammen einen schönen Tag verbracht, aber einen Tag später musste er wieder in die Klinik. Mein Bruder, wie auch die ganze Familie haben gedacht, das er im Anschluss an die ambulante Bluttransfusion wieder nach Hause darf, aber die Werte waren so schlecht, das er stationär aufgenommen wurde und seitdem liegt er in der Klinik und bekommt jetzt täglich Bluttransfusionen, da er viel Blut über den Darm verliert.

Ich versuche ihn so oft wie möglich zu besuchen, aber wir sind eine große Familie und wir müssen uns immer abwechseln, sonst wird ihm das zuviel. Letzten Freitag war ich wieder mit meiner Schwester bei ihm, aber ich habe mich so erschrocken, wie sehr er sich in den wenigen Tagen verändert hat. Er ist sehr sehr schwach und hat gesagt, er wäre am liebsten bei unserer Mutter ( unsere Mum ist Weihnachten 2001 gestorben ). Er leidet so sehr und versucht trotzdem vor uns, stark zu sein, aber wir wissen alle, wie schlecht es ihm geht. Ich habe Angst, das mein Bruder sich aufgibt und nicht mehr kämpft. Ich weiß, das wir uns darauf einstellen müssen, das er einschläft und das es für ihn eine Erlösung wäre, aber die Vorstellung, das er bald nicht mehr da ist, macht mich fast wahnsinnig, wie soll ich damit umgehen?

Vorgestern hat man ihm 2 Liter Wasser aus dem Bauch punktiert, jeden Tag kommt eine neue Schreckensmeldung. Er liegt nur noch, kann nur noch flüstern, schläft oft ein. Am Freitag hatte er starke Schmerzen, so stark, das er geweint hat, ich wollte nach der Schwester klingeln, damit sie ihm noch mehr Schmerzmittel gibt, aber mein Bruder wollte das nicht, er meinte, er hätte grad noch was bekommen. Warum lässt er sich nicht noch was gegen die Schmerzen geben, wenn er Schmerzen hat? Warum quält er sich selber so?

Heute fahre ich wieder zu ihm, aber ich habe auch Angst, denn ich sage meist fast nichts, halte nur seine Hand und streichel ihn, aber es zerreisst mir jedesmal das Herz und ich bin unendlich traurig.

Danke das ich mein Herz ausschütten konnte.

LG
Birgit
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  #2  
Alt 17.01.2012, 14:49
katja118 katja118 ist offline
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Registriert seit: 28.06.2007
Beiträge: 148
Standard AW: Mein Bruder hat BSDK

Liebe Birgit,
das tut mir sehr sehr leid. Ich habe das gleiche 2008 bei meinem Vater erlebt.
Wie du es beschreibst, ist er im Endstadium angekommen. Ich denke, er weiss das. Man sollte ihm eine schnelle Erlösung wünschen, ich weiss, wie schwer das für die Angehörigen ist. Aber man muss es akzeptieren und auch ihm das Gefühl geben, dass die Menschen um ihn das akzeptieren.
Glaub mir, ich weiss wovon ich rede. Aber irgendwann ist es nur noch Leiden, das dank der Medizin körperlich als auch psychisch gott sei dank gelindert werden kann. Hier ist es bestimmt gut, Morphium etc. so hoch wie möglich zu dosieren, damit man dem Patient die größten Nöte erspart.

Ich wünsche Dir und deiner Familie ganz viel Kraft, die ihr ihn spüren lassen könnt.
Herzliche Grüsse
k.
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  #3  
Alt 17.01.2012, 17:13
tischlerin tischlerin ist offline
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Registriert seit: 23.12.2010
Beiträge: 43
Standard AW: Mein Bruder hat BSDK

Liebe Birgit!

Ich kann Dich sehr gut verstehen, auch mein Bruder hatte ein Pankreaskarzinom. Die Situation, die Du beschreibst, dass Dein Bruder gehen möchte, kenne ich sehr gut. Mein Bruder kämpfte 20 Monate wie ein Löwe, war tapfer, hat so viel ausgehalten. Plötzlich, etwa eine Woche vor seinem Tod gab er auf, als ob er plötzlich gemerkt hätte, es ist Zeit zu gehen, es hat einfach keinen Nutzen mehr zu kämpfen. Das ist so unheimlich schwer anzunehmen für die Angehörigen und man möchte, dass er weiterlebt und es ihm wieder gut geht. Aber - zumindest war es mein Eindruck - der kranke Mensch weiß, wann es einfach keinen Sinn mehr hat zu kämpfen.

Dein Bruder kämpft seit 2008 mit dieser Krankheit, denk einmal, wie anstrengend das für ihn war und ist. Irgendwann geht einfach die Kraft aus.

Dass ihr eine große Familie seid, ist gut, so könnt ihr euch abwechseln und es kann immer jemand bei ihm sein. Ich habe auch mehrere Geschwister und es war dann gut zu wissen, dass man selbst mal aus dem Krankenzimmer gehen kann und weiß, dass jemand anderer bei ihm ist.

Liebe Birgit, ich wünsche Dir viel Kraft für diese Zeit und nutze jede Minute, die Du mit Deinem Bruder verbringen kannst, denn irgendwann ist es für immer vorbei und Du kannst ihn nicht mehr sehen. Du schreibst, du hältst "nur" sein Hand und streichelst ihn. Das ist doch sehr viel, was Du hier machst, Du begleitest ihn und lässt ihn wissen, dass er nicht allein ist. Vielleicht magst Du ihn noch fragen, ob Du noch etwas für ihn erledigen kannst. Wenn er gefragt wird, traut er sich vielleicht eher, um etwas zu bitten, als wenn er von selbst die Bitte aussprechen muss. Es erleichtert auch die Angehörigen, wenn sie noch etwas tun können.

Liegt Dein Bruder auf einer Palliativstation? Er sollte so viele Schmerzmittel bekommen, damit er schmerzfrei ist, niemand sollte in so einer Situation zusätzlich leiden müssen. Gibt es dort einen Psychologen. Mir hat es sehr geholfen, mit dem Psychologen der Palliativstation zu sprechen, diese Menschen sind einfach darauf geschult, mit Angehörigen in solch einer Situation umzugehen und ihnen zu helfen.

Ich hab jetzt viel geschrieben, ich will Dich nicht mit Weisheiten überhäufen, aber ich war eben in der ganz gleichen Situation und auch heute, 21 Monate nach seinem Tod kommt es mir vor, als wäre es gestern gewesen. Es prägt sich einfach so ein, dass man das nie wieder vergisst. Im Nachhinein gesehen, bin ich sehr dankbar über jede Minute, die ich bei ihm war und über jeden Wunsch, den ich noch erfüllen konnte. Und ich bin dankbar, dass er es auch erlaubt hat, in seinen letzten Tagen und Stunden, in einem der persönlichsten Augenblicke seines Lebens, des Sterbens, bei ihm sein zu dürfen.

Ich wünsche Dir, dass Du viel Kraft hast, ich glaube, die hat man in einer solchen Situation einfach, man weiß nicht woher. Gut, dass Du nicht allein bist!

Fühl Dich gedrückt und verstanden - und wenn Du willst, lass wieder von Dir hören!

Herzliche Grüße!
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  #4  
Alt 20.01.2012, 10:39
Bibors Bibors ist offline
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Registriert seit: 17.01.2012
Beiträge: 2
Standard AW: Mein Bruder hat BSDK

Guten Morgen,

vielen Dank für Eure lieben Worte.

Mein Bruder ist gestern Morgen eingeschlafen. Ich weiß, das es für ihn besser ist, weil er jetzt nicht mehr leiden muss, aber meine Familie und ich können das immer noch nicht begreifen.

Ich soll meinen großen geliebten Bruder nie mehr sehen können, nicht mit ihm lachen, sprechen, ihn nie mehr umarmen, nie nie wieder????????

LG
Birgit
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  #5  
Alt 21.01.2012, 00:29
tischlerin tischlerin ist offline
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Registriert seit: 23.12.2010
Beiträge: 43
Standard AW: Mein Bruder hat BSDK

Liebe Birgit!

Ich fühle mit Dir und es tut mir sehr leid, dass Dein Bruder diesen Weg gehen musste. Du sagst, Dein Bruder ist eingeschlafen, ich bin froh für ihn, dass er keinen schweren Todeskampf hatte. Ich kann Dich gut verstehen, es ist einfach unbegreiflich für eine kleine Schwester, dass sie ihren großen Bruder nie mehr sehen wird, nie mehr mit ihm sprechen kann und ihn nie mehr berühren kann.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns, mit dem Unbegreiflichen zu leben.

In diesem Sinne wünsche ich Dir sehr viel Kraft, vorallem für die Zeit "danach", wenn alles Organisatorische vorbei ist, keine Ablenkung mehr da ist und die Zeit beginnt, in der man langsam alles begreift und einem bewußt wird, dass es endgültig ist. Lass Dir Zeit, gib Dir Zeit zum Traurigsein und glaube nicht, dass Du gleich wieder funktionieren musst!

Ich denke an Dich, wenn Du magst, lass wieder mal von Dir hören, wie es Dir geht!

Herzliche Grüße
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