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  #1  
Alt 21.11.2011, 21:14
mimi2 mimi2 ist offline
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Registriert seit: 21.11.2011
Beiträge: 1
Standard Gleason 9, Wunder passieren, möchte Mut machen

Hallo, ich bin neu hier im Forum und möchte meine Erlebnisse als Ehefrau mit anderen hier teilen, um Mut zu machen und um auch mir zu helfen...
Bei meinem Mann wurde Nov. 2010 zufällig nach einer TURP ein T1 Gleason 9 festgestellt. Jedoch hatte der Chirurg uns "vergessen" zu sagen des es ein Gl 9 war und meinte wir sollten diese Waitfull Watching Methode anwenden und regelmässig zur PSA Messung kommen (später erfuhren wir, das bei so einem aggressiven Krebs der PSA Wert wahrscheinlich nicht gross ansteigen wird). Nur auf Grund eines Bauchgefühls wechselte mein Mann den Urologen und dieser fiel fast vom Stuhl als er 5 Monate später den Bericht las. Sofort wurde ein Scinti gemacht und alles andere was so "anfällt". Gott sei Dank negativ. 6 Monate nach der TURP wurde im Juni 2011 also eine Total OP gemacht nach Da Vinci bei uns in Luzern. Mein Mann ist 58 Jahre alt und absoluter Realist. Er ging mit dem Gefühl in die OP, egal was danach kommt, ich werde überleben. Dieses positive Denken hilft ungemein. Wir wussten was auf uns zu kommt: Inkontinenz, Impotenz, Blasentrainig usw. Die OP verlief super, der Arzt war überglücklich, denn nach einer TURP sind die Gewebeverläufe schwerer zu erkennen. Ich war Krebsunerfahren und dachte eigentlich, dass es mit der OP nun gut ist, aber man wächst mit der Krankheit und so lernte ich, dass die Histologische Untersuchung noch wichtiger war, als gedacht. Der Knaller war dann: pT2c pN0(0/23) cM0 L0 V0 G3 R0 Gleason 4+5, ansonsten keinerlei Infiltration, alles tumorfrei ringsrum, Samenblasen frei, Gewebe frei, einfach traumhaft, bei der Vordiagnose, wir waren happy. Nun ja, der hohe Gl Wert, aber gegen den können wir nichts mehr machen, aber der Rest ist super, wenn man bedenkt, dass der Arzt uns keine gute Prognose gab. Die Heilung verlief gut, hier in der Schweiz gibt es allerdings keine Reha, also alles zu Haus allein gemanagt. Training der Blase usw. Das zweite Wunder geschah, mein Mann war niemals seit der OP inkontinent. Keinen Tropfen verloren. Er übte fleissig, aber auch nicht zu fiel, er ist da pragmatisch und lässt alles locker auf sich zukommen. Er trug nur in den ersten Tagen eine Vorlage zur Sicherheit, die flogen nach einer Woche zu Haus in den Müll. Nun ja, er hatte eine sehr gereizte Blase, musste alle 2-3 Stunden aufs WC, aber hielt das Wasser, sogar bei Niesen oder Husten. Es ging ihm immer besser, die Blase wurde ruhiger und er ist nach 2.5 Monaten nach der OP bei normalen 5 Stunden im Durchschnitt Wasserlassen. Jetzt kommt Wunder Nummer drei: Mein Mann ist total operiert, und ich meine damit alles raus, keine Nerven mehr beidseitig! Der Arzt wollte kein Risiko eingehen und wir auch nicht. Wir sind seit 25 Jahren verheiratet und hatten ein wunderbares Liebesleben. Uns war klar es wird sich einiges ändern. Mein Mann dachte mehr an mich, als an sich. Ihm war wichtig mich glücklich zu machen und mir lag sein Seelenheil mehr am Herzen, also sorgten wir uns mehr um den anderen. Unsere erste gemeinsame Nacht war nach ca. 2 Monaten und nach diesem Erlebnis möchte ich allen Männern sagen, es kann auch ohne Hauptnerven gehen, wenn man sehr viel Glück hat! Der Urologe sagt dazu: Es gibt Nervenbündel im Beckenbereich, die dann die Funktion der Weiterleitung zur Blutversorgung übernehmen. Anfangs nur zögerliche und relativ kurze Erektionen, aber sie waren da! Und das bei beidseitiger Entfernung der Nerven! Nach drei Monaten wurde es immer besser und es ist fast wie früher. Auch der Orgasmus ist fast gleich, sagt mein Mann. Anfangs hat mir das sehr viel Angst gemacht, weil ich dachte der Chirurg hat doch nicht alles rausgenommen, denn eigentlich hielt ich das für unmöglich, wenigstens nach so kurzer Zeit. Nach drei Monaten dann die erste PSA Messung - wieder Angst (jedenfalls bei mir) und siehe da - kleiner als 0.01, also wir sind glücklich. Wobei ich sagen muss, ohne meinen Mann hätte ich es nicht geschafft! Hört sich komisch an, aber es geht auch umgekehrt. Er hat nach anfänglichem Schock mich trösten müssen, ich war einfach nicht in der Lage ihn zu trösten. Ich war schwach und ängstlich und er, der krank war, war stark und stand an meiner Seite. Ich habe mir sagen lassen, dass mein Mann so stark ist für 2 und dadurch meine Hilfe nicht brauchte. Anfänglich fühlte ich mich miserable, denn ich war schwach, konnte nicht für ihn da sein, zerbrach fast selber daran. Aber er half mir. Heute weiss ich, ich hätte stark sein können, wenn er meine Hilfe benötigt hätte. Dann wäre ich bestimmt über mich hinausgewachsen, aber ich habe anscheinend gespürt, das er meine Kraft nicht braucht. Ja, auch so etwas gibt es wohl. Jetzt hoffen wir, dass alles weiter so gut verläuft und wir noch viele Jahre gemeinsam haben, sicher kann man sich nie sein, aber wir sind positiv, bei so vielen Wundern ... Vielen Dank für diese Forum und danke, dass ich mich mitteilen konnte. Ich wünsche allen Erkrankten und Angehörigen alles Glück dieser Welt und Kopf hoch - Wunder gibt es immer wieder.
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  #2  
Alt 21.11.2011, 21:59
Rainer53 Rainer53 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.12.2010
Beiträge: 284
Standard AW: Gleason 9, Wunder passieren, möchte Mut machen

Hallo Mimi,

das ist ja eine sehr schöne Geschichte. Ich freu mich für euch!

Ich kann als Mann auch sagen, dass es unterschiedliche Arten der Erektion gibt. Oder wie es Herbert Achternbusch mal ausdrückte: Nichts ist so hart wie ein verliebter Schwanz.

Und ich glaube doch sehr, dass eure Liebe geholfen hat, dass alles so aktiviert wird, damit es wieder passt.

Die Liebe ist nicht nur eine Himmelsmacht, sie wirkt auch auf den Körper, und wie!

Alles Gute und viel Spaß weiterhin,

Rainer
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  #3  
Alt 22.11.2011, 14:47
gela 77 gela 77 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.11.2009
Ort: Hamburg
Beiträge: 1.637
Standard AW: Gleason 9, Wunder passieren, möchte Mut machen

Hallo mimi,

habe mich sehr gefreut solch einen positiven Bericht zu lesen.
Danke dafür...
Ich wünsche euch weiterhin viel Liebe mit und für einander.
Liebe Grüße gela
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