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Alt 30.01.2017, 19:06
ilo-bln ilo-bln ist offline
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Standard Eierstockkrebs und was kommt dann

Liebe Forenmitglieder,

ich heiße Ilo, bin 55 Jahre als und Bekam im Juli 2016 die Diagnose Eierstockkrebs. Am 15.6.2015 brach ich plötzlich erschöpft zusammen und war nur am schlafen. Seit diesem tag war alles anders.

Ich hatte keine Kondition mehr, konnte nicht mehr am normalen Leben teilnehmen, nicht mehr arbeiten und lief von Arzt zu Arzt. Außer einem sehr niedrigen Feritin-Wert konnte nichts festgestellt werden, also blieb nur die Diagnose Depression.

Super, ich bekam Tabletten und legte mich aufs Sofa. Ich wartete auf Besserung und sehnte mich nach meinem alten Leben.

Die Rentenversicherung schickte mich dann zur Reha, die mir gut tat, aber meine Erschöpung blieb. Im Mai 2016 kam ich aus der Reha und im Juli dann die Diagnose. Ich sag ja immer, Zufälle gibt es nicht. Aber diesmal…

Durch den Ultraschall meines Urologen, wurden wurden 2 Tumore an der Gebärmutter vermutet, meine Gyn meinte, die muss dann raus. Ok, dann muss sie raus, dachte ich. Habe mir Myomen gerechnet. Im Leben glaubte ich nicht an eine schwere Erkrankung.

Im August wollte ich nach Wien. Als nach dem MRT feststand, dass 2 kindskopfgroße Tumoren auf den Eierstöcken thronten fuhr ich mit dem Rad direkt weiter in die Klinik. Ich wollte Gewissheit. Nach ca. 2 Stunden Wartezeit wurde mir eindringlich erklärt, dass ohne Einweisung keine weiteren Untersuchungen erfolgten. Ich teilte ihnen mit, dass ich nach Wien wollte. Ja,ja, wir entfernen minimalinvasiv, das geht schnell.

Na gut, dachte ich , wird schon. Am nächsten Tag ging ich zu meiner Gynäkologin, die den Tumormarker abnahm und mir eine Einweisung schrieb. Sie vereinbarte für mich einen Termin beim Professor.

Die Untersuchung erfolgte und er sprach von eventuellen Borderlin-Tumoren, serösen Anteilen, bla, bla. Ich sagte ihm…ich will nach Wien. Nee, Frau Ilo, das geht nicht, wir müssen den Bauch aufschneiden. Ich begann mit ihm zu verhandeln. Bitte gib mir Wien und ich verrats auch nicht…

Letztendlich gab er mir Wien, aber meine Familie wollte mich dafür unzurechnungsfähig einweisen lassen. Ach Mensch, das war doch nicht möglich. Ich hatte Krebs???

Vor der Operation erhielt ich Röhrchen in die Harnleiter (DJ-Schienen), die die Sicht des Operateurs verbessern sollte, da die Tumore sehr dicht am Harnleiter wuchsen. Bereits die erste Nacht mit diesen Schienen war verrückt. Ich weinte vor Schmerzen.

Dann Kam der Operationstag. Ich hatte mich im Vorfeld für eine zusätzliche Rückenmarksnarkose entschieden, um nach der Operation einen schmerzfreien Bauch durch Schmerzpumpe zu haben. Die Anästhesistin versuchte 3x mir die Nadel ins Rückenmark zu stechen…beim 3. mal kollabierte ich vor Schmerz. Das 4. mal glückte dann dem Oberarzt. Ich will diese Inkompetenz nicht groß bewerten…

Nach 10 Stunden Operation stand fest…Beide Eierstöcke und Eileiter, Bauchnetz, 65 Lymphknoten sowie Gebärmutter entfernt. Am Bauchfell, dass auf Blase, Zwerchfell und Darm auflag fanden sich Metastasen, die ebenfalls entfernt wurden. Als letzter Satz im OP-Bericht las ich: makroskopisch Tumorfrei.

Ich wachte auf der Intensivstation auf. Meine erwachsenen Kinder blickten mich traurig an. O man, das war sehr schrecklich.

Im Laufe der Genesungszeit gesellte sich eine Lungenembolie, Wasser in der Lunge und eine Lungenentzündung dazu. Erst da erfuhr ich, dass sie beim Entfernen der Metastase am Zwerchfell die Lunge angeschnitten hatten. Ich durfte dann 2 Spriten Heparin erhalten,

1 Woche nach Krankenhausentlassung erhielt ich meine erste Chemotherapie. 2 tage danach ging es mir sehr schlecht. Ihr kennt es.

10 Tage nach der 3. Chemotherapie bekam ich nachts fürchterliche Bauchschmerzen und ich musste in Krankenhaus. Nach einem CT zeigte sich ein Darmverschluss. Na prima, wieder die komplette Narbe geöffnet. Wieder 1 Woche Intensiv und insgesamt 3,5 Wochen Krankenhaus mit Fieber und Infektion. Die Schienen im Harnleiter machten ständig Beschwerden und ich nahm durchgehend ca. 5 Monate Antibiotika.

In dem Stück Darm, dass entfernt wurde, fanden sich Krebszellen, die noch vom Eierstockkrebs herrührten.

Danach fand ein Wechsel der Onkologin statt, da mir die bisherige mitteilte, ich werde nicht mehr gesund und trotz meiner tränenreichen Antwort ging sie 3x ans Telefon, um Rezeptanfragen zu beantworten.

Inzwischen habe ich am 4.01.17 meine letzte Chemo erhalten. Danach war ich wieder im Krankenhaus, weil erneut Verdacht auf Darmverschluss bestand, der sich als Lymphozele herausstellte und operiert werden sollte. Ich lehnte das nach Schmerzrückgang ab.

Mein Bauch fühlt sich innerlich immer noch unangenehm an, so als hätte ich Wachersteine. Schwer und innerlich hart. Ich komme schwer in die Gänge und kann nur kurze Strecken laufen.

Bald fahre ich zur Reha.

Ich habe große Angst vor dem Tod, zumal mir eine Gynäkologin in der Klinik mitteilte, der Krebs käme wieder und sie kenne niemanden, der die 5 Jahresgrenze geschafft habe.

Meine Kinder haben sehr gelitten und sich etwas zurück gezogen, was mir sehr weh tut. Meine Tochter möchte auch keinen Verlauf mehr hören, nur gravierende Veränderungen.

Ich möchte mein normales Leben wieder haben und alles vergessen. All die Schmerzen, den Kummer, die Trauer…aber das scheint unmöglich.

Ich lebe allein und bereue es inzwischen, die Grübelei, die Angst vor der Nacht ist schlimm. Darüber informiert niemand. Die große Angst, der Versuch immer wieder positiv zu denken. Denn sagten nicht viele, nur wer positiv denkt schafft es? es ist verrückt.

Wo bekomme ich einen Glauben her, ich bewundere die Menschen mit ihrem Glauben, sie haben keine Angst vor dem Tod. Ich ertappe mich bei Gedanken…ach, das lohnt doch nicht, z.B. wenn ich etwas neues kaufen oder renovieren will.

Und doch weiß niemand wann ich sterbe.

Ich grüße und wünsche Euch Mut und Zuversicht. Ilo

Geändert von gitti2002 (30.01.2017 um 20:59 Uhr)
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Stichworte
eierstockkrebs, schmerz, tod, trauer


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