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  #1  
Alt 22.11.2003, 11:15
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

Hallo,
eigentlich bin ich keine "Angehörige" mehr, meine Mama ist vor 1Jahr und 8 Monaten gestorben. Trotzdem scheint mir meine Frage besser in dieses Forum als ins Hinterbliebenen-Forum zu passen. Es ist eine sehr heikle Sache, und ich hoffe, niemand versteht mich hier falsch.

Ich habe meine Mama sehr geliebt, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Ich vermisse sie, aber oft ist auch ein Gefühl von richtiger Wut dabei. Ich habe mich sehr um sie gekümmert während ihrer Krankheit, wollte alles tun, damit sie wieder gesund wird. Ich habe mich ihrer Krankheit gestellt und sie so gut ich konnte unterstützt.
Oft genügte aber ein kleiner, völlig unbedeutender Anlaß, damit sie mir Vorwürfe machte. Ich kümmere mich nicht um sie und mache sowieso alles falsch. Ich kann das hier nicht im Detail wiedergeben, aber es hat mich sehr getroffen, gerade weil ich mich wirklich bemüht habe, ihr eine Stütze zu sein.
Ich wollte mich nicht mit ihr streiten, weil ich die Zeit, die ihr und mir zusammen blieb, nicht vergeuden wollte.
Trotzdem schwelen diese Vorwürfe bis heute in mir. Ich sage mir zwar immer, daß es die Krankheit und der Gedanke an ihren Tod waren, die sie manchmal so aggressiv gemacht haben, aber so recht kann ich das nicht glauben. Wahrscheinlich ist es aber so, und wenn mir hier ein paar Leute von ähnlichen Problemen berichten könnten, würde ich besser erkennen können, daß es nicht an mir lag.

Über solche Dinge wird leider wenig gesprochen, deshalb wäre ich froh, wenn ich ein paar hilfreiche Antworten bekäme.
Es ist so schwierig, darauf eine Antwort zu finden, weil sich Krebspatienten und die Angehörigen in zwei verschiedenen Denkwelten befinden. Ich glaube, was in Menschen vorgeht, die plötzlich mit ihrem eigenen Tod konfrontiert sind, können wir Angehörigen nur erahnen.

Mia
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  #2  
Alt 22.11.2003, 12:02
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

Liebe Mia,
ich bin, wie du, nicht mehr Betroffene, da meine Mutter vor 10 Jahren verstorben ist. Trotzdem hat mit das Thema "Krebs" heuer im Frühjahr eingeholt - bei mir wurde Eierstockkrebs festgestellt. Ich kenne die oben angesprochene Problematik also von beiden Seiten.
Meine Mutter war immer ein lustiger, fröhlicher und ausgeglichener Mensch. In den letzten Monaten vor ihrem Tod hat sich dies aber grundlegend geändert. Sie wurde zunehmend ungeduldig, zum Teil sogar lästig und ungerecht. Ich wohne leider 30 km von meinem Elternhaus entfernt und zu dieser Zeit waren meine Kinder noch ziemlich klein ( 4 u. 6 1/2 Jahre). In dieser schweren Zeit hat eine Tante von mir den Haushalt geführt und ich weiss, dass sie des Öfteren ziemlich ungerechte und beleidigende Worte hören musste. Genau wie du geschrieben hast ist es dabei um ganz unbedeutende Dinge gegangen - z.B. hat ihr meine Mutter vorgeworfen, sie ist zu langsam, sie kann nicht kochen, es schmeckt alles fad und nach Metall, keiner glaubt ihr, dass sie krank ist.......
Seit meiner eigenen Erkrankung kann ich mich besser in meine Mutter hineinfühlen. Ich weiss jetzt, dass man seine Hilflosigkeit herauslassen muss. Natürlich ist es nicht in Ordnung, seine Ängste und seinen Zorn auf die Krankheit an den Menschen auszulassen, die ja sowieso schon viel mitansehen müssen und die ihr eigenes Unvermögen (zu helfen, dass Alles wieder wird wie vor der Krankheit) verarbeiten müssen.
Ich weiss nicht, was deine Mutter für ein Mensch war, aber meine Mutter konnte nie in der Familie über ihre Krankheit und die damit verbundenen Gefühle sprechen. Ich glaube, das hat es für alle Beteiligten noch viel schlimmer gemacht. Es hat mich auch viele Jahre bedrückt, dass ich nie richtig Abschied nehmen konnte - immer hat jeder seine Gefühle überspielt und optimistisch von der Zukunft gesprochen.
Ich habe nach meiner eigenen Erkrankung versucht, meine Angst zum Teil meienem Mann zu erklären - mit meinen Kindern konnte ich leider erst nach 2 1/2 Monaten offen sprechen (ich hatte vor der OP bereits Thrombosen und Lungenembolie, daher lag ich 7 Wochen im Krankenhaus und in dieser Umgebung konnte ich nicht mit meinen Kindern sprechen). In dieser Zeit haben sich bei meinen Kindern auch viele Ängste aufgebaut, aber wir haben sie dann gemeinsam aufgearbeitet.
Ich glaube, dass unsere Mütter noch einer Generation angehört haben, in der man keine Schwäche zeigen durfte und in der man immer stark sein musste.
Du musst diese Vorwürfe vergesse, denn sie waren nur Ausdruck über den Zorn "krank zu sein und zu sehen, wie der eigene Körper verfällt".
Ich wünsche dir, dass du deine Mutter in liebevoller Erinnerung behalten kannst!
Liebe Grüße
Margit
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  #3  
Alt 22.11.2003, 12:05
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

Hallo,

es war eine ziemliche psychische Belastung für BEIDE Teile - für Deine Mutter und Dich. Für Deine Mutter, die ja eigentlich für Dich sorgen wollte und nun Deine Hilfe brauchte, und für Dich, weil Du mitbekommen hast, wie Deine Mutter stirbt. Diese Hilflosigkeit ist schlimm.
Ich glaube, man kann sich da gar nicht reinversetzen, wie es sein muß, zu sterben (ist besser so). Aber auf alle Fälle sind da so viele Gefühle wie Wut, Hilflosigkeit, Trauer, und Aggressivität. Meine Mutter war teilweise auch sehr aggressiv, und das tat weh. Aber ich merkte auch, daß sie zeitweise den Gedanken, sterben zu müssen, fast nicht ertragen konnte und dann halt verbal um sich schlug. Du darfst das nicht im Nachhinein persönlich nehmen, wir kennen es doch selbst: Wenn man mal schlecht drauf ist. Und das ist eigentlich gar nichts gegen die Situation, sterben zu müssen und nichts dagegen machen zu können.
Vielleicht war es ihr auch zeitweise unangenehm, daß Du sie so hilflos sahst.
Aber Du kannst sicher sein, auch wenn es Deine Mutter nicht gesagt hat: Es gehört eine Riesenportion Mut, Kraft und vor allem Liebe dazu, die Mutter auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Liebe Grüße von Antje
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  #4  
Alt 22.11.2003, 13:32
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

Liebe Mia,
oh ja, was du schreibst, ist mir auch sehr vertraut.
Meine Ma starb vor knapp 7 Monaten im Alter von 58. Sie nörgelte auch des öfteren, manchmal auch arg agressiv. Hauptsächlich regte sie sich über meine "Fürsorglichkeit" auf. Wenn ich z. B. sie auf ihre Essgewohnheiten ansprach ( " Mama, du mußt aber was essen" ) oder sie darum bat, sie solle sich doch ne Jacke anziehen, draußen sei es kalt....etc. Manchmal flippte sie regelrecht aus. Was ich auch stellen weise verstand, erinnerte ich mich doch an meine Kindheit....und nun stehe ich als Tochter da und erzähl meiner Mutter, dass sie was essen muß.
Krebs ist eine Tatsache, an der man nichts ändern kann. Es gibt immer wieder schlimme Situationen im Leben eines Menschen aus denen man sich aber doch noch irgend wie retten kann. Beim Krebs geht das nicht, es ist un abänderlich und das macht den Betroffenen wahrscheinlich auch so agressiv. Sogar ich als Angehörige, war in dieser Zeit oft agressiv, nicht meine Ma gegen über, aber meinem Umfeld. Vor lauter Hilflosigkeit, Trauer, Unverständniss, nicht wahr haben wollen. Wie soll es da meiner, deiner Mutter wohl ergangen sein, die mit dem Krebs konfrontiert werden.
Ich wünsche dir, dass du irgend wann verstehst, das die Agression deiner Mutter nicht gegen dich ging. Vielmehr war sie an den Krebs und an die damit verbundende Situation gerichtet.
Liebe Grüße Tanja
P.S. Es gibt ein Buch, welches ich dir empfehlen würde: Ich spür noch immer ihre Hand! Autorin reiche ich nach
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  #5  
Alt 23.11.2003, 04:18
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

Liebe Mia,

Ich denke, fast Alle von uns, die liebe Angehörige begleitet, verloren haben, finden sich in Deinen Gedanken wieder.

Wie die Vorgängerinnen schon sagten, darfst Du es nie auf Dich beziehen. Es war der Zorn, die Wut Deiner Mama, nicht über Dich, oder irgend etwas was Du getan oder nicht getan hast.
Sondern ihr Kampf mit sich selbst, die Achterbahn ihrer Gefühle, welche zum Ausdruck kamen. Sie wollte noch nicht gehen. Sie wollte noch ihre Träume und Wünsche erleben. Sie sah ihre Ohnmacht dagegen anzugehen. Sie wurde plötzlich zum "Kind" und konnte nicht mehr Mutter sein, und mußte sich von Dir versorgen lassen.
Ob die Angehörigen und Betroffenen sich in zwei Denkwelten befinden, da bin ich mir nicht sicher. Denn bekommt nicht Jeder auf seine Art und Weise die ganze Gefühlspalette? Hattest nicht auch Du gewaltige Wutgedanken, daß es gerade Deine Mutter traf?
Konnte dieser Krebs nicht jemand Anderes treffen? Die Gedanken sind ähnlich, doch bei Deiner Mutter mit einer unglaublichen Intensität, da sie gehen mußte.

Die Aggressionen sind im Grunde nicht gegen die umgebenden Menschen, dort werden sie nur ausgedrückt, denn wo sonst soll ein Betroffener diesen ungeheuren Druck, diese tiefe Angst loslassen können? Deine Mutter mußte sich mit ihrer Diagnose, Angst, Wut, Verzweiflung auf ihre Weise auseinander setzen.

Meine Mutter war oftmals auch sehr sehr ungerecht, unfair, wütend, zornig, anklagend, verletzend gegen mich. In jenen Momenten hat es mich getroffen, dennoch wußte ich, daß keiner ihrer Worte auf mich gemünzt waren. Sondern nur das Ventil war, um mit ihrer Gefühlsachterbahn einigermaßen umgehen zu können.

Denke einmal an Situationen in Deinem Leben, in denen Du Frust empfunden hast, Zorn in Dir aufgestiegen ist. Warst Du dann Deinem Umfeld gegenüber nur liebevoll, dankbar und freundlich gestimmt? Kamen da nicht auch harsche Worte Deinem Gegenüber zum Vorschein, die in jenem Moment Deiner Gefühlslage entsprangen, obwohl Du sie nicht so ausdrücken wolltest? Deiner Ohnmacht der Situation gegenüber Ventil verschafften?

Auch ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du beginnen wirst, diese Gedanken nicht als Angriff Dir gegenüber zu sehen, sondern, als Ausdruck Deiner Mutter in ihrer Verzweiflung loslassen zu müssen, Träume und Wünsche nicht mehr umsetzen zu können.

Falls Du die Kraft dafür nicht aufbringen kannst, hilft Dir eventuell auch eine Selbsthilfegruppe, oder ein paar Gespräche mit einem guten Psychotherapeuten, welche sich mit dieser Thematik befassen.

liebe Grüße
Jutta
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  #6  
Alt 23.11.2003, 22:27
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

liebe mia,

überleg mal, du lebst gern und hast den Tod vor Augen,
das macht nicht nur traurig, sondern auch Superwütend.
Und wohin mit dieser wut, wenn nicht zu denen die uns lieben,
denn sie verzeihen uns.

Alles Liebe für dich

marlies
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  #7  
Alt 25.11.2003, 23:37
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Marlies,
das hast Du supergut in Worte gefaßt. So sehe ich das auch.

Gruß
Marga
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  #8  
Alt 12.12.2003, 19:00
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Hallo,
bevor ich Eure Antworten nun endlich lesen kann, möchte ich Euch dafür danken, daß Ihr Euch dafür Zeit genommen hat. Leider war ich bisher beruflich verhindert, hier nachzulesen, ob mir jemand geantwortet hat.
Vielen Dank also!
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  #9  
Alt 12.12.2003, 19:19
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

Hallo nochmal an alle,
nun habe ich alles durchgelesen und bin beruhigt, daß alles wahrscheinlich so ist, wie ich es mir schon gedacht habe. Wißt Ihr, es geht mir nicht darum, gesagt zu bekommen,"Mia, Du hast das alles genau richtig gemacht." Denn das habe ich sicher auch nicht. Aber oft überfällt mich wieder das Gefühl meiner eigenen Ohnmacht: Ich habe alles, alles versucht, um ihr zu helfen, eigentlich um sie wieder gesund zu machen. Ein lächerliches Ansinnen, ich weiß. Es konnte nicht klappen. Oft denke ich dann, "Ich hab ja wenigstens alles getan, um sie zu unterstützen und ihr meine Liebe zu zeigen." Manchmal bin ich dann zufrieden (soweit das eben möglich ist) und an schlechten Tagen denke ich, daß das so hilfreich ja gar nicht gewesen sein kann, weil meine Mama sich so oft beschwert hat. Und dann bin ich wieder am Boden. So war das auch neulich.

An Jutta: Mit den zwei verschiedenen Denkwelten meinte ich, daß es sich ein Gesunder nicht vorstellen kann, wie es ist, so schlimm krank zu sein und sich mit dem Gedanken an den Tod befassen zu müssen. Ansonsten stimme ich Dir zu.

An diejenige, die mir zuerst geantwortet hat (leider weiß ich den Namen nicht mehr): Ich hatte darauf gehofft, daß mir auch jemand antwortet, der auch die andere Seite kennt, bin aber davon ausgegangen, daß das nicht der Fall sein würde. Die Situation ist schwer genug, wenn man selbst erkrankt ist.
Ich danke Dir sehr und wünsche Dir, daß es für Dich gute Behandlungsmöglichkeiten gibt und daß diese vollen Erfolg haben!

Danke nochmals an Euch alle,
Mia
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  #10  
Alt 03.01.2004, 00:10
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Standard Ungerechtfertigte Vorwürfe

das was hier beschrieben steht, beschreibt genau das, was wir zur zeit hier zuhause erleben.
bei meiner mutter wurde nach einer darm-op 2000 ein tumor im rechten lungenoberlappen entdeckt. eine op sollte die heilung bringen. doch stattdessen entdeckte man weitere tumore. einen in der lungenwurzel, weitere im unteren lungenlappen und befallene lymphknotenk, die in die aorta aufgebrochen sind.
meine mutter war stets eine aktive, erfolgreiche im leben stehende frau. nicht nur beruflich sondern auch in der familie war sie stets durch ihre freundliche art ein mensch den man lieben musste. es wurde viel gelacht bei uns, musiziert, gefeiert, geredet. musik, theater, lyrik...meine mutter stand mitten im leben.
heute sitzt sie fast stundenlang auf dem sofa, starrt nur noch still vor sich hin. jede geste von uns ihr irgendetwas gutes tun zu wollen endet in einem fiasko. über die krankheit reden ist tabu. so zu leben als wäre alles normal genauso falsch. aufmerksamkeit wird abgelehnt und lässt man sie in ruhe ist es auch falsch. bin ich zu hause, störe ich. bin ich nicht da, ist es auch nicht gut.
ich verzweifle daran, dass ich nicht an sie rankomme.
sie hat die chemo und strahlentherapie abgelehnt, da mein vater vor 10 jahren in der chemo starb.
ihre entscheidung die op durchzuführen habe ich mitgetragen. das ergebnis war eine katastrophe. ihre frage, ob die entscheidung gegen bestrahlung und chemo richtig ist, mag ich nicht beantworten. ich habe angst wieder etwas zu unterstützen, dass die situation meiner mutter nochmehr verschlimmert.
ich mache mir schon vorwürfe, wo sie noch lebt. was soll in zukunft werden?
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  #11  
Alt 05.01.2004, 22:21
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Hallo Cyrne,
Ich habe meiner Mutter schon auch mal gesagt, wenn sie richtig unfair war ( "Unfair" ist in dieser Situation sicher das falsche Wort, aber mir fällt kein passenderes ein). Ich habe ihr gesagt, daß ich mich wie eine Blöde um sie bemühe und daß das gemein ist, wenn sie "so" ist. Ich denke, man darf da nicht nur die Krankheit sehen, sondern daß der Kranke, in unserem Fall nun die Mutter, so krank sie auch ist, ein Mensch bleibt, den man auch kritisieren kann. Sie in Watte zu packen, das hätte ich für sie als würdelos empfunden. Was ich allerdings nicht getan habe, das war, alte Geschichten aus unserer Vergangenheit zu klären, in denen ich mich von ihr richtig im Stich gelassen fühlte. Sie kannte meine wunden Punkte und hat in ihrer Krankheitsphase das ein- oder anderemal darauf rumgehackt. Diese Dinge verfolgen mich ab und zu, weil ich mir von ihr versöhnende Worte erhofft hatte, die aber nicht ausdrücklich gesagt wurden.Das hat mich dazu veranlaßt, diesen Strang zu eröffnen. Dies sei nur erwähnt, damit Du nicht denkst, ich würde mir hier selbst widersprechen.

Vielleicht helfen Euch ja auch ein paar klärende, trotzdem verständnisvolle Worte. Ich kenne Deine Mutter nicht, aber vielleicht gibt es ja Mittel und Wege, um sie aus ihrem Schweigen herauszuziehen. Und sei es nur, daß ihr richtig miteinander heult.

Richtig gesprochen haben wir auch erst dann darüber, als der Krebs sich immer weiter ausgedehnt hatte. Vorher wollte meine Mutter auch nicht viel darüber sprechen. Ich glaube, sie konnte erst darüber sprechen, als sie die Möglichkeit ihres Todes akzeptiert hatte.
Ob die Entscheidung, auf Chemo und Bestrahlung zu verzichten richtig war, kann nur Deine Mutter beurteilen. Du kannst Dich als Tochter um sie kümmern, wenn sie unter den Nebenwirkungen leidet oder wenn sich der Krebs ohne Behandlung wahrscheinlich weiter ausdehnt. Aber sie ist es, die entweder die Torturen von Chemo und Bestrahlung durchmachen oder es darauf ankommen lassen muß, daß sie nicht mehr lange lebt.
Das kann nur jeder für sich entscheiden. Ich glaube, ich hätte so eine Heidenangst vor dieser Krankheit, daß ich alles mitmachen würde, wozu die Ärzte mir raten.

Viele Worte, und immer wieder merkt man, wie wenig Worte gegen diese Krankheit ausrichten können. Du kannst mir gerne antworten, wenn Du magst. Ich drücke Euch alle Daumen, daß sich doch noch alles zum Guten wendet.
Und noch ein Tipp: Denk nicht an die Zukunft. Leb maximal von Tag zu Tag.

Liebe Grüße, Mia
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