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  #1  
Alt 20.11.2008, 20:52
Lenalotta Lenalotta ist offline
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Unglücklich Was ist die richtige Entscheidung IM SINNE DES BETROFFENEN???

Hallo an Alle,

auch wenn ich nicht weiss, ob ich hier an der richtigen Stelle bin, möchte ich Euch gerne etwas fragen:
Vor einigen Monaten erhielt ein sehr naher Verwandter, zu dem ich aus unsinnigen Gründen seit langer Zeit leider keinen Kontakt mehr habe, die Diagnose Darmkrebs mit Metastasierung in die Leber.
Ich schickte ihm daraufhin eine Nachricht und sagte ihm auch, dass ich mich sehr freuen würde, einmal wieder von ihm zu hören.
Leider ist das nie so passiert. Ich sprach mit einem befreundeten Pater darüber und der riet, dieser Geschichte meinen eigenen Sinn zu geben - wenn sie sonst schon keinen erkennbaren hat.
Also nahm ich sie zum Anlass, mich in der Psychoonkologie weiterzubilden und für das kommende Jahr habe ich mir vorgenommen, eine Lauf- und eine Musikgruppe für Krebsbetroffene zu gründen und sobald ich das dazu notwendige Geld zusammen habe, eine Unterkunft für Frauen in Notsituationen zu schaffen.
Soweit, sogut - bis ich jetzt gehört habe, dass es ihm aktuell sehr sehr schlecht geht. Und damit bin ich wieder genauso rat- und hilflos, wie am Anfang auch. Es muss doch mehr gehen, als für sich selbst das beste daraus zu machen ...
Ich frage mich nur, was das richtige ist, wenn ich in seinem Sinn handeln möchte? Kann man aus dem ersten Nichtantworten schließen, dass kein Interesse besteht und er mit der Diagnose Darmkrebs schon genug zu tun hat, sodass Zurückhaltung die bessere Entscheidung wäre? Oder sollte man dennoch immerwieder Interesse zeigen?
Würde mich sehr über eine Antwort freuen, denn ich möchte auf keinen Fall zu einer zusätzlichen Belastung werden.
Alles Liebe, Eure Lenalotta
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  #2  
Alt 20.11.2008, 22:11
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Schokolinse Schokolinse ist offline
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Standard AW: Was ist die richtige Entscheidung IM SINNE DES BETROFFENEN???

Hallo Lenalotta,

ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass jeder von einer schweren Krankheit betroffene Mensch eine Kontaktaufnahme NACH Diagnosestellung anders auffasst als der nächste.

Mein Vater z.B., mit dem ich schwer zerstritten war, erlitt während einer Geschäftsreise einen Schlaganfall. Ich habe ihn noch in derselben Nacht aus Süddeutschland abgeholt und hier in NRW in die Klinik gebracht, hörte aber am nächsten Tag, dass er keinen Kontakt zu mir wünscht. Also trennten sich unsere Wege wieder.

Einige Monate später hatte er, ebenfalls unterwegs, einen Hinterwandinfarkt und ich hörte erst davon, als er über unser Wald- und Wiesenkrankenhaus in ein Kreisklinikum und von dort per Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen wurde - er rief meine Mama während des Flugs (!!) an und erstattete Bericht.

Ich bin auch dort wieder hingefahren und werde niemals den Blick und die Dankbarkeit und Freude in seinen Augen vergessen, während er dort total hilflos mit Luftröhrenschnitt und grad aus dem Koma erwacht lag.

Was ich damit sagen möchte ist, manche Menschen brauchen etwas länger um Hilfe zulassen zu können. Andere wiederum können es gar nicht, weil sie sich in Anbetracht der Diagnose bemitleidet fühlen und deshalb keinen Kontakt zulassen möchten.

Wenn Du aus vollem Herzen helfen und Dasein möchtest, dann gib nicht auf!! Lasse Deine Hilfe allerdings niemals zuviel oder aufdringlich werden.....es ist meiner Meinung nach ausserdem wichtig, dass man nicht die Augen vor der Realität verschließt - versuche also niemals, auf gutgelaunt zu machen, wenn Du genau weißt, dass der Betroffene auch vor seiner Diagnose recht intorvertiert war.......ich glaube aber, das brauche ich Dir nicht extra sagen

LG
Maya
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Was keiner wagt, das sollt ihr wagen/ was keiner sagt, das sagt heraus/ was keiner denkt, das wagt zu denken/ was keiner anfängt, das führt aus.//

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr es sagen/ wenn keiner nein sagt, sagt doch nein/ wenn alle zweifeln, wagt zu glauben/ wenn alle mittun, steht allein.//

Wo alle loben, habt Bedenken/ wo alle spotten, spottet nicht/ wo alle geizen, wagt zu schenken/ wo alles dunkel ist, macht Licht.
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  #3  
Alt 21.11.2008, 10:52
Lenalotta Lenalotta ist offline
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Standard AW: Was ist die richtige Entscheidung IM SINNE DES BETROFFENEN???

Liebe Maya,

vielen Dank für deine nette Nachricht, sie hat mir sehr geholfen und ich bin dankbar dafür, denn es ist sehr interessant - wenn andere etwas haben, kann man (oft) ohne grössere Schwierigkeiten etwas raten, aber wenn man selbst mit einer schwierigen Situation konfrontiert wird, fällt einem manchmal nicht einmal der nächste sinnvolle Schritt ein...
Du hast recht, man kann es nicht pauschalisieren und bei zehn Betroffenen entstehen wahrscheinlich zehn unterschiedliche Reaktionen auf ein und das selbe Kontaktangebot. Wobei, wie Du sagst, superwichtig ist, dass man Interesse, Kontakt, Unterstützung, Hilfe - was auch immer - wohldosiert und niemals aufzwingt. Als Angehöriger tut man sich sooft schwer damit - zumindest ist es in meinem Fall so - ich würde am liebsten eine Horde Alternativmediziner, Ernährungsberater, Lebensberater einpacken, dazu ungezählte Visualisierungsübungen, Affirmationskärtchen, Sportvorschläge und noch einen neuen Hund dazu, weil der alte gestorben ist und ihm das alles mit der Botschaft "BITTE LEBEN!!!!" vor der Tür abstellen. Tatsächlich ist aber wohl das einzig wirklich hilfreiche, den Menschen dort abzuholen, wo er steht...Nach deiner Nachricht habe ich mich jetzt dazu entschieden, ihm das Simonton-Buch "Wieder gesund werden" zu kaufen und einfach wortlos in seinen Briefkasten zu stecken, in der Hoffnung, dass das die richtige Mitte zwischen Zurückhaltung und Interesse ist.

Danke für deine Antwort, ich werde ganz bestimmt wieder berichten, wie es weitergegangen ist! LG, Lenalotta
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  #4  
Alt 21.11.2008, 19:52
Benutzerbild von Schokolinse
Schokolinse Schokolinse ist offline
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Standard AW: Was ist die richtige Entscheidung IM SINNE DES BETROFFENEN???

Hallo Lenalotta,

ich sehe es genau wie Du - mit etwas Distanz kann man viel bessere Dinge raten als wenn man direkt betroffen oder involviert ist, deshalb ist es auch wichtig, sich mit anderen auszutauschen, persönlich oder, wenn das noch zu keiner eindeutigen Richtungsfindung geführt hat, auch anonym in Foren wie diesem

Ich persönlich bin so froh, dass es das Internet gibt - man kann mitten in der Nacht etwas recherchieren, wofür man früher entweder den Rat eines Spezialisten benötigte oder tagsüber in die Bücherei gerannt ist.

Aber wie schon gesagt : von Mensch zu Mensch ist es unterschiedlich, wieviel Information oder Hilfe er benötigt und das kann man nur anhand von Reaktionen innerhalb eines telefonischen oder persönlichen Gesprächs abschätzen lernen.

Ich würde in solchen Fällen auch immer am liebsten mit allem was geht beim Betroffenen aufwarten, habe aber die Erfahrung gemacht, dass Schwerkranke grad zu Beginn sehr mit sich selbst oder dem "positiven" Verdrängen der Krankheit beschäftigt sind, als dass viel zu ihnen durchdringen würde.

Übrigens war es bei uns in allen Fällen so, dass niemand mehr "Wie geht's?" gefragt werden geschweige denn Traubensaft oder Bücher übers Gesundwerden geschenkt bekommen haben wollte
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  #5  
Alt 23.11.2008, 13:13
Lenalotta Lenalotta ist offline
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Standard AW: Was ist die richtige Entscheidung IM SINNE DES BETROFFENEN???

Liebe Maya,

es ist wieder daneben gegangen ... nachdem ich ein bisschen irritiert war wegen deiner Meinung zu meiner Idee, ein Buch zu verschenken - das klingt so logisch, wie Du es sagst - habe ich es dennoch gemacht. Erstens, weil ich das Buch "Wieder gesund werden" tatsächlich für etwas aussergeöhnlich Besonderes halte und zweitens, weil ich es ja nun mal mittlerweile schon gekauft habe.
Ich wollte es in seinen Briefkasten werfen, habe extra ein bisschen mit Abstand geparkt, damit er mich nicht aus dem Küchenfenster sieht und vielleicht vorab schon brüllt "Lasst mich alle in Ruhe mit Eurem Scheissmitleid", lief zum Haus, steckte es in den Kasten, ging zurück zu meinem Auto und genau in diesem Moment kam er unerwarteterweise angefahren. Ich sah ihn genau an, winkte ihm, er sah zurück ... keine Reaktion. In die Einfahrt gefahren, Tor ging hoch, Auto rein, Tor ging zu. Fertig. Ich denke, wenn er mich nichteinmal grüsst, interessiert er sich auch nicht für meine Mutmachbücher und steckt sie vermutlich gleich in den Müll.
Traurig fand ich auch die Reaktion meiner Mutter, die ja seine Schwester ist (und aus dieser Verbindung rührt ja auch der ganze Ärger, wir Kinder können eigentlich gar nichts dafür). Sie sagt: "Er hätte mir bis heute noch zu sagen, dass er krank ist." Ich antworte: "Du weisst es doch auch so. Geh Du doch mal auf ihn zu. Du musst ihm ja nicht um den Hals fallen. Sag einfach, dass er sich jederzeit melden kann, wenn er Hilfe braucht." Sagt sie: "Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage." Und das hätte sie auch mit meinem Vater so besprochen, sie wären sich da einig.
Noch zwei Sätze, und das Gespräch wäre zu einem Streit eskaliert, deshalb habe ich es an dieser Stelle abgebrochen.
Aber ich weiss gar nicht, was ich davon halten soll. Wie kann man nur so sein - sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite?????
Ich finde es total schade. Aber ich muss es wohl so akzeptieren ...

Liebe Grüsse, Lenalotta
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  #6  
Alt 23.11.2008, 13:54
Martina R. Martina R. ist offline
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Standard AW: Was ist die richtige Entscheidung IM SINNE DES BETROFFENEN???

Hallo Lenalotte,
es rührt mich an - mir viel keine andere Erklärung ein - wie sehr du dich um deinen Onkel und deine Mutter bemühst.

Und du hast nach meinen Verständnis auch alles getan, was du persönlich tun kannst. Du kannst nicht das Leben von Bruder und Schwester wieder versöhnen, wenn sie es nicht wollen bzw. können.

Du musst für dich persönlich entscheiden, was für DICH in dieser Situation wichtig ist und da finde ich die Idee mit dem Buch sehr gut. Du hast die Dsitanz gewahrt, die dein Onkel braucht, aber hast trotzdem deine Nähe gezeigt.

Ich glaube, du musst es abgeben, denn mehr kannst du nicht tun.

LG
Martina
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  #7  
Alt 12.03.2009, 15:28
Lenalotta Lenalotta ist offline
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Lächeln Bitte um Unterstützung!!!!!!!!!!!

Hallo an Alle,

im November letzten Jahres fand ich mich hier mit meinem Problem, meinen krebserkrankten Onkel zu kontaktieren, den ich dank eines blöden Familienstreits viele Jahre lang nicht gesprochen habe, obwohl ich ihn fast täglich sah.
Mittlerweile ist er nach 7 Monaten Darmkrebs im Februar gestorben - ohne dass sich noch eine Gelegenheit ergeben hätte, ihn wiederzusehen.

Um allem dennoch einen Sinn zu verleihen, habe ich mir überlegt, sein Sterbezimmer im Krankenhaus für die folgenden Patienten so zu gestalten, dass es ein wenig Hoffnung, Liebe und Geborgenheit ausstrahlt, statt unterkühlt von Schmerz und Leid dominiert zu sein.
Ganz konkret möchte ich für das Zimmer bunte, gemütliche Bettwäsche kaufen, einen CD-Player und schöne CD´s für ein wenig Hintergrundmusik, einen Hängestuhl zum Schaukeln und Seelebaumelnlassen, ein paar Bilder für an die Decke über dem Bett, einen Traumfänger, eine Duftlampe und vielleicht finde ich sogar ein paar Mitstreiter, die mit mir eine Massagegruppe gründen.
Diesen "Vorreiter" werde ich aus eigenen Mitteln verwirklichen.

Damit aber nicht nur einem einzigen eine entspannte Umgebung wiederfährt, sondern mehrere Zimmer so gestaltet werden können, habe ich mir überlegt, diese Idee bei einem Projektwettbewerb anzumelden, bei dem man 1000 Euro gewinnen kann. Ein Versuch ist es wert, denke ich mir!

Und nun kommt meine Bitte: Wenn Euch die Idee anspricht und Ihr findet, dass sie ein bisschen Unterstützung wert ist, dann tut dies kund: Man kann sie nämlich mittels der Vergabe von Helmen bewerten und das geht so:

Besucht die Seite www.sei-ein-futurist.de.
Das Intro einfach überspringen.
Dann "Projekte" anklicken.
Und danach rechts "Projektfinder".
Anschließend gibt man dort die Projektnummer 10290 ein,
klickt auf "Projekt bewerten" und vergibt soviele Helme, wie man möchte!!!

Das Projekt heisst übrigens "chassOn". Das ist das hebräische Wort für "gesund, stark, kräftig". Ich habe diesen Projektnamen gewählt, da mein Onkel ein grosser Fan der alten Sprachen gewesen ist und sich für "später im Alter" vorgenommen hat, Hebräisch zu lernen. Leider hat er es dorthin nicht mehr geschafft ....

Ich würde mich sehr über Eure Unterstützung freuen und sage DANKE, von Herzen, LL.
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