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  #1  
Alt 27.08.2007, 22:12
ericsson ericsson ist offline
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Standard Hilflos und allein

Hallo,
ohne Euch hätte ich (39) die letzten Tage nicht so gut gemeistert. Vergangene Woche hat mein Vater ( 68 Jahre )die Diagnose BSDK erhalten. Anscheinend ist der Krebs inoperabel da bereits Metastasen an der Leber aufgetaucht sind und seit genau 1 Woche ist mein Vater in der Uniklinik, wo sie am vergangenen Freitag eine Bypass-Operation an der Galle und am Magen gemacht haben, damit ihm das Essen wieder leichter fällt.

Leider ist mein Vater nicht sehr gesprächig bezüglich seiner Krankheit und hat uns über die Einzelheiten dieser Operation nicht genau informieren wollen. Seine Worte: Ich habe abgeschlossen - irgendwann gehts einfach zu Ende.... In unzähligen durchweinten Nächten habe ich Euer Forum gefunden um mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen.
Heute habe ich endlich die behandelnde Ärztin angetroffen und Sie hat mir die Operation nochmals genauer erklärt. Gleichzeitig haben wir über den Allgmeinzustand meines Vaters gesprochen und ich bin hin und hergerissen über das was uns noch erwarten wird. Mein Vater wird keine Chemotherapie akzeptieren und einfach so aufgeben...
Ich darf gar nicht daran denken, denn ich bin immer noch verdammt nah am Wasser gebaut und reisse mich meiner Familie zuliebe (verheiratet, 2 Kinder 4 und 5 Jahre) zusammen. Ich weiss auch nicht, ob ich die Kraft habe meinen Vater beim Sterben zu begleiten (habe mit 16 meine Mama durch Lungenentzündung verloren).

Die Ärzte im Krankenhaus konnten mir keine Prognose geben, wie sich der Krebs verhalten wird. Wie auch - sie sind ja nicht Gott! Man gab mir ein Zeitfenster von 12 Monaten und da sei alles möglich. Als ich die Ärztin auf unseren bevorstehenden Amerika-Urlaub ansprach meinte sie nur, dass nichts dagegensprechen würde und wir diesen Urlaub nicht stornieren sollten.
Tja, dieser Amerika-Urlaub ist ein Lebenstraum von meinem Mann und mir und eigentlich wollten wir am 20. September für 3 Wochen rüberfliegen. Aber wie kann ich mit gutem Gewissen fliegen, wenn ich nicht weiss wie es weitergeht?Bin im Moment einfach nur hilflos...

Ich hoffe nun, dass mein Vater die jetzige Bypass-Operation gut verarbeitet. Zumindest hatte es heute im Krankenhaus schon den Anschein, denn er konnte schon wieder auf dem Balkon sitzen und rauchen.
Leider habe ich hier niemanden ausser meinen Mann, der mir beistehen kann und fühle mich ziemlich verloren.
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  #2  
Alt 27.08.2007, 23:19
Physio Physio ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ericsson,

das klingt alles sehr traurig,was du da schreibst.Bei meinem Vater ( 69 ) wurde im Juni 2006 die schreckliche Diagnose gestellt.Er wurde operiert Pankreasschwanz und ein Teil des Korpus entfernt.Wie wir heute wissen,hatte er damals auch schon 2 Metastasen an der Leber.Übrigens habe ich damals genauso empfunden wie du es beschreibst.Auch heute kommt es manchmal noch über mich.
Zwischenzeitlich hat er schon 3 verschiedene Chemos hinter sich,nach der ersten ein katastrophaler Befund.Leber mit Metas durchsetzt,Lymphknoten vergrößert.Er machte dann eine regionale Chemo und die Metas haben sich verkleinert.Momentan bekommt er Oxiplantin alle 3 Wochen dazwischen Xeloda (Tabletten),wieder eine leichte Befundverbesserung.Ihm geht es momentan richtig gut.Er fährt wieder Rad und im Juni waren wir zusammen im Urlaub.
Obwohl ich weiß, dass dies nicht immer so bleiben wird,will ich dir sagen,dass es sich immer lohnt zu kämpfen.
Fahrt in den Urlaub,dein Vater wird es nicht anders wollen.Ich glaube nicht,dass sich sein Zustand in dieser Zeit so rapide verschlechtern wird.
In welcher Uni ist er denn?

Viel Glück Simone

Geändert von Physio (27.08.2007 um 23:27 Uhr) Grund: Rechtschreibung
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  #3  
Alt 28.08.2007, 07:01
Benutzerbild von piano
piano piano ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ericsson,

ein trauriges Willkommen.

Bei mir war meine Mutter(83) betroffen.Sie hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetastasen.
Meine Mutter hatte für sich entschieden,dass sie keine Behandlung möchte.Es war damals sehr schwer für mich das alles zu verstehen und für mich einzuordnen.

Wir haben viel gesprochen über den Weg wie es weiter gehen soll.

Habe in der Zeit viel geweint und war oft sehr verzweifelt.Aber meine Mutter als eigenständiger Mensch wollte nur noch in Ruhe Sterben.

Die letzten Wochen ihres Lebens hatte sie dann in einem Hospiz verbracht.

Auch in der Zeit stand für mich eine Urlaubsreise an.Ich bin damals gefahren,weil auch mir die Ärzte sagten ich solle ruhig fahren.

Meine Mutter gab mir auch den Reisesegen und meinte sie würde in der Zeit in der ich nicht da bin auch nicht sterben.

Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen auch deine Verzweifelung.Du solltest aber immer schauen was dein Vater für sich möchte.Er ist betroffen .Versuche mit deinem Vater zu reden,über den Weg der für ihn stimmig ist.

Piano
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  #4  
Alt 28.08.2007, 12:18
ericsson ericsson ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ihr,
danke für Eure Nachricht...
Mein Vater liegt in der Uniklinik in Ulm. Derzeit pendeln wir fast jeden Tag in die Klinik (ca. 35 km von uns entfernt), damit er nicht so alleine ist. Leider ist mein Vater ein Mensch, der keine Freunde hat und seine Freundin mit der er die letzten 5 1/2 Jahre die Wochenenden verbringt ist für ein paar Tage verreist.
Tja, ihr habt mir insofern schon mal geholfen, dass ihr mir auch zu dem Urlaub ratet. Ich bin ständig hin und hergerissen und möchte mir einfach keine Vorwürfe machen. Auf der anderen Seite denke ich einfach es ist die letzte Gelegenheit um nochmals Kraft zu tanken und meinem Vater dann besser beistehen zu können.


Ganz ehrlich ich habe wahnsinnige Angst davor meinen Vater sterben zu sehen, zumal ich das bei meiner Mutter schon mitgemacht habe und ein zweites Mal ertrage ich das nicht.
Das mit dem Hospiz ist eine wunderbare Einrichtung. Ich werde mich vorsorglich schon mal informieren ob es so was in unserer Nähe.

Danke für Eure Antworten - es tut gut mit Gleichgesinnten darüber zu reden.

Liebe Grüsse!
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  #5  
Alt 28.08.2007, 22:13
Engel666666 Engel666666 ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo erricson,

ich bin da anderer Meinung. Meine Mama hat im August 2005 die gleiche Diagnose bekommen und ist im Juni 2006 gestorben.

Ich würde Dir raten, nicht zu verreisen - Dir und Deinem Vater bleibt wahrscheinlich nur noch eine sehr begrenzte Zeit gemeinsam und für Deinen Vater ist das - wahrscheinlich - eine der schwersten Zeiten in seinem Leben.

Meine Mama hat mich immer an ihren Gefühlen teilhaben lassen und ich glaube, dass es für Deinen Vater gut wäre, wenn er nicht allein mit seinen Gefühlen bleibt. Natürlich wird er Dir raten, zu fahren - er ist Dein Vater und Du das Kind, welches er schützen möchte. Ich habe gemerkt, dass es eine Zeit im Leben gibt, in der sich die Rollen ändern - in der man als Kind seine Mama oder seinen Papa beschützen kann.

Wenn ich mich so an die Zeit nach der Diagnose erinnere - das ist ein emotionaler Fall, der so schlimm ist, dass man gefühlsmäßig einfach nur gelähmt ist, man is wütend, verzweifelt, mal bereit zu kämpfen, mal nicht, mal ignoriert man einfach alles, mal nicht.

Ich kann Dir nur raten - bleibe bei Deinem Vater. Die Zeit wirst Du nie zurückholen - Urlaub kann man nachholen.

Und wie sich die Krankheit entwickelt, weiß man nie...

Viel Kraft für die nächsten Monate!!!
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  #6  
Alt 29.08.2007, 20:45
ericsson ericsson ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo,

bin heute wieder im Krankenhaus gewesen und bin schockiert wie abgemagert mein Vater ist. Morgen bekommt er Aufbaukost und kann endlich weg von der Astronautennahrung.

Heute war er wieder ganz seltsam:
er fragte mich ob ich mit seiner behandelnden Ärztin gesprochen hätte und ich antwortete ihm:"Ja, das weisst Du doch schon. Wir haben über die Operation und das was kommen wird gesprochen".
Darauf erwiderte er: "Die Frau Professor sagt ihr könnt ohne weiteres fliegen - sie würde nicht stornieren."
Ich sagte ihm dann nochmals, dass wir nur fliegen würden, wenn er keine Bedenken hätte und nur dann fliegen, wenn wir ganz sichergehen könnten, dass es ihm gesundheitlich soweit gut gehe.
Dann meinte ich noch:"So schnell wirst Du nicht sterben..." worauf er ganz ernst erwiderte:"Das kann ganz schnell gehen."

Es war schrecklich ihn das sagen zu hören. Fühlen die Kranken das, wie lange sie noch zu leben haben? Bin sehr beunruhigt darüber.

Vielleicht ist mein Vater auch nur in einem tiefen schwarzen Loch - immerhin haben wir erst vor einer Woche erfahren, dass er an BSDK erkrankt ist und keine Hoffnung mehr für ihn besteht.
Manchmal wünschte ich er könnte mir seine Gefühle besser mitteilen, aber das konnte er noch nie und seit dem Tod meiner Mutter im Jahr 1985 hat er sowieso keinerlei Gefühlsregung mir gegenüber gezeigt (er kann mich nicht mal in den Arm nehmen oder mir eine zärtliche Geste schenken).
Ich hoffe, dass er wieder ein bisschen Auftrieb bekommt, wenn er am Montag aus der Klinik entlassen wird.

Morgen werde ich wieder nach ihm sehen und hoffen, dass er wieder ein wenig zuversichtlicher ist.

Bis dann,
Ericsson

PS: der Urlaub wäre kein reiner Erholungsurlaub, sondern sollte eigentlich dazu dienen, Kontakte zu knüpfen und das Land anzuschauen, weil wir möglicherweise dort drüben leben werden.
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  #7  
Alt 29.08.2007, 21:18
TinaNuernberg TinaNuernberg ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

hallo ericsson,


auf deine frage, ob kranke spüren ,dass sie sterben kann ich dir nur sagen, dass mein vater es wußte. er hat es sogar ziemlich genau gewußt...

wir dachten erst auch, dass es normal ist, dass man so spricht wenn man so krank ist. aber wir haben ihn gottseidank ernst genommen und uns immer wieder ein wenig voneinander verabschiedet.

das bedeutet aber nciht, dass es bei deinem vater so schnell wie bei meinem (ca. 7-8 wochen seit diagnosestellung) gehen muß!

genießt den urlaub. dein vater hat euch ja seinen segen gegeben.
er weiß schon warum (manche können besser loslassen, wenn sie alleine sind...) er euch sagt, dass ihr fleigen sollt.
ich meine, falls es (nur mal angenommen) wirklich schnell geht und er das wirklich so spürt, dann WILL er dass er dann alleine ist.

viele grüße!

tina
__________________
Betroffener: mein Vater, geb. 1943, seit ca. Mai 07 2,5 x 2 cm Tumor am Bauchspeicheldrüsenschwanz mit multiplen Lebermetastasen, Gelbsucht seit ca. 26. Mai 07 trotz Stent.
Von uns gegangen nach knapp 2 Monaten am 26.07.07... ER muß nun nicht mehr leiden!

Geändert von TinaNuernberg (29.08.2007 um 21:20 Uhr) Grund: ergänzung
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  #8  
Alt 31.08.2007, 16:05
blauwulli blauwulli ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo,

ich habe deine Geschichte gelesen und kann deine Gefühle genau nachempfinden. Bei meinem Papa (58 Jahre) ist diese Krankheit im Mai 2006 festgestellt worden. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mit meinem Mann und meiner Tochter im Urlaub. Als ich die Nachricht erhielt war der Urlaub gelaufen- gern wäre ich sofort nach Hause geflogen, aber meinem Mann und meiner Tochter zuliebe sind wir geblieben.
Meinem Papa ging es zu diesem Zeitpunkt noch sehr gut. Er hat weiterhin gearbeitet um sich abzulenken, ist jeden Tag ein paar Kilomenter Fahrrad gefahren und hat sich sehr gesund ernährt. Der Verlauf der Krankheit ist für meich ganz furchtbar gewesen und ich wäre fast daran zerbrochen. Bis 2 Wochen vor seinem Tod ging es ihm noch sehr gut, was sich dann aber schlagartig änderte. Er wollte immer nur das es uns gut geht und wir uns nicht so viele Sorgen um ihn machen- was natürlich völlig unmöglich gewesen ist.
Er ist am 25.09.2006 nach 4 Monaten seit der Diagnosestellung mit nur
58 Jahren gestorben. Ich habe lange gelitten und konnte seinen Tod nur sehr schwer akzeptieren- ich kann es auch heute, 1 Jahr später, noch kaum.
Aus heutiger Sicht kann ich dir nur raten- fahre nicht in den Urlaub, egal wie wichtig er dir und deiner familie sein mag. Du wirst irgendwann dankbar für jeden Tag und jeden Moment mit deinem Vater sein- denn diese Zeit kommt nie! wieder.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen alle Kraft der Welt für die kommende Zeit.

Liebe Grüße- Nicole
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  #9  
Alt 03.09.2007, 14:48
Miezel Miezel ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo,

ja, mit der verbleibenden Zeit ist das so eine Sache, man weiss es eben nicht, wie lange noch. Ich habe eigentlich so aus dem Bauch raus entschieden (u. bin bis jetzt gut damit gefahren), nun nicht gerade den Karibik-Urlaub zu buchen, da hätte ich wirklich keine ruhige Minute, aber mal ein paar Tage weg von Leipzig, war mir schon wichtig. Natürlich in Absprache mit meinen Eltern u. bis jetzt ist auch alles gut gegangen, wir wären immer spätestens in 3 Stunden wieder da gewesen u. sind auch rund um die Uhr erreichbar. Allerdings geht es meinem Vati momentan auch noch ganz gut; weit voraus planen kann man aber trotzdem nicht...

Wie hier im Forum schon mehrfach gesagt, mit diesen vorausgesagten Zeitspannen ganz vorsichtig sein, es weiss keiner. Sicher ist aber auch was dran, wenn die Zeit für den betroffenen Patienten wirklich soweit ist, dass er den Zeitpunkt in etwa fühlt.

Ich habe es meist im Gefühl, bekomme es aber auch gesagt, wenn ich zu meinem Vati gehen sollte. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht täglich notwendig, aber ich hatte vorher Phasen, wo ich sehr oft dort war bzw. werden auch wieder Zeiten kommen, wo er mich täglich braucht.

Hilft dir das weiter? Es sind ja immer sehr persönliche Erfahrungen, die wir machen.

Viel Kraft u. Mut u. liebe Grüße

Ute
__________________
Betroffener: mein Papi (Jahrgang 1930) Diagnose 14.5.07 BSDK mit Lungenmetas inoperabel, Chemo mit Gemzatibin + Tarceva, Zunahme Lungenmetas + Lymphknotenbefall - Chemo wurde im Oktober eingestellt; seit 4.12.07 Lebermetas, zusätzlich Lungenentzündung. Eingeschlafen am 8.12.2007
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  #10  
Alt 04.09.2007, 21:11
ericsson ericsson ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ihr,
inzwischen sind 2 Wochen seit der Diagnose BSDK bei meinem Vater vergangen - verrückt wie die Zeit rast. Ich bin jetzt nur noch alle 2 Tage im Krankenhaus bei ihm, da es ihm wieder besser geht. Er hat wieder eine frische Farbe im Gesicht und kann wieder ein wenig normales Essen zu sich nehmen. Was mir noch zu denken gibt ist, dass er vor jedem Mittagessen Schmerzmittel einnehmen muss, da er sonst Schmerzen vom Essen bekommt.
Eigentlich hätte er jetzt schon entlassen werden sollen, aber er hat eine schwer heilende Wunde in der Halsgegend (da war ein Zugang gelegt). Wir warten also jeden Tag auf eine Entlassung.

Dass es ihm besser geht haben wir deutlich zu spüren bekommen, denn er kann schon wieder recht giftig werden. Vor allem wenn wir unsere Jungs
3 1/2 und 5) im Krankenhaus dabei haben und sie nicht wie Engel still und ruhig auf ihren Plätzen sitzen, dann kann mein Vater schon sehr laut und böse werden. Ein eindeutiges Zeichen für eine Besserung!
Nach einem Kurzurlaub mit ihren Kegeldamen besucht ihn auch wieder seine Freundin regelmässig und manchmal 2mal am Tag und ich glaube das tut ihm sehr gut (Sie hat nur 5 km bis zur Klinik, während wir einfach 35 km fahren).

Für nächsten Montag haben wir in der Uniklinik in Ulm einen Termin bezüglich einer möglichen Chemotherapie. Er hat mir versprochen, sich wenigstens mal anzuhören, welche Möglichkeiten bestehen und er wird danach weitersehen, ob er eine Chemo in Angriff nehmen wird oder nicht. Manchmal kann er so furchtbar cool sein und mit seinem Spruch "Einmal ist´s halt vorbei" eine große Leere in mir hervorrufen. Dabei schaut er einen ganz kühl und hochtrabend an und wehe man sagt dann irgendwas drauf.
Warum kann er nicht mal jetzt, in dieser blöden und besch.... Situation irgendeine Art von Gefühlen zeigen?

Bin gespannt wie das Verhältnis zwischen uns ist, wenn er wieder zuhause ist.

Für heute liebe Grüsse,
ericsson
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  #11  
Alt 12.10.2007, 18:32
ericsson ericsson ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein - brauche dringend Rat bei Blutsturz

Hallo,
nach langer "Auszeit" brauche ich einen dringenden Rat.
Mein Vater hatte gestern morgen einen Blutsturz und konnte nur noch hilflos am Boden liegenbleiben. Da er auch nicht in der Lage war zu telefonieren und um Hilfe zu rufen muss er wohl über eine Stunde gelegen sein. Danach hat er sich ins Nebenzimmer geschleppt, wo auch Stuhl und jede Menge Blut abegegangen ist. Nach einer weiteren Stunde war er in der Lage um Hilfe zu rufen.
Ich weiss nicht, was ich machen soll. Er hat seiner Partnerin, die so schnell wie möglich zu ihm gefahren ist untersagt einen Arzt zu rufen und sie hat sich seinem Willen gefügt.
Auch wenn es jetzt vielleicht eklig klingt muss ich weitererzählen, denn vielleicht kann mir jemand helfen was das bedeutet:
mein Vater hat mit dem Blut auch (wie er es bezeichnet schwarze Brocken erbrochen und keine Luft mehr bekommen.

Seither hat er aber nicht mehr so heftige Schmerzen wie zuvor und hat anstatt 5 Schmerztabletten nur noch 1 nehmen müssen. Sein Kreislauf ist natürlich völlig unten und er ist ziemlich geschwächt.

Da ich keinen Arzt (Hausarzt) mehr um diese Uhrzeit erreichen kann, der mir sagen kann, wie ich mich weiterverhalten soll in dieser Situation könnt ihr mir vielleicht sagen wie es weitergeht.

Bitte helft mir!
ericsson
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  #12  
Alt 12.10.2007, 19:02
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo,

Arzt rufen - unbedingt - und zwar gleich. Es klingt nach Darmverschluß und dass er den Stuhl erbricht.

Der Darminhalt staut sich bis in den Magen, was zum Erbrechen von Kot führt.

LG

Astrid
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  #13  
Alt 12.10.2007, 19:22
Benutzerbild von BirgitF
BirgitF BirgitF ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ericcson,

ich stimme Astrid zu. Und ich denke, das ist ein Punkt, an dem Du Dich über den Wunsch Deines Vaters hinwegsetzen solltest.

Da kann geholfen werden!

Birgit
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  #14  
Alt 13.10.2007, 22:42
ericsson ericsson ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Heute war ich wieder bei meinem Vater - er war wieder ein bisschen besser drauf als gestern. Ganz behutsam habe ich ihn auf seinen Zusammenbruch vor 2 Tagen angesprochen. Er sah mich mit ganz glasigen Augen an und hat nur geantwortet: Es geht halt zuende!

Mir wurde wieder ganz komisch und mir schnürte es die Kehle zu. Er hat mir erzählt, das er nicht mehr richtig Luft bekomme und wenig Kraft hat. Noch kann er jeden Tag aufstehen, aber er schafft es z. B. nicht mehr, in den Keller zu gehen. Er geht nur noch von einem Zimmer ins nächste, raucht seine Zigarette, legt sich wieder hin, friert,...

Dann habe ich ihm von diesem Forum erzählt und dass ihr mir immer wieder weiterhelft, wenn ich Fragen habe, oder nicht weiterweiss. Mit ganz grossen Augen hörte er mir zu und ich konnte ihn ohne Mühe davon überzeugen, dass wir am Montag in die Uniklinik fahren, um dort zu sehen, was den Blutsturz ausgelöst hat und was nun die Beschwerden in der Lunge und im Rücken auslösen.
Er kann immer noch mit 1 Schmerztablette am Tag auskommen und das irritiert uns alle ein wenig (vorher hat er 5 gebraucht).

Ich hoffe nun, dass wir am Montag schnellstmöglich einen Termin bekommen und wissen wie es um ihn steht. Er hat eingesehen, dass es auch für mich und seine Freundin wichtig ist einen klaren Befund zu haben, damit wir ihn in Zukunft unterstützen können.

Es tut so weh, zu sehen wie dieser gemeine Krebs einen vorher so aktiven und agilen Menschen immer mehr zerstört. Ich weiss auch nicht, was schlimmer ist: durch plötzlichen Tod aus dem Leben gerissen zu werden wie meine Mutter (damals mit 42 Jahren) oder so wie mein Vater einfach zu wissen, dass es irgendwann in unabsehbarer Zeit zu Ende sein kann...

Bin einfach nur verzweifelt und unendlich traurig heute... Liebe Grüsse, ericsson
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  #15  
Alt 14.10.2007, 21:41
ericsson ericsson ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ihr Lieben,
etwas eine halbe Stunde nachdem ich hier die letzte Nachricht geschrieben habe wurde ich von der Freundin meines Vaters um Hilfe gerufen.

Meinem Vater ging es dramatisch schlechter. Als er auf Toilette wollte, brach er wieder kraftlos zusammen und schleppte sich aufs Sofa zurück. Er lehnte es immer noch ab, einen Arzt zu rufen und ich versprach ihm, seinen Willen soweit zu respektieren, wie ich es auch mitverantworten konnte.
Minütlich wurde er schwächer und hatte immer mehr Schmerzen. Um Mitternacht rief ich den Rettungswagen und ließ ihn in die Klinik bringen, wo man mir sagte dass er innere Blutungen habe.
Auf seinen Wunsch hin hat man keinerlei Maßnahmen eingeleitet, was angesichts seines Zustandes nur verständlich war. Ich durfte die ganze Nacht mit meinem Vater in einem Einzelzimmer sein. Hörte unter riesiger Anspannung auf seinen Atem und konnte nur noch heulen und nachdenken...
Als er wach war, sagte ich zu ihm: "Danke, dass Du gewartet hast, bis ich von Amerika wieder zurück bin!", und er antwortete: "Das war mein größter Wunsch!"
Jedesmal wenn ich an diese Worte denke, muss ich weinen. Die ganzen 3 Wochen, als ich in Amerika war und regelmässig mit ihm telefoniert habe, ging es ihm großartig. Die Schmerzen hatte er mit starken Tabletten unter Kontrolle, er konnte immer wieder Ausflüge mit dem Auto machen, in der Herbstsonne spazierengehen und ohne grössere Beschwerden die Tage geniessen. Mit seinem Zusammenbruch hat er den Tag abgewartet, an dem wir aus Florida zurückgekehrt sind, sodaß ich ihm nahe sein konnte.

Wir beide wissen, dass er in den nächsten Stunden oder Tagen gehen wird und ich bin so überaus dankbar, dass er uns ermöglicht, gemeinsam diesen Weg zu gehen.

Bin heute morgen völlig erschöpft für 2 Stunden nachhause gefahren um mich schlafen zu legen und dann gleich wieder zu ihm gefahren. Er war aufgrund der hohen Dosis von Morphin schmerzfrei und wir konnten uns zwischen einigen Schlafminuten immer wieder ansehen und zunicken, Worte wechseln und beieinander sein.

Vorhin war ich mit meinem Mann und den Kindern nochmals in der Klinik und sein Zustand hatte sich wieder verschlechtert. Er bekommt jetzt eine Morphiuminfusion und schläft nur noch. Ich habe Abschied genommen von ihm, weil ich nicht weiss, ob wir nochmals dazu kommen...
Bin unendlich traurig, die Augen brennen vom weinen und fühle mich leer. Ich weiss, dass er bald ganz einschlafen wird und bin so dankbar, dass er nicht lange leiden musste. Und doch steht man völlig hilflos da und keiner kann einem dieses Gefühl erleichtern oder abnehmen.

Ich werde heute nacht zuhause sein und versuchen zu schlafen - mit dem Telefon neben dem Bett und der Hoffnung, dass es nicht klingeln wird...

Unendlich traurig und hilflos,
ericsson
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