Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 10.05.2015, 11:26
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.12.2014
Ort: Hessen
Beiträge: 25
Standard Muttertag - Freude und Traurigkeit

Hallo zusammen.

Ich muss gerade einfach mal meine Gedanken loswerden - an einem Ort, wo mich vielleicht der ein oder andere Mensch versteht.

Heute ist Muttertag, für mich ein Tag mit zwei Seiten der Medaille: Ich freue mich so sehr, dass meine Mama noch da ist; aber gleichzeitig bin ich auch so traurig, dass es vermutlich der letzte Muttertag mit ihr ist. Ich bin seit dem Blumenkauf heute morgen nur am Weinen...

Mein Freund versucht mich zwar zu trösten, aber irgendwie gelingt es ihm nicht wirklich. Ich weiß, er meint es nur gut - trotzdem fühle ich mich unverstanden und denke mir "er hat seine Mama ja noch viele Jahre!". Ich gönne ihm dieses Glück natürlich, aber irgendwie bin ich auch neidisch. Neidisch auf all die vielen Kinder, die ihre Eltern viel länger haben. Und ich weiß auch ebenso, dass es schlimmere Schicksale gibt, wie beispielsweise Eltern, die ihre Kinder plötzlich durch einen Autounfall entrissen bekommen oder dergleichen. Aber meine Mutter ist 53, das ist doch noch kein Alter!!! Und von mir hat sie einfach noch viel zu wenig mitbekommen: Ich hätte sie so gerne an meiner Hochzeit dabei oder würde sie mit meinen Kindern spielen sehen. Sie wäre so eine tolle Oma

Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, wenn sie von uns gegangen sein wird. Ich schreibe jeden Tag mit ihr, telefoniere mehrfach die Woche mit ihr und sehe sie auch mindestens zwei Mal die Woche. Sie ist nicht nur meine Mama, sondern auch gleichzeitig meine beste Freundin. Sie wird mir so fehlen...

Sind hier andere "jüngere" Kinder (auch wenn es IMMER zu früh ist, seine Mama zu verlieren, so fühle ich mich mit meinen 26 Jahren noch sehr jung), die ähnlich fühlen? Irgendwelche Tipps, damit umzugehen?
Wie geht es euch an so Tagen wie Muttertag bzw. Vatertag für all die Kinder, deren Väter an Krebs leiden?

TROTZDEM WÜNSCHE ICH EUCH ALLEN HEUTE EINEN SCHÖNEN TAG MIT EUREN LIEBEN MAMAS

Ich schreibe meiner Mama jetzt einen Brief und gehe dann mit ihr Eis essen

Kallirhoe
__________________
Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 10.05.2015, 11:48
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.02.2005
Ort: Gelsenkirchen-Buer
Beiträge: 2.004
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Ich weiss wie du fühlst- meine Mama war 75 als sie starb- und das , trotz eines Hirntumors- plötzlich und unerwartet.

Sie fehlt mir, ich will immer noch anrufen, erzählen, mal hinfahren,
knapp 2 km.
Sie fehlt mir.
Aber ich denke mir, meine Mama wusste immer , wir , also besonders ich als älteste Tochter- und sie, als ganz junge Mama, wir waren etwas Besonderes.
Nicht immer war alles Friede Freude Eierkuchen, dafür waren wir uns zu ähnlich.

Meine Mama wusste immer wie wichtig sie mir war.

Wenn Du das mit Deiner Mama im Reinen hast, dann wird am Ende alles gut sein.

Jetzt ist die Zeit, sie zu unterstützen, mit ihr zu reden, ganz intensiv zuzuhören.
Du weisst dass ein Wunder geschehen muss.
Aber darauf zählen kannst Du nicht.
Vielleicht bleibt ja doch noch mehr Zeit als Du denkst- nutze die Zeit.
Zitat:
Zitat von Kallirhoe Beitrag anzeigen
Mein Freund versucht mich zwar zu trösten, aber irgendwie gelingt es ihm nicht wirklich. Ich weiß, er meint es nur gut - trotzdem fühle ich mich unverstanden und denke mir "er hat seine Mama ja noch viele Jahre!".
Ja, wenn Alles gut geht dann wird es so sein. Hoffentlich verlässt er sich aber nicht
darauf, denn der Tod kann von einem zum anderen Moment jemanden erwischen, der überhaupt noch nicht dran war.
Wir als Krebs- Angehörige sind da "besser" dran, WIR können bewusst alles erledigen - Fragen stellen, Antworten bekommen, Hilfe geben, geliebt werden- jemand der einen Angehörigen plötzlich verliert, ohne dass vorher ein Gedanke daran war, der hat es in meinen Augen viel schwerer.

Ich als 59jährige Krankenschwester auf einer Wachkoma-Abteilung weiss zuviel darüber, wie es ist wenn man jemanden jetzt,unvorbereitet- mitten aus dem Leben
gerissen, verliert.
Für Deine spätere Trauer sind die jetzigen Gespräche wichtig.
Ich hoffe dass ihr noch lange relativ angstfreie Zeit haben werdet- und wenn nicht dass ihr Euch versprecht, aufeinander aufzupassen, egal wie.

__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015

Geändert von gitti2002 (10.05.2015 um 18:54 Uhr) Grund: Urheberrecht - Gedicht ohne Quellnachweis
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 10.05.2015, 21:16
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.12.2014
Ort: Hessen
Beiträge: 25
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Danke für die ehrliche Antwort. Ich bin froh, dass du nicht geschrieben hast "glaub an ein Wunder" oder "Hoffnung stirbt zuletzt" - ich hasse diese allgemeinen Hoffnungssprüche!

Ich habe den Mittag mit Mama und Oma (die kurz nach der BSDK-Diagnose ihren Mann verloren hat) verbracht. Wir waren Eis essen und ein wenig spazieren, es war sehr schön.

Ich versuche den Rat mit den Gesprächen ernst zu nehmen, allerdings will ich auch keine Fragen stellen, die sie traurig machen, weil sie merkt, dass sie nicht mehr allzu lange unter uns verweilen wird. Weißt du, was ich meine? Deshalb sprechen wir meist über Belangloses und albern herum - aber auch das werde ich genauso vermissen wie den ernsten Rat einer guten Mutter.


Ich kann mir ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen


Wie kommst du in den Momenten damit klar, in denen du "anrufen, erzählen, mal hinfahren" willst? Was machst du dann?
Entschuldigung, falls die Frage irgendwie doof ist...
__________________
Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 11.05.2015, 07:55
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.08.2014
Beiträge: 505
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Liebe kallirhoe,

ich kann mich sehr gut in Deine Situation hineinversetzen. Ich bin zwar mit 43 Jahren ein bißchen älter als Du, aber dennoch kenne ich Deine Gefühle... Wenn ich Menschen sehe, die eine gesunde Mutter haben,beneide ich sie und denke immer wie gut sie es doch alle haben. Dann denke ich aber wieder dass es ja eigentlich schön ist, dass sie ihre Mutter noch haben und dass dies nichts schlechtes ist. Aber man fühlt sich eben nicht mehr dazugehörig und hat das Gefühl dass einen kein Mensch versteht. Ich glaube das ist auch nicht unbedingt eine Frage des Alters, es schmerzt immer. Als meine Mutter ihre Mutter verloren hat, war sie schon weit über 50, meine Oma schwer an Demenz erkrankt. Dennoch hat sie sehr gelitten und sagt, dass dies die schwerste Zeit ihres Lebens war und sie noch heute täglich an sie denke.

Ich versuche mich immer mit dem Gedanken aufrecht zu halten, dass die Liebe die zwischen mir und meiner Mutter und eben auch zwischen Dir und deiner niemals endet. Du bist der Mensch der du bist durch die Liebe deiner Mutter und du wirst sie immer in deinem Herzen tragen. Es ist wundervoll, dass ihr so eine gute Beziehung zueinander habt, davon wirst Du dein leben lang zehren. Diese enge Bindung verstärkt sicher den Schmerz aber denk mal wieviele Menschen nie von ihrer Mutter geliebt wurden. Sie betrauern vielleicht nicht so den Verlust der Mutter, aber sie leiden möglicherweise ihr Leben lang an dem Verlust der Liebe.
Trotzdem tut es alles meist einfach nur weh.
Und ich kenne dein Gefühl, dass du bezüglich der gut gemeinten Empfehlungen hast dass du die Hoffnung nicht aufgeben darfst, ein Wunder geschieht etc. Ich habe diese Worte auch soooo oft gehört und fühle mich dann einfach nicht verstanden. Es klingt immer so, als müsse man nur positiv denken und dann würde schon alles gut werden. Ich möchte aber lieber über meine Ängste sprechen können, ich möchte aussprechen dürfen dass meine Mutter wahrscheinlich nicht lange leben wird ohne zu hören "aber sei doch mal optimistisch, es ist doch alles gut". Natürlich ist momentan alles gut und dafür bin auch dankbar, sehr dankbar. Aber die Angst verdammt nochmal ist trotzdem da! Und ja nun auch berechtigt. Ich möchte sie nicht verdrängen, sondern lernen damit umzugehen.

Lass dich mal drücken.
Liebe Grüsse
Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 11.05.2015, 10:03
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.02.2005
Ort: Gelsenkirchen-Buer
Beiträge: 2.004
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Zitat:
Wie kommst du in den Momenten damit klar, in denen du "anrufen, erzählen, mal hinfahren" willst? Was machst du dann?

In den Momenten bleibt mir für einen Moment das Herz stehen.
Dann ruf ich mich zur Ordnung,ich habe das Gefühl wenn ich erst einmal
anfange meiner Trauer freien Lauf zu lassen dann werde ich nie mehr aufhören
zu weinen.
Also ....
ich bin Weltmeister im schieben.
Ich weiss dass sie nicht mehr hier ist, ich weiss aber auch dass sie nie weg sein wird.
Ich kann immer noch mit ihr reden, und ihre Stimme habe ich immer noch im Ohr-
und ich weiss sogar was sie mir sagen würde, wie sie gucken würde.
Meine Mama ist immer noch hier.
Hier in meinem Computerzimmer, rings um den Pc, im Schrank aufgehängt sind alle meine Lieben.
Mama, Heike, Joachim, die Großeltern, die Zwillingstanten....das Hochzeitsbild von Sandra , auf dem wir alle noch drauf sind.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 11.05.2015, 20:40
Benutzerbild von anni.
anni. anni. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.09.2010
Beiträge: 234
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

hallo kallirhoe,

ich kenne das gefühl leider auch, weiß nur zu gut was du meinst und wie es dir geht. ich bin 23 und mein vater, 56, hat seit mai 2014 die diagnose krebs, er hat ein thymuskarzinom.
zum glück geht es uns zurzeit echt gut - er ist mit seiner therapie durch und war schon in der reha. der krebs ist weg, zumindest für den moment gilt er als krebsfrei. besser kann es mit dieser diagnose natürlich gar nicht sein. trotzdem quälen mich tagtäglich die gleichen sorgen und gedanken, die du dir auch machst. erst gestern hatte ich nach einem eigentlich schönen tag wieder unbegründet einen heulanfall, einfach so, weil ich so angst um meinen papa hab. dabei gehts ihm so gut, er fängt bald auch wieder an zu arbeiten. die angst kann ich trotzdem nicht abstellen, vor allem weil bald wieder das nächste ct ansteht. ich will mir gar nicht ausmalen wie es wird, wenn da was zu sehen sein würde...
__________________
Mein lieber Papa (*1958):

05/2014 ED Primär inoperables Thymuskarzinom
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 12.05.2015, 11:59
InaS InaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2015
Ort: Dormagen
Beiträge: 23
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Hallo,
ich bin 21 Jahre alt und mein Vater hat Krebs. Darmkrebs mit Lebermetastasen.
Ich habe auch das Gefühl dass mich keiner so recht versteht (außer meine Mutter und Freunde meiner Mutter, mit denen ich mich auch super verstehe).
Manchmal denke ich dass meine Freunde halt einfach zu jung sind um mich zu verstehen. Ich gönne es ihnen von ganzen Herzen dass sie sich nicht mit einer schweren Krankheit oder einen Verlust eines Elternteils auseinandersetzen müssen.
Tja und wie gehe ich an bestimmten Tagen mit der Trauer um? Es ist unterschiedlich. Im Grunde würde ich behaupten, dass ich recht gut mit meiner Trauer umgehen kann. Aber gestern war ein schlimmer Tag. Ich hatte Geburtstag und meinen Vater ging es richtig schlecht. Er hat nicht seine Flüssignahrung getrunken oder über haupt was zu sich genommen. Er konnte mir noch nicht mal richtig gratulieren. Seinen Zeigefinger konnte er hochheben. Was mich dabei so traurig gemacht hat war der Gedanke: Wie er sich fühlen muss, was er für Gedanken haben muss wenn er es nicht mehr schafft seiner Tochter, die er liebt zu gratulieren? Das muss doch schlimm für ihn sein, besser gesagt weiß ich dass es schlimm für ihn ist. Und das zerbricht mir dann das Herz.

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit
LG Ina
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 30.06.2016, 06:34
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.12.2014
Ort: Hessen
Beiträge: 25
Standard AW: Ich habe Angst, dass...

Sie schläft fast nur noch und zeigt fast keine Reaktion mehr...
das alles wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind!
__________________
Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Stichworte
angst, weihnachten


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:04 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55