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  #1  
Alt 16.06.2008, 22:51
Koni113 Koni113 ist offline
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Beiträge: 8
Standard Ärzte sind schlechte Patienten....

...ich bin erst seit wenig Wochen hier und eher stille Mitleserin, dennoch bin ich sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben.
Eigentlich sieht es bei ganz gut aus, aber ich erwische mich trotzdem mit Ängsten, gegen die ich im Moment wenig machen kann.
Ich habe seit kurzem alle Arztberichte - die detaillierten. Das Zeitfenster was ich im Kopf hatte stimmte nicht ganz aber fast. Ich hatte erst Anfang 2006 einen PAP IIId und beim Test auf HPV high risk positiv. Zuvor hatte ich gut 6 Jahre keinen Sex, dass heißt, dass die Infektion auch schon länger zurück liegen musste. Bei dem damaligen Befund und der Beratung einer evtl. Konisation sagte ich meinem Gyn: " wenn es soweit ist, dann bitte gleich alles raus". Ich konnte mir damals nicht vorstellen, nochmals eine Beziehung einzugehen und eine Familie zu gründen. Bis Juni letzten Jahres war ich unter engmaschiger Kontrolle..und hatte dann einen PAP II.
Im April diesen Jahres meldete sich meine innere Stimme, dass ich schleunigst zur Vorsorge gehen sollte. An einen doofen Gyn geraten dachte ich nur - egal - hauptsache der Abstrich wird gemacht...und ist bestimmt in Ordnung....
Aber weit gefehlt, PAP IVa. Also Konisation - habe dann also mit Krankenhäusern telefoniert wegen Termin....wollte ihn eigentlich noch ein halbes Jahr wegen Arbeit schieben. Ich habe trotzdem die Voruntersuchung wahrgenommen und nach der Kolposkopie wollten die Kollegen keine 2 Wochen mehr warten.....
Eine Situation, die viele von euch kennen...aber worauf ich hinaus will:
ich bin zwar "nur" Tierärztin, habe aber natürlich über die verschiedenen Entartungen der Zellen einiges gelernt und gesehen. Prognose, Risiken usw.. ist mir ja nicht unbekannt.....ich wollte für mich erstmal gar nichts persönliches hören.
Die Koni verlief relativ gut. Ich bekam die Befunde und Arztbriefe. Wäre ich eine "normale" Patientin, wüsste ich nicht so viel.....die zweite Koni steht schon in Aussicht...es war SCHEINBAR nur ein PAP IV = Carcinoma in situ...........aber..........die Kollegen entfernten erstmal überwiegend aus dem Gebärmutterhals - der Muttermund wurde noch geschont.
Ich hatte mein Leben auf Karriere ausgelegt, wollte keine Kinder - vor knapp einem Jahr fing ich doch an umzudenken. Mein Kopf weiß, dass ich immer noch gute Chancen habe, dass nach dieser Koni alles erledigt ist.....andererseits war der Befund schon sehr deftig - fast der ganze Gebärmutterhals war betroffen.....
Für meine Psyche hilft es mir, dass die Ärzte kollegial mit mir gesprochen haben und nicht ein "zu 99 % ist damit alles gut" gesagt haben.
Zwischenzeitlich geht es mir aber gar nicht gut, ich kenne die Risiken und handele doch, als ob ich gesund wäre und mir nichts passieren könnte. Dieser Zwiespalt zwischen dem Wissen und für mich selbst nicht wahrhaben wollen und können, Powerfrau sein... keinen belasten ----- was soll ich denn auch sagen - kann ja auch gut sein, dass jetzt wirklich wieder alles erstmal ok ist.
Ich bin nicht in der Lage meinen "Angehörigen" ehrlich zu sagen, dass das Risiko bei mir noch sehr hoch ist - ich könnte es doch nur mit den medizinischen Fachausdrücken erklären. Und dann machen sie sich mehr Sorgen als vielleicht nötig ist - die Chance, dass noch alles glimpflich abläuft ist ja sehr hoch.
Ihr merkt - es ist nicht ohne, aber eigentlich noch kein Grund für Panik. Wie kann ich nahe stehenden Menschen klar machen, dass es zwar ernster ist, aber doch nicht so, dass sie mich in Watte packen müssen.
Ich bin soo traurig, dass ich nicht mit jemandem sprechen kann, der die Situation relastisch einschätzen kann. Ich brauch jetzt keinen, der mir versucht, Mut oder Stärke einzureden - aber noch weniger kann ich es gebrauchen, wenn ich mich auch noch um die Menschen kümmern soll, die vor Angst um mich fast eingehen - beides ist nicht gerechtfertigt.

Ja - ich habe Angst und will/muß einiges ändern. "ach, wie schlimm - es könnte ja bösartiger Krebs werden..." - TOLL - und wenn ich sage: ich höre mit Rauchen auf, aber benötige erstmal Unterstützung, dass auch in meiner Wohnung nicht mehr geraucht wird" dann die Antwort...."aber es ist doch Fussball"

oder "arbeite nicht so viel, du sollst dich doch schonen" ------ hallo?!? und wer bringt das Geld nach Hause, damit wir leben können????

Muß man/ICH Laien erstmal sagen - es ist Krebs? oder eine Vorstufe?, ach - Vorstufe darf man wohl gar nicht sagen - "dass ist ja nicht so schlimm"

Ich bin verärgert, habe Angst bestimmten Menschen die Wahrheit zu sagen und..bezüglich Job - darf ich nicht die Wahrheit sagen. Bin Hin-und Hergerissen - sehe die medizinische Seite, die Statistiken, Risiken und die Heilungschancen....und trotzdem... komme ich nicht wirklich klar mit "krank sein", ich will es einfach nicht wahrhaben - kann kaum Ruhe halten, obwohl ich mich noch schonen sollte - naja........ für meine Verhältnisse schone ich mich.

Ihr braucht mir nicht zu antworten, aber ich glaube, es gibt genug "Powerfrauen" die ansatzweise ähnliche Gefühle haben, wie ich.
Meiner Meinung nach sind hier mehr Powerfrauen, als man denkt - bei mir ist es noch eine relative Kleinigkeit - und so viele hier müssen sich nicht nur mit der Diagnose "bösartig" auseinandersetzen .......... die Zeit, in der "frau" sich damit regelrecht beschnitten fühlt - in jeglicher hinsicht - nicht mehr selbst sein zu können (zumindest zeitweise)......
...ist mir fast peinlich, euch mit meinem Roman zu belasten.

Ich bin aber auch sehr froh, dass ich mittlerweile weiß, dass viele hier sind, die die Ängste und (wirren) Gedanken ernst nehmen und auch verstehen können.

Ich sag mal vorab vielen Dank fürs Zuhören (-lesen)

Koni113
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  #2  
Alt 17.06.2008, 00:41
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Liebe Koni
ich habe deinen Beitrag bewegt gelesen und mich in vielem wiedergefunden (nur, dass ich keine Ärztin bin)

ich hatte einen FIGO IIIb, der Tumor ging schon an den linken Harnleiter, OP nicht mehr möglich. Soweit lebe ich seit Therapieende im Juli 2007 mein Leben wieder einigermassen normal.
Manchmal will ich es mir selbst nicht eingestehen, dass ich die Tage geniesse, jeder Tag ist schön, ich denke manchmal: "verdränge nicht soviel ! sei realistisch, bei der nächsten Vorsorge ist alles vorbei" , aber es will mir nicht gelingen. Man kann nicht leben mit dieser ständigen Angst im Nacken, niemand kann das.
Wenn es mal zwickt, erinnere ich mich daran, dass ich Krebs habe und bin doch erst 47. und ich arbeite im Moment wie ein Ackergaul um meinem Sohn das Medizinstudium zu ermöglichen...zum Rezitiv habe ich keine Zeit

Nun der Teil, den du vielleicht nicht lesen willst: es ist schon wahr, du hattest eine Krebsvorstufe und gehst nun regelmässig zur Nachsorge... aber ...du hast wirklich keinen Grund, dir dein Leben durch Panik und Angst zu vermiessen.
Die Nachricht, dass man Krebs hat ist immer ein Schock, nichts ist mehr, wie es war, aber dennoch : schau nach vorn, was nützt es dir, wenn du nun alles in Frage stellst.
Die Konisation hat die Zellen eleminiert, bildet sich was nach, kommt die GM raus , ein Zervixkarzinom ist gut heilbar, viel besser als andere Krebsarten, die schnell streuen und die man nicht mehr beherrscht.

Und die Statistiken lese ich schon lange nicht mehr, was sagen mir die 10 % , die mir zugebilligt werden ? Und selbst wenn du sie liest, so liegen sie beim CIS beim Zervixkarzinom ziemlich hoch.
Und es gibt auch Statistiken für Herzinfarkt, für Diabetis kurz für alles, was uns an Leben will Gib nichts darauf.
Das Leben ist leider nicht planbar, auch wenn man es beruflich oder persönlich versucht. Irgendwas kommt immer dazwischen, so geht es allen Menschen.

Ich spreche mit niemandem über meine Krankheit, nur wenn ich im KH bin, teile ich mich meiner Onkologin mit. Die antwortete mal auf meine Frage nach Überleben: " es liegt alles in Gottes Hand" ...hm... ich bin nicht religiös und schaute sie resigniert an. Seitdem lebe ich ruhiger, denn ich weiss, man wird alles für mich tun und Gottes Segen habe ich obendrein.

Kopf hoch, sei wieder glücklich,und vergiss nicht, nun noch mal einen HPV-Test machen zu lassen, denn wenn die HighRisk-Viren durch die Konisation weg sind, hast du auch statistisch nichts mehr zu befürchten.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (17.06.2008 um 00:59 Uhr)
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  #3  
Alt 17.06.2008, 09:02
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blueblue blueblue ist offline
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Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Liebe Koni,

auch ich habe deinen Beitrag sehr bewegt gelesen und dabei festgestellt, dass es noch mehr Verdrängungskünstler gibt als nur mich.

Ich bin 47 Jahre, habe 2 Kinder und nun ein Rezidiv des Zervix-Ca. nachdem 2002 die Gebärmutter entfernt wurde.

Mir hat ein behandelnder Arzt damals gesagt, dass die Möglichkeit bestünde, dass es wiederkommt, die Chancen dazu stünden 50 : 50. Ich habe ihm damals gesagt, dass ich die "besseren" 50 % nehme und damit dann erstmal verschwinde. Den Prognosen und Statistiken mag ich auch nicht glauben, denn jeder Mensch ist anders und außerdem sind sie von Menschen gemacht und der Mensch kann sich bekanntlich irren.

Meine Familie weiß schon lange, wie es um mich steht, denn ich habe den Krebs ja nun nicht erst seit gestern - meine erste Koni war schon 1986. Wir schaffen es ganz normal zu leben damit, wenn dies auch gerade im Moment manchmal recht schwer fällt, weil ich und alle mit mir warten müssen, wie es nun weiter geht, die nächsten Behandlungsschritte stehen noch aus.

Trotzdem fehlt mir im Moment sehr meine Arbeit. Wenn es nach mir ginge, würde ich gleich losziehen und wieder daran gehen. Ich liebe meinen Job und jetzt fehlt er mir schon für meine Psyche. Ich habe im Moment nämlich das Problem, dass ich mich irgendwie "unnütz" fühle.

Was soll ich dir sagen, Nikita hat ja so Recht, jeder Tag ist schön. Und du solltest dein Leben leben, sei einfach du selbst, dann wirst du auch den Weg finden, deinen Angehörigen zu sagen, was los ist.

Ich drücke dir die Daumen

blueblue

Wer nicht kämpft, hat schon verloren!
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  #4  
Alt 17.06.2008, 18:30
Evche Evche ist offline
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Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Hallo Koni!

Reihe ich mich mal in die Powerfrauen ein. Beruflich erfolgreich, einen sehr schweren Unfall vor 8 Jahren mit lebenslang sichtbaren körperlichen Veränderungen haarscharf überlebt. Nachdem ich damals 2 Jahre rumgeeiert bin, dachte ich, mich kann in diesem Leben nix mehr umhauen.

Und dann im Juni 2006 die Nachricht, mein Pap ist nicht okay. Die Zeit bis zum zweiten Abstrich mit Hormonzäpfchen hab ich relativ locker hinter mich gebracht. Doch der zweite Befund war auch nicht besser. Also 2 Tage später in die Frauenklinik zur Konisation. Ergebnis CIS.

Für mich ist danach meine Welt komplett zusammengebrochen. Klar eine Vorstufe, aber..... Ich habe einige Krebsfälle in der Familie erlebt, 2 Freunde unter 50 an dieser tückischen nicht greifbaren Krankheit nach einem furchtbaren Leidensweg verloren. Meine Psyche war aufgewühlt, so sehr, daß die Blutungen nach der Koni einfach nicht enden wollten und auch erst nach 4 Wochen stoppten, weil ich entsprechende Medikamente bekam. Auch wenn mein Körper aufhörte zu bluten, meine Seele blutete weiter. Warum ich, warum schon wieder ich. Das war die Frage, die mich fast rund um die Uhr beschäftigte.

Also hab ich mich nach Gesprächen mit der Frauenklinik, meiner Gyn und ihrem Praxiskollegen zur Hysterektomie entschlossen. Weil ich Ende 40 bin und meine Kinder erwachsen sind. Seitdem geht es mir gut, ich habe diesen Schritt nie bereut. Auch wenn ein geringes Restrisiko bestehen bleibt.

Meine ganze Lage hätte natürlich anders ausgesehen, wenn ich 20 Jahre jünger gewesen wäre und Kinderwunsch bestanden hätte. Insofern kann ich dir nur die Daumen drücken, daß mit der zweiten Koni die allergrößte Gefahr gebannt ist. Und - lass deine Freunde reden. Wer niemals betroffen war, kennt den Unterschied zwischen einem CIS und invasiven Tumoren nicht. Denn auch mich fragten nach der Koni sehr viele Freunde, ob ich jetzt Chemo bekäme. Das kann man den Leuten auch nicht verübeln, woher sollen sie es auch wissen.

Alles Liebe für dich vom Evche
__________________
Macht hat nur der über mich, dem ich sie gebe.
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  #5  
Alt 17.06.2008, 19:21
blondchen blondchen ist offline
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Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Hallo Koni,

mein Fall sah so aus: Vorsorge im Dez. 07 Pap schlecht (IIId); dann
nächste Kontrolle im Februar: Pap IVa High risk Typ 18 - sofort Koni
machen lassen, Ergebnis carcinoma in situ nicht im gesunden entfernt -
Rekoni machen lassen vor ca. 3 Wochen. Ergebnis: keine Dysplasien mehr.

Ich habe auch immer geackert wie sonstwas, mein Leben hat sich insofern
geändert, dass ich nun mehr Dinge zu schätzen weiß. In jedem Fall genieße
ich jeden Tag derzeit und sage mir: Es hätte schlimmer kommen können.
Vor den Koni´s habe ich mir gesagt: Ich schaffe das, ich werde wieder gesund.

Du schaffst das auch!


Alles Gute für Dich
blondchen
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  #6  
Alt 17.06.2008, 22:26
CARLOTTCHEN CARLOTTCHEN ist offline
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Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Hallo
Ich kenne das Gefühl alleine zu sein mit seinen Ängsten.Ich wurde 2mal von meinem Gyn telefonisch gebeten sofort wieder in die Praxis zukommen.erster Abstrich war Anfang April-zweiter Abstrich war Mitte Mai-Ende vom Lied PAP IV-schwere Dysplasie-Krebsvorstufe.Das war ein Schock
Nächste Woche muss ich zur Koni was mich innerlich schon sehr aufwühlt.
Ich kann mit niemanden darüber reden...niemand weiss dass ich ins KH muss-ausser meiner Freundin,dass belastet mich sehr ,ich die immer für jeden und wann immer da ist.Selbst mein Partner verdrängt die Situation-nicht ein einziges Wort hat er bis jetzt darüber verloren-(aus Angst?)Meinen Kindern hab ich nichts erzählt bevor ich nicht den entgüldigen Befund habe,nicht um sie unnötig aufzuregen.
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  #7  
Alt 18.06.2008, 00:56
Koni113 Koni113 ist offline
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Beiträge: 8
Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Es tut gut, eure Antworten zu lesen...
Ich zweifel an mir, weil die Ängste überhaupt hoch kommen. Ein PAP IVa ist fast gleichbedeutend mit Carcinoma (in situ). Die Gewichtung sollte aber doch auf "in situ" liegen - heißt "örtlich begrenzt". Meistens hat es sich mit der Entfernung, also Koni, erledigt...Die Wahrscheinlichkeit, dass noch nicht einmal eine Rekoni nötig ist, ist erheblich höher, als dass es wieder schlechter wird. Ja, ich bin irgendwie wieder bei Statistiken, aber doch im positivem Sinn. Daher verstehe ich mich grade selber nicht, dass in einer ruhigen Minute wie jetzt wieder die Gedanken da sind, dass es auch schlimmer sein könnte. Es fällt mir schwer "einfach ab zu warten" wie die nächsten Abstriche aussehen - ich mag eigentlich gar nicht zu den Kontrollen gehen, weil ich überwiegend denke, dass alles gut sein wird.....aber dann meldet sich irgendwie eine innere Stimme, die mir sagt, dass ich ein wenig auf mich aufpassen sollte.
Ich bekomme das Mittelmaß noch nicht hin, wie ich mit meinem Freund oder grade mit meiner Mutter (die mich heute spontan besuchte) darüber sprechen kann. Wenn ich gedanklich ein Gespräch durchspiele, dann fallen mir nur Fachausdrücke ein und dass die Prognose beim derzeitigem Stand sehr gut ist. Ich kann nicht von "Krebs" sprechen, denn das ist ein Ausdruck, der sofort das Allerschlimmste vermittelt. Wie kann ich einerseits eine sachliche Aussage treffen und gleichzeitig die verbundene Angst beschreiben.
Ich mache mir selbst Vorwürfe, dass diese Angst überhaupt da ist - ich sollte es doch objektiv betrachten können. Während diese "egoistischen" Gefühle hoch kommen, denke ich gleich weiter ... es wird soviel auf HPV rum geritten - Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr, Impfung auch der Jungen und Männer (Karzinome der Mundschleimhaut sind auch angestiegen), aber was sagt definitiv der HPV-Status aus? Ich muss mich damit schon vor sehr langer Zeit infiziert haben (jetzt insgesamt vor gut mindestens 10 Jahren)...ach...ich bekomme mich grad selbst nicht auseinander zwischen dem ärztlichen/wissenschaftlichen Denken und den wirren ängstlichen Gefühlen.
Ich würde derzeit gerne eines von beidem ausschalten - beides zugleich erscheint mir zu unlogisch.

Charlottchen, schön, dass du NICHT mit niemandem reden kannst --- hier sind so viele herzensgute Menschen...auch wenn es "nur" virtuell ist.

blondchen, behalte es bitte bei, dass du jeden Moment im Leben versuchst zu genießen (auch die unangenehmen Momente)

Evche, ich hatte grad Tränen in den Augen, als ich sah, wie sehr deine Seele blutete ------ vielleicht ist es die Aufgabe einer Powerfrau, die Schicksalsschläge an zu ziehen und sie zu meistern.................(vielleicht passieren so lange solche Sachen, bis wir wirklich anfangen, auch mal an uns selbst zu denken?)

blueblue, das Gefühl sich unnutz, zu nichts zu gebrauchen...ja, das habe ich auch schon kennen gelernt -- umso mehr vielen Dank für deine Antwort! "Verdrängungskünstler" - der Ausdruck hat gesessen...muss ich erstmal sacken lassen

Nikita,...."zum Rezidiv habe ich keine Zeit"...."man kann nicht leben mit der Angst im Nacken" - hast du eine Idee, warum die Angst überhaupt da ist? Sicherlich kann jeder von uns etwas für die Genesung tun, aber bevor der erste Befund da war, haben wir doch auch nicht daran gedacht (obwohl man es von jeder Seite immer wieder mal hört).... und haben gelebt!

....und leben weiter - jeden Tag, jede Stunde, Minute und Sekunde.....

Ich habe schon angenehmere Zeiten erlebt, aber irgendwie bin ich auch froh, diese Zeit zu erleben - auch wenn ich noch nicht verstehe wofür....

Ganz liebe Grüße an euch alle
Koni
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  #8  
Alt 18.06.2008, 01:36
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Liebe Koni
das kling schon viel optimistischer
Es ist wichtig, die Gedanken zu sortieren, nach einer Krebsdiagnose (hier schreibe ich es mal ganz offen, wir sind ja unter uns...)

Schlimm ist, sein Leben und alle Gedanken nur von diesem einen Thema beherrschen zu lassen (wenigesten bei einem CIS) , dazu muss ich aber auch sagen, dass die Panik mit der Zeit verblasst, wie ich schon schrieb, niemand kann es unablässig in einem Dampfkessel aushalten. Es muss auch leichte, unbeschwerte Momente geben. Ich versuche es tapfer mit meinem Figo IIIb und es gelingt mir auch meistens. (obwohl der Tumor ja nicht rausgeschnitten wurde, sondern drin verblieb, was die sonnigen Gedanken etwas erschwert)

Ich , seit der Therapie zum Flusspferd mutiert , war heute beim Yoga, hab mich zwar so gesetzt, dass ich nicht in den Wandspiegel zu sehen brauchte, die Gelenke, steif wie Stahltrosse haben gekracht, dass es alle hören könnten , aber es war wunderschön !!!!
Wie wärs mit Yoga ?????

Man muss auch mal abschalten können, die Tage trotz allem geniessen und auch denken, dass es doch hätte auch viel schlimmer kommen können.
Klingt zwar doof, aber es ist was dran.

HPV: es ist nachgewiesen, dass die HighRisk-Viren zu 98% für das Zervixkarzinom "zuständig" sind.
Wenn also deine, die mit den roten Pantoffeln seit der Koni nicht mehr auffindbar sind, kannst du die Statistik bemühen und entgültig aufatmen, denn dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Krebs zurückkommst.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (18.06.2008 um 01:41 Uhr)
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  #9  
Alt 18.06.2008, 02:46
Koni113 Koni113 ist offline
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Registriert seit: 03.06.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Ärzte sind schlechte Patienten....

Liebe Nikita,
du "Nachteule"...

du bist eine gute Seele und soviel ich hier mitbekommen haben unerlässlich für dieses Forum!

Ich hatte als Jugendliche 3 einschneidende Erlebnisse, die mein Leben schon damals veränderten. Ich hatte zum einen eine fast "zweite Geburt" - hatte einen Herzstillstand bei einer OP und kurz vorher eine Diagnose, die mein persönliches Leben veränderten - ein angeborener Wirbelsäulenschaden, wobei der "AOK-Chopper" sehr nah war. Ich musste dann auf einiges verzichten, habe aber meine Kraft durch "meine" Pferde schöpfen können. Für mich war damals schon klar, dass ich z. B. lieber in Kauf nehme "irgendwann" im Rollstuhl zu sein aber bis dahin meine Liebe zu den Pferden (insbesonderen zu bestimmten Individuen) auslebe. Das dritte Erlebnis war eigentlich schon ein paar Jahre zuvor - mein Bruder ist sehr krank - angeborenes Lungenemphysem. Damals gab man ihm ein maximales Alter von Anfang 20. Jetzt ist er 42 - und hat sein Leben ganz gut im Griff.
"Verdrängungskünstler" - der Begriff von blueblue lässt mich noch nicht los - sicherlich gehört "verdrängen" teilweise auch dazu.
Schön, dass du mir nochmal sagtest, dass die Panik verblasst - ich brauchte damals auch Zeit, um mich mit allem auseinander zu setzen...und zwischendurch passierte auch so einiges.......vermutlich ist es jetzt ähnlich.
Aus solchen extremeren Situationen heraus trifft man auch eher lebensweisende Entscheidungen - vielleicht brauche ich auch einfach wieder diese Zeit um wach gerüttelt zu werden. Im Moment kann ich noch nicht einen kompletten Tag genießen, möglich dass ich das die letzten Jahre auch etwas vergessen hatte.....sorry für den Monolog, aber ihr glaubt gar nicht, wie sehr man sich sortieren kann, wenn man jemandem eine Antwort geben möchte und dabei nach den richtigen Worten sucht......
Nikita, blueblue, Evche, blondchen, charlottchen und alle anderen, die so ehrlich hier im Forum schreiben - ihr tut einfach nur gut!!!
Nun fehlen mir weitere Worte und wünsche eine erholsame Nacht

Koni
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