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  #1  
Alt 05.09.2004, 22:57
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Hallo, Ihr Lieben,

ich wende mich an Euch, weil ich hoffe, dass mir der eine oder andere von Euch weiter helfen kann.

Meine Schwiegermama ist 79, und wer sie vor der Diagnose Eierstockkrebs kannte, der wird sich heute, etwa 1 Monat später erschrecken. Die Diagnose traf sie und natürlich auch uns Angehörige wie ein Keulenschlag. Die Eierstöcke wurden entfernt und ein paar Ausschabungen an der Bauchdecke. Anfänglich erhielt sie Antibiotika, die sich auf ihren Appetit auswirkten. Alles widerte sie an und sie behielt nichts in sich. 9 Tage lang hielt dieser Zustand an. Zum Trinken musste man sie förmlich zwingen, deshalb gab es erst einmal eine Versorgung durch Ampullen. Als die Antibiotika-Behandlung beendet war, konnte sie auch wieder ein wenig essen, ja sie hatte sogar schon ein wenig Appetit.

Sie erhielt eine Chemo, die sie gut vertrug. Der Appetit allerdings nimmt seidem immer mehr ab, sie musste sich nach einigen Tagen auch wieder übergeben. Sie liegt seidem fast nur noch im Bett, hat merklich an Gewicht verloren und auch ihren Lebensmut eingebüßt. Mein Schwiegerpapa spornt sie immer an und fordert sie auf, zu essen und zu trinken. Er ist genauso hilflos wie wir. Krankheit war Gott sei Dank zuvor kein ernstes Thema bei den beiden. Ein rüstiges, reisefreudiges Rentnerpaar.

Obwohl mein Mann und ich mit allen Kräften versuchen, optimistisch in die Zukunft zu sehen um dies auch auf die beiden zu übertragen, haben wir doch richtig Schiss. Vor allem, wir würden gerne wissen, wie geht es jetzt weiter?

Wir würden uns besser fühlen, wenn wir unsere Mutti in bester Versorgung wüssten. Sie wurde entlassen und gut. 1 x zum Frauenarzt geschleppt, kurzes Gespräch und gut. Aber das kann es doch nicht sein, oder?

An wen kann man sich wenden, der die Patientin in der Zeit zwischen zwei Chemos betreut? Wer sieht die Notwendigkeit und kümmert sich um das "Wieder-auf-die-Beine-Kommen"?

Was kann man gegen diese Appetitlosigkeit, die vollständige Kraftlosigkeit und die zunehmende Apathie unternehmen? Hat jemand von Euch vielleicht Erfahrungen mit Aufbauspritzen? Wir haben einfach die Befürchtung, dass die Kraft für eine neue Chemo nicht reicht.

Sollte man den Hausarzt hier zu Rate ziehen, oder macht das der Frauenarzt? Ist ein Onkologe hier der bessere Ansprechpartner?

Wir sind einfach zur Zeit so hilflos.

Vielleicht könnt ihr uns hier ein wenig helfen?

Dieses Gefühl des Alleingelasseseins zehrt an unseren Nerven, wir möchten doch so gerne, dass es wieder ein wenig aufwärts geht.

Vielen Dank für das geduldige Lesen.

Silke
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  #2  
Alt 05.09.2004, 23:24
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Beiträge: n/a
Standard Was können wir als Angehörige tun?

Hallo Silke,
welches Erkrankungstadium wurde denn diagnostiziert? Schreib doch bitte etwas mehr über den genauen Befund, vielleicht können dir dann kompetentere Meinungen gegeben werden.
Liebe Grüße
Nelly
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  #3  
Alt 06.09.2004, 10:07
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Hallo Silke,
eine pauschale Antwort, wie es weitergeht, kann euch niemand geben. Ich kann verstehen, wenn deine Schwiedermutter im Moment den Lebensmut verloren hat. Vielleicht gibt es in eurem KH psychologische Hilfe, solche Gespräche wirken oft Wunder.
Die Diagnose alleine wirft einem vorerst vollkommen aus der Bahn. Ich wurde im Mai 2003 operiert und versuche seither, optimistisch in die Zukunft zu schauen, was nicht immer leicht ist.
Anfangs hab ich auch gedacht, jetzt ist alles aus, ich komm gar nicht mehr vom KH nach Hause. Ich hatte eine Mitpatientin, die mir unendlich viel Mut gemacht hat. Sie war 83 Jahre alt und seit 4 Jahren Chemopatientin. Allerdings konnte bei ihrer OP gar nichts entfernt werden, da bereits im Bauchrauch alles miteinander verklebt war. An ihrem Beispiel hab ich gemerkt, dass die Diagnose Krebs nicht unbedingt den sofortigen oder baldigen Tod bedeutet. Diese Erkenntnis hat mir Anfangs sehr geholfen und ich konnte anfangen zu kämpfen.
Konnte bei deiner Schwiegermutter der gesamte Tumor operiert werden? Welche Chemo bekommt sie? Muss sie zur Chemo stationär aufgenommen werden? Ich hatte die Standardtherapie (6x Taxol und Carboplatin) und hab gesehen, dass vor allem ältere Betroffene, die diese Chemo bekommen haben, jedesmal mehrere Tage im KH waren. Dort wurden nach der Chemo mehrere Tage lang Infusionen gegen die Übelkeit gegeben. Diese Theralpie ist sehr kräfteraubend. Aber vielleicht bekommt deine Mutter ja auch eine andere Therapie.
Als Ansprechpartner würde ich den Onkologen wählen, der kann euch sicher Auskunft über die Chemo und deren Nebenwirkungen geben. Auch die Onkologieschwestern haber oft sehr gute Tipps!
Die totale Erschöpfung kann ich verstehen, ist doch auch die OP noch nicht so lange her. Wichtig wäre erst einmal, ihr zu zeigen, dass ein Leben mit Krebs möglich ist! Ihr Lebensmut muss wieder geweckt werden, auch wenn dies sehr schwierig ist. Vielleicht hilft auch das Gespräch mit Betroffenen, ein Patentrezept gibt es dabei nicht.
Ich wünsche euch alles Gute!
Liebe Grüße
Margit
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  #4  
Alt 07.09.2004, 21:21
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Liebe Nelly, Tina und Margit,

es ist schön, dass ihr so schnell geantwortet habt.

Über den genauen Stand der Krankheit weiß ich nichts. Ich muss dazu sagen, meine Schwiegereltern haben sich noch nie mit Krankheiten beschäftigt (noch nicht einmal zdf-Praxis oder eine andere Medizinsendung gesehen), das ist wohl etwas, was sie nicht umsetzen können. Ich für meinen Teil interessiere mich sehr für soetwas, weil ich mehr wissen will, Zusammenhänge erkennen will.

Das erklärt auch, warum die Informationen, die ich von meinen Schwiegereltern erhalte, immer sehr dürftig sind. Sie vertrauen auf die Ärzte, da sie - wie sie sagen - sowieso nichts von alledem verstehen. Ich habe mich mit der Erkrankung beschäftigt und sammle Informationen aus dem Internet, einfach auch um auf den Ablauf vorbereitet zu sein. Dankbar bin ich, dieses Forum mit seinen lieben Menschen gefunden zu haben. Ich habe viel von euch gelesen und muss sagen: Ich bewundere euren Mut und eure Tapferkeit.

Meine Schwie-Ma hat jedenfalls heute im Krankenhaus erfahren, dass sie keine Chemo erhalten wird, das Ganze soll mit Tabletten laufen. Chemo, so sagte die Ärztin, sei in ihrem Alter nicht mehr das Richtige (vielleicht zu anstrengend). Gegen die Appetitlosigkeit erhält sie Fortecortin. Habe versucht, im Internet Infos über dieses Medikament zu erhalten, aber so richtig blicke ich nicht durch. Das ist doch ein Cortison-Präparat, wieso soll das gegen Appetitlosigkeit helfen? Gegen Erbrechen nimmt sie MCP-Tropfen.

Auf jeden Fall wird sie das jetzt erst einmal ausprobieren, sagt sie.

Ich hoffe ja, dass es jetzt etwas besser wird. Was die Apathie und Erschöpfung betrifft, ich schätze, das ist Fatigue. Jedenfalls passt es zusammen. Eine psychologische Behandlung käme nie für meine Schwie-Ma in Frage. Sie hat es einfach nicht mit solchen Dingen, macht das lieber mit sich selbst aus. Aber ob das richtig ist?! Sie fühlt sich so sicherlich besser.

Vielleicht ist es auch eine Art Selbstschutz, nicht zu viel von alledem zu wissen. Wer weiß.

Wir werden jedenfalls so gut es geht versuchen Einfluss auf die Behandlung zu nehmen. Wir hinterfragen und weisen auf Dinge, die wir erfahren haben hin. Die alten Leutchen wissen von alledem einfach nichts.

Ich danke Euch und werde weiterhin im Forum mitlesen. Vielleicht muss ich euch ja noch einmal um einen Rat bitten.

Liebe Grüße,

Silke
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  #5  
Alt 22.12.2004, 09:57
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Es sind über 3 Monate vergangen seit dem letzten Kontakt zu diesem Forum.

Leider haben wir den Kampf verloren.

Gestern ist unsere Mutti völlig entkräftet gestorben. Der einzige Trost für uns ist, dass sie keine Schmerzen hatte. Sie hatte nun noch einen Krankenhausaufenthalt, weil sich Flüssigkeit im Bauchraum gebildet hatte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Mageninhalt, der nicht vom Darm aufgenommen werden konnte. Das, was der Magen nicht mehr aufnehmen konnte, wurde erbrochen. Man stellte fest, dass es sich um eine gefährliche Verengung des Darms handelte. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob es Verwachsungen sind oder ein neuer Tumor. Nach der OP war klar, dass ein dicker Tumor, der sich wohl wieder gebildet hat, weil nach der 1. OP nicht alles aus dem Bauchraum entfernt werden konnte, der Auslöser war.

Nach der OP wurde sie immer schwächer, weil Sie nicht essen konnte und zudem x-mal am Tag alles wieder ausschied. Aber wie sollte sie eine dringend notwendig Chemo überstehen, wenn sie immer dünner wurde?

Wir haben bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es noch einmal besser werden würde. Sie wurde über 3 Wochen künstlich ernährt, ihr Schlafbedürfnis immer größer. Dann wachte Sie nicht mehr auf.

Ich hielt diese Mitteilung für notwendig, weil ich hier in diesem Forum schon so viele hoffnungvolle Berichte gelesen habe und dadurch auch für mich Kraft und Mut schöpfen konnte.

Zu sehen, dass unsere Mutti immer kraftloser wird, hat uns nervlich sehr belastet. Sie hatte sich bereits selbst aufgegeben, und das Essen und Trinken fast entrüstet abgelehnt. Wir hatten keine Chance, das zu ändern.

Zurück bleibt jetzt unser hilfloser Papa.

Aber - bitte lasst euch nicht entmutigen! Ich wollte mit meiner Mitteilung niemandem die Hoffnung nehmen. Ganz im Gegenteil. Ich bitte euch: Kämpft mit allen Mitteln, zeigt es dem Krebs!!!!!

Ich wünsche allen Kranken und deren Angehörigen viel viel Kraft und Mut.

Die Ärztin sagte (wir alle standen bei offener Tür im Ärztezimmer, während draußen das Frühstück verteilt und Pfannen gewechselt werden - Dauer max. 3 Minuten - vielen Dank, sehr taktvoll), sie ist der Ansicht, dass Mutti einen schönen Tod hatte. Wer weiß, was noch alles auf sie zugekommen wäre.

Sicher, vielleicht hat sie recht, ich bin auch einerseits froh, dass es so und nicht anders gekommen ist. Aber es tut so weh.

Jetzt müssen wir unser Leben anders gestalten, mein Mann ist auf Arbeit um sich abzulenken (auf ihn muss ich aufpassen, er versucht, seine Trauer zu unterdrücken und zu verstecken), ich versuche, zuhause mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

Und Papa muss nun die Einsamkeit in der Wohnung ertragen.

Ich bin so traurig.
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  #6  
Alt 22.12.2004, 12:51
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Liebe Silke
Es tut mir so leid, dass eure Mutti gehen musste und keine Chance hatte! Mein herzliches Beileid zu diesem schweren Verlust. Und wie die Aerzte manchmal mit einem umgehen. Ich finde das nach wie vor unglaublich! Aber in einem hatte die Aerztin bestimmt recht, dass eure Mutti einen schönen Tod hatte. Glaube mir, ich spreche aus Erfahrung! Es ist schon arg schlimm, wenn man zusehen muss wie der geliebte Mensch von Tag zu Tag abbaut. Das Trinken und das Essen nicht behalten kann, geschweige Nahrung aufzunehmen! Insofern hatte es eure Mutti gut, dass sie einfach "einschlafen" durfte. Dies wird euch nur ein kleiner Trost sein, aber er kann euch villeicht ein wenig über den Verlust hinweghelfen.
Für die kommende Zeit wünsche ich euch ganz viel Kraft und viele nette Menschen, die euch auffangen können.
Liebe Grüsse Gaby
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  #7  
Alt 23.12.2004, 23:01
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Vielen Dank, Gaby, für die lieben Worte.

Was bleibt, sind neben der Trauer, Fragen. Haben wir etwas übersehen, was hätten wir besser machen können? Ist medizinisch wirklich alles menschenmögliche getan worden?

Sie fehlt uns jetzt schon an allen Ecken und Kanten. Aber da müssen wir wohl durch.

Ein Trost bleibt tatsächlich: Sie ist schmerzfrei eingeschlafen - und sie wusste, dass wir sie lieb haben.

So, liebe Gaby, nun wünsche ich dir und - sollte noch jemand diesen Eintrag lesen - natürlich allen anderen Lieben hier im Forum ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass dieser schrecklichen Krankheit bald Einhalt geboten werden kann und dass keine Familie mehr so furchtbare Zeiten durchmachen muss.

Ich sage noch einmal herzlich danke dafür, dass es diesen Zusammenschluss von Betroffenen und/oder deren Angehöriger in diesem Forum gibt und hoffe für mich - und das ist wirklich nicht persönlich gemeint!, dass es nie wieder notwendig ist, sich hier einen Rat einzuholen. (Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.)

Die allerherzlichsten Grüße,

Silke
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  #8  
Alt 24.12.2004, 01:03
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Standard Was können wir als Angehörige tun?

Liebe Silke,
mein herzliches Beileid zu deinem schweren Verlust. Gerade eine Mutter hinterlässt doch immer eine ganz große Lücke.
Ich denke nicht, dass ihr irgendwas übersehen habt. Es hört sich sicher banal an, aber deine Mutter hatte bis kurz vor ihrer Krankheit ein erfülltes Leben. Du hast einmal geschrieben, dass sie eine sehr aktive und reiselustige Frau war. Versteh mich bitte nicht falsch, natürlich ist ihr Tod zu früh und wohl auch zu schnell gekommen.
Aber ihr ist viel Leid erspart geblieben und wohl auch euch. Es ist so schmerzlich, wenn man einen geliebten Menschen leiden sieht und nicht helfen kann.
Irgendwann wird der Schmerz über ihren Tod weniger und dann kommen die vielen schönen Erinnerungen die so wertvoll sind. Sie ist mit dem Wissen gestorben, dass sie im Herzen ihrer Lieben weiterlebt.
Dir und deiner Familie wünsche ich ein besinnliches und gesegnetes Weihnachtsfest!
Recht liebe Grüße
Margit
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