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  #1  
Alt 26.01.2006, 14:08
Magast Magast ist offline
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Standard Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Meine Mutter bekam nach fünfmonatiger Facharzt -Gemurkse Ende November 05 die Diagnose kleinzelliges Bronchialcarzinom, Metastasen an den Knochen, der Leber.

Am Tag der Diagnosestellung wurde ein Oberschenkelhalsbruch festgestellt, also Op, neue Hüfte. Drei Tage nach der OP konnte meine Ma sich nicht mehr rühren - ab der Brust abwärts Lähmungserscheinungen. Also wieder CT, ein weiterer Tumor hat sich zwischen den Brustwirbeln festgesetzt, drückt auf die Nerven. Die erste Chemo bekam sie fast drei Wochen später, als geplant war, ihr Körper hätte das sonst nicht verkraftet.

Durch das hochdosierte Cortison kam Diabetes dazu.

Nach fünfeinhalb Wochen Krankenhausaufenthalt kam meine Ma endlich nach Hause. Darauf hat sie sich sehr gefreut. Die Freude hielt ganze fünf Tage, dann kam sie per Rettungswagen wegen Unterzuckerung und einer Lungenentzündung wieder ins Krankenhaus. Zwei Tage, bevor die zweite Chemo starten sollte. Wieder verschoben.

Bis vergangenen Samstag erholte sich meine Mutter ganz gut. Seit letzten Sonntag ist sie stark verwirrt, ruft nach ihrer verstorbenen Mutter, spricht meinen Neffen mit dem Namen meines verstorbenen Bruders an. Sie kann nicht mehr allein essen, sieht nichts mehr. Bis heute hat sich der Zustand dramatisch verschlechtert.

Per CT wurden mehrere Hirnmetastasen festgestellt. Es soll bestrahlt werden, um die Sympthome zurück zu kriegen, wirkt aber nicht lebensverlängernd. Die Bestrahlung wird nur gemacht, so lange meine Mutter das noch verkraftet. Die zweite Chemo ist nach wie vor nicht gegeben, und ich denke, dazu wird es auch nicht mehr kommen. Das Cortiosn wurde ebenfalls erhöht, um den Druck zu nehmen.

Meine Ma macht jeden an, der versucht, ihr eine Tablette zu geben, sie müsste die aber nehmen. Sie soll jetzt einen Tropf bekommen, damit wenigstens diese Quälerei aufhört. Sie schläft viel, wenn sie die Augen öffnet, schaut sie weit weg, wie in eine andere Welt. Ihr Gesicht hat eine unnatürliche Blässe, fast durchscheinend. Gestern hatte sie eine Herzattacke.

Meine Ma hat all ihre Hoffnung in die Chemo gesteckt, und jetzt? Sie wird sterben. Nicht den Hauch einer Chance hat sie bekommen, gegen diese Dreckskrankheit anzukämpfen.

Ich bin wahnsinnig traurig und fast ohnmächtig vor Wut auf diese Krankheit.

Sorry, das musste raus.

Gruss, Magast
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  #2  
Alt 26.01.2006, 15:26
Tanja2005 Tanja2005 ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Hallo Magast.

Scheiße!!! (nicht besonders vornehm - ich weiß)

Es ist ganz schlimm, wenn man sich so ohnmächtig fühlt und man überhaupt nicht helfen kann! Das haben alle hier im Forum mehr als einmal gefühlt.

Ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr noch eine schöne Zeit miteinander habt. Bestimmt geht es Deiner Mutter bald ein bisschen besser.

Ich hab's nicht so mit dem Drücken aber ich denke an Euch!

Liebe Grüße,

Tanja
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  #3  
Alt 26.01.2006, 15:48
Laetitia Laetitia ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe(r) Magast,

wir alle hier sind wütend traurig und Du nun auch. Das ist schrecklich und ich fürchte, kein noch so gut gemeinter Brief, kann das von Dir nehmen....Ich schreibe jetzt etwas ganz Dummes(?), weil mir etwas aufgefallen ist. Du schreibst, Deine Mutter ruft nach ihrer verstorben Mutter und spricht mit dem verstorbenen Bruder...Einige von uns glauben, dass es etwas "danach" gibt (und hoffen es inständig). Sollte es so sein, dann sieht Deine Mutter vielleicht wirklich ihre Mutter und Bruder und ihre Seele leidet schon nicht mehr so, denn sie wird erwartet. Das hilft DIR nicht weiter, aber vielleicht Deiner Mutter. Sei mir nicht böse und lach mich nicht aus. Ich versuche, Dir einen Gedanken zu geben, der Dir ein wenig Ruhe geben könnte.
Alles Liebe, Nadine
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  #4  
Alt 26.01.2006, 15:51
Benutzerbild von Gaby283
Gaby283 Gaby283 ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe Magast,

ich kann dich sehr gut verstehen und fühle mit dir. Ich muss leider auch gerade erleben wie meine Mutter (sie hat auch einen Kleinzeller) geistig und körperlich abbaut. Sie hat wiederholt Hirnmetastasen, in der Leber wurden inzwischen auch welche gefunden; die Kopf-Bestrahlungen sind ausgeschöpft und seit Wochen nimmt sie Kortison. Die Ärzte sprechen sich nicht aus, wieviele es sind. Ist eigentlich auch nebensächlich, da wir wissen, dass sie nicht mehr geheilt werden kann. Das schlimme an der ganzen Situation ist immer, dass man den Menschen, der früher so stark war, anders kennt. Und jetzt steht man nebendran und kann nur noch zusehen wie er leidet. Das macht einen wütend und traurig zugleich.

Die Frage ist immer nach dem WARUM???? Und warum auf diese - auch für die Angehörigen - grausame Art und Weise....

Ich hoffe, dass die Tabletten/Tropf doch noch bei deiner Mutter helfen. Es ist für sie sonst - wie du schon schreibst - eine unnötige Quälerei. Bei meiner Mum haben sie geholfen. Es geht ihr schon etwas besser und die Ausfallerscheinungen haben teilweise aufgehört.

Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr die Zeit noch gut miteinander nutzen könnt!

Viele Grüße,
Gaby
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  #5  
Alt 26.01.2006, 17:27
Magast Magast ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

@Tanja2005 – vielen Dank für deine lieben Worte, du hattest es ja auch nicht gerade leicht L An Tabletten bekommt sie Cortison, Morphium, Ibuprofen, was gegen Schilddrüsenunterfunktion, Antibiotika, Gastrosil, So`n Cocktail wegen der Mundentzündung (ich glaub nennt sich Diehlscher Cocktail), und eben zwei verschiedene Insuline. Über den Tag sind das über 25 Tabletten.

@Nadine – man sagt, sterbende Menschen sehen ihre verstorbenen Angehörigen, die da warten, um sie in Empfang zu nehmen. Ich lache dich ganz bestimmt nicht aus. Ich habe vor Wochen schon gesagt, der Gedanke, das mein toter Bruder, ihr toter Sohn, dessen Tod sie nie verwunden hat, dort auf sie wartet, ist für mich sehr beruhigend. Im Gegensatz zu meiner Schwester, meinem Bruder und meinem Vater kann ich loslassen.

Bei meiner Mutter zeigen sich leider viele Anzeichen, das der Tod nicht mehr lange aus sich warten lässt. Mir ist das aus der Pflege bekannt, eingehend hab ich mich damit befasst, als meine Oma im Sterben lag. Das sie die Tabletten nicht nehmen will, denke ich, ist auch kein wirres Zeichen. Montag Abend, in einem habwegs lichten Moment sagte sie zu mir, es ginge mit ihr zu Ende und es gäbe ihr zu denken, das sie aufgeben will.

Deine Worte sind also nicht dumm, im Gegenteil, sie bekräftigen meine Ansicht.

Deinen guten Gedanken fange ich gerade ein J

@Gabi, wir fragen uns gerade, ob in ihrem Zustand die Bestrahlung eine Leidensverlängerung ist. Wie gesagt, seit Sonntag hat sie unglaublich abgebaut, nd ich bin zu sehr Realistin als das ich an ein Wunder glauben kann.

Vielen Dank euch allen für eure Worte!

Lg Magast

Geändert von Magast (26.01.2006 um 17:29 Uhr)
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  #6  
Alt 26.01.2006, 18:47
Laetitia Laetitia ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe Magast,

ich bewundere Dich dafür, loslassen zu können. Zumindest Dir wird das helfen. Ich habe meinen verstorbenen Mann noch nicht loslassen können..
Es ist furchtbar schwer für uns Zurückbleibende, aber vielleicht geht es den Betroffenen manchmal anders. Mein Mann konnte auch nicht loslassen und der Kampf bis zuletzt war entsetzlich. Ich könnte mir vorstellen, dass der Gedanke an ein Wiedersehen mit den geliebten Menschen (wie Du schreibst z.B. mit Deinem Bruder..) dem so schwerstkranken und leidenden Menschen den Weg erleichtern könnte. Mein Mann und ich wussten (glaubten) zu diesem Zeitpunkt nichts dergleichen. Heute hoffe ich auf das Wiedersehen mit ihm.
Ich wünsche mir für Deine Mutter, dass es ihr ermöglicht wird, ohne Schmerzen und Ängste zu sein und Dir und Deiner Familie, dass Ihr die Kraft aufbringt, diese nächste Zeit vereint durchzustehen.
Ich fühle mit Euch, Nadine
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  #7  
Alt 26.01.2006, 18:54
Laetitia Laetitia ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

..noch eine kurze Anmerkung: vielleicht ist es garnicht so schlecht, wenn der Betroffene irgendwann den "Kampf" einstellt und sich "hingibt". Ich habe bei meinem Mann gesehen, wie sehr dieses Festhalten seinerseits seinen Tod erschwert und ganz entsetzlich dramatisiert hat. Ich hätte mir auch für ihn (so es denn nicht zu verhindern war) einen sanften Tod, ein Einschlafen gewünscht. Ich weiss nicht, ob man mit entsprechender Vorbereitung (psychischer Art) des Betroffenen, vielleicht diesen Weg nicht doch etwas erleichtern kann. Wenn der Betroffene selbst an ein "Weiterleben" glauben könnte und an das Wiedersehen mit seinen Lieben, wäre die Seelenqual vielleicht etwas geringer!?
Alles Liebe, Nadine
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  #8  
Alt 26.01.2006, 21:34
Magast Magast ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Hallo Nadine,

das muss ja für dich und deinen Mann wirklich furchtbar gewesen sein

Ich kann loslassen, weil ich meine Mutter sonst genau zu dem bringe, was du und dein Mann durch gemacht haben, ach Mensch, das tut mir furchtbar leid!

Ich habe kein Recht sie zu halten, und ihr den Weg ebnen, das tut sehr weh, doch ich weiss, sie muss dann nicht mehr leiden.

Nach all dem, was man bisher rausgefunden hat, kann man schon sicher sein, das es nach dem tod erst richtig los geht, mal salopp gesagt.

Als meine Oma starb haben wir sofort das Fenster geöffnet, damit ihre Seele raus kann. Sie starb leider im Krankenhaus, wir wollten uns noch mal von ihr verabschieden, sie wurde dafür her gerichtet, und soll ich dir was sagen? Das, was da lag, das war nicht meine Oma, sah ihr kein bisschen mehr ähnlich. Seit dem hab ich schon ein wenig glauben daran.

Nachdem mein Bruder starb passierten bei uns allen, also bei meinen Eltern, bei meinem anderen Bruder und bei meiner ´Schwester sehr seltsame Dinge, ich erinnere mich das wir bei ihr auf dem Balkon standen. Wir schauten beide nach oben und sahen beide meinen verstorbenen Bruder. Mit der Beerdigung hörte das auf.

Mir sind einige Sachen in den 14 Jahren passiert, wo ich überzeugt bin, da hat mein Bruder auf mich aufgepasst. Ich kann dir das nicht erklären, doch ich denke, ich hab keinen an der Klatsche.

Was du schreibst, das der Betroffene den Kampf aufgibt - ich bin froh, das der Körper so eine Art Schutzfunktion bei ihr zeigt, das sie vieles nicht mehr mitbekommt. Trotzdem ist das hart, weil ich weiss, wir hätten sonst noch miteinander darüber reden können.

Ich bin auch davon übrzeugt, das meine Ma an ein Wiedersehen mit ihrem Sohn, mit ihrer Mutter glaubt, das macht mich schon fast froh.

Weisst du, ich bin zwar traurig, bin aber froh, wenn meine Mutter nicht leiden muss, das hat kein Mensch verdient. Meine Mutter hat immer gesagt, vor sich hin siechen will sie niemals. Wir bereuen seit Tagen, das es nicht mehr dazu gekommen ist, eine Patientenverfügung zu machen. Das, so denke ich, hätte meine Mutter auch beruhigt.

Aber sie weiss, auch wenn meine Geschwister sich in den letzten Wochen nicht krumm gemacht haben, wir halten zusammen und ersparen ihr genau das.

Lass dich noch mal ganz feste knuddeln

Lg Magast
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  #9  
Alt 27.01.2006, 14:38
Laetitia Laetitia ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe Magast,

Dank Dir für die . Ich gebe sie zurück!
Es ist erstaunlich,- Du bist "mitten drin" und voller Kummer, Angst und Zorn und doch hast DU mich aufgerichtet...Ich selbst habe auch immer mal wieder Dinge verspürt, die einen am eigenen Verstand zweifeln lassen. Die man dann der psychischen Ausnahmesituation zuschreibt und normalerweise auch nicht wagt, darüber zu sprechen. Wenn dann jemand anders davon erzählt, bekommt alles wieder "Glanz" und man hofft wieder glauben zu dürfen....Du verstehst, was ich meine.
Ich bewundere wirklich Deine Haltung und die Selbstlosigkeit, wie Du Deine Mutter gehen lassen kannst....Ich würde es mit heutigem Wissen auch "besser" machen(wollen), aber in eine solche Situation "geworfen", ohne Rückhalt von irgendjemandem, noch nicht einmal Ärzten oder Schwestern, steht man ziemlich auf alleinigem Posten und macht "Fehler".
Ich hatte bei meinem Mann nicht das Gefühl, dass er von jemandem erwartet wird, denn er wehrte sich mit Händen und Füssen und klammerte sich an mich, wie um Schutz zu suchen. Das einzige, das mich heute etwas stutzig macht, sind tatsächliche diese Abwehrbewegungen in die "Luft" hinein, als wolle er etwas oder jemand fernhalten. Man fängt an zu interpretieren
Eine Patientenverfügung wäre sicher bezgl Deiner Mutter hilfreich gewesen, aber wenn Ihr vernünftige Ärzte habt, die das Wohl des Patienten im Auge haben (was beileibe nicht immer der Fall ist), dann werden sie Deiner Mutter die körperlichen Qualen lindern und ihr Leiden nicht verlänger. Denn in einem sind wir uns alle einig: so gerne wir unsere Lieben noch behalten hätten,- leiden soll(t)en sie nicht noch mehr. Und ich wünsche Deiner Mutter, dass sie wirklich durch die Wiedersehensfreude mit ihren Lieben, schon gedanklich(seelisch) so weit in der anderen Welt ist, dass alles Irdische sie nicht mehr quälen kann.
Du schriebst, Deine Oma sah nach ihrem Tode nicht mehr aus, wie sie selbst? Ich lese immer, dass die meisten Menschen nach ihrem Tode entspannte, fast friedliche Gesichtszüge haben..Das war bei meinem Mann nicht so. Ich habe ihn noch mehrere Tage jeden Tag im Bestattungsunternehmen besucht und sein Gesichtsausdruck war entsetzt, streng, wie unter höchster Anstrengung. Nichts friedliches, sanftes. Und er war ein fröhlicher, sanfter Mensch!
Eigentlich wollte ich DIR Zuspruch geben und nun hat es sich umgekehrt. Verzeih,- das war nicht der Sinn der Sache!
Ich bin froh, dass Dein Glaube an das "Danach" Dir hilft, alles zu überstehen und Dir auch die Trauer etwas erleichtern wird.
Alles Liebe Nadine
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  #10  
Alt 27.01.2006, 17:21
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Hallo Magast,

ich bin zwar ein wesentlich älteres Semester als ihr hier im Forum seid, aber trotzdem habe ich hier mitgelesen.

Das es deiner Mum so schlecht geht tut mir sehr leid! Vielleicht kann ich dir mit meiner Erfahrung etwas dabei helfen, mit dieser Situation klar zu kommen.

Seit 2000 bin ich selbst am BK erkrankt. Meine Mutter starb am 5.10.2002 nach ihrem 3. Schlaganfall. Tagelang vorher hat sie schon mit ihrer verstorbenen Patentante gesprochen. Auch ich habe deren Anwsenheit deutlich gespürt. Als es dann so weit war, dass sie heimgehen durfte war ich bei ihr. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, die mir aber die Angst vor dem Sterben genommen hat. Ich habe bei ihr gesessen, habe sich streicheln können. Habe ihr ihre Lieblingslieder vorgesungen und ihr gedankt, dass sie so eine gute Mutter war/ist. Habe ihr Geschichten der Erinnerung aus unserem gemeinsamen Leben erzählt und viele schöne Begebenheiten geschildert. Ob du es glaubst oder nicht, mit Sicherheit hat sie alles gehört und sich darüber gefreut. Ich habe es ganz deutlich gespürt. Ich konnte es an der Atmung feststellen. Sobald ich mich nur einige Schritte von ihrem Bett entfernte oder nichts sagte, wurde ihre Atmung sofort hektisch und sie wurde ganz nervös. Als es dann so weit war, habe ich sie in den Arm genommen, mich bei ihr bedankt und sie los gelassen. Ich habe deutlich gespürt, dass sie sofort von jemanden "drüben" in Empfang genommen wurde. Ich war nicht traurig, sondern nur glücklich, dass ich in diesen letzten und kostbaren Stunden bei ihr sein durfte. Ich habe eigentlich nie um sie getrauert, weil ich weiss, dass alles gesagt wurde und wir uns sowieso einmal wieder sehen werden.

7 Monate vorher, im März 2002, ist unser Sohn ganz plötzlich verstorben. Er lebte in Berlin und wir haben uns über 6 Monate vorher das letzte Mal gesehen. Darüber werde ich niemals hingweg kommen. Meine Trauer ist nicht weniger geworden in den Jahren, sondern ich habe nur langsam gelernt ihn los zu lassen und damit zu leben. Bei ihm ist nicht nur der plötzliche Weggang, sondern ist sind so viele Sachen, die ungesagt geblieben sind. Nichts was offen war, konnte geklärt werden. Ich konnte ihm nicht mehr sagen wie sehr ich ihn lieb habe. Das ist es, was ich so schlecht verkraften kann!

Warum ich das alles schreibe? Bitte, wenn es irgendwie möglich ist, bleibt bei ihr und steht ihr zur Seite. Es ist für deine Mutter besser und für euch. Ihr könnt mit den Tod dann ganz anders umgehen und für eure Mutter wird das Heimgehen leichter. Ich habe seitdem keine Angst mehr vor dem Tod, nur vor Schmerzen und Siechtum davor. Wir haben übrigens seitdem eine Notarielle Patientenverfügung.

Ich wünsche euch viel Kraft
Rubbelmaus

Geändert von Rubbelmaus (27.01.2006 um 17:25 Uhr)
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  #11  
Alt 30.01.2006, 02:57
Magast Magast ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Meine Mama ist gestern Nachmittag eingeschlafen. Bin gerade nicht in der Lage, eure lieben Beiträge zu erfassen, wenn ich klar denken kann, antworte ich sofort. Nur eins - loslassen tut verdammt weh.
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  #12  
Alt 30.01.2006, 03:23
Kim Kim ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Fühl dich einfach nur gedrückt
__________________
Leise Menschen, leise Freundschaften, stille Worte, stille Zeichen
übertönen lautstarkes Gerede, lautstarkes Getue,
überdauern die Kurzlebigkeit großer Versprechungen, leerer Gesten.


(Margot Bickel)
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  #13  
Alt 30.01.2006, 10:25
Benutzerbild von Gaby283
Gaby283 Gaby283 ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe Magast,

es tut mir sehr leid und mir fehlen einfach nur die Worte....

Eine Mutter ist etwas wunderbares
Andere können Euch lieben, nur Sie versteht Euch
Sie arbeitet für Euch, pflegt Euch, liebt Euch
Verzeiht alles was Ihr tut
Sie betet für Euch
Und das einzige Leid das Sie Euch je antun wird
Ist zu sterben und Euch zu verlassen.



Stille Grüße,
Gaby
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  #14  
Alt 30.01.2006, 11:53
Laetitia Laetitia ist offline
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Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe Magast,

ich versuche Dich zu ...Es tut verdammt weh!! Bin in Gedanken bei Dir!
Nadine
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  #15  
Alt 30.01.2006, 12:44
schwarzwaldmädle schwarzwaldmädle ist offline
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Beiträge: 110
Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Liebe Magast,

ich bin in Gedanken ganz fest bei dir und drücke dich herzlich.
Loslassen tut so unendlich weh und deswegen gebe ich dir ein bisschen Mut und Zuversicht mit auf den Weg.....

Liebe Grüße
Dagmar
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