Brustamputation am nächsten Mittwoch 14.8.08

[Helly Hansen]

Hallo zusammen,

ja, jetzt bin ich also auch hier gelandet mit einem Thema, das mir nachts den Schlaf raubt. Bei mir wurde am im Juni ein DCIS festgestellt, das aufgrund der großen Ausdehnung nicht im Gesunden entfernt werden konnte. Jetzt steht am kommenden Mittwoch, 14. August 2008, die Entfernung der kompletten Brust an. Gleichzeitig möchte man in der selben OP einen Expander unter den Brustmuskel legen und somit den Wiederaufbau mit Implantat beginnen. Der Eingriff wird in einem zertifizierten Brustzentrum gemacht, in dem allerdings nicht mit plastischen Chirurgen zusammengearbeitet wird.

Ich habe große Angst vor der Operation und auch vor dem, was ich beim Aufwachen aus der Narkose sehen werden. Auch wenn ich den OP-Termin, der eigentlich für morgen, Donnerstag, angesetzt war, auf den kommenden Mittwoch verschoben habe, bin ich entschlossen meine Brust gegen mein Leben zu tauschen. Zuvor möchte ich allerdings so viele Informationen wie möglich über die OP und den Wiederaufbau mit Expander haben, um eine Entscheidung treffen zu können, hinter der ich dann auch stehe.

Wer hat so etwas schon durchlebt und kann mir seine persönliche Erfahrungen berichten? Ist das Implantat alleine ausschlaggebend für das kosmetische Ergebnis oder auch schon das Einsetzen bzw. Befüllen des Expanders? Sollte man den Tausch Expander gegen Implantat in einer Fachklinik durchführen lassen oder reicht die Erfahrung eines Gynonkologen dafür aus. Welche Probleme und Komplikationen kann es neben einer Kapselfibrose noch geben?

Ich bin nicht auf eine bestimmte Region fixiert und würde den Tausch des Expanders gegen das Implantat auf jedenfall in einer Klinik machen lassen, die mit plastischen Chirurgen zusammenarbeiten. Wer hat gute Erfahrungen z. B. in Frankfurt oder Düsseldorf gemacht.

Auch für sonstige nützliche Hinweise bin dankbar.

Beste Grüße an alle

Helly Hansen

[Mary-Lou]

Hallo Helly,
kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Dir dieses Thema den Schlaf raubt. Ging mir damals ebenso, meine OP war vor fast genau zwei Jahren in Tübingen. - Mir wurden damals beidseits Permanent-Expander eingesetzt nach einen Skinsparing Mastektomie. Das hatte den Vorteil, dass so viel Haut übrig gelassen werden konnte, dass der Expander gleich komplett aufgefüllt werden konnte, d.h. die Haut musste nicht gedehnt werden. - Dieses Expander habe ich jetzt seit dieser Zeit und ich habe und hatte keinerlei Probleme wie Kapselfibrose oder so. Im Januar nächsten Jahres werde ich mir dann ein Silikonteilchen einsetzen lassen, na - eigentlich zwei - auf jeder Seite eins.

In meiner Klinik hat die OP eine Frau, mit einem ganz besonders guten Händchen gemacht, die aber eben spezialsiert auf Brustaufbau und plastische Chirurgie ist, das wäre mir an Deiner Stelle schon auch wichtig. Denke mal, ist ja nicht unbedingt gesagt, dass ein guter Gynäkologe auch ein guter plastischer Chirurg ist.

Vor der OP selber musst Du nicht allzuviel Angst haben - und das sage ich, selber der Welt größter Angsthase. Auch musst Dir nicht so viel Sorgen machen "vor dem was Du nach OP siehst". Es war wirklich nicht besorgniserregend und wie gesagt, bei mir waren es beide, die ab mussten. Gegen eventuelle Schmerzen bekommt man jederzeit Schmerzmittel und ich hatte im Krankenhaus und zuhause nie große Schmerzen zu erleiden. Bei mir hat der Klinikaufenthalt genau zwei Wochen gedauert, da die Drainagen so lange drin bleiben mussten zwecks der Wundflüssigkeit, vielleicht aber auch nur deshalb, weil ich auf der Privatstation lag. - Gleich im Krankenhaus bekommst Du dann auch ein spezielles Mieder, das Du die ersten Wochen Tag und Nacht tragen solltest, aber daran gewöhnt man sich so schnell, dass man nachher Probleme hat es wieder auszuziehen. Und danach habe ich dann noch einige Zeit Sport-BH getragen, die ich aber zwischenzeitlich gegen bügellose eingetauscht habe.

Kopf hoch Helly, das schaffst Du. - Dir alles Gute und solltest Du noch Fragen haben, darfst Du Dich gerne melden - auch über PN.

Lieben Gruß

Hi,

Du brauchst Dir wirklich keine Sorgen wegen der OP machen. Bei mir wurde diese OP im Feb. 2008 gemacht nach einem ausgedehnten Decis und 3 invasive Tumore. Bei der OP wurde der Expander schon ein wenig aufgefüllt so dass ich direkt schon wieder etwas Busen hatte. Zwar keine Brustwarze mehr und auch eine Narbe aber für mich war "Form" wichtig. Ich hatte zwar Anfangs Schmerzen aber sofort Mittel bekommen. Da das die 3. OP in kurzer Zeit war hab ich einen Tag gebraucht um wieder auf den Beinen zu sein, sonst geht es schneller. Mein Expander ist inzwischen 3 x so groß und ich finde es herrlich. Ich war sogar letzte Woche Schwimmen mit einem normalen Badeanzug. Ein wenig windschief bin ich zwar noch aber es wird immer besser.

Mach Dir mal keine Sorgen. Es ist zwar ein großer Wundbereich der auch noch etwas länger pikst und zwickt aber nach 4 Wochen habe ich gar nichts mehr gemerkt. Ich hatte ein Brustzentrum das mit einem plastischen Chirurgen zusammenarbeitet und darauf solltest Du auch unbedingt achten! Mein Aufenthalt war glaub ich 10 Tage da die Drainage sich noch zu sehr füllte. Ach ja, mein Arm war auch 2 Tage etwas lahm da ja der Brustmuskel angeschnitten wird.

Ende des Jahres wird bei mir der Austausch gemacht. Kann es kaum erwarten ;-)

Lieben Gruß und keine Angst
Marianne

[Helly Hansen]

Guten Morgen,

ich danke Euch erst mal allen für Eure Beiträge und den Mut, den Ihr mir macht.

Etwas geschockt bin ich jetzt allerdings doch. Dass der Brustmuskel ANGESCHNITTEN wird, davon war bei mir keine Rede. Ich dachte der Expander wird nur darunter geschoben.

Außerdem erhielt ich die Auskunft, dass das Einsetzen des Expanders nicht über das spätere Aussehen entscheidet sondern der Tausch gegen das Implantat. Stimmt das so?

Liebe Grüße

Helly

[Rosmarin]

Hallo Helly,

zum Aufbau kann ich dir nichts sagen, da ich selber keinen wollte.

Ich wünsche dir aber alles Gute für den Eingriff. Mir hat es sehr gut getan, daß ich die Meditation "Der sichere Hafen" aus dem Programm, was ich hier vorgestallt habe, gehört habe. Es gibt dann auch eine für nachher.

Ich war dadurch sehr gelassen ruhig und zuversichtlich, und alles hat wunderbar geklappt. Habe , als ich das O Hemd ausziehen konnte(Tag nach OP), gleich normale Sachen angezogen ,T-Shirt und Hose und bin im Haus spazieren gegangen. Bewegung tut ja gut. Die drainage habe ich cool am Gürtel befestigt. Am 2ten Tag war ich schon in der Cafateria, die im Nebenhaus ist.

Nach 3 Tagen war ich die letzte Drainage auch schon los.

Mir mag es vielleicht aber auch leicht fallen, da ich unter dem Brustverlust nicht so leide. Fühle mich auch einbrüstig schön und weiblich.

Liebe Grüße,
Anne

[Lundup]

Hallo Helly,

ich hatte im Mai 08 die Brustamputation, bin auch mit viel Angst und Unsicherheit in die OP. Als ich aus der Narkose aufgewacht bin, war ich überrascht wie gut es mir ging. Ich hatte dann große Angst das erste Mal die Narbe zu sehen und auch das war entgegen meiner Erwartung gar nicht schlimm.
Wie Anne war ich am Tag nach der OP in meinen normalen Kleidern im Haus unterwegs und hab mich relativ gut gefühlt. Hatte auch nach drei Tagen die Drainage los und war am 6. Tag zu Hause. Ach ja, Schmerzen waren gar kein Problem, nach der Entlassung habe ich auch kein Schmerzmittel mehr gebraucht.
Bin auch heute immer wieder überrascht wie wenig schlimm die "Einbrüstigkeit" für mich ist.
Zum Brustaufbau kann auch ich nichts sagen, da ich mich entschlossen hatte, erst einmal zu warten, zumal ich auch noch Bestrahlungen bekomme.

Ich wünsche Dir für Deine OP, die Zeit danach alles, alles Gute,
Manuela

[DeeDee]

Hallo Helly,
meine Mastektomie mit Expandereinlage hatte ich im Feb.2007. Das endgültige Implantat kam im Dez.2007 rein. Nach der Mastektomie konnte schon etwas Kochsalzlösung in den Expander eingefüllt werden. Ich bin also nicht ganz "einbrüstig" aus der Narkose aufgewacht. Auch bei mir lag der Expander unterdem Muskel. Damit der Expander gut plaziert werden kann, wird eine Art Tasche in das Gewebe geschnitten. Der Expander liegt also nicht direkt auf den Rippen. Diese Schnitte können anfangs etwas Beschwerden machen. Das lässt aber wieder nach. Mein Expander war im Sommer so weit aufgefüllt, dass ich enge Träger-Tops tragen konnte, ohne dass man etwas sehen konnte. Ich habe aus meinen Schalen-BHs die Bügel herausgenommen. Die Schalen haben gut kaschiert. Anfangs mußte ich 6 Wochen einen Spezial-BH mit Gürtel oberhalb der Brust tragen, damit der Expander an Ort und Stelle bleibt. Bis der Expander so voll war, dass man den Unterschied nicht mehr sehen konnte, habe ich die Seite auch schon mal etwas ausgestopft. Ich habe die ganze Zeit enge Oberteile tragen können. Anfangs habe ich schonmal schöne Schals getragen, die über der Brust lagen. Das hat mir Sicherheit gegeben. Als brustoperierte Frau bekommst Du i.d.R. von der Krankenkasse pro Jahr 2 Spezial-BHs aus dem Sanitätshaus bezahlt. Zumindest aber anteilig. Alle drei Jahre gibt es einen Badeanzug oder Bikini. Die Sachen sehen mittlerweile richtig schön aus. Vor allem sitzen sie viel besser. Lass Dich mal beraten.

Das ganze OP-Prozedere ist aber gut auszuhalten. Bei mir hat es zwar einige Komplikatiönchen gegeben, aber mittlerweile habe ich eine schöne neue Brust.

Wenn man sich auf die Amputation einläßt, heißt das auch "Krebs, hau ab. Ich will Dich nicht!!!" Also eine Kampfansage. Versuche, das im Hinterkopf zu halten. Mit der Einstellung fällt vieles leichter. Damit haben wir eine Chance auf unser Leben. Das ist doch was. Das lohnt sich.

Kämpferische Grüße
DeeDee

[Helly Hansen]

Ihr wisst gar nicht, wie gut mir das tut, was ich hier lese. Was die Entfernung anbelangt, bin ich mit mir immer mehr im Reinen. Ich tausche meine Brust gegen mein Leben.

Wenn ich die Berichte anderer Betroffener lese, die nicht so viel Glück wie ich bisher hatten, macht mich das traurig und meine eigene Geschichte kommt mir so gering vor.

Hallo,

der Brustmuskel muss angeschnitten werden um den Expander darunter plazieren zu können. Das wird aber wie bei einem Braten "mit der Faser" gemacht. Damals mußte ich lachen als mir der Professor das so erklärte

Der Expander ist wirklich kein Vergleich, da er noch den Magnetring enthält in dem dieses Teil immer wieder aufgefüllt wird. Und das Silikonkissen halt eine ganz andere Struktur hat. Mit Expander sieht es schon gut aus aber mit dem Silikonkissen dürfte es völlig ok sein. Aber es wird nicht so sein wie mit der alten Brust, von der habe ich mich wirklich verabschieden müssen.

Meine Kinder meinten nur ganz trocken "Deine Haut ist ja noch da". Was darunter ist ist völlig wurscht und die Narbe ist einfach da.

Lieben Gruß
Marianne

[Mausemaus]

Hallo Helly, an dieser Stelle kann ich Dir (42 J.) nur Mut machen. Bei mir wurde im vergangenen Jahr, als ich noch im Ausland lebte, Brustkrebs diagnostiziert. Die dortigen Ärzte gaben mir die Wahl, mich zwischen einer Lumpektomie, einer einseitigen oder bilateralen Mastektomie zu entscheiden. Meine Entscheidung war das Letztere und ich bereue diesen Schritt überhaupt nicht!!! Mir wurden bei dieser OP dann auch gleich die Expanderimplantate eingesetzt, die mir, schon mit ein wenig Kochsalzlösung aufgefüllt, das Gefühl gaben, nicht ganz "flachbrüstig" das Krankenhaus zu verlassen. Zur OP und den Schmerzen kann ich Dir nur sagen, dass man das mit Hilfe von Schmerzmitteln absolut gut schaffen kann. Ich habe sogar bereits vier Tage nach der OP das Krankenhaus verlassen und war einen Tag später sogar zu Gast bei einem großen Fest. Die Drainagen wurden bei mir bereits am 3. Tag gezogen (Ich hatte kurz vor und auch nach der OP Arnica C 200 Globuli genommen; das scheint absolut gut geholfen zu haben). Zwei Monate später erfolgte dann der Austausch der Expander gegen Silkon-Implantate. Meine Brust sieht bis auf die Quernarben und die fehlenden Brustwarzen besser aus als zuvor!!! Und die fehlenden Mamillen lasse ich noch in diesem Monat von einem plastischen Chirurgen rekonstruieren. Aber weißt Du, was für mich eigentlich das Allerwichtigste ist: Ich bin den kleinen Bösewicht in meiner Brust los, und habe durch die beidseitige Mastektomie das Risiko einer Neuerkrankung stark minimieren können! Ich lebe (!!!), und kann für meine Kinder da sein. Mir geht es wirklich so gut, und mir sieht kein Mensch an, was ich hinter mir habe. Auf jeden Fall würde ich diese OP nur in einem Krankenhaus mit Brustzentrum durchführen lassen, wo Gynäkologie und plastische Chirurgie Hand in Hand zusammen arbeiten. Ich drücke Dir unendlich fest die Daumen und wünsche Dir ganz viel Kraft!!! Du schaffst das!!!!!! Ich denke am Mittwoch an Dich! Viele liebe Grüße, Mausemaus

[Helly Hansen]

Hallo Mausemaus,

gerade über Deinen Beitrag war ich sehr froh. Vielleicht auch deshalb, weil ich gerade mal 1 Jahr älter bin als Du. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich guten Gewissens mich gegen meine Brust und für mein Leben entschieden habe. Dennoch fällt es mir schwer, und das Ganze ist mit einer Art Abschied verbunden. Gerne komme ich auf Dein Angebot zurück, persönlich mit Dir zu sprechen. Ich denke, dass wir einige Parallelen haben. Ich hinterlasse Dir in einer persönlichen Mail gerne meine Telefonnummer oder, wenn Du das möchtest, rufe ich Dich gerne an.

Ich lasse mich nicht unterkriegen - von so etwas wie einem DCIS schon gar nicht.

@moneypenny,

ja, mich mit einem Stück Fleisch zu vergleichen, kommt mir irgendwie bekannt vor. Nicht etwa weil ein humorvoller Arzt mir das gesagt hätte, sondern weil die Ärzte gar nichts gesagt haben. Ich hatte einen "prophylaktischen" OP-Termin, der mir bei allem Procedere bei der Untersuchung dann gar nicht mehr prophylaktisch vor kam. Da mit mir nicht gesprochen wurde, was - wenn überhaupt erforderlich - gemacht werden soll, und der Befund ohnehin erst 4 Tage später vorlag, habe ich nicht nur dem OP-Terminm storniert, was mir ein direktes Gespräch mit der Radiologin und des vermutlichen Gynäkologen bescherte, sondern ich hatte auch gleich alle meine Unterlagen angefordert. Das hat mich nicht gerade beliebt gemacht, doch es ging mir - nach Aushändigung aller Unterlagen - was einige Tage und mehrmaliges Vorstellen erforderte - glänzend. Nicht etwa, weil ich ein Angsthase bin, nein: allein deshalb, weil ich eine mündige Patientin bin, die ihre Entscheidungen alleine und nicht fremdbestimmt trifft. Das kommt in der Regel bei Ärzten gar nicht gut an. Doch in dem Moment hat es sich als absolut richtig erwiesen. Ich bin kein sonderlich mutiger Mensch, doch Angst gepaart mit Inkompetenz anderer haben mich über mich selbst hinauswachsen lassen. Gott sei Dank funktioniert dieser Mechanismus bisher in für mich brenzligen Situationen immer.

Ich gehe die Sache am Mittwoch wieder (oder noch gelassen) an in dem Bewusstsein, das für mich Richtige zu tun.

Augen auf! und durch - hat jemand weiter unten gesagt. Und genau so werde ich es handhaben.

Viele liebe Grüße
Helly Hansen

[Mausemaus]

Hallo Helly, wollte Dir an dieser Stelle nur ganz viele liebe Grüße schicken, dazu einen Sack voller Tapferkeit und Stärke. Aber eigentlich brauchst Du den fast gar nicht, denn Du bist ja schon so unglaublich stark!!!!! Ich denke an Dich!!! Du schaffst das!!!!! LG, Mausemaus