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  #61  
Alt 27.07.2011, 13:50
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Jäcky,

ich hatte das mit der Wolke gestern abend hier zu Hause erzählt. Mein Mann sagte nur, ob ich da nicht zu viel rein interpretiere... Es hat halt mal geregnet.

Schade, dass der Mensch, mit dem ich hier zusammen lebe, so wenig Verständnis für meine Gedanken und Gefühle hat. Mit ihm kann ich eigentlich gar nicht über die ganze Situation reden.

Er war zwar da, als es meinem Vati schon so schlecht ging und hat sich da auch Sorgen um mich gemacht. Hat mir auch viel geholfen oder war eben einfach da. Aber jetzt ist für ihn wieder Alltag.
Und da ich nicht den ganzen Tag verheult da sitze, merkt er gar nicht, wie sehr mich das alles noch beschäftigt.

Da bin ich echt hilflos im Moment.
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #62  
Alt 27.07.2011, 14:35
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

geh nicht so hart mit deinem Mann ins Gericht. Es ist schon ein Unterschied ob es die eigene Familie oder die Schwiegereltern sind. Nimm es mir um gottes Willen nicht böse, so ist es nicht gemeint. Ich meine damit, dass man bei seinen Eltern ja noch viel mehr leidet. So geht es mir zumindest. Meine Schwiegermutter hat ganz schlimmes Rheuma, ist bettlägerig. Ja es tut mir schon leid, aber sie ist eben nicht meine Mama.

Mit meinem mann kann ich über solche Sachen auch nicht reden. Es gibt halt Menschen, die glauben an sowas. Vielleicht glaubt dein Mann nicht an solche Dinge?

Rede mit ihm, sag ihm was in dir vorgeht und was du empfindest und wie hilflos du dich fühlst. Vielleicht merkt er es gar nicht, wie schlecht es dir geht? Lass deine Gefühle raus und hab keine Scheu, er ist doch dein Mann.

Bitte nimm mir meine Worte nicht übel, es ist wirklich nicht böse gemeint.

Umarme Dich

Liebe grüße
Jäcky
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  #63  
Alt 27.07.2011, 18:53
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

ich kann mich da nur der Meinung von Jäcky anschließen, versuche mit deinem Mann zu sprechen.
Es sieht vielleicht gar nicht , wie schlecht es Dir geht.
Viele Menschen gehen einfach zum Alltag über, damit Sie nicht in die Situation kommen zu trauern.

Man weiß ja nicht wie es bei dem anderen aussieht, wenn man nicht darüber spricht.
Ich hatte mit meinem Mann immer über alles gesprochen, es hat sehr viel innere verbundenheit gebracht.
Leider geht das nicht mit jedem, wen dein Mann abblockt kannst du natürlich keine Gespräche erzwingen, aber ein versuch ist es wert.

Lieben Gruß
Sabine
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  #64  
Alt 27.07.2011, 22:04
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Jäcky, liebe Sabine,

Ihr habt da sicherlich recht. Ich muss mit ihm reden. Es fällt mir nur so schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich habe wirklich schon überlegt, ob ich ihn einfach hier mitlesen lasse. Er weiß zwar, dass ich in einem Forum schreibe, aber nicht wo.

Gestern hatte ich mir eigentlich schon genau überlegt, was ich ihm sage. Und dann zu Hause? Kein Wort rausbekommen. Ich kann hier alles schreiben und kriege ihm gegenüber keinen Ton raus. Blöd, oder?

Als es meinem Vati schon so schlecht ging, da waren wir uns so nah, wie lange nicht mehr, da gab es diese tiefe Verbundenheit. Ich konnte das nur irgendwie nicht festhalten. Vielleicht habe ich auch mal wieder zu viel Angst, bei meinem Mann alte Wunden wieder aufzureißen. Er hat ja vor vielen Jahren seinen Vater auch an Krebs verloren und hat es damals nicht mehr rechtzeitig zu ihm geschafft, weil er beruflich unterwegs war.
Zu dieser Zeit waren wir noch nicht zusammen. Ich weiß nur, dass ihn das damals sehr mitgenommen hat und auch heute noch sehr berührt.

Ihr habt sicher recht, dass er gar nicht weiß, wie schlecht es mir geht. Nach außen funktioniere ich ja auch irgendwie.

Werd's mal versuchen, mit ihm zu besprechen.

Liebe Grüße an Euch
Carla
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  #65  
Alt 27.07.2011, 22:39
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

der Anfang des Gespräches ist immer die größte Hürde die man nehmen muss. Danach geht es meist von ganz alleine.
Sage es deinen Mann genau so wie du es hier schreibst, ich glaube genau das sind die richtigen Worte.
Die Wunde ist wahrscheinlich bei deinem Mann schon aufgerissen. Ich glaube, das ist der Grund dafür, das dein Mann so reagiert. Versucht diese zusammen auf zu arbeiten.
Es wird Eure Beziehung , festigen. Davon bin ich überzeugt.
Überlege nicht zu lange was du sagen sollst oder wie. Mach es einfach aus dem Bauch heraus.
Ich wünsche Dir viel Erfolg, Du Schafts das davon bin ich überzeugt.

Lieben Gruß
Sabine
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  #66  
Alt 27.07.2011, 23:24
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

mit dem "mitlesen lassen" wäre ich vorsichtig. Du hast hier Deinen persönlichen Raum, kannst Dich frei fühlen, kannst ungehemmt schreiben, bist anonym. Das ist gleich etwas ganz anderes, wenn jemand mitliest, der einen kennt. Dann denkt man immer automatisch, ob das was man schreibt auch OK ist, wenn Person X das liest. Das hemmt sofort den freien Fluss der Gedanken und Gefühle. Das würde ich mir nicht antun.

Wenn Du meinst, dass Du ihm gerne etwas vorlegen möchtest, was Du hier geschrieben hast, würde ich das lieber herauskopieren und ihm als separates Schreiben geben. Wenn er einmal weiss, wo Du schreibst, gibt es keinen Weg zurück.

Viele liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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  #67  
Alt 28.07.2011, 10:49
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebes Alpenveilchen,

das war auch nur so ein Gedanke von mir, dass er dann einfach wüßte, wie es mir geht. Ich wollte mich wahrscheinlich nur ums Reden drücken...

Gestern abend lief im Fernsehen (so nebenbei) ein Musiktitel, wo mich die Melodie so berührt hat, dass mir automatisch die Tränen kamen. Erst dann ist mir der Text aufgefallen, dass es da auch um innerliche Schmerzen und Tod ging.

Das habe ich schon mal erlebt, dass mir ein Lied so nah gegangen ist. Damals war mein Kater gerade über die Regenbogenbrücke gegangen und im Radio spielten sie Iz' Over the rainbow. In dem Moment sah ich meinen Kater über eine Blumenwiese laufen und begriff erst später den Text von dem Lied...

Gestern abend hat mich mein Mann jedenfalls lieb in den Arm genommen und mich einfach weinen lassen. Trotzdem konnte ich irgendwie nichts sagen. Und er fragt dann eben leider auch nicht nach.

Sonst bin ich nicht auf den Mund gefallen, aber hier denke ich mal wieder zu viel drüber nach, um die richtigen Worte zu finden.

Carla
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  #68  
Alt 28.07.2011, 12:47
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

ich kann dich gut verstehen. Ich kann auch meine Gefühle und Ängste viel besser aufschreiben, als darüber ganz offen zu sprechen, obwohl ich auch immer meine Meinung offen äußern kann und ich auch über alles rede, außer meine Probleme eben.

Lass Dir Zeit, rede mit ihm, wenn du denkst stark genug zu sein. Aber du hast schon so viel durchstehen müssen, musstest so stark sein - dass schaffst du auch noch. Du bist so eine starke Frau und es gehört natürlich auch Mut dazu, über seine Gefühle offen zu sprechen.

Ich habe da auch so ein Lied bei dem ich immer weinen muss. Es ist ein Lied aus der Serie "Mc Loeds Töchter" und heißt "The Man i love", darin geht es um eine Frau, die ihren Mann verloren hat. Es ist auf einer Seite wunderschön und auf der anderen wieder unheimlich traurig.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft und umarme dich

Ganz liebe Grüße
Jäcky
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  #69  
Alt 29.07.2011, 09:45
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Ihr Lieben,

gestern abend habe ich versucht, mit meinem Mann zu reden. Ich sagte ihm, dass mein Tag nicht gut war, weil ich wieder so deprimiert war und dauernd am Heulen.

Er hat mich nur erstaunt angesehen und gefragt, wieso denn.
Es ist schon so, wie ich gedacht habe. Da ich nach außen ja "normal" funktioniere, ist das für ihn nicht sichtbar, dass es mir so schlecht geht.

Das Gespräch war noch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.
Muss ich noch mal anders versuchen.

Mir ist aber jetzt auch klar, warum viele Trauernde sich so alleine fühlen. Kurz nach dem Tod des lieben Menschen sind alle da und sprechen ihr Beileid aus. Aber danach können andere Menschen damit nicht mehr umgehen, wissen vielleicht auch gar nicht, was sie dazu dann noch sagen sollen.

Ich bin so froh, dass ich hier das Forum gefunden habe, wo immer Verständis und Mitgefühl gezeigt wird, wo ich einfach meine Gedanken und Gefühle aufschreiben kann.

Ab Montag muss ich wieder arbeiten. Lenkt hoffentlich tagsüber ein bißchen ab. Da meine Kollegen Bescheid wissen, wird auch keiner fragen, wie denn mein Urlaub war.

Ich könnte schon wieder irgend etwas tun, weiß nur nicht so recht, was.

Carla
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  #70  
Alt 29.07.2011, 11:55
success success ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Carla,

ja mir geht es nicht anders. Mein Freund unterstützt mich zwar, wo er nur kann, aber mittlerweile ist für ihn einfach wieder Alltag.

Die Beileidsbekundungen gingen mir von vornherein auf den Senkel. Hier im Forum komischerweise nicht. Aber so von Angesicht zu Angesicht, per SMS von Bekannten oder per Telefon. Das hat mich so genervt. Vor allem war es eben auch meist nur dieses Höflichkeitsgetue, denke ich. Ich konnte damit nichts anfangen. Es half nichts.

Und nun steht man da, muss einen Haufen Dinge regeln, Erbe usw. und hat nicht mal richtig Zeit zum Trauern. Und alle um einen rum erwarten, dass man einfach wieder normal funktioniert.

Ich fühle mit Dir.
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Mein geliebter Papa 11.05.1955-11.07.2011
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  #71  
Alt 29.07.2011, 13:03
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

es tut mir sehr leid, das das Gespräch mit deinen Mann nicht so gut gelaufen ist. Ich nehm dich einfach in den Arm

Ja ich kenn das, hier kann ich alles aufschreiben, was in mir vorgeht und ihr hört zu und schreibt mir dann. Das was ich hier aufschreibe, erzähl ich sonst niemanden, nichtmal meinem Liebsten. Ich kann einfach nicht. Und somit lebt jeder sein Leben und für alle anderen dreht sich die Welt ganz normal weiter.

Ich hoffe für dich, das dir das Arbeiten gut tut und dich ablenkt.

Ganz liebe Grüße
Jäcky
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  #72  
Alt 29.07.2011, 14:19
Sammarly Sammarly ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo liebe Carla,

ja, die Außenwelt die denkt wohl, dass wir spätestens nach der Beerdigung wieder die "alten" zu sein haben, für sie dreht sich die Welt weiter, ist nichts einschneidendes in deren Leben passiert.....
Ich hab da jetzt auch mal dran gedacht, ob außer meiner Familie, meinem Papa und meiner Schwester noch irgendjemand an meine Mama denkt. Sie hat noch 3 Schwestern, ich frag mich, ob da noch jemand an sie denkt, oder alle zur Tagesordnung übergegangen sind. Bei ihrer jüngsten Schwester bin ich mir sicher, dass sie sie nicht vergißt, bei den anderen beiden nicht. Ich hab das Gefühl, ich bin die Einzige (aber das stimmt nicht, denn meinem Papa und meiner Schwester geht es genauso schlecht) die noch immer jeden Tag an sie denkt. Wie ist das mit ihren Freunden, ehemaligen Arbeitskollegen, denkt da noch jemand an sie....

Für meinen Mann ist das auch nicht mehr so präsent, obwohl er meine Mama sehr mochte und wenn ich traurig bin oder (für ihn) aus heiterem Himmel losweinen muss, dann versucht er, mich zu trösten. Wir reden auch über sie, aber nicht immer. Ich hab das Gefühl, seid ich dieses Forum gefunden habe, fließt das alles nur so aus mir raus. Zuhause funktioniert man ja und auf Arbeit sowieso.

Es fragt keiner mehr, wie es mir jetzt geht, wie es mir ohne sie geht. Ich hab das Gefühl, sie wird totgeschwiegen, versteht ihr das? Als hätte es sie nicht gegeben, ach man, das liest sich alles wirr....
Nach 19 Wochen muss es ja mal wieder gut sein, ist es aber nicht und so bleibt mir einfach nur das Schreiben hier.

Besonders traurig finde ich, dass eine Verwandte, die 2 Häuser weiter wohnt und meine Mama auch gut kannte, mir bis heute nicht ihr Beileid ausgesprochen hat. Selbst wenn man dies nicht persönlich tun kann oder möchte, ein Anruf, und wenn man nur sagt, ich hab gehört, was passiert ist, es tut mir leid, dass kann man doch machen, oder? Ich bin da sowas von enttäuscht, ich weiß nicht, ob das jemand verstehen kann. Als ob sowas eine Bagatelle ist, über die nicht gesprochen werden muss. Tagesordnung, eben...

Liebe Grüße an euch alle
Heike
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  #73  
Alt 29.07.2011, 14:41
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Ich kann Euch da nur zustimmen. Die anderen denken, dass wir schon wieder normal funktionieren.
Da wäre die schwarze Kleidung vielleicht doch ein gut sichtbares Zeichen nach außen. Kann ich mir zumindest vorstellen, dass es dann mehr auffällt, dass man noch so tief traurig ist.

Mir hat nur ein einziger Bekannter jetzt mal gesagt, dass er weiter fragen wird, wie es mir geht. Und dass es mindestens ein Jahr dauern wird, bis man so halbwegs damit klar kommt. So war seine Erfahrung als er seinen Opa verloren hat, bei dem er aufgewachsen war.

Alle anderen reden einfach nicht drüber oder fragen erst gar nicht, wie es mir jetzt geht. Wahrscheinlich könnten sie mit ehrlichen Antworten auch nicht umgehen. Ich bin selber auch hilflos, wenn ich jemand anderen sehe, dem es nicht gut geht.
Gut Freunde kann ich ja in den Arm nehmen. Aber ansonsten? Viele Worte wirken da so leer und wie FLoskeln.

Ich bin am Überlegen, ob es gut ist, es selber anzusprechen, wenn es von der Situation her paßt. Vielleicht sind die Anderen uns gegenüber einfach nur hilflos, wissen einfach nicht, was sie sagen sollen.

Sind nur so Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gehen. Ich muss über meine Gefühle reden können, sonst frißt mich das so von innen auf, versteht Ihr das?

Carla
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  #74  
Alt 29.07.2011, 14:54
Sammarly Sammarly ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Ja Carla,

ich versteh das, es frißt einen auf! Und man hat das Gefühl, man erstickt daran, weil es ja raus will, man es mitteilen muss. Der Spruch "geteilte Leid, ist halbes Leid", der stimmt. Mir hilft es, wenn ich mit meiner Schwester telefoniere, irgendwann landen wir immer bei Mama und dann öffnen sich alle Schleusen. Das tut dann so gut, zu wissen, da ist noch jemand, der genauso empfindet, genauso hilflos ist, sie genauso sehr zurück wünscht.

Stell dir vor, wir würden schwarz tragen, der Bogen um uns herum würde noch größer werden, glaub ich jedenfalls.

Ich muss aber ehrlicherweise auch sagen, dass ich, bevor das mit meiner Mama passiert ist, auch eher auf Distanz gegangen bin, wenn jemand einen nahen Angehörigen verloren hat. Ich hatte Angst, die Wunde wieder aufzureissen. Jetzt seh ich das mit anderen Augen, ich bin durch diese ganzen schrecklichen Ereignisse gereift, so blöd das vielleicht klingen mag. Ich kann auf andere Menschen zugehen, die in ähnlichen Situationen stecken und nachfragen, sie sind dankbar, wenn jemand da ist, der zuhört und einfach nur versteht.....

Ganz liebe Grüße von Heike
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  #75  
Alt 29.07.2011, 15:02
Dreizahn Dreizahn ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Carla44,

ich habe bis jetzt auch nur still mitgelesen, aber nun möchte ich mich doch kurz zu Wort melden.
Deine Geschichte hat mich sehr berührt und ich möchte Dir (wenn auch unbekannterweise) nachträglich mein Beileid aussprechen.

Zitat:
Zitat von carla44 Beitrag anzeigen
Mir ist aber jetzt auch klar, warum viele Trauernde sich so alleine fühlen. Kurz nach dem Tod des lieben Menschen sind alle da und sprechen ihr Beileid aus. Aber danach können andere Menschen damit nicht mehr umgehen, wissen vielleicht auch gar nicht, was sie dazu dann noch sagen sollen.
Das muss ich leider so bestätigen. Eine gute (mütterliche) Freundin von mir ist vor mittlerweile 10 Jahren relativ jung und ziemlich überraschend Witwe geworden.
Man konnte in der Folgezeit sehr gut beobachten, wie ihr Freundeskreis kleiner wurde und viele sich von ihr zurückgezogen haben. Darunter auch Leute, die ich ebenfalls kannte/kenne und denen ich das nie zugetraut hätte.

Zitat:
Zitat von carla44 Beitrag anzeigen
Ich muss über meine Gefühle reden können, sonst frißt mich das so von innen auf, versteht Ihr das?
Ja, das kenne ich. Ich fresse zwar viel in mich rein und mache viel mit mir selber aus, aber irgendwann kommt dann der Punkt, da kann ich (das) nicht mehr. Als ich eines Tages heulend in einer H&M-Umkleidekabine saß, kam dann so der Punkt, wo ich den psycholgischen Dienst der Uni in Anspruch genommen hab. Einmal. Dann gings wieder.

Gibt es in Deinem Wohnort oder in der Nähe vielleicht eine Selbsthilfegruppe für Trauernde? Oder ein Trauercafé?
Dort könntest Du Dich mit Menschen in der gleichen Situation austauschen und - so wie ich das männliche Geschlecht kenne - findest Du dort vermutlich sogar Frauen, deren Männer sich genau so verhalten wie der Deine.

Beste Grüße
Dreizahn
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