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  #1  
Alt 29.07.2009, 23:09
TaJul TaJul ist offline
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Registriert seit: 28.07.2009
Beiträge: 5
Unglücklich Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Nun muß ich mich mal kurz vorstellen.

mein Name ist Tamara, ich bin 33 Jahre und ich habe 2 Kinder. Julian ist 10, er leidet an dem Tourette Syndrom , ADHS, einer Entwicklungsverzögerung und vielem anderen. Meine Tochter Mareen ist 1 Jahr und zum Glück - kerngesund! Sie ist eine Sonnenschein!

Mir geht es hier aber um meine Freundin, genauer gesagt, die Mutter meines Patenkindes.
Sie ist gerade erst 35 Jahre geworden, hatte immer Rückenschmerzen, kein Arzt nahm sie für wahr.
Erst dann, als die unerträglichen Schmerzen im Rückenbereich bekam, stellte sich heraus (MRT), dass sie Krebs hat.
Ihr wurde eine Niere entfernt, aber alles andere was auf die Lunge und die Leber ausgewandert ist konnte man nicht aufhalten.
Auf die Chemo hat sie allergisch reagiert - bekam daraufhin eine Lungenentzündung. Und es wächst und wächst..... unaufhörlich.

sie wollen ihr auch kein weiteres MRT machen....

Sie liegt nun seit 3 Wochen wieder im KH. die Ärzte haben sie aufgegeben, sie bekommt keine Therapien mehr, also kein Antibiotika, keine Chemo...
sie bekommt lediglich noch Morphium zur Schmerzlinderung.
Sie tut mir so leid, ich gehe sie ein mal die Woche besuchen.
Man hat ihr Nahe gelegt, daß sie in ein Hospiz solle, aber das mag sie gar nicht hören. Wehrt sich sehr dagegen.
Sie möchte im KH bleiben.
Ich habe mich mal umgeschaut, und mich auch mit dem Thema Hospiz befasst, das ist ja eigentlich was ganz tolles.
Ihr kennt mich ja nicht, keiner kann fühlen, wie es mir geht.
Ich versuche nur aus all dem etwa gutes zu machen.
Aber ich denke und fühle eigentlich, das es in einem Hospiz viel ruhiger zu geht, oder?
Da haben die Menschen auch Zeit für den sterbenden, nicht wie im Krankenhaus. oder?

Es tut mir leid schon wieder laufen mir die Tränen herunter,

ich würde mich ganz einfach freuen, wenn mir jemand Beistand geben könnte für diese Situation -

DANKE

Tamara
__________________
http://www.julianwelt.de
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  #2  
Alt 30.07.2009, 09:37
Bremensie Bremensie ist offline
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Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Hallo Tamara,
ich denke ja deine Freundin hätte es in einem Hospiz besser. Dort hätte sie Leute die sich liebevoll um sie kümmern würden. Vieleicht kann sie ja auch mal von einer Mitarbeiterin/Mitarbeiter von einem Hospiz besucht werden. Die Mutter deines Patenskindes ist bestimmt froh dass du dich trotz eigener Schwierigkeiten so dol´l um sie kümmerst. Ich denke sie muss sich erst damit anfreunden dass sie nur noch palliativ behandelt werden kann. Allerdings ist mir nur noch nicht ganz klar warum deine Freundin kein anderes Chemomittel bekommt wenn sie eben auf das eine allergisch reagiert.
Liebe Grüße von Erika
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  #3  
Alt 30.07.2009, 22:22
Ladina Ladina ist offline
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Registriert seit: 17.06.2004
Ort: Ostschweiz
Beiträge: 868
Daumen hoch AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Liebe Tamara

Das ist sehr traurig, dass man gar nichts mehr tun kann für Deine Freundin. Ich bin auch der Meinung, dass es in einem Hospiz besser wäre für sie. Ich selber habe/hatte Krebs und ich habe mich früh in einer palliativen Station in der Nähe umgesehen und klar entschieden, dass ich dorthin möchte, wenn man mir nicht mehr helfen kann. Ich habe Texte dazu geschrieben, die ich Dir reinkopiere, vielleicht, wer weiss, könnten sie Deiner Freundin helfen, sich doch mit dem Hospiz anzufreunden - bei uns in der Schweiz gibt es nur wenige Hospize und oft zahlen die Kassen gar nichts dran (obwohl es günstiger ist als das KH, da viele Freiwillige dort arbeiten und nur noch lindernde Medikamente verwendet werden) Ich hoffe, bei Euch ist das anders, Deutschland ist in vielem weiter - auch in Sachen Kinderhospiz.
Ich denke, dass sich Deine Freundin so gegen das Hospiz wehrt hat damit zu tun, dass es so endgültig scheint, Hospiz wird oft nur mit Sterben gleichgesetzt, aber das ist nur die eine Seite der Realität. Im Hospiz wird in erster Linie gelebt, auf ganz individuelle Bedürfnisse kann eingegangen werden, was im KH überhaupt nicht geht. Sterben macht Angst, doch im Hospiz wird es um einiges leichter.
Wie alt ist Dein Patenkind? Und sind noch weitere Kinder da? Gibt es noch einen Papa in der Familie, einer, der den Kindern vertraut ist - das hoffe ich sehr für alle Beteiligten. Scheidungskinder sind in solchen Fällen wirklich arm dran.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen Zeilen etwas helfen, wir hatten schon mal Kontakt zueinander über das Forum www.dasanderekind.ch bezüglich Julians Homepage.

Ich wünsche Dir alles, alles Liebe. Deine Freundin hat in Dir wirklich einen lieben Menschen an der Seite. Auch wenn sie es vielleicht nicht sagt oder sagen kann, sie spürt es und sie wird dieses schöne, so wesentliche menschliche Gefühl dankbar mitnehmen, auf die andere Seite

Liebe Grüsse
Ladina (Bea)

Leben bis zuletzt
°°°°°°°°°°°°°°°
Dort,
wo Besuchszeiten nicht gelten,
wo Tag und Nacht die Türen offen stehn,
dort möchte ich sein zum Sterben.

Dort,
wo nicht nur Verwandte Zutritt haben,
sondern Menschen, die mir wirklich nahe sind,
dort möchte ich sein zum Sterben.

Dort,
wo Kerzen und Musik keine Störfaktoren sind
und ich das Fell eines lebendigen Tieres streicheln kann,
dort möchte ich sein zum Sterben.

Dort,
wo ich mit meinen Nöten nicht auf taube Ohren stoße,
wo ich nicht sediert werde, wenn ich weine,
sondern beruhigt durch eine menschliche Hand,
dort möchte ich sein zum Sterben.

Dort,
wo Lachen und Weinen ganz selbstverständlich zu Hause sind
dort möchte ich sein zum Sterben.

Dort,
wo medizinisch das wirklich Not-Wendige noch getan wird,
aber keine sinnlose Quälerei mehr zum Alltag gehört,
dort möchte ich sein zum Sterben.

Und ich glaube nicht, dass dort in mir
je der Wunsch nach der Todesspritze erwacht,
egal, wie es mir geht,
ich werde es tragen können bis zuletzt.

Umgeben von menschlicher Wärme
ist das Sterben wohl nurmehr ein sanftes Hinübergleiten
auf die andere Seite der Geborgenheit...



Ladina, im August 2001

Stationen
**********
Ich war in vielen Krankenhäusern,
auf vielen Stationen.
Manchmal kam ich als Notfall
und manchmal stand mir ein Aufenthalt lange bevor,
sodass ich vorher zum Reinschnuppern hingehen konnte,
um dem Fremden ein Gesicht zu geben,
der Angst vor dem Unbekannten ihren Grund
und den Alpträumen ihren Inhalt zu nehmen.

Doch immer, wenn ich auf so eine Station ging,
lebte die Hoffnung in mir, sie nach einer bestimmten Zeit wieder verlassen zu können.
So habe ich all diese Stationen unter dem Gesichtspunkt begutachtet,
dass sie nur Durchgangs-Station waren.

Nicht jede dieser Stationen war gemütlich,
doch ich wusste, ich würde zurechtkommen auf Zeit
und dann wieder gehen können.
Und alle in meinem Umfeld konnten mein Tun verstehen.

Vor kurzem aber habe ich meine Sterbe-Station besucht,
mich auf dieser letzten Station ganz bewusst umgesehen,
so, wie wenn man sich eine neue Wohnung anschaut.
Ich habe nicht wie früher Menschen besucht, die da wohnen,
sondern ging ganz bewusst für mich dahin,
und die letzte Angst vor diesem endgültigen Schritt auf diese Station,
ist einer besonderen Art der Vertrautheit und der Vorfreude gewichen.

Ich habe mich dieser angstbesetzten Station angenähert
und bin frei von jeglicher Furcht oder Panik wieder gegangen.

Die wenigsten Menschen in meinem Umfeld aber
brachten Verständnis auf für dieses Handeln,
quasi meine letzte Station freiwillig zu betreten und mich dort umzuschauen
unter dem Gesichtspunkt einer Bleibe auf restliche Lebenszeit.
Es hat sie befremdet
und dünkte sie makaber.

Nichts desto trotz,
mir hat es geholfen,
auf der Palliativ-Station reinzuschnuppern.
Es hat mir weder meine Zukunft getrübt,
noch den Wunsch zu sterben genährt.
Es hat mein jetziges Leben nicht verändert,
aber der Gedanke an mein Sterben irgendwann
ist um eine Hoffnung reicher....

Ladina, im Oktober 2001
__________________
Aktuelle Bücherlisten finden Sie via:
https://www.krebsforum.ch/forum3_de/viewforum.php?f=47
Halt ein Plätzchen frei für die HOFFNUNG
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  #4  
Alt 10.08.2009, 20:37
TaJul TaJul ist offline
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Registriert seit: 28.07.2009
Beiträge: 5
Unglücklich Sie ist verstorben

Sie ist letzte Woche am 5.8. um 23.03 Uhr eingeschlafen.
Ich bin so unendlich traurig.
Ich hatte ihre zwei Kinder übers Wochenende hier, konnte sie ein wenig ablenken. Am Freitag findet die Trauerfeier statt, das wird nochmal hart...

Vielen Dank für Euren guten Worte!

Aus der Lieben Kreis geschieden,
aus dem Herzen aber nie,
weinet nicht, sie ruht in Frieden,
doch für uns starb sie zu früh.

Die Todesstunde schlug so früh,
doch Gott der Herr bestimmte sie.

In stiller Trauer
Tamara mit Familie
__________________
http://www.julianwelt.de
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  #5  
Alt 10.08.2009, 21:20
Benutzerbild von beatex
beatex beatex ist offline
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Registriert seit: 20.04.2009
Ort: Linnich/Kreis Düren
Beiträge: 111
Standard AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Liebe Tamara,

Es tut mir aufrichtig Leid das deine Freundin nun für immer eingeschlafen ist...
Ich wünsche dir und vor allen ihrer Familie alle Kraft um mit den Verlust eines geliebten Menschen umgehen zu können...
Deine Freundin ist nun ein Engel...
Sie wird über euch... und vor allen über ihr Kinder wachen...

Alles liebe Beate
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  #6  
Alt 10.08.2009, 21:26
dani33 dani33 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 25.11.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 2.374
Standard AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Liebe Tamara,
es tut mir Leid, mein Beileid!
Deiner Freundin geht es jetzt gut, muß nicht Leiden.
Ich wünsche Dir, für Dein kommenden, schweren Weg,
alles Gute, viel Kraft und auch Zuversicht.
Alles Liebe
Dani
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  #7  
Alt 10.08.2009, 23:15
heffermann0 heffermann0 ist offline
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Ort: Wien
Beiträge: 104
Standard AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

liebe tamara,

erschüttert, habe ich über das schicksal deiner kleinen welt gelesen, das es immer noch grausamer zuschlagen kann, nimmt einen den atem.

ich für mich möchte, da mein bruder und deine freundin, die ja fast gleichzeitig gegangen sind, sich am eingang dieser für sie neuen welt treffen, denn dann, werden sie sicher eine gaudi haben, davon bin ich überzeugt und mich würde es beruhigen....

so versuche ich halt, mit dieser für mich neuen situation umzugehen, keinen bruder mehr zu haben........... es ist so schwer............

liebe grüße gert
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  #8  
Alt 11.08.2009, 15:40
TaJul TaJul ist offline
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Registriert seit: 28.07.2009
Beiträge: 5
Standard AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Vielen Dank für euren lieben,. tröstenden Worte!
Ja ich bin sehr traurig und muß noch oft weinen, jetzt auch wieder grad, weil ich schon wieder an sie denken muß.
Es tut so unheimlich weh, sowas geht mir halt sehr zu Herzen, vor allem, weil ich es halt hautnah mitbekommen habe.
Die Kinder hatten so viele Fragen am Wochenende, als sie bei mir waren. Sie sind so tapfer die zwei! Daß sie nach allem was geschah, und wenn ihr Papa wieder arbeiten muß, versorgt sind, dafür habe ich gesorgt. Ich habe eine Lösung gemeinsam mit dem Jugend und sozialamt gefunden. es wird jemand kommen, der sich dann um die Kinder aufrichtig kümmert. Ich werde sie weitestgehend unterstützen, soweit es meine Kräfte zulassen.
Ich fühle mich sehr erschöpft, weil ich die letzten Nächte kaum geschlafen habe.
Am Freitag wird die Trauerfeier sein, ihr Schwiegerpapa wird die Trauerrede halten, er hatte auch ihre Kinder damals getauft (war Pfarrer).

Das war übrigens ihr Lieblingslied, und es wird auch auf der Trauerfeier laufen:
http://www.youtube.com/watch?v=qW4-UXBuChs
__________________
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  #9  
Alt 14.08.2009, 10:17
Mariesol Mariesol ist offline
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Registriert seit: 18.05.2009
Beiträge: 1.280
Standard AW: Die Mutter meins Patenkindes - nichts hilft ihr

Liebe Tamara,

Deine Geschichte hat mich sehr berührt.Ich wünsche Euch viel Kraft und viel Zuversicht für alles was noch kommt.


Liebe Ladina,

Du hast Deinen Besuch auf der Palliativ Station sehr gefühlvoll und sehr schön beschrieben.
Ich Danke Dir von Herzen dafür.
Leider haben viele Angehörige nicht so positive Erfahrungen mit Hospiz und Palliativ Stationen gemacht. Darum empfinde ich Deinen Beitrag als besonders wichtig, dass auch die "GUTEN" herausgestellt werden.Ich selbst habe im vergangenen Jahr, über einige Wochen meine Freundin auf einer Palliativstation besucht und habe die Ruhe, die besondere Atmosphäre und die Herzlichkeit der Pfleger als etwas ganz wunderbares empfunden.Meine Freundin war sehr froh dort zu sein und betonte immer wieder, dass sie beruhigt war, dass rund um die Uhr jemand für sie da ist. Auch Ihre Angehörigen haben sich dort immer willkommen und unterstützt gefühlt. So soll es sein! Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute Mariesol
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