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  #181  
Alt 25.04.2006, 06:54
Wolke Wolke ist offline
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Wo es hier gerade von Misa angeschnitten wurde, hab ich mal eine Frage an euch.

Wie oft geht ihr zum Friedhof und was gibt euch das? Fühlt ihr euch dort dem geliebten Menschen näher, als anderswo?

Ich gehe meißt einmal die Woche hin und manchmal stehe ich da und weiß gar nicht richtig, was ich dort soll. Komme mir so fehl am Platze vor.
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  #182  
Alt 25.04.2006, 07:20
Brooklyn Brooklyn ist offline
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Guten Morgen Wolke!
Ich muss gestehen das ich seit der Beisetzung meines Vaters nicht mehr am Grab war. Nicht weil der Friedhof 50 km weit weg ist, ich kann es einfach noch nicht. Um mit ihm reden zu können, muss ich nicht dahin. Ich rede auch so mit ihm und er ist mir nahe. Zum Glück weis ich das meine Tante sich gut ums Grab kümmert, da meine Großeltern auch darin liegen.

Hallo Misa!
Ich seh das so. Wenn ein geliebter Mensch uns einfach verlassen muss ist es schlimmer als zu wissen man wird nur nicht mehr geliebt. Den oder die Ex kann man immer noch sehen, noch sprechen, aber die Toten sind auf Ewig weg. Klar ist eine Trennung vom Partner sehr schmerzhaft und man denkt es gibt keinen anderen Menschen der einen so liebt, doch er ist noch immer unter uns. Zu wissen das die, die von uns gerissen wurden, nicht gehen wollten, uns ebenso geliebt haben wie wir sie, das ist noch viel schlimmer. Gut jeder hat da eine andere Ansich zu, das ist eben meine.
Doch in einem sind wir uns mit Sicherheit einig, das die Toten uns als überall hin begleiten und gut auf uns acht geben.

Hallo Andrea!
Ja ich glaube es würde uns allen gut zu Gesicht stehen, mal wieder lachen zu können. So wie es war bevor uns das grausige Leben eingeholt hat. Es ist nur ein komisches Gefühl, da man sich irgendwie Schuldig vorkommt. Das Gefühl ist schwer zu erklären. Bin vor kurzem überredet worden, mit raus zu gehen. Ich muss sagen, es war ein klasse Abend und es ging mir nach langem mal wieder richtig gut. Mal an nichts denken und einfach den Frust von der Seele tanzen und auch mal wieder zu lachen. Bei mir weis ich, das mein Vater nicht wollte, das ich mich verkrieche und nur noch weine und mich hängen lasse. Doch dachte ich, ich kann doch nicht vor die Türe gehen sonst denkt er, ich hab ihn nicht geliebt und würde nicht trauern. Bin auch jetzt noch hin und her gerissen zwischen den Gefühlen und dem was ich tu.
Doch wie schon jemand vor mir schrieb: Nur die Menschen die wir vergessen, sind wirklich tot. Da ich aber täglich an meinen Dad denke und ihn ganz arg vermisse, lebt er in mir oder durch mich weiter...

Auch ich wünsche euch, das die Frühlingssonne ein wenig die trüben Gedanken mal bei Seite schiebt und in euren Herzen, auch wenn nur für kurz, die Sonne scheint. Es ist ein harter und ungerechter Weg den wir beschreiten mussten, doch haben nicht auch wir es verdient, ab und an einen kurzen Moment wieder glücklich zu sein? Auch wenn es leider ohne Sie sein muss. Euch allen einen Sonnigen Tag und viel Kraft wenigstens mal einen Blick aus dem Loch zu riskieren. Ihr seit alle auf eure Art starke und bewundernswerte Menschen, das ihr das alles Ertragen habt.

Alexandra
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  #183  
Alt 25.04.2006, 08:49
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AndreaS AndreaS ist offline
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Guten Morgen @ all!


Liebe Misa,

ich hatte deinen Beitrag gestern schon gelesen und seither überlege ich WAS für mich den Unterschied macht.
Ich war eine von denen, die sich über solche Aussagen geärgert hatte, allerdings hauptsächlich weil ich den Zeitpunkt (eine Woche nach Claus Tod) mehr als taktlos empfunden habe. Zu hören „du weißt wenigstens, wo er ist...“ nach toll....

Ich stand und stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass der Schmerz sich durchaus ähnelt, wohlmöglich sogar identisch ist, schließlich handelt es sich sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite um den Schmerz eines Verlustes. Im Fall des Verlassenwerdens durch einen Lebenden habe ich aber immer gesehen, dass man irgendwie zumindest eine kleine reelle Chance hat, diesen Kampf z.B. gegen eine andere Frau zu gewinnen. Wenn dem nicht so ist, wenn es tatsächlich so ist, wie du beschreibst, dass dein Partner dich nicht mehr WILL ist das schrecklich, tut unglaublich weh. Ist auch bestimmt nicht gut für das Ego. Man leidet, ohne Frage. ABER und nun kommt für mich wieder der große Unterschied: Irgendwann kann sich das Leid in eine gesunde Wut wandeln, Ärger darüber, dass man abgewiesen wird. Man kann sich selbst befreien und hat die Chance, neu anzufangen. Und so ist es dir ja letztlich auch gegangen, sonst wäre dir Micha nicht über den Weg gelaufen, hättest du nicht erfahren, wie es denn sein kann, wenn da jemand ist, der deine Liebe erwidert.

Womit du absolut Recht hast, ist dieses wunderbare Gefühl der Gewissheit, geliebt worden zu sein. Ja, unsere Männer wollten nicht weg von uns, wir wollten nicht weg von ihnen. Wir tragen diese Gewissheit in uns wie einen Schatz, wissen, dass sie noch an unserer Seite wären, wenn das Schicksal nicht so seltsame Ideen hätte.

Nun gibt es wie immer zwei Seiten, was z.B. ein künftiges „neues“ Leben betrifft. Während auf der einen Seite (gewolltes Verlassen werden) durch die Änderung der Gefühle in Wut o.ä. der Weg offen ist, eventuell eine neue Partnerschaft einzugehen, eine, die einen glücklich macht, fühlen wir uns wie du es ja auch genau beschreibst, weiterhin gebunden, empfinden es als Verrat am geliebten Partner, wenn es uns wieder gut geht. Wir wollten die Trennung nicht, im einen wie im anderen Fall, aber im Fall des Todes wollte auch der Partner nicht, hat jedoch keine Chance mehr, er ist nicht mehr an unserer Seite. Wie kann es weitergehen? WANN fängt das Vergessen an? Was bedeutet vergessen? Ist es schon der Versuch, seinem Leben wieder ein wenig Glück abzuverlangen, alleine? Oder der Gedanke, auf Dauer nicht alleine bleiben zu wollen? Wie kann eine mögliche neue Beziehung aussehen, in der Gewissheit z.B. auch für einen möglichen neuen Partner, dass da eigentlich ein anderer ist in deinem Herzen, dass dieser Platz auch für immer besetzt bleiben wird. Dass man nur da ist, weil der andere nicht mehr lebt? Ich denke nach wie vor, es ist ein verdammt großer Unterschied, zwischen lebend verlassen werden und dem Tod. Der Tod macht alles, wirklich alles sehr viel schwieriger.

Hallo Andrea. Lachen ist für mich das beste gegen das Trauertier. Gebt mir einen Grund herzhaft zu lachen und ich kann die Bestie zumindest stundenweise verscheuchen...

Habt alle einen guten Tag heute. Viel Sonne, am Himmel aber vor allem im Herzen.
__________________
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  #184  
Alt 25.04.2006, 09:02
AndreaM AndreaM ist offline
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Liebe Wolke,

ich bin froh, dass Du das sagst. Der Friedhof... hmm.. ich weiss nicht, wie ich es sagen soll. Anfangs war ich enttäuscht wenn ich dort war - ich kann meiner Mami dort nicht näherkommen. Sie ist nicht dort. Ich suche noch nach den Orten, an denen ich mich ihr näher fühlen kann. Ich bin überzeugt, dass wird mir eher an ihren Lieblingsplätzen gelingen als am Grab.

Mir geht es so, ich gehe ans Grab - zupfe an den Blumen herum - hoffe sie würde verstehen dass es nicht so schön ist, wie ich das gerne hätte. Ich habe nunmal keinen grünen Daumen (und das habe ich von ihr so geerbt ).

Ich schäme mich, ich habe noch nicht einmal den Grabstein richten lassen - da stehen bis heute nur die Namen der Großeltern drauf. Ich möchte aber gern, dass der Stein bleibt und neu beschriftet wird - schliesslich hatte meine Mami ihn mit der Oma zusammen ausgesucht. Bisher habe ich mir nicht zugetraut, das einem Steinmetz zu erklären aus Angst, er könnte eine Diskussion anfangen. Aber wer lachen kann, ist dafür bestimmt auch stark genug....

Liebe Grüße
Andrea
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  #185  
Alt 25.04.2006, 09:06
AndreaM AndreaM ist offline
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Liebe Alexandra,

es gibt keinen Grund sich schlecht zu fühlen. Eltern wollen, dass Kinder glücklich sind. Und - sie nehmen einen ein Leben lang vorbehaltlos an - egal welchen Mist man gebaut hat, sind sie immer stolz auf ihre Kinder. Sie möchten nicht vergessen werden, aber sie möchten auch in schöner, nicht schmerzvoller Erinnerung bleiben.

Ich glaube ganz fest daran, dass Dein Vater weiss, wie es Dir geht und sieht, dass Du trauerst - aber die Momente des Glücks sind die, aus denen wir alle die Kraft schöpfen überhaupt weiterzumachen. Und das Weitermachen - das ist wichtig. Wir sollen die Werte weitertragen, die uns vermittelt wurden - und das geht nicht, wenn man sich verkriecht und aufgibt.

Liebe Grüße
Andrea
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  #186  
Alt 25.04.2006, 13:09
Brooklyn Brooklyn ist offline
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Hallo Andrea!
Danke für deine lieben Worte. Das mit dem Grabstein kommt mir bekannt vor... Auch ich müsste mich mal endlich darum kümmern, das sein Name zu den seiner Eltern geschrieben wird. Doch erstens weis ich nicht wie ich es noch bezahlen soll und ich hab noch nicht die Kraft zum Friedhof zu fahren. Wie du schon sagtest, an den Lieblingsplätzen ist man ihnen irgendwie näher. Leider sind diese Plätze über 100 km von mir weg, also mach ich es im Stall bei den Pferden, wo ich mich wohl fühle. Dort schöpfe ich neue Kraft und er weis wie gut mir das tut. Hätte mein Dad wirklich mitbekommen was ich in der Trauer gemacht habe, hätt er mich bestimmt in den Popo getreten.
Bin in manchen eher vielen Dinge wie er. Könnt ihn nie als Papa verleugnen,dafür sind wir zu gleich. (Was ich gut finde, denn so lebt er in mir weiter)

Es ist schön, das es hier Menschen gibt die einen verstehen und wissen wie sie einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern oder auch mal die Tränen in die Augen. Leider können es die Verwanten oder Bekannten nicht so gut, weil sie nicht wissen wie es ist. Was ich niemals als Vorwurf meine.

Werde gleich erstmal die Sonne genießen und mit dem Pferd raus gehen. So bin ich dem Himmel ein Stück näher und natürlich meinem Dad

Alles liebe euch allen
Alexandra
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  #187  
Alt 25.04.2006, 13:45
monika62 monika62 ist offline
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Standard AW: Stammtisch

hallo ihr lieben,
zum thema friedhof möchte ich euch gerne meine persönliche meinung schreiben. wie ihr wißt, habe ich meine mutter letzten freitag beerdigt. sie hatte alles schon 1999 geregelt. trauerfeier, verbrennung aber danach anonyme beisetzung. sie hat immer gesagt, das es mit der zeit eine last ist, zum friedhof gehen zu müssen da es meistens nur noch für andere ist, (das grab ist nicht gepflegt u.s.w.). ich glaube, das sie recht hat. für mich ist es nicht wichtig ein grab zu besuchen, da ich sie immer in meinem herzen haben werde.

vielen dank für eure antworten zu meinem verarbeiten der trauer (ich wusste jetzt nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte). noch immer habe ich ein komisches gefühl (kein schlechtes gewissen direkt), wenn ich daran denke, das ich im grunde am boden zerstört sein müsste, da meine beste freundin und mutter nun nicht mehr da ist aber ich bin es nicht. eine gute bekannte sprach mich gestern darauf an und sagte, die letzte zeit (als meine mutter noch lebte und so leider musste) war ich so mies und depremiert drauf, das mich kaum noch einer ansprechen wollte, da sie angst hatten mir weh zu tun.
aber seit meine mutter gestorben ist, sei ich viel gelöster, ja befreiter und wieder viel besser drauf. man würde merken, das mir eine große last vom herzen genommen wurde. ich habe darüber nachgedacht und ja es stimmt. das gefühl, das sie endlich erlöst ist und ihren frieden gefunden hat, hat auch mich erlöst. denn wie ihr wißt, war die letzte woche das furchtbarste, was ich in meinem leben (und natürlich auch sie, obwohl ich hoffe, das sie nicht mehr alles mitbekommen hat) mitgemacht habe. wie gesagt, vielleicht kommt noch das tiefe loch in das ich fallen werde aber momentan geht es mir gut.

nochmals ein danke an diesen stammtisch, denn woandern würde man sich nicht trauen so offen über dieses thema zu sprechen, weil viele nicht verstehen, wie man sich fühlt.

liebe grüße, bis dann
monika
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  #188  
Alt 25.04.2006, 14:20
Anemone Anemone ist offline
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Hallo alle zusammen,
will mich auch mal wieder melden. Eure Beiträge zum Thema Friedhof finde ich sehr interessant, weil jeder eine andere Einstellung dazu hat und anders empfindet. Meinem Schatz, mit dem ich während seiner Krankheit auch über dieses Thema gesprochen habe, war es völlig egal, was mit seiner "Hülle" geschieht, wenn er nicht mehr da ist. Beerdigung, Feuerbestattung, Urnen-Nische, Urnengrab, Friedwald...
Wir haben uns dann gemeinsam für eine Feuerbestattung entschieden. Meine Kinder und ich beschlossen, die Urne in einem Urnengrab beisetzen zu lassen. Die Urnenwand auf unserem Friedhof erinnert ziemlich stark an einen Bücherschrank und gefällt uns nicht besonders!
Ich bin froh, dass wir es so gemacht haben, denn womit ich nie gerechnet hätte, ist, dass unsere älteste Enkeltochter (knapp 9 Jahre alt) sehr oft zu diesem Grab geht. Sie "redet" dort mit ihrem Opa oder "zeigt" ihm Bilder, die sie gemalt hat. Wenn sie dann wieder geht, ist sie oft traurig, sie hat ihren Opa SEHR lieb gehabt und hatte ein ganz inniges Verhältnis zu ihm. Manchmal weiß ich nicht, ob es richtig ist, ihr den Wunsch nach dem Friedhofsbesuch immer zu erfüllen, aber ich denke, sie braucht das, damit sie mit ihrem Schmerz besser fertig wird. Was meint Ihr dazu??
In den nächsten Tagen werden die Grabumrandung und der Stein gesetzt, anschließend will mein Enkelchen unbedingt mit mir zusammen Blumen pflanzen.
Ich bin nun doch froh, dass wir uns für ein Grab entschieden haben und nicht für die Beisetzung in einem Friedwald (der ist ca. 40 km von hier entfernt).
Bevor es mich nicht selbst betraf, habe ich mich für das Thema Friedhof überhaupt nicht interessiert. Das Grab meiner Eltern im Nachbarort wird weitestgehend von meinem Bruder gepflegt.
Was mich etwas stört ist, dass hier in unserem Dorf offenbar einer versucht, den anderen zu übertrumpfen, was die Größe und Pracht der Grabumrandungen und -steine und den Blumenschmuck betrifft. Was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, für das Grab meines Liebsten eine eher schlichte "Ausstattung" zu wählen.
Ich gehe nicht sehr oft zum Grab, ich brauche es eigentlich nicht, mein Schatz ist immer bei mir mit seiner Liebe - in meinem Herzen und in meinen Gedanken.
Heute gelingt es mir ganz gut, das Trauertier in seinem Verschlag in der hintersten Ecke meiner Seele einzusperren. Ich hoffe, das bleibt noch ein Weilchen so und wünsche Euch dasselbe.
Viele liebe Grüße an alle Stammtischmädels (und evtl. -buben?).
Eure Anemone
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  #189  
Alt 25.04.2006, 15:08
Wolke Wolke ist offline
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Wenn deine Enkeltochter gerne gehen Opa besuchen möchte, dann soll sie das tun. Ich glaube es ihr zu verbieten macht es nur schlimmer.

Ich bin froh, dass meine Mutter sich (ohne zu wissen, dass es bald soweit ist) für ein Rasengrab entschieden hat. Dort weiß man genau wo sie liegt und sie hat auch einen eigenen Stein. Leider sind aber dort direkt keine Blumen erlaubt. Wo sie Blumen doch so liebte. Aber auch ich denke, dass mit der Zeit die Pflege zur Last wird. Mein Vater pflegt schon 25 Jahre das Grab meines Opas. Im Sommer muss er jeden Tag oder spätestens jeden zweiten zum Gießen hin. Das würde ich zeitlich gar nicht schaffen.

Auch wenn es mir nicht viel "bringt" zum Grab zu gehen, so denke ich, wenn ich diesen Anlaufpunkt nicht hätte, würde er mir fehlen.

Mein Vater geht übrigens jeden Tag hin, sei es auch noch so spät.

Ich für mich kann nur feststellen, dass sich mein Verhältnis zum Friedhof dahingehend geändert hat, dass ich mich dort nicht mehr unwohl fühle.

Auch ich bin schon im halbdunkeln dort gewesen. Früher hätte ich mich gefürchtet, aber jetzt denke ich, Mama ist da, was soll mir schon passieren. Klingt merkwürdig, ist aber so.

Monika, auch ich bin nicht in ein tiefes Loch gefallen und zeitweise drohte ich deswegen ein schlechtes Gewissen zu kriegen. Ich hab dann aber für mich beschlossen, dass es gut so ist, wie es ist. Ich glaube nicht, dass Mama wollen würde, dass es mir schlecht geht. Wenn ein Loch kommen sollte, dann wird es kommen. Ich freu mich, dass es mir relativ gut geht und nehme es als Geschenk hin.

Weiterhin viel Erfolg beim bekämpfen des Trauertieres.

Gruß Wolke
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  #190  
Alt 25.04.2006, 15:49
Andrina Andrina ist offline
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hallo ihr lieben

ich kann nicht sehr viel mit friedhöfen anfangen und fühle mich dort auch eher unwohl und nicht mehr verbunden als sonstwo. ans grab meiner grosseltern, die auf einem sehr grossen friedhof liegen, bin ich nur ein paarmal... mit hat es nichts gebracht, ich habe nichts gespürt. bei meinem papi ist es jetzt aber ein bisschen anders. er liegt auf einem sehr kleinen friedhof, ganz zuhinterst in der nähe eines baumes, gleich dahiner erhebt sich ein kleiner hügel und wie es für einen friedhof sein sollte, hat dieser ort eine "friedliche" atmosphäre. ich denke, dass es meinem papi dort gefällt. seinen namen auf dem holzschild zu lesen (wir haben noch keinen grabstein) tut mir jedesmal in der seele weh. ich denke immer, dass dieser name und diese jahreszahlen meinem papi in keinster weise gerecht werden und dass ich das so ungerecht finde. schliesslich war ein ganz toller kerl und alle sollten es wissen. ich glaube, das ist auch ein grund, oder vielleicht der hauptgrund, warum ich friedhöfe nicht besonders mag. obwohl ich lieber in den weiten himmel oder auf eine schöne landschaft schaue und mir dann vorstelle, dass er da ist und mich sieht und ich ihn dann auch wirklich oft spüre, gehe ich mittlerweile doch gerne mal ans grab. ich habe mich irgendwie daran gewöhnt und da dies der platz ist, an dem seine kranke, irdische hülle seine letzte ruhe hat, möchte ich auch meinen respekt zeigen und diesem holzschild mit den zahlen eine geschichte geben.

ganz liebe grüsse,
andrina

ps. anemone, ich finde auch, dass du deiner enkelin die besuche auf dem friedhof gönnen solltest! so wie du schreibst, scheint ihr dies viel zu bedeuten und ihr viellicht auch in ihrer trauerarbeit zu helfen!
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  #191  
Alt 25.04.2006, 17:18
Monika W. Monika W. ist offline
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Hallo Monika 62,

so wie Du habe ich mich im Januar auch gefühlt, als mein Mann nach schwerer Krankheit gehen durfte. Eine Last ist abgefallen und ich empfand ein Gefühl der Erleichterung, gleichzeitig war es zwiespältig, weil ich auf die Tränen und Trauer wartete, aber das kam dann später.
In ein tiefes Loch bin ich bisher nicht gefallen, es gibt Hochs und Tiefs.

Jeden Tag gehe ich nicht zum Friedhof, aber manchmal drängt es mich, hinzugehen.


Moni
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  #192  
Alt 25.04.2006, 19:53
Blue Blue ist offline
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Hallo Zusammen,

zu mir wurde es 4/5 Wochen nach Jürgens Tod gesagt, besser Witwe als Verlassene und mir hat es sehr wehgetan. Eben weil Tod endgültig ist, keine Hoffnung mehr besteht. Verlassen werden tut auch weh, aber da kann dann trotzdem noch so viel passieren. Ich wurde im anderen Leben einmal gezwungen, Jürgen zu verlassen. Hört sich jetzt komisch an, aber der einzigste Weg der mir damals blieb war Jürgen zu verlassen und das hat ziemlich weh getan. 2 Jahre später haben wir wieder zusammen gefunden und damit hat sich das Ganze „gelohnt“.

Die Friedhofbesuche. Am Anfang haben mich immer die Menschen gestört, wollte nicht beäugt werden, jetzt habe ich eine Zeit gefunden, wo ich meist ungestreift hinkomme. Es tut mir gut, zu Jürgen zu gehen, obwohl ich ihn den ganzen Tag mit mir rumtrage. Ich gehe nicht zum Friedhof um mit ihm zu reden, das mache ich eh den ganzen Tag über. Nein, das „jetzt gehe ich zu Jürgen“ tut mir gut. Schwierig auszudrücken. Hier auf dem Friedhof sind überall Bänke aufgestellt und obwohl mitten im Dorf, hat es etwas friedliches. Habe auch keinen festen Plan, bin nicht jeden Tag dort, sondern so wie ich es will.

Keine Ahnung ob es nur mir so geht. Aber jetzt im Frühling sehe ich die vielen Menschen draußen, bekomme rings ums Haus das Familienleben, auch die Zweisamkeit mit. Fühle ich das nur so, oder war es im Winter leichter zu ertragen, die Stille hier bei mir.

Nein, mir geht es nicht gut. Dreh mich im Kreis und hab ein Knäudel im Kopf. Alles ist fruchtbar anstrengend.

Bruni
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  #193  
Alt 26.04.2006, 08:31
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo alle zusammen!

Empfinde es ähnlich wie Bruni, die Sonne macht es mir so richtig bewußt, dass das Leben "draußen" weiter geht als wäre nicht passiert - was soll die Welt auch anderes tun?! Und doch weiß ich nicht, was soll ich mit dieser Welt machen, soll ich einfach auf dieses Karussell wieder aufspringen, ich glaube davon wird mir schlecht... -ich weiß es nicht. Ich fühle mich bei schönem Wetter mehr von den "anderen Menschen" getrennt, wie hinter einer Glasscheibe, als bei miesem Wetter, vielleicht, weil dann die Stimmung der anderen auch nicht so toll ist.

"Verlassen werden", eigendlich wollte ich erst keinen Kommentar abgeben. Ich bin auch eine "Verlassene", ich weiß wie es sich anfühlt mit drei Kindern, Hausumbau, Schulden, ohne Arbeit da zu sitzen - mit dem Gefühl nicht mehr "gewollt" zu werden. Aber "besser Witwe, als Verlassene", also übersetzt, "wenn er mich nicht mehr will, wäre es für mein Ego besser er wäre tot-das könnte ich eher verkraften"!? Für mein Empfinden eine egozentrische und armseelige Einstellung, so ist es doch die Aussage, besser den Tod dieses Menschen ertragen zu können, als die Tatsache, dass sich der Mensch nicht so verhält wie es für mich "gut" wäre... Man spricht von dem Menschen, den man vorgibt zu lieben! Und wenn dieser geliebte Mensch einen nicht mehr "zurück liebt", dann kann man das weniger ertragen als seinen Tod? Ein makaberer Gedankengang...aber gut jeder hat das Recht auf seine eigenen Gedanken. Wie ich neulich schon schrieb, habe ich mir sagen lassen müssen: "Mein Bruder, hat jetzt Krebs, vielleicht ist das doch nun die gerechte Strafe, für das was er mir schon alles angetan hat!" - was soll man zu solchen Äußereungen sagen, ich denke es spricht für sich und den Charakter des Menschen, der so etwas äußert ! Der Bruder ist aber nicht etwa ein "Vergewaltiger oder sonstiger Verbrecher" - nein es gab tatsächlich Geschwisterstreitigkeiten und Ungerechtigkeiten, welche sie zu dieser Aussage veranlassten!!! Im Prinzip ohne Worte, denn auch nach Erklärungen, werden diese Leute nicht die Sensibilität erreichen, zu verstehen dass menschliches Miteinander nicht nur heißt "wie verhalten sich die anderen MIR gegenüber".

Okay, ich rede schon wieder zuviel - ich wünsche euch einen Tag mit freundlichen Begegnungen und ohne "Sprüche, die die Welt nicht braucht!"
LG Petra
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  #194  
Alt 26.04.2006, 09:15
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo Mädels und stumme Jungs!

Bei mir ist es anders. Ich liebe die Sonne - Claus liebt die Sonne - und es macht mir vieles leichter. Wenn die Sonne scheint habe ich mehr Antrieb, möchte im Garten sein Beet richten, sitze draußen, sehe sein Motorrad, und fühle ihn ganz nah in meinem Herzen. Ja, wir haben diese Zeit geliebt und genossen und auch heute tut es mir besser als das "passende" Regenwetter für meinen Seelenschmerz.

@Bruni. Ich denke, es ist leider so, dass das Jahr danach sich fast noch schlimmer anfühlt als damals, als wir noch mittendrin steckten. Vielleicht, weil wir den Ausgang kennen? Die Erinnerungen abrufbar, fast jeder Tag, sogar Gespräche, Blicke, Gesten und Zärtlichkeiten, aber die Hoffnung, die uns damals antrieb, die tragen wir nicht mehr in uns. Die Blicke, die Gespräche, alles, woran wir uns erinnern hat heute eine andere Bedeutung, denn wir wissen, dass es irgendwie "umsonst" war. Umsonst jedoch nur, weil wir sie nicht halten konnten, weil der Kampf, sie bei uns hier in unserem Leben behalten zu dürfen, verloren wurde. Umsonst war es nicht, nein! Bedingungslose Liebe: Was ist das? Man kann es nicht erklären, nicht mit Worten, aber sie war, sie ist....

@Petra, ich glaube nicht, dass Misa es so egoistisch gemeint hat in dem Sinne, dass sie ihrem Ex, der ihre Liebe nicht erwidert hat, den Tod gewünscht hätte. Ich glaube sie meint das, was wir alle in uns fühlen, wenn es uns gut geht. Diesen Seelenfrieden, diese Nähe zu unseren Lieben, die nach wie vor bei uns sind, die nach wie vor bei uns sein WOLLEN, das gibt eine große Wärme, eine Zufriedenheit, eben dieses Bewusstsein: Er hat uns geliebt, er wollte nicht gehen. Während ein Verlassenwerden nur und ausschließlich Kälte in einem zurücklässt.

Ja, ich bin froh darüber, dass Claus nicht gehen wollte, dass er mich liebt, auch heute noch, so wie ich auch niemals aufhören werde, ihn zu lieben.

Ein paar Kerzen, ein paar Sonnenstrahlen, vielleicht mal wieder einen Frosch? Jutta, wenn du liest, übernimmst du es bitte, kann von hier aus leider nicht, wie ich gerne würde....

Ich umarme euch alle mal, hab mich wieder rausgezogen (so langsam kriege ich richtige Muskeln und reiche euch nun meine Hand, haltet euch fest, vielleicht schaffen wir es gemeinsam....

LG
Andrea
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  #195  
Alt 26.04.2006, 09:17
Andrina Andrina ist offline
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hallo zusammen

mir geht es genau umgekehrt... bei diesem wetter fällt es mir leichter mit der trauer umzugehen! ich bin sehr froh, dass der frühling da ist und der sommer kommt! dass man mehr mitbekommt von der welt "da draussen" ist wohl schon richtig, aber seit mein papi gestorben ist, zieht es mich viel mehr nach draussen als früher, ich glaube ich fühle mich dann lebendig, und im winter wäre ja vieles was man jetzt machen kann nicht möglich. wenn jetzt der winter käme, hätte ich grosse mühe. ich mag winter sowieso nichts besonders, es ist alles so grau und trostlos.

zum thema tod des partners und verlassenwerden vom partner, kann ich mich der meinung von bruni und petra s. nur anschliessen. wenn ich mir so meine mami vorstelle und den schmerz, den sie gehabt hätte, wenn sie von meinem papi verlassen worde wäre, kann ich mit bestimmtheit sagen, dass es sie sehr getroffen hätte und sie sicher lange gehabt hätte, um das zu verarbeiten. ich weiss aber auch, dass sie alles daran gesetzt hätte, um ihn zurückzubekommen. die geschichte wäre weitergegangen und auch wenn es wirklich keine zukunft gegeben hätte, hätte meine mami die möglichkeit gehabt abzuschliessen, wütend zu sein, jemand neuen zu treffen. das ist jetzt alles nicht so einfach. zwar ist es tröstlich zu wissen, dass mein papi sie nicht verlassen wollte, dass er sie bis zu seinem letzten tag geliebt hat, aber das denke ich, ist dann auch schon alles. tod ist endgültig und undwiederruflich, es besteht definitiv keine chance mehr etwas an der situation zu ändern und das tut weh. nein, lieber witwe als verlassene ist wirklich eine blöde und egoistische aussage, die absolut nicht zutrifft!

meine mami hat mir die frage gestellt, was wäre, wenn sie jemanden neues kennenlernt. wir glauben ganz fest daran, dass wir uns alle mal wiedersehen und für sie ist es klar, dass sie in der ewigkeit mit meinem papi vereint sein wird. was passiert dann aber in der ewigkeit mit dem mann, angenommen sie hätte irgendwann mal wieder einen, den sie nach seinem tod getroffen hat und mit dem sie zusammen war? wo ist der dann in der ewigkeit? steht er gleich daneben oder ist er bei seiner evt. früheren frau oder gibt es den gar nicht so auf dieser ebene? sie meint, sie wolle meinen papi nicht verraten und dass sie nicht möchte, dass irgendetwas oder irgendjemand zwischen ihnen steht. was denkt ihr darüber?

heute fühle ich mich nicht traurig, sondern eher einfach sehr unwohl in meiner haut! es ist einfach nichts wie es sein sollte und ich kann weder weg noch irgendetwas daran ändern!

liebe grüsse,
andrina
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