Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Brustkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 29.09.2006, 16:06
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.113
Standard Herceptin nach 2 1/2 Jahren?

Hallo ,

ich habe mal wieder eine Frage. Warscheinlich werd ich mich total unverständlich ausdrücken und ihr könnt nichts damit anfangen (habe auch noch nicht wirklich viele Infos) aber ich versuche es mal.

Meine Mutter ist 04 an Brustkrebs erkrankt [yT3 pN1a G3 MO ER+PR+Her2neu3+]

Nach neoadjuvanter Chemo,OP mit Ablatio u. Axillar und Bestrahlung wurde sie mit Arimidex eingestellt. Häufige Nachsorgeuntersuchungen mit Blutabnahme,Sono,Mammographie usw.wurden gemacht.

Gestern wurde sie von ihrem Arzt zu einem Gespräch gebeten. Er eröffnete ihr,dass Nachsorge Kontrollen nicht mehr wie bisher gemacht werden,sondern in längeren Abständen und ohne Sono Leber und auch nicht mehr so häufige Blutentnahmen.

Zudem soll sie nun neben dem Arimidex alle drei Wochen eine Infusion mit Trastuzumab (Herceptin) bekommen.

Was haltet ihr davon? Bekommt jemand dieselbe Therapie? Was sind die pro´s und was die contras?

Ist das legen eines Ports notwendig? Welche Nebenwirkungen gibt es?

Ich habe gelesen das dass Herceptin mit einem Zytostatikum oft gegeben wird,aber wie weit verbreitet ist es ohne Zytostatikums ?

Ich hoffe es ist irgendwie verständlich - kenne mich auf dem Gebiet leider viel zu wenig aus.

Viele liebe Grüße
Ylva
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 29.09.2006, 19:01
Benutzerbild von Mice
Mice Mice ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 18.10.2005
Ort: Hannover
Beiträge: 1.004
Standard AW: Herceptin nach 2 1/2 Jahren?

Hallo Ylva,

zu den Abständen bei der Nachsorge kann ich dir nicht weiterhelfen, aber da kennen sich andere hier besser aus.

Herceptin hat erst seit wenigen Monaten die Zulassung in der adjuvanten Therapie, also bei Frauen, die keine Fernmetastasen haben. Da deine Mutter den Her2neu-Faktor 3+ (stark positiv) hat, finde ich es gut, dass sie diese Möglichkeit nutzen kann. Her2 positiver Brustkrebs ist leider dafür bekannt, dass er sehr aggressiv ist und oft Metastasen bildet. Durch Herceptin verbessern sich die Chancen, keine Metastasen zu bekommen. Herceptin kann auch als Monotherapie, also ohne gleichzeitige Chemo gegeben werden.

Es ist allgemein gut verträglich, kein Vergleich zur Chemo.
Nach der ersten Infusion kann es sein, dass man grippeähnliche Syptome bekommst, also Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Die halten aber in der Regel nicht lange an, bei mir waren es ein paar Stunden. Eventl kann deine Mutter ihren Arzt fragen, ob sie dann Paracetamol nehmen darf. Viele sind von Infusionen für den Rest des Tages müde, muss aber nicht sein. Bei mir ist es ganz unterschiedlich, mal bin ich am Infusionstag richtig aktiv und manchmal hänge ich voll durch.

Wichtig ist, dass man die regelmäßigen Kontrollen beim Kardiologen einhält. Herceptin kann die Herzleistung verringern, das muss aber nicht so schlimm sein, wie es sich anhört. Ich musste deswegen schon 2x Pause machen, aber nach 4-6 Wochen war die Leistung wieder völlig in Ordnung und ich konnte die Thera fortsetzen.


Den Port kann ich deiner Mutter nur empfehlen. Herceptin ist nun mal eine Langzeittherapie und wenn die Venen schon eine Chemo überstehen mussten und davon kaputt sind, ist es mit Port viel leichter.
Die Port-OP dauert nicht sehr lange, man kann sie in Vollnarkose oder auch nur mit örtlicher Betäubung (bei Bedarf mit Beruhigungsmittel) machen lassen. Hinterher hat man Schmerzen, die aber nicht schlimmer sind als nach anderen OPs. Außerdem kann man sich im Krankenhaus Medikamente dagegen mitgeben lassen. Der Eingriff wird normalerweise ambulant gemacht. Nach ein paar Wochen merkt man kaum noch, dass man einen Fremdkörper hat. Komplikationen geben sind eher selten, soweit ich weiß! Ich hatte von meinem ersten Port eine Thrombose bekommen. 2 Jahre später bekam ich Metas und habe ich mir trotzdem einen neuen legen lassen. Seitdem spritze ich vorbeugend Heparin, aber der Vorteil, den der Port für mich hat, ist es mir wert! Endlich keine Venensucherei mehr!

Ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen weiterhelfen.

Liebe Grüße und alles Gute für deine Mutter (und für dich natürlich auch ),
Mony
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 29.09.2006, 19:09
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.113
Standard AW: Herceptin nach 2 1/2 Jahren?

Liebe Mice,

vielen,vielen Dank für deine Antwort!!
Jetzt bin ich um einiges schlauer.

Einerseits finde ich es auch gut,dass meine Mutter angeboten bekommt,dass sie die Möglichkeit hat,aktiv etwas zu tun,anderrerseits ist sie,wie gesagt,relativ labil und ich weiß nicht,wie sie das alles "aufnehmen" wird. Wieder sehr oft ins Krankenhaus,wieder Infusionen,wieder evtl. Nebenwirkungen...
Werden ihr die Haare ausfallen?

Aber es ist eine Chance,und ich finde und hoffe doch das sie es nutzt.
Das ihr Tumor aggressiv ist,wissen wir.
Bisher war es schon schwer genung das alles zu meistern,aber mit der neuen therapie jetzt habe ich irgendwie nicht gerechnet.

Ich habe jetzt einige Zeit auf der Onkologie gearbeitet und war bei vielen Portanlagen dabei. Ich weiss das es ein eher kleiner Eingriff ist..aber ich frage mich halt,ob meine Mutter mit dem Port zurecht kommt. Psychisch gesehen..
Vielleicht hinterfrage ich auch zuviel. Phu...soviele Fragen.

Nochmal vielen lieben Dank für deine Worte und Erklärungen.

Auch Dir wünsche ich alles,alles erdenklich Gute!!

Ylva
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 29.09.2006, 19:39
Benutzerbild von Mice
Mice Mice ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 18.10.2005
Ort: Hannover
Beiträge: 1.004
Standard AW: Herceptin nach 2 1/2 Jahren?

Hallo Ylva,

die Haare fallen von Herceptin nicht aus und auch sonst ist es definitiv kein Vergleich zur Chemo! Viele gehen unter Herceptin auch noch arbeiten, auch am Infusionstag.

Die Psyche ist bei der ganzen Therapie nicht zu unterschätzen, da hast du recht! Ich habe heute die Infusion bekommen und hatte nach 6 Monaten Chemo einfach keinen Bock mehr auf Krankenhaus, auch wenn die Chemo seit 2 Wochen vorbei ist und ich jetzt nur noch Herceptin bekomme. Habe mir dann aber selber gesagt, dass das immer noch besser als die vermutliche Alternative . DAS Wundermittel ist Herceptin ja auch nicht, ich habe trotzdem noch Hautmetas und eine Lymphangiosis carcinomatosa in der Lunge bekommen. Aber wer weiß, wo ich ohne Herceptin wäre........

Du schreibst, ihr wisst, dass ihr Tumor aggressiv war. Wer ist in dem Fall "Ihr"? Deine Mutter auch? Ich meine, ist ihr das voll bewusst? Dann kannst du versuchen, es ihr so "schmackhaft" zu machen, dass ihr Überlebenschancen durch Herceptin besser sind.
Die ersten Infusionen kann deine Mutter ja erstmal ohne Port machen, vielleicht merkt sie dann schnell, dass es mit viel einfacher wäre. Wie sind denn ihre Venen? Wie lange soll sie Herceptin bekommen?

Ihr werdet bestimmt einen Weg finden, lasst es auf euch zukommen !

Liebe Grüße,
Mony
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 29.09.2006, 19:44
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.113
Standard AW: Herceptin nach 2 1/2 Jahren?

Liebe Mony,

meine Mutter war Krankenschwester (allerdings hat sie lange nicht mehr in ihrem Beruf gearbeitet) Sie kann das voll und ganz einschätzen wie aggressiv ihr Tumor ist und dass die Chancen mit Herceptin warscheinlich größer sind. Ich denke das weiss sie und das will sie auch aber die Psyche ist bei ihr das große Problem.
Sie war vorher eine vitale Frau (sie ist jetzt 47) und hatte erst GBS und dann kam der BK. Während der Chemo hatte sie viele "Ausraster" und sprach oft von Suizid.
Ich werde ihr nochmal sagen dass die Herceptin Therapie nicht mit einer Chemo zu vergleichen ist und ich denke und hoffe mit viel unterstüzung wird sie es schaffen,obwohl sie,genauso wie du,das Krankenhaus mehr als satt hat!

Achso,die Herceptin Therapie soll ein Jahr andauern.

Was mich noch intressieren würde - ist es sinnvoll die Therapie auch noch 2 1/2 Jahre nach der Diagnose und der Behandlung anzuwenden? Kannte es bisher nur,dass es direkt nach der Behandlung gemacht wird - oder liege ich jetzt komplett falsch?

Deine Gesichte verfolge ich schon seit laengerem und ich finde dich einfach wunderbar. Wenn ich das mal so sagen darf

Viele Grüße,alles Gute und Danke nochmal
Ylva

Geändert von Ylva (29.09.2006 um 19:48 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 29.09.2006, 20:41
uhuma uhuma ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.10.2004
Beiträge: 170
Standard AW: Herceptin nach 2 1/2 Jahren?

Hallo Ylva,
ich kann Mice in allem, was sie schreibt, nur zustimmen. Ich bekomme seit Januar 05 Herceptin. Die Nebenwirkungen sind wirklich "nebensächlich", besonders gegen die Chemo. Bei mir wurden die Fingernägel brüchig und meine Verdauung ist empfindlicher geworden. Die Nebenwirkungen der Zusatzmedikamente (Tavegil und Sostril) haben mir mehr zu schaffen gemacht. Seit 4 Zyklen lasse ich das Tavegil weg und habe keine Probleme bekommen.
An den Infusionstagen lasse ich mich krank schreiben (sie dauern zu lange, danach lohnt sich der Weg in die Arbeit nicht mehr).

Wichtig sind die regelmäßigen Herzkontrollen.

Die seelischen Durchhänger kenne ich auch, es nervt schon manchmal, regelmäß am Tropf zu hängen und d ei ganze Urlaubsplanung danach zu richten. An solchen Tagen überlege ich mir, dann, wie meine Chancen wohl ohne Herceptin wären und danach gehts mir wieder besser.

Ich würde das Angebot des Arztes annehmen, und nach 2 1/2 Jahren mit Herceptin beginnen.

Die verlängerten Perioden zwischen den Kontrollen sind nach 2 Jahren ganz normal und entsprechen den allgemeinen Richtlinien zur BK-Nachbehandlung.

Schönen Abend
uhuma (Waltraud)
__________________
Die Raupe nennt es "Tod", wir Menschen nennen es "Schmetterling".
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:36 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55