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  #1  
Alt 16.11.2007, 03:55
Girlfriend Girlfriend ist offline
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Registriert seit: 16.11.2007
Beiträge: 2
Beitrag Mein Freund, Warten, meine Entscheidungen

Hallo,
ich bin froh, auf dieses Forum gestoßen zu sein, da es doch einige Fragen und Sorgen in eine angemessene Perspektive zu rücken scheint.

Bei meinem Freund besteht seit gut einer Woche der Verdacht auf Hodenkrebs und je länger ich darüber nachdenke, desto beunruhigender ist die Sache. Dabei geht es nicht so sehr ums Überleben, ich kenne die Statistiken, sondern um die Fragen, was das nun konkret bedeutet, für ihn, für mich und für uns. Bei unserer Beziehung kommt erschwerend hinzu, dass er in England lebt, ich hier in Deutschland und wir eine Fernbeziehung führen, ohne jemals einen Alltag miteinander gemeistert zu haben. Wir kennen uns schon seit 3 Jahren, waren Freunde als wir im gleichen Land lebten, und sind uns erst später bei einem kurzen Besuch nähergekommen. Seit ungefähr einem Jahr haben wir sehr regelmäßigen Kontakt, inzwischen telefonieren wir jeden Tag und besuchen uns, wann immer es geht, leider nicht sehr oft. Wir haben erst vor ca 2 Monaten beschlossen, richtig fest zusammen sein zu wollen und seit dem sind wir sehr glücklich miteinander (ohne einander).

Er hatte mir schon einmal erzählt, dass er eine Anomalie im Hoden hat und regelmäßig zur Untersuchung geht. Nun war es also wieder so weit, und es wurde festgestellt, dass es eine Veränderung gab. 2 Tage später wurde ein CT gemacht, um festzustellen, ob sich der Krebs eventuell schon verbreitet hat. Vorgestern gab es das Ergebnis und die positive Nachricht ist, dass der Scan in Ordnung war. Dennoch wird er natürlich operiert werden müssen. Wann steht leider immer noch nicht fest, erst am Montag erhält er einen Termin.

Das Warten belastet mich schon ziemlich, da es für mich einfach auch ein paar schwerwiegende Entscheidungen zu treffen gibt, die der besonderen Situation unserer Fernbeziehung geschuldet sind. Ich wäre gern für ihn da, und glaube, dass wenn ich es nicht bin, unsere Beziehung sehr darunter leiden wird. Man kann sich ja viel am Telefon unterstützen, aber bei der Diagnose reicht das einfach nicht mehr. Ich befinde mich eigentlich gerade in der Uni-Prüfungsphase und bin finanziell ziemlich belastet und arbeite nebenher. Dennoch glaube ich, dass das einzig richtige ist, im Falle einer Chemo auch für längere Zeit in England und bei ihm zu bleiben. Natürlich habe ich davor aber auch große Angst, was das für meine Zukunft bedeutet und ob wir uns überhaupt verstehen, wenn wir plötzlich und dann auch noch in dieser Ausnahmesituation so eng beieinander sind.

Jetzt fahre ich erstmal für die OP hin (wenn es dann endlich einen Termin gibt) und bleibe vielleicht eine Woche. Ich weiß ja nicht, wie schnell es dann weitergeht, und wie wahrscheinlich mit Chemo oder Strahlentherapie zu rechnen ist. Wir gehen jetzt von 2 Zyklen Chemo aus, das erscheint uns das Wahrscheinlichste. Heißt das aber, dass es in 2 bis 3 Monaten vorbei ist?
Wie ist eigentlich die körperliche / psychische Belastung bei einer Bestrahlung. Über Chemo liest man ja viel auch hier im Forum, nicht so über Bestrahlung. Ich versuche mir gerade für jede Diagnose und Therapie einen geeigneten Schlachtplan zu überlegen, um vorbereitet zu sein.
Vielleicht wird auch alles gar nicht so schlimm, man hört ja die verschiedensten Sachen. Kann es nicht auch sein, dass nach der OP nichts weiter gemacht wird, oder nur im Falle, dass es doch kein Krebs war?

Danke schonmal für Eure Ratschläge, Ermunterungen oder für realistische Stimmen, die sagen, ich sollte lieber zu Hause bleiben.
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  #2  
Alt 16.11.2007, 10:52
Benutzerbild von Simse75
Simse75 Simse75 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
Ort: Pforzheim
Beiträge: 9
Standard AW: Mein Freund, Warten, meine Entscheidungen

Hallo Girlfriend,

bin gerade dabei, dasselbe durchzumachen, auch wenn mein Mann nicht so weit weg ist und es fast hinter sich hat.

Wenn es Dir irgendwie möglich ist, fahr' zu ihm und sei an seiner Seite.
Er wird es vielleicht nicht zugeben (so wie meiner), aber es ist besser einen geliebten Menschen um sich zu haben und sollte es auch nur zum Reden sein - über die Zukunft, über die evtl. Nebenwirkungen oder Schmerzen, über das WIR, über das Wetter, übers Essen. Vorallem ist es aber gut für EUCH, gehört irgendwie zur Therapie, baut auf.

Du solltest öfters hier im Forum vorbeischauen, es hat mir sehr geholfen.
Nicht nur zum Informationen suchen, sondern vor allem um zu merken, daß man mit dieser Diagnose nicht allein ist!

Laß Dir keine Angst machen und versuche Dich und Deinen Freund mit wichtigen Daten zu versorgen. Wenn Du Adressen, Links oder Tips brauchst, melde Dich - ich versuche Dir schnellstens zu helfen. Und ganz viele andere liebe Menschen hier bestimmt auch!

Hoffe ich konnte Dir erstmal helfen,
Simse


GötterGatte, 36 - Juli bemerkt, Aug. OP - klass. Seminom, Sep./Okt. 2x Monochemo Carboplatin, bald in Reha
Zukunft: die allerbesten Aussichten!



...
__________________
Ich wünsche Dir Gesundheit, ein Lachen, ein langes Leben, ein starkes Herz. Erwarte von Dir heilsame Selbstbeherrschung, im übrigen aber, sei freundlich und sanft zu Dir selbst. (Irischer Segen)
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  #3  
Alt 16.11.2007, 12:24
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.176
Standard AW: Mein Freund, Warten, meine Entscheidungen

Hallo Girlfriend,

tja, dann erst mal herzlich willkommen hier.....!

An dem Punkt an dem Ihr jetzt steht, gibt es noch die eine oder Eventualität, die das weitere Vorgehen beeinflußt.

Zuerst einmal hängt von der Tumorart (Seminom / Nichtseminom) die weitere Therapie ab (Chmoe oder Bestrahlung). Dann spielt mit rein, ob der Tumor bereits an Blut- oder Lymphgefäßen dran war. All diese Antworten gibt es erst nach der pathologischen Untersuchung die sich der OP anschließt.

Ja, wenn alles gut läuft, kann er in 2-3 Monaten damit durch sein,
Ja, es gibt unter idealen Voraussetzungen die Möglichkeit, nach der OP nichts weiter zu machen. (Wait-And-See). Hierfür sind sehr engmaschige Kontrollen notwendig und psychisch ist das auch nicht so ganz ohne.

Versuche einfach für Ihn da zu sein, so gut es Dir möglich ist. Auch wenn er es zipfelträger-typisch nie zugeben wird, wird er Deine Nähe genießen und brauchen.

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und alles Gute....
__________________

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  #4  
Alt 16.11.2007, 13:35
Girlfriend Girlfriend ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.11.2007
Beiträge: 2
Standard AW: Mein Freund, Warten, meine Entscheidungen

Hallo ihr beiden,
vielen Dank für die lieben Worte und die Infos. Schon das Schreiben und Lesen im Forum hilft etwas. Die große Unbekannte auszuhalten ist schon nicht so einfach, zumal das im Moment noch so abstrakt ist, da ich hier und er dort ist. Zum Glück haben wir durch das viele telefonieren gelernt wirklich offen miteinander zu reden, er fordert es auch ein, dass ich ihm meine Ängste sage und er versucht mich nicht unter Druck zu setzen.
Ich werde versuchen das auch wirklich positiv zu sehen. Immerhin sind wir nun gezwungen, endlich mehr Zeit miteinander zu verbringen, eine Sache von der wir zwar schon viel geträumt haben, aber vor deren Umsetzung wir uns bisher gedrückt haben. So entscheidet nun eben das Schicksal darüber, und vielleicht sind wir dem Krebs am Ende sogar dankbar, auch wenn das gerade irgendwie pervers klingt.
Ich werde euch auf dem Laufenden halten.
Liebe Grüße,
Girlfriend
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  #5  
Alt 17.11.2007, 12:33
Anthony Anthony ist offline
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Registriert seit: 28.08.2006
Beiträge: 71
Standard AW: Mein Freund, Warten, meine Entscheidungen

Hallo Girlfriend, als ich das erste Mal mit der Krankheit konfrontiert war (unterdessen habe ich bereits das zweite Mal hinter mir) war ich auch völlig durcheinander und glaubte vielleicht in den nächsten Monaten sterben zu müssen, mittlerweile lebe ich aber seit 16 Jahren gut und zufrieden. Die Diagnose für deinen Freund sieht gut aus (keine Ableger). Wichtig ist darum die Sache ruhig anzugehen, auch deine Situation mitzuberücksichtigen. Es ist wichtig, dass du deine Prüfungen machen kannst. Besprich dich mit deinem Freund, ich bin sicher, dass er auch möchte, dass du wegen ihm nicht alles auf den Kopf stellst. Ich war nach der Chemo drei Wochen zur Reha und in dieser Zeit konnte mich meine Frau auch nicht besuchen, weil sie sich um die Kinder kümmern musste und es einfach zuviel geworden wäre, mich an den Wochenenden auch noch zu besuchen.
Der Prozess der Chemo falls nötig ist nicht einfach, er bringt einen z.T. auch psychisch durcheinander, Stimmungsschwankungen etc., was eine Beziehung belasten kann, darum braucht ihr beide sehr viel Geduld. Ich war in dieser Zeit "ungeniessbar" und auch ungerecht mit meiner Frau. Eine Möglichkeit ist ja auch über Skype mit Kamera über den Computer zu kommunizieren.
Du und dein Freund werdet die Sache durchstehen, aber vielleicht plant ihr bewusst euren Urlaub für das nächste Jahr, um das Leben miteinander zu feiern. Wünsche euch viel Kraft, Mut und Zuversicht für euren Weg.
Die Krankheit so Scheisse sie war, hat die Liebe zwischen mir und meiner Frau in all den Jahren verstärkt und vertieft. Anthony
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  #6  
Alt 18.11.2007, 00:13
stephan24m stephan24m ist offline
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Registriert seit: 18.11.2007
Beiträge: 1
Standard AW: Mein Freund, Warten, meine Entscheidungen

Hallo,

ich bin neu hier im Forum und habe gemerkt, das nur Freundinnen oder Frauen etwas schreiben.

Des mit deinem Freund tut mir sehr leid. Dies ist auch eine sehr schwierige Entscheidung die du meiner Meinung nach alleine treffen musst ob du ihn besucht oder nicht.

Auch ich selber bin mit dieser leider sehr häufigen Krankheit seit Samstag letzer Woche betroffen. Habe es durch Selbstertastung festgestellt. Ein schlag ins Gesicht. Ich bin im Abschlussjahr und habe laufen Klausuren usw. Dieses Jahr wird ein sehr schwieriges Jahr für mich.

Ich wünsche dir viel Kraft und Hoffung.

Stephan
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