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Alt 19.10.2008, 01:42
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Böse ACHTUNG: Rezidiv trotz normaler Blutwerte vor kurzer Zeit

Hallo zusammen!

Ich habe hier bereits von meiner letztjährigen Hodenkrebs-Attacke berichtet. Jetzt ist der Mist wieder da - nicht vom anderen Hoden, sondern irgendwo aus dem Körper. Ich denke, ich schreibe das hier mal auf, damit alle Betroffenen wissen, wann sie sich Sorgen machen sollten...

Eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:

- Hodenkrebsdiagnose im Juli 2007. Im Oktober 2007 als geheilt entlassen nach Amputation des rechten Hodens und zwei Zyklen PEB.

- Im Januar wurde beim CT ein vergrößerter Lymphknoten entdeckt. Mein Urologe meinte, das käme von der Chemotherapie. Eine weitere Kontrolle im April zeigte keine weitere Vergrößerung, also Entwarnung. Die Blutergebnisse waren alle im gesunden Rahmen. CT-Kontrolle wurde wieder auf halbjährlich heraufgesetzt.

- Im Juli (08.07.) war ich beim Urologen, weil ich im anderen Hoden ein Ziehen hatte. Entwarnung: Nur eine Krampfader. Blutergebnis im gesunden Rahmen.

- Ende Juli bekam ich Rückenschmerzen. Diese traten erst sporadisch, später täglich und ab Mitte August rund um die Uhr auf. Da ich wegen der guten Blutergebnisse wenige Wochen zuvor entwarnt war, ging ich natürlich erstmal zum Orthopäden. Der fand einen (wahrscheinlich uralten) Bandscheibenvorfall, verschrieb mir Schmerzmittel, schickte mich heim.

- Die Schmerzmittel wirkten nicht, die Schmerzen wurden täglich schlimmer. Ende August war ich an dem Punkt, dass ich weder sitzen, noch stehen konnte. Nur Spazierengehen ging. So wanderte ich nächtelang durch Köln und schlief nicht mehr.

- Ein weiterer Besuch beim Orthopäden. Der Kurpfuscher kam nicht auf die Idee, trotz meiner Vorgeschichte, mal ein CT machen zu lassen. Stattdessen: Akupunktur und härtere Schmerzmittel, die aber auch nicht wirkten, außer dass ich Übelkeit bekam und fortan auch keinen Appetit mehr hatte.

- Anfang September war ich dann endgültig nervös. Ich ging also zum (neuen) Urologen, weil ich ja inzwischen in Köln wohnte. Der ultraschallte Nieren, Hoden... nichts. "Sie bilden sich das ein", war der Wortlaut, trotz Kenntnis meiner Vorgeschichte. Bluttest machte er nicht. "CT und Check machen wir dann im Oktober regulär, beruhigen Sie sich."

- Gegen den 20. September, inzwischen hatte ich vier Wochen nicht richtig geschlafen, nicht richtig gegessen, deshalb 13 Kilo verloren, klagte ich meinem Vater (er ist Arzt) mein Leid. Dem fiel - und auch nur, weil er als Neurologe mal einen Lehrgang in die Richtung besucht hatte - dass wochenlange Rückenschmerzen nicht von einem Bandscheibenvorfall kommen können, sondern - wenn es nicht irgendwas wie Skoliose oder sowas ist - tumorverdächtig sind. Er machte mir einen Termin beim CT klar.

- Beim CT war die Diagnose dann klar: Rezidiv, alles voller Metastasen: Leber, Lunge, sogar am Herzen. Nieren und Hoden 2 weiterhin gesund. Blutbild mit stark erhöhten Tumormarkern. Kein Arzt weiß, woher der Mist plötzlich wieder kam. Die Theorie: Im Lymphknoten hing noch was, hat sich fröhlich vermehrt und ist dann ausgebrochen.

Danach ging alles schnell: Krankenhaus, CT vom Kopf, auch hier zum Glück keine Metastasen. Der Chefarzt war zum Glück schlau genug zu merken, dass sein Krankenhaus mit der Behandlung überfordert wäre. Er schickte mich direkt und auf chefärztliche Absprache in die Unikliniken Köln.

Dort bekam ich direkt eine Chemo - PEI - verpasst und habe mich drei Wochen da fröhlich zu Tode gelangweilt. Jetzt bin ich für ein paar Tage raus, am Montag geht es weiter, insgesamt vier Zyklen plus Hochdosis und Knochenmarkstransplation mit eigenen Stammzellen sind geplant. Dazu die Ansage, dass, falls es dann nicht weg ist, ich ein Problem hätte. Und dass ich in vier weiteren Wochen ohne Behandlung vermutlich tot gewesen wäre.

Mein Zustand zu dem Zeitpunkt war lausig: Wochenlang nicht geschlafen und gegessen, dazu die Tumoren, die fröhlich an mir geknabbert haben. Die Rückenschmerzen kamen übrigens von dem "unverdächtigen" Lymphknoten: Der war inzwischen groß wie eine Zigarettenschachtel und drückte fröhlich auf die Wirbelsäule. Kein Wunder, dass das weh tat...

Die nächsten Tage verbrachte ich schmerzfrei im Morphium-Rausch, während ich per ZVK den Einlauf kriegte. Zwei Tage nach Ende des Zyklus wurde das Morphium auf meinen Wunsch abgesetzt, die Schmerzen waren schlagartig weg, also schlägt die Chemo offensichtlich gut an.

Naja, das ist jetzt der Stand der Dinge. Im Moment geht es mir gut wie seit Monaten nicht, auch wenn die Haare auch schon wieder runter sind.
Ich konnte nur zwei Tage nach der Chemo (Antikotzmittel sei Dank) wieder normal essen, haue mir seitdem täglich 4000 Kalorien und mehr rein, nehme aber nur langsam zu... der Krebs knabbert wohl immernoch, aber ich bin zuversichtlich, dass die Chemo ihn ordentlich in die Mangel nimmt.

Die Uniklinken Köln sind übrigens auf solche Geschichten spezialisiert und leisten echt gute Arbeit. So bekomme ich nur 1,5 Stunden täglich die Chemo mit Hilfe einer Pumpe, werde mit Mitteln gegen Übelkeit vollgepumpt und bin deshalb auch während der Chemo recht fit.

Tja, das ist die Geschichte. Mit graut allerdings vor den nächsten Monaten: Bei Aplasie lassen die einen nicht raus, auch die paar Tage jetzt sind Glück, weil sich mein Immunsystem schnell erholt hat. Bleibt die Frage, ob das nach dem zweiten, dritten und vierten Zyklus auch so sein wird... ich hoffe es zumindest.

Was ganz gut ist, ist dass ich psychisch wie letztes Jahr momentan noch irgendwie drüber stehe, der Haarverlust kotzt mich an, ansonsten bin ich trotz der Option auf Versterben recht humorvoll dabei. Bei so einer Geschichte bleibt einem aber auch kaum was anderes übrig: Hodenkrebs mit 1:10.000, dann nochmal Rezidiv ohne, dass die andere Seite was abgekriegt hat, mit 1:1.000-Chance... ich sollte Anfangen, Lotto zu spielen!

Mir graut es momentan allerdings vor dieser Hochdosis-Geschichte... hat da irgendwer Erfahrungen mit? Wie muss ich mir das vorstellen, bekomme ich da einfach wieder Einläufe mit Extraportion oder wie sieht das aus? Wie wird es mir körperlich gehen in der Zeit?

Naja, trotzdem: Ich bleibe zuversichtlich! Das wird ein Höllenritt, aber ich habe die relative Sicherheit, dass ich spätestens Ende Januar wieder gesund bin und dann auch richtig, wenn nicht noch irgendwas ganz Übles dazwischen kommt.

Eins hab ich aus der Geschichte jedenfalls gelernt: Vergrößerte Lymphknoten im Bauchraum werde ich mir künftig sofort entfernen lassen!

Drückt mir die Daumen!

Gruß,
Christian
__________________
Hodenkrebsprofi seit 2007.
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