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  #376  
Alt 20.11.2010, 21:19
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

War heute zu einem Kurs, zu dem ich mich schon vor längerer Zeit angemeldet habe. Aus gesundheitlichen Gründen, auf die ich jetzt nicht so gern eingehen möchte. Darin lernten wir auch Grundsätze des Jin Shin Jyutsu kennen, von dem ich zwar schon gehört, es aber noch nie praktiziert habe.

Auch hier begegnete mir wieder das Thema "Loslassen" - ein Thema, das mich schon so viele Jahre beschäftigt. Bei einer Übung flossen plötzlich Tränen - ungewollt, ungeplant. Während der Übung waren meine Augen noch geschlossen. Ich hoffte, beim Öffnen wären die Tränen vielleicht "verdunstet"...doch dem war nicht so. "Wie schön, dass dir das geschieht - lass es laufen!", war die liebevolle Reaktion.

Womit immer es zu tun hatte - ob mit der Übung des Haltens des kleinen Fingers, was dem Herzen zugeordnet wird, oder mit obigem Thema - ich wollte es nicht! Ich wollte mich beherrschen, wollte meine Gefühle nicht preisgeben...wie peinlich, vor fremden Menschen plötzlich zu weinen!... - gab aber schließlich dem Gefühl nach, ging nicht anders.

Was schön war, war das Gefühl des Angenommenwerdens.
Selbst von mir fremden Menschen. Verständnis, Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen - ohne viele Worte. Ein aufmunterndes Lächeln hier, ein freundlicher Blick dort.

Ich wünsche uns allen Menschen um uns herum, die verstehen, die teilnehmen, sich einfühlen können. Eine Hand, die unsere hält. Auch - und gerade! - in schweren Momenten.

Blume
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  #377  
Alt 26.11.2010, 11:06
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Umzugsbedingtes Kistenpacken. Wühlen in den Ecken der Schubladen, einige davon, die wirklich rein aufbewahrend und selten geöffnet, ihr stilles Dasein fristen.

Ein Griff ins richtige Fach, und da fällt mir die Heimzeitung in die Hände. Das Altenheim, in dem Oma war. Sie hat immer aktiv an solchen Dingen mitgearbeitet. Kurzes Zögern. Soll ich?! Oder tut es zu weh, ihr Gedankengut zu lesen? Naja, weibliches Gen, die Neugierde. Ich lese also:

ERINNERUNGEN - NIKOLAUS-TAG

Der erste Nikolaustag, den ich bewußt erlebt habe, war mit 6 Jahren, als ich das 1. Mal zur Schule ging. Damals, am 5. Dezember, gab es hier viel Schnee.

Mit meinen Freundinnen gingen wir zum Gelsenkirchener - Stadtpark zum Simonsberg zu rodeln. Es war sehr lustig, auch deshalb, weil sich ein paar Jungens verkleidet hatten als Nikolaus. Maske, weißer Bart, Kapuze usw. Sie fuhren auch mit ihren Schlitten. Von 15 Uhr bis 17 Uhr blieben wir dort.

Es wurde in der Dämmerung schon ein wenig kälter. Wir verabredeten uns, wenn wir aufgewärmt sind, uns wieder zu treffen, um uns nach dem echten Nikolaus umzusehen.

Wir gingen durch etliche Straßen, kein Nikolaus war zu schauen. Dafür wurden wir aber doch mit einem schönen Anblick entschädigt. Die Geschäfte waren hell erleuchtet und Kisten mit Obst und Gemüse angestrahlt, die draußen vor der Tür standen. Wir waren auf dem Nachhauseweg und was sahen wir in "unserer" Straße?! Den echten Nikolaus. Er ging mit seinem Gefährten, Knecht Ruprecht in ein Haus. Wir warteten, um ihn ganz nah zu sehen. Wir hatten Glück. Knecht Ruprecht hatte etwas verloren. Er sagte, wir sollen es teilen. Es war eine Tüte mit Weihnachtsgebäck.

Wir freuten uns und erzählten es allen, die uns begegneten. Ich bin selig eingeschlafen. Tradition bei uns war die Bescherung am 6. Dezember. Wenn wir aufwachten, stand auf der Fensterbank der bunte Teller, Spekulatius und Lebkuchen. Ein Apfel kam in den Tornister, um später bis zur großen Pause auf dem großen Ofen zu brutzeln. Herrlich lecker war dieser Bratapfel. Liebe Leser, das war meine Erinnerung an den Nikolaus. Und wie war das bei Ihnen?

Ihre ...


Nun sitze ich da und bin gerührt. Obwohl sie nicht mehr da ist, ist sie doch bei mir und ich kann darüber nachdenken, wie meine Nikolauserinnerung so war. Und ein großteil derer, die fand nunmal immer mit ihr statt. Sie, die sie sogar den Nikolaus für mich "gegeben hat" manchmal.

Das war mein schönes Ding für heute!

Liebe Grüße

Annika
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  #378  
Alt 26.11.2010, 23:39
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Liebe Annika,

deine Schilderung hat mich sehr berührt. Danke, dass du uns hast teilhaben lassen an diesem wunderbaren Erlebnis deiner Großmutter! Wie wunderbar, dass sie es aufgeschrieben und auch für dich hinterlassen hat!

Meine Mutter hatte irgendwann angefangen, ihr Leben aufzuschreiben - auf meinen Wunsch hin. Dies begann zu Kriegszeiten (was in mir oft den Wunsch auslöste, dies auch für andere als Buchform aufzuarbeiten), und endete im letzten Jahr vor ihrer Krebserkrankung. Eine solche Hinterlassenschaft zu besitzen, ist etwas ganz besonderes, finde ich! Ich bin sehr dankbar dafür und kann nachfühlen, was es bedeutet, so etwas unerwartet zu "finden".

Es rührt.
Es berührt.
Es bewegt.
Es hat dich bewegt.
Und dass du uns daran hast teilhaben lassen, ist eins meiner schönen Dinge heute! Ich danke dir dafür.

Blume
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  #379  
Alt 26.11.2010, 23:59
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Wo findet man "schöne Dinge"?
Vor allem in Zeiten, wo immer wieder Menschen, die einem innerlich nahestehen, leiden - wo es Menschen schlecht geht, die einem wichtig sind?
Darf man dann überhaupt von "schönen Dingen" sprechen?...
Gehört das überhaupt hierher?

All diese Gedanken hatte ich oft die letzte Zeit! Hatte die Bitte, diesen Strang zu verschieben, schon vorformuliert und abgespeichert. Aber dann schrieb z.B. Erika, was eine Ahnung von Stollengeruch ausgelöst hätte, kurz drauf Carmelina, die sich in dem Erlebnis mit Hund und Kind wiederfand - und ich dachte: wie schön wäre es, wenn dieser Strang doch das erreichen - DIE erreichen! - könnte, die ich mir immer gewünscht habe: die, denen es hilft, (auch) über schöne Dinge zu sprechen - trotz all der Trauer, der Zweifel, der Sorgen, der Ängste!

Und so wagte ich nicht, meine Bitte auszusprechen, sondern hab weiter geschrieben - meine kleinen, banalen, simplen Dinge, die einen Tag schön machen können.

Das war heute etwas ganz simples, aber für mich besonderes.

Ich habe mich gefreut über die vielen Lichter in den Fenstern - als hätten die Menschen nur drauf gewartet, dass sie endlich Lichterketten aufhängen können! Vor zwei Jahren war ich froh, wegen des Umzugs Weihnachten ausblenden (!) zu können! Letztes Jahr habe ich mich...arrangiert. Und dieses Jahr...freue ich mich, die Lichter zu sehen. Sogar Kerzen werden hier ins Fenster gestellt - nicht bloß elektrische Lampen! Das freut mich besonders. Einer der Nachbarn lässt Jahr für Jahr extra einen Kran kommen, um die Weide im Vorgarten von oben bis unten mit Lichterketten zu behängen (sie ist eben inzwischen sehr hoch). Nicht kitschig oder übertrieben!
Es gehört schon zur Straße dazu. Wenn ich heimkomme - jetzt natürlich fast immer in Dunkeln! - dann leuchtet mir dieser Baum freundlich entgegen. Ich freue mich, dass dieser Nachbar sich die Mühe macht! Irgendwann möchte ich bei ihm an der Tür schellen und ihm sagen, wie schön ich diesen Brauch finde, von dem alle in der Straße profitieren. Wie klein sind manche Dinge, die ein Licht leuchten lassen in uns, und sei es nur ein kleines...

Ich grüße euch herzlich!
Blume
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Geändert von Blume68 (27.11.2010 um 00:01 Uhr)
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  #380  
Alt 27.11.2010, 00:26
Micha66 Micha66 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Liebe Blume,

danke für Deine Aufmerksamkeit und Deine Fähigkeit, es in Worten darzustellen.

LG und schönen ersten Advent
Micha
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  #381  
Alt 27.11.2010, 00:42
Lumine Lumine ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Liebe Blume,

wie gut, dass du den Strang "hiergelassen" hast. Danke dafür.

Auch wenn ich bisher nichts Schriftliches beigetragen habe, so lese ich doch immer wieder gern über die schönen Dinge und wunderbaren Erinnerungen... und finde mich auch oft darin wieder.

Ich möchte gern einfach mal "Danke" sagen an alle, die hier schreiben und vielen damit eine Freude machen und/oder Mut geben.

Ganz liebe Grüße,
Christa
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  #382  
Alt 27.11.2010, 09:18
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MichaelaBs MichaelaBs ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Nachdem mir gestern ganz elend war, Müdigkeit und Schlappheit auch nach ganz viel schlafen nicht weichen wollten, habe ich heute Nacht Dank einer neuen Tablette gut geschlafen und fühle mich richtig ausgeruht. Das ist so ein schönes Gefühl und stimmt mich richtig fröhlich. Was will ich mehr?
Allen einen schönen ersten Advent.
Michaela
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  #383  
Alt 27.11.2010, 20:11
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Liebe Michaela,

was für ein "schönes Ding"! Beim Lesen bin ich froh mit dir!

Liebe Christa und Micha,
danke für eure Zeilen! Ich hab mich richtig gefreut.

Herzliche Grüße
Blume
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  #384  
Alt 28.11.2010, 09:49
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Gabitirol Gabitirol ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Wir wünschen Allen einen besinnlichen 1.Adventsonntag.



Im Advent, der Zeit der Lichter,
wird ein jeder schnell zum Dichter,
denn in dieser stillen Zeit,
reicht ein leises Wort sehr weit.


LG Gabi&Jürgen
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  #385  
Alt 28.11.2010, 18:16
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Liebe Gabi und Jürgen,

danke für euer Gedicht! Wunderschön. Ihr seid in meinen Gedanken.

Mein schönstes Ding für heute ist ein Telefonat.
(Gebackene Plätzchen sind nix geworden, das kann man unmöglich aufzählen. )

Anfang des Jahres, Langlaufurlaub in Süddeutschland. Die Vermieter kennen wir nun schon ein paar Jahre, ein nettes Rentner-Paar. Erst am Abend vor unserer Heimfahrt eine Andeutung, die ich hinterfrage, er aber galant umgeht - er weiß von meiner Mutter und möchte meinen Urlaub nicht trüben. Der Abschied am nächsten Tag dauert länger als sonst - es fällt der Satz "Wer weiß, ob wir uns wiedersehn nächstes Jahr". Im Auto heule ich Rotz und Wasser - ich weiß genau, worum es geht - so etwas spürt man mittlerweile. Meine direkte Frage per Mail wird direkt beantwortet: Prostatakrebs. Und einige andere Baustellen. Den Sommer über wird gekämpft, wir haben wenig Kontakt. Erst vor kurzem wieder Mailaustausch, es geht bergauf, lese ich.
Ich bin so froh! Heute abend habe ich ihn angerufen. Ein herzliches, freundschaftliches Gespräch - viel Lachen, viel ernste Untertöne. Eine harte Zeit liegt hinter ihm, durch bakterielle Infektionen (die mit dem Krebs aber nichts zu tun haben) stand sein Leben ein paarmal auf der Kippe. Ein Häufchen Elend war der Mann, den wir die Berge mit dem Rad und per Ski rauf- und runterfahren kennen.

Er hat sich nicht kleinkriegen lassen. "Es bleibt einem ja nix anderes", sagte er - ich kenne das gut, wenn auch nicht als Betroffener. Wir reden lange, wir reden sehr offen. Er weiß, dass ich verstehe. Im kommenden Winter will er wieder Ski fahren! Er weiß nicht, ob´s klappt - aber er versucht es. Krafttraining, alles peu a peu, aber er ist eisern. Ich hätt ihn drücken können! Werd ich auch, wenn ich ihn wiedersehe.
Was hab ich mich über diese Entwicklung mit-gefreut!

Ich wünsche euch allen eine schöne, schmerzfreie und mit wenig Sorgen behaftete Adventszeit. (mangels Tannenbaum-Smiley: )

Herzliche Grüße
eure Blume
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Geändert von Blume68 (28.11.2010 um 18:20 Uhr)
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  #386  
Alt 04.12.2010, 18:58
Erika E Erika E ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Das Licht der Kerzen

Vier kerzen brannten am Adventskranz.
Es war still .
So still daß man hörte wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagt: * Ich heiße Frieden *
Mein Licht leuchtet ,aber die Menschen halten keinen Frieden,
sie wollen mich nicht !
Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagt: * Ich heiße Glauben *
Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen.
Es hat keine Sinn mehr , daß ich brenne !
Ein Luftzug wehte durch den Raum und die Kerze War aus.
Leise, und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort:
* Ich heiße Liebe *
Ich habe keine Kraft zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite.
Sie sehen nur sich selber und nicht die anderen,die sie lieb haben sollten.
Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind ins Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte :
* Aber, aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein * .
und fast fing es an zu weinen .
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort.
* Hab keine Angst * .
Solange ich brenne , können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden .
* ich heiße Hoffnung *
Mit einem Streicholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder an .

Allen einen schönen 2. Advent und behaltet die Hoffnung.

Liebe Grüße Erika E

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  #387  
Alt 05.12.2010, 09:30
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Gabitirol Gabitirol ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Ein Schüleraufsatz zum Schmunzeln

Der Adfent
aus einem Schüleraufsatz

Der Adpfent ist die schönste Zeit im Winter. Die meist'n Leut haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K.

Drei Wochen bevor das Christkindl kommt, stellt Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.

Viel Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren darin.

Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt, damit sie es schön warm haben und es war ihnen zu heiß. Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es in lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, dass nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.

Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck.

Als Christkind wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl.

Hinter dem Christkindl stehen zwei Ox'n, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Saurier habe ich hineingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir allein zu langweilig.

Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Adpfent beim Putzen heruntergefallen und er war dodal hin. Jetzt haben wir nur mehr zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.

Normal haben die heiligen Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree oder so ähnlich. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet.

Der heilige Batmann hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen.

Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kaasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.

Rechts neben den Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weißbier für die Oma dabei. Einen Wolf haben wir nicht, darum lurt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatz-Wolf hervor.

Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Adpfent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Adpfent gelernt und es geht so:

"Adpfent, Adpfent, der Bärwurz brennt.
Erst trinkst oan, dann zwoa, drei, vier,
dann hautsde mit deim Hirn an'd Tür!"

Obwohl dieses Gedicht recht schön ist, hat Muata g'sagt, dass ich es mir nicht merken darf.

Bis man schaut, ist der Adpfent vorbei und Weihnachten auch und mit dem Jahr geht es dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt vor Ostern nichts mehr, höchstens wenn man vorher Geburtstag hat.

Aber eins ist g'wiss: Der Adpfent kommt immer wieder.


Ich wünsche Allen einen schönen 2.Adventsonntag

LG Gabi
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  #388  
Alt 05.12.2010, 12:26
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Liebe Erika, liebe Gabi -
danke für diese wunderschönen beiden Texte!
Es war ein Genuss, sie zu lesen.

Hier schneit es heute stark, aber eher matschig. Und morgen ist Nikolaus.
Da krame ich mal eine alte Geschichte raus, die ich so schön finde, dass ich heut noch fast heulen muss, wenn ich sie lese. Früher wurde sie uns oft vorgelesen - mich befallen heute immer noch die gleichen Gefühle...
(ich hoffe, sie wird hier in gedruckter Form nicht zu lang. Auch muss ich noch nachsehen, von wem sie ist.)

Allen einen schönen 2. Advent - und wie Erika richtig formulierte:
behaltet die Hoffnung!

Herzlichst
eure Blume


Unterm Schornstein

Ich war noch ein kleiner Junge und glaubte noch an den Weihnachtsmann. Nicht an den, der abends von Haus zu Haus geht, an die Tür klopft und fragt: "Sind die Kinder auch immer artig gewesen?" Den kannten wir damals noch nicht. "Der kommt zu den Leuten, die einen eisernen Herd haben und ein enges Ofenrohr" sagte die Mutter.
Nein, so weit waren wir noch nicht. Zu uns kam immer noch der andere, der mitten in der Nacht mit einem großen Sack übers Land und über die Dächer flog und überall, wo noch ein richtiger alter Herd war, etwas in den Schornstein warf.
Wir waren fünf Kinder im Hause, und ich war das kleinste. Und wir mussten am Abend vor Weihnachten jeder einen Teller auf den Herd stellen, alle schön der Reihe nach rund um das offene Ofenloch herum. "Nicht zu weit nach der Mitte", sagte die Mutter, "das sieht so unbescheiden und gierig aus. Und auch nicht so weit weg an den Rand, sonst kriegt man nichts".
Wir stellten unsere fünf Teller - jeder von uns hatte seinen eigenen Teller, und meiner war ganz besonders bunt - die stellten wir alle fünf in einem schönen Halbkreis vor das Feuerloch. Und dann beugten wir uns nochmals alle ganz weit über den Herd und guckten hinauf, ob der Schornstein auch wirklich offen war. Und dann sagten wir "Gute Nacht" und kletterten einer nach dem anderen in die Betten. - Mutter saß noch am Tisch und nähte. Mitten in der Nacht wachte ich auf, und ich meinte, da hätte etwas gebrummt oder geknackt und ich dachte: "Nun ist er eben - gerade eben - ist er vorübergeflogen und hat was in den Schornstein geworfen !" Und ich dachte: was das nun wohl gewesen ist ? Was da nun wohl liegt auf meinem Teller? Und weil ich meinte, ich könnte nun doch nicht wieder einschlafen und weil draußen ganz heller Mondschein war und alles war so still im Hause, so stand ich leise auf und schlich mich nach der Küche und guckte auf den Herd. Aber da war noch gar nicht viel zu sehen. Alle Teller waren noch leer.
"Dann musst du dich wohl verhört haben", dachte ich und wollte mich schon umdrehen und wieder ins Bett, da meinte ich plötzlich, dass mein Teller diesmal etwas weiter zurück stände als die anderen vier. Und weil ich doch gerade in diesem Jahr etwas ganz Schönes und auch recht viel vom Weihnachtsmann haben wollte und weil mich niemand sah und auch keiner etwas davon wusste, so stellte ich meinen Teller leise und vorsichtig ein ganzes Stück weiter nach vom und schob ihn mitten unter den offenen Schornstein. Dann ging ich schnell wieder in die Kammer und kroch unter die Decke.

Noch lange lag ich wach und wusste nicht, ob ich das nun so richtig gemacht hätte oder nicht. Aber dann dachte ich: "Ich steh' ganz früh auf, dass keiner etwas merkt. Und wenn es ganz schlimm wird und alles auf meinen Teller gefallen ist; dann kann ich ihnen ja noch immer etwas geben" - Dann schlief ich wieder ein. Als ich aufwachte, waren Jakob und Grete schon in der Stube, und Johann und Heiner standen schon am Fenster. Ich wollte mich leise an ihnen vorbeidrücken, aber - "Halt !" sagte die Mutter. "Wo willst du hin?" "Nur einmal sehen, ob was in meinem. Teller ... " - "Nein, hier bleiben! Und erst die Hose anziehen ! Und Strümpfe und Stiefel ! Und die Hände und den Hals waschen ! Wenn du fertig bist, gehen wir alle zugleich. Und ich gehe voraus, damit es nachher keinen Streit gibt." Ich muss wohl ein sehr unglückliches Gesicht gemacht haben, denn Grete guckte mich so komisch an und Johann sagte: "Nun, schau zu, dass du weiterkommst! Wir warten auf dich!" Es ging an diesem Morgen nicht so schnell, wie es eigentlich geben sollte, aber zuletzt war ich ja doch fertig und stand an der Tür und wollte hinaus.
"Halt !" sagte die Mutter wieder. "Erst komm ich, und ihr kommt alle hinter mir her! " - Und dann ging sie über die Diele, stand vor dem großen Herd und reichte uns unsere Teller. Sie freute sich bei jedem Teller mit. Johann hatte fünf schöne Apfel und wenigstens zwanzig Nüsse und vier braune Kuchen - und ein Paar neue Schlittschuhe; Grete hatte auf ihren Äpfeln und Nüssen und Kuchen eine schöne weiße Schürze liegen; Heiner ein dickes Märchenbuch, Jacob einen Baukasten. Und ich - ich hatte in meinem großen bunten Teller nur einen kleinen Apfel und eine Nuss und einen braunen Kuchen - und sonst nichts - kein Stück weiter.
"Ja was hat denn das zu bedeuten?" fragte die Mutter. Und sie suchte den ganzen Herd ab und guckte nochmals in den Schornstein, ob da nichts hängen geblieben war. "Wie kommt denn das ? Bist du denn nicht artig gewesen im letzten Jahr?"
"Doch ! " nickte ich nur, denn sagen konnte ich nichts. Mir saß ein großer Klotz im Hals. Und auch als meine Geschwister mich nun halb bedauerten und halb in heimlicher Schadenfreude aufzählten, was ich vielleicht angestellt haben konnte, schüttelte ich nur immer den Kopf: "Nein, nein - das ist es nicht." Nein, ich wusste es besser. Und die Mutter wusste es auch, das merkte ich - sie tat nur so. "Der Weihnachtsmann wird ja wohl wissen, warum", sagte die Mutter, "wir können weiter nichts tun. Ihr könntet ihm höchstens etwas von euren Sachen abgeben, wenn ihr mögt, aber recht ist es ja eigentlich nicht."
Grete und Johann gaben mir jeder einen Apfel. Heiner gab mir ein paar Nüsse. Jakob gab mir zwei braune Kuchen. "Und von mir kriegst du vielleicht auch noch was", sagte die Mutter, "sobald ich weiß, warum der Weihnachtsmann dich so kümmerlich bedacht hat."
Eine ganze Stunde drückte ich noch herum, dann ging ich zu meiner Mutter und sagte es ihr - leise, unter vier Augen: dass ich nachts aufgestanden wäre und dass ich meinen Teller vor die anderen vier und mitten unter den Schornstein gestellt hätte.

Die Mutter schüttelte den Kopf. Aber dann schaute sie mir still in die Augen und strich mir über den Scheitel. "Es ist gut", sagte sie, "wir wollen nun nicht mehr davon sprechen. Du darfst deinen Teller heute abend nochmals hinstellen - mitunter kommt ja der Weihnachtsmann wieder zurück." Ich stellte abends - ganz allein - meinen Teller wieder auf den Herd. Nicht direkt unter den Schornstein, aber auch nicht zu weit weg auf den Rand, sondern so halb bis zur Mitte, als ob noch vier andere Teller daneben ständen. Und ich hatte am nächsten Morgen vier schöne Äpfel, etwa zwanzig Nüsse und drei braune Kuchen, und obendrauf eine schöne, weiche, wollene Mütze - mit einer bunten Quaste. Ich habe mich ganz toll gefreut und habe sie lange getragen und habe sie auch heute noch nicht vergessen.
Ich denke noch oft an diesen Weihnachtsmorgen und an diese weiche, wollene Mütze mit der bunten Quastl besonders immer dann, wenn ich meinen Teller einmal wieder irgendwo vor die anderen und mitten unter den Schornstein stellen möchte.
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  #389  
Alt 05.12.2010, 17:11
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Gabitirol Gabitirol ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Sehr schön diese geschichte.
Nein die ist auf keinen Fall zu lang.
Ich sitze hier alleine zu Hause, mein Liebster ist noch in der Klinik,da ist es schön wenn man viel zu lesen hat.

Allen noch einen schönen besinnlichen 2.Advensonntag.

LG Gabi
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  #390  
Alt 07.12.2010, 22:15
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)

Meine schönen Dinge kann ich heute nur andeuten, weil ich zu bewegt bin.

Ein gutes Ergebnis einer bang entgegen gesehenen ärzlichen Untersuchung.

Der Satz "Eine Aufgabe begegnet dir im Leben immer wieder, bis du sie bearbeitet hast" hat sich erneut bestätigt.
Da es mit traurigen, aber auch schönen Gefühlen einhergeht, gehört es hierher.

Ein offenes, vertrauensvolles Gespräch, das das Gefühl einer Freundschaft noch einmal stärker vertieft hat. Ich bin unendlich dankbar dafür.

Und letztlich - auch ganz wichtig und schön! - dass ich trotz dieses teils gefährlichen Wetters jeden Tag heile zum Büro und wieder nach Hause kommen darf. Das ist nicht selbstverständlich.

Euch allen eine gute Woche und so wenig Beschwerden wie möglich!
Eure Blume
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