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  #1  
Alt 27.08.2007, 22:12
ericsson ericsson ist offline
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Registriert seit: 27.08.2007
Beiträge: 18
Standard Hilflos und allein

Hallo,
ohne Euch hätte ich (39) die letzten Tage nicht so gut gemeistert. Vergangene Woche hat mein Vater ( 68 Jahre )die Diagnose BSDK erhalten. Anscheinend ist der Krebs inoperabel da bereits Metastasen an der Leber aufgetaucht sind und seit genau 1 Woche ist mein Vater in der Uniklinik, wo sie am vergangenen Freitag eine Bypass-Operation an der Galle und am Magen gemacht haben, damit ihm das Essen wieder leichter fällt.

Leider ist mein Vater nicht sehr gesprächig bezüglich seiner Krankheit und hat uns über die Einzelheiten dieser Operation nicht genau informieren wollen. Seine Worte: Ich habe abgeschlossen - irgendwann gehts einfach zu Ende.... In unzähligen durchweinten Nächten habe ich Euer Forum gefunden um mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen.
Heute habe ich endlich die behandelnde Ärztin angetroffen und Sie hat mir die Operation nochmals genauer erklärt. Gleichzeitig haben wir über den Allgmeinzustand meines Vaters gesprochen und ich bin hin und hergerissen über das was uns noch erwarten wird. Mein Vater wird keine Chemotherapie akzeptieren und einfach so aufgeben...
Ich darf gar nicht daran denken, denn ich bin immer noch verdammt nah am Wasser gebaut und reisse mich meiner Familie zuliebe (verheiratet, 2 Kinder 4 und 5 Jahre) zusammen. Ich weiss auch nicht, ob ich die Kraft habe meinen Vater beim Sterben zu begleiten (habe mit 16 meine Mama durch Lungenentzündung verloren).

Die Ärzte im Krankenhaus konnten mir keine Prognose geben, wie sich der Krebs verhalten wird. Wie auch - sie sind ja nicht Gott! Man gab mir ein Zeitfenster von 12 Monaten und da sei alles möglich. Als ich die Ärztin auf unseren bevorstehenden Amerika-Urlaub ansprach meinte sie nur, dass nichts dagegensprechen würde und wir diesen Urlaub nicht stornieren sollten.
Tja, dieser Amerika-Urlaub ist ein Lebenstraum von meinem Mann und mir und eigentlich wollten wir am 20. September für 3 Wochen rüberfliegen. Aber wie kann ich mit gutem Gewissen fliegen, wenn ich nicht weiss wie es weitergeht?Bin im Moment einfach nur hilflos...

Ich hoffe nun, dass mein Vater die jetzige Bypass-Operation gut verarbeitet. Zumindest hatte es heute im Krankenhaus schon den Anschein, denn er konnte schon wieder auf dem Balkon sitzen und rauchen.
Leider habe ich hier niemanden ausser meinen Mann, der mir beistehen kann und fühle mich ziemlich verloren.
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  #2  
Alt 27.08.2007, 23:19
Physio Physio ist offline
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Beiträge: 116
Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ericsson,

das klingt alles sehr traurig,was du da schreibst.Bei meinem Vater ( 69 ) wurde im Juni 2006 die schreckliche Diagnose gestellt.Er wurde operiert Pankreasschwanz und ein Teil des Korpus entfernt.Wie wir heute wissen,hatte er damals auch schon 2 Metastasen an der Leber.Übrigens habe ich damals genauso empfunden wie du es beschreibst.Auch heute kommt es manchmal noch über mich.
Zwischenzeitlich hat er schon 3 verschiedene Chemos hinter sich,nach der ersten ein katastrophaler Befund.Leber mit Metas durchsetzt,Lymphknoten vergrößert.Er machte dann eine regionale Chemo und die Metas haben sich verkleinert.Momentan bekommt er Oxiplantin alle 3 Wochen dazwischen Xeloda (Tabletten),wieder eine leichte Befundverbesserung.Ihm geht es momentan richtig gut.Er fährt wieder Rad und im Juni waren wir zusammen im Urlaub.
Obwohl ich weiß, dass dies nicht immer so bleiben wird,will ich dir sagen,dass es sich immer lohnt zu kämpfen.
Fahrt in den Urlaub,dein Vater wird es nicht anders wollen.Ich glaube nicht,dass sich sein Zustand in dieser Zeit so rapide verschlechtern wird.
In welcher Uni ist er denn?

Viel Glück Simone

Geändert von Physio (27.08.2007 um 23:27 Uhr) Grund: Rechtschreibung
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  #3  
Alt 28.08.2007, 07:01
Benutzerbild von piano
piano piano ist offline
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Beiträge: 131
Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ericsson,

ein trauriges Willkommen.

Bei mir war meine Mutter(83) betroffen.Sie hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetastasen.
Meine Mutter hatte für sich entschieden,dass sie keine Behandlung möchte.Es war damals sehr schwer für mich das alles zu verstehen und für mich einzuordnen.

Wir haben viel gesprochen über den Weg wie es weiter gehen soll.

Habe in der Zeit viel geweint und war oft sehr verzweifelt.Aber meine Mutter als eigenständiger Mensch wollte nur noch in Ruhe Sterben.

Die letzten Wochen ihres Lebens hatte sie dann in einem Hospiz verbracht.

Auch in der Zeit stand für mich eine Urlaubsreise an.Ich bin damals gefahren,weil auch mir die Ärzte sagten ich solle ruhig fahren.

Meine Mutter gab mir auch den Reisesegen und meinte sie würde in der Zeit in der ich nicht da bin auch nicht sterben.

Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen auch deine Verzweifelung.Du solltest aber immer schauen was dein Vater für sich möchte.Er ist betroffen .Versuche mit deinem Vater zu reden,über den Weg der für ihn stimmig ist.

Piano
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  #4  
Alt 28.08.2007, 12:18
ericsson ericsson ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Hilflos und allein

Hallo Ihr,
danke für Eure Nachricht...
Mein Vater liegt in der Uniklinik in Ulm. Derzeit pendeln wir fast jeden Tag in die Klinik (ca. 35 km von uns entfernt), damit er nicht so alleine ist. Leider ist mein Vater ein Mensch, der keine Freunde hat und seine Freundin mit der er die letzten 5 1/2 Jahre die Wochenenden verbringt ist für ein paar Tage verreist.
Tja, ihr habt mir insofern schon mal geholfen, dass ihr mir auch zu dem Urlaub ratet. Ich bin ständig hin und hergerissen und möchte mir einfach keine Vorwürfe machen. Auf der anderen Seite denke ich einfach es ist die letzte Gelegenheit um nochmals Kraft zu tanken und meinem Vater dann besser beistehen zu können.


Ganz ehrlich ich habe wahnsinnige Angst davor meinen Vater sterben zu sehen, zumal ich das bei meiner Mutter schon mitgemacht habe und ein zweites Mal ertrage ich das nicht.
Das mit dem Hospiz ist eine wunderbare Einrichtung. Ich werde mich vorsorglich schon mal informieren ob es so was in unserer Nähe.

Danke für Eure Antworten - es tut gut mit Gleichgesinnten darüber zu reden.

Liebe Grüsse!
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  #5  
Alt 28.08.2007, 22:13
Engel666666 Engel666666 ist offline
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Standard AW: Hilflos und allein

Hallo erricson,

ich bin da anderer Meinung. Meine Mama hat im August 2005 die gleiche Diagnose bekommen und ist im Juni 2006 gestorben.

Ich würde Dir raten, nicht zu verreisen - Dir und Deinem Vater bleibt wahrscheinlich nur noch eine sehr begrenzte Zeit gemeinsam und für Deinen Vater ist das - wahrscheinlich - eine der schwersten Zeiten in seinem Leben.

Meine Mama hat mich immer an ihren Gefühlen teilhaben lassen und ich glaube, dass es für Deinen Vater gut wäre, wenn er nicht allein mit seinen Gefühlen bleibt. Natürlich wird er Dir raten, zu fahren - er ist Dein Vater und Du das Kind, welches er schützen möchte. Ich habe gemerkt, dass es eine Zeit im Leben gibt, in der sich die Rollen ändern - in der man als Kind seine Mama oder seinen Papa beschützen kann.

Wenn ich mich so an die Zeit nach der Diagnose erinnere - das ist ein emotionaler Fall, der so schlimm ist, dass man gefühlsmäßig einfach nur gelähmt ist, man is wütend, verzweifelt, mal bereit zu kämpfen, mal nicht, mal ignoriert man einfach alles, mal nicht.

Ich kann Dir nur raten - bleibe bei Deinem Vater. Die Zeit wirst Du nie zurückholen - Urlaub kann man nachholen.

Und wie sich die Krankheit entwickelt, weiß man nie...

Viel Kraft für die nächsten Monate!!!
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  #6  
Alt 29.08.2007, 20:45
ericsson ericsson ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Hilflos und allein

Hallo,

bin heute wieder im Krankenhaus gewesen und bin schockiert wie abgemagert mein Vater ist. Morgen bekommt er Aufbaukost und kann endlich weg von der Astronautennahrung.

Heute war er wieder ganz seltsam:
er fragte mich ob ich mit seiner behandelnden Ärztin gesprochen hätte und ich antwortete ihm:"Ja, das weisst Du doch schon. Wir haben über die Operation und das was kommen wird gesprochen".
Darauf erwiderte er: "Die Frau Professor sagt ihr könnt ohne weiteres fliegen - sie würde nicht stornieren."
Ich sagte ihm dann nochmals, dass wir nur fliegen würden, wenn er keine Bedenken hätte und nur dann fliegen, wenn wir ganz sichergehen könnten, dass es ihm gesundheitlich soweit gut gehe.
Dann meinte ich noch:"So schnell wirst Du nicht sterben..." worauf er ganz ernst erwiderte:"Das kann ganz schnell gehen."

Es war schrecklich ihn das sagen zu hören. Fühlen die Kranken das, wie lange sie noch zu leben haben? Bin sehr beunruhigt darüber.

Vielleicht ist mein Vater auch nur in einem tiefen schwarzen Loch - immerhin haben wir erst vor einer Woche erfahren, dass er an BSDK erkrankt ist und keine Hoffnung mehr für ihn besteht.
Manchmal wünschte ich er könnte mir seine Gefühle besser mitteilen, aber das konnte er noch nie und seit dem Tod meiner Mutter im Jahr 1985 hat er sowieso keinerlei Gefühlsregung mir gegenüber gezeigt (er kann mich nicht mal in den Arm nehmen oder mir eine zärtliche Geste schenken).
Ich hoffe, dass er wieder ein bisschen Auftrieb bekommt, wenn er am Montag aus der Klinik entlassen wird.

Morgen werde ich wieder nach ihm sehen und hoffen, dass er wieder ein wenig zuversichtlicher ist.

Bis dann,
Ericsson

PS: der Urlaub wäre kein reiner Erholungsurlaub, sondern sollte eigentlich dazu dienen, Kontakte zu knüpfen und das Land anzuschauen, weil wir möglicherweise dort drüben leben werden.
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