Azoospermie nach Hodenkrebs

[azl]

Hallo zusammen,

meine Geschichte kennt ihr aus folgendem Thread ja vielleicht schon: http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=61813

Nun hat sich bei mir leider noch folgende Situation ergeben: Vor der Chemo wollte ich die Sperma-Kryokonservierung vornehmen, weil ich eigentlich bald Papa werden will, doch leider hat sich dabei nichts finden lassen. Auch beim zweiten Versuch keine Spermien zu finden. Der Hormontest brachte normale Werte bei Testosteron und LH, aber einen erhöhten FSH-Wert von 34,80 mUI/ml. Dieser deutet auf ein "Problem" im verbleibenden Hoden hin, sodass die hiesige Spezialistin gleich sagte, da gebe es auch bei einer TESE (Hodenbiopsie) überhaupt keine Chance auf Erfolg.

Bei der Recherche bin ich auf den "Hodenpapst" Dr. Schulze am UKE Hamburg aufmerksam geworden, in einem Forum las ich: "wenn der nichts findet, findet keiner was". Dort werde ich nun nächste Woche eine TESE machen lassen, weil er mir nach Studie meiner Geschichte und der Werte immerhin eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit prognostiziert, doch noch etwas zu finden. Da dies wohl meine letzte Chance vor der Chemo ist, nehme ich die 3000 km auf mich und muss die OP auch noch aus eigener Tasche zahlen (rund 2.800 €) Aber nach der Chemo ist es möglicherweise ganz aus und ich könnte es bereuen, es nicht versucht zu haben.

Wer von Euch hat ähnliches erlebt oder irgendwelche Tipps zu diesem Thema?

Grüße, azl

[Ilmarinen]

Hi azl,
mein Fsh war nach der Krankheit auch bei knapp über 30 und ist heute auch noch über norm, aber nur noch bei ca. 15. Fsh ist übrigens nicht nur bei einer Schädigung des Hodengewebes zu hoch, sondern ist auch eine testosteronvorstufe. Der verbliebene Hoden produziert mehr des Hormons, um auf den testosteronspiegel zu kommen. So mein Urologe. Er meint, das hätte wenig Bedeutung. Nichtsdestotrotz war bei mir ca. Zwei Jahre nach der Chemo, OP etc. das erste positive spermiogramm. Da war auch Fsh wieder bei knapp unter 20. will sagen, selbst wenn es jetzt nichts wird, kann die Zeit, und der Körper, das vielleicht wieder heilen. Ist natürlich frustrierend, wenn man einen starken Kinderwunsch hat, aber es lohnt sich, nicht die Hoffnung aufzugeben.
Alles Gute!
Ilmarinen

[azl]

Hallo Ilmarinen,

danke für Deine Antwort! Du deutest also an, dass ein erhöhter FSH-Wert bei einem "eineiigen" auch lediglich auf die, sagen wir mal "Fehlfunktion" hindeuten könnte, dass halt der verbleibende Hoden die Produktion des anderen übernehmen muss. Das wäre eine logische Erklärung, die aber weder der Urologe noch die Reproduktionsmedizinerin hier in Betracht gezogen haben.

Nun habe ich leider aktuell nunmal eine Azoospermie, obwohl damals keine Chemo erfolgt ist und bei einer parallel zur OP erfolgten Biopsie des anderen Hodens eine "regelhaft ausreifende Spermatogenese" festgestellt wurde.

Mir bleibt also nur diese TESE und in einer Woche werde ich mehr wissen. Trotzdem schön, die Hoffnung zu haben, dass sich das mit viel Zeit (und Glück) auch wieder von alleine regeln könnte.

Eine Anekdote am Rande: Ein hiesiger Urologe meinte kategorisch, ich zitiere "nach einer Chemo Sind Sie zu 100% unfruchtbar". Auf meinen Einwand, dass die Studien etwas anderes belegen, meinte er gereizt, die Studien seien ihm egal - das sei seine Erfahrung. Das war meine letzte Sprechstunde bei diesem ohnehin unangenehmen, arroganten Kerl.

[Markus87]

dasselbe problem hier bei mir, über das ich jeden tag denke, denn ich will auch mind. ein kind was bringt dir viel geld wenn du kein leben führen kannst wie du es willst.

ich informiere mich laufend über neue erkenntnisse in der forschung. ich habe mit prof. schulze telefoniert vor der chemo aber die tese woanders machen lassen und sie war erfolglos. mein fsh wert war leicht erhöht aber im normalen bereich. es ist nicht nur der fsh wert was entscheidend ist. andere faktoren sind johnson-score, alter und testicle size. du hast anscheinend eine vollständige spermatogenese und das ist schonmal gut. ich hatte johnson-score 7 d.h. spermatiden waren anwesend bei der biopsie. heute 3 monate nach der carboplatin chemo habe ich ein spermiogramm machen lassen. ergebnis bekomme ich am montag. wir können hoffen dass in den nächsten jahren die medizin fortschritte macht. gerade heute ist das hier öffentlich geworden:

http://rt.com/news/stem-cells-create-discovery-376/

über diesen durchbruch werden sich jetzt forscher auf der ganzen welt stürzen. man kann stammzellen wenn es funktioniert ganz billig, schnell und mit geringem aufwand herstellen und benötigt keine embryos. damit würde man viel schneller forschen können und es wäre auch in deutschland erlaubt. bei mäusen funktioniert es.

aus stammzellen kann man alle zellen erzeugen, auch spermien. daran wird auch geforscht. vielleicht wird man irgendwann sogar hoden züchten können. wenn man es schon schafft organe wie ein herz zu züchten dann müsste es auch möglich sein spermien zu züchten. man braucht das richtige "rezept" dafür, also die richtige umgebung und mehr vielleicht nicht. die frage ist denke ich nicht ob man es schaffen wird sondern wann.

http://www.pharmazeutische-zeitung.d...x.php?id=30356

man braucht nur ein einziges spermium heutzutage.

das sind die möglichkeiten:

tese
recovery der spermatogenese
spermien aus stammzellen erzeugen
spermien erzeugen aus vorläuferzellen





http://www.n24.de/n24/Wissen/d/16341...ellen-her.html
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell...012-10-05.html

bei mäusen ist schon alles möglich. stammzellen herstellen und diese zu eizellen oder spermien differenzieren lassen führte zu gesundem nachwuchs der wiederum gesunden nachwuchs hervorbrachte.

[azl]

Zitat von Markus87

heute 3 monate nach der carboplatin chemo habe ich ein spermiogramm machen lassen. ergebnis bekomme ich am montag.

Hoffentlich ist Dein Ergebnis positiv, Markus! Ansonsten vielleicht eine zweite TESE bei Dr. Schulze?!

Ich bin jedenfalls kurzentschlossen zu ihm nach Hamburg geflogen, bever es mit der Chemo losgeht, und wurde am Mittwoch operiert... MIT ERFOLG!!!!

Habe jetzt 8 Kryokonservate im Gefrierfach, genug für eine "mittlere Familienplanung".

Die ganze Abwicklung bei Dr. Schulze war sehr professionell und angenehm. Offenbar weiss er, wovon er spricht. Kann ich nur jedem empfehlen. Auch wenn das ganze nicht billig ist - rund 2.800 Euro, die ich womöglich aus eigener Tasche zahlen muss. Wusste ja das KInder nicht billig sind, aber dass das schon vor der Zeugung anfängt, war mir neu... ;-)