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  #1  
Alt 26.07.2007, 21:02
claudiab claudiab ist offline
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Unglücklich Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo,
habe mich schon längere Zeit nicht mehr im Forum gemeldet...
Leider habe ich momentan massive psychische Probleme. Ich habe letzte Woche mit der Wiedereingliederung -nach fast genau einem Jahr Abwesenheit vom Arbeitsplatz - (brusterhaltende OP, FEC-Chemo und Bestrahlung, seit März Tamoxifen) begonnen und bin seit ein paar Tagen nur noch am Heulen! Trotz lieber Kollegen und netter Geschäftsleitung - es ist fürchterlich. Ich arbeite momentan nur ein paar Stunden, aber ich habe das Gefühl, ich bin dem ganzen überhaupt nicht mehr gewachsen und habe alles vergessen. Gestern hat es schon morgens im Büro angefangen, dass ich ohne Grund in Tränen ausgebrochen bin, es ging den ganzen Tag so weiter, sobald mich jemand angesprochen hat, zu Hause ging es genauso weiter. Ich habe das Gefühl, dass meine Familie auch nicht mehr weiß, wie sie mit mir umgehen soll... was sie auch machen, es ist garantiert falsch, weil ich sofort anfange zu weinen oder teilweise agressiv oder auch gar nicht mehr reagiere.
Was ist nur los mit mir? Ich habe auch seit einigen Wochen massive Schmerzen an der operierten und bestrahlten Seite, war auch schon beim Arzt, CT, Röntgen und Knochenszinti - zum Glück alles negativ... lediglich beginnende Arthrose wurde festgestellt - aber die Schmerzen bleiben, vor allem die Rippen tun mir fürchterlich weh, ich wache Nachts auf vor Schmerzen.

Eigentlich bin ich ja ein positiv denkender Mensch, aber im Moment weiß ich nicht, was ich tun soll , ich kenne mich selbst nicht mehr.
Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps und aufmunternde Worte für mich...
Liebe Grüße,
Claudia
__________________
Dauer, Zeit und Raum sind wie Brandungsschaum,
der verweht, indes die Flut sich wendet
- doch das kleinste Sein schließt ein Wesen ein,
das von Anfang ist und niemals endet.
(Carl Zuckmayer
)
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  #2  
Alt 26.07.2007, 21:48
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo Claudia,

ich glaube nicht, dass du Depressionen hast. Das Gefühl der Überforderung, der Nähe zum Nervenzusammenruch usw. kenne ich auch. Ich habe Anfang letzten Jahres, ziemlich genau 3 Jahre nach der Diagnose, wieder angefangen zu arbeiten und mir ging's genauso. Nach 10 Tagen war ich fix und fertig. Es hat fast 10 Wochen gedauert, bis ich einigermaßen einen Rhythmus gefunden hatte. Was allerdings geblieben ist: ich kann mich nicht mehr so lange konzentrieren und auch heute habe ich noch manchmal, wenn auch selten, das Gefühl, dass ich überfordert bin, dass ich einer Unterhaltung nicht folgen kann und ähnliches.

Ich glaube, du mußt dir etwas Zeit lassen. Ich hab auch die erste Zeit abends heulend auf dem Bett gelegen und immer wieder gesagt 'ich schaffe das nicht, ich schaffe das nicht' und mein Mann hatte auch das Gefühl, dass er mir nichts recht machen konnte.

Mittlerweile geht's mir wieder gut und ich arbeite gerne wieder.

Du schaffst das auch bestimmt, verliere den Mut nicht!

Liebe Grüße
__________________
Birgit64

במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן
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  #3  
Alt 26.07.2007, 23:26
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Liebe Claudia,

ja, das kenne ich sehr gut und dabei bin ich noch nicht einmal arbeiten gegangen. Der Haushalt, die (großen) Kinder, mein Mann, zwei Hunde, meine kranke Mutter... ich bekam nix mehr auf die Reihe!
Heulattacken nahmen kein Ende; ich fühlte mich hoffnungslos überfordert.

Dabei bestand überhaupt kein Grund; die Haushaltsarbeiten hatte ich bereits vor der allerersten Chemo aufgeteilt; die Spaziergänge mit den Hunden wurden abwechselnd übernommen; für meine kranke Mutter kam jetzt der Pflegedienst... eigentlich war ich wirklich sehr entlastet.

Und trotzdem: ich hatte das Gefühl, nicht mehr zu funktionieren. Konzentration null; Gedächtnis null; Kraft null. Wirklich ALLES fiel mir unendlich schwer.

Depris?

Nein, daran glaube ich nicht; weder bei dir, noch bei mir.

Ich glaube eher, dass der gesamte Körper wie auch die Psyche eine lange Zeit brauchen, um die Therapien zu verarbeiten. Der Körper ist ja auch total durcheinandergewirbelt worden und wehrt sich nun vehement.

Warum quälst du dich eigentlich so sehr!?
Du merkst doch selbst, dass du der Berufstätigkeit zur Zeit nicht gewachsen ist.
Brich die Wiedereingliederung ab und stelle einen Rentenantrag!!!
Dann bekommst du für etwa zwei Jahre eine Auszeit und kannst deinem Körper die offensichtlich noch dringend notwendige Ruhe gönnen.
Was dann nach zwei Jahren ist, wird dir dein Körper dann schon mitteilen.

Vergiss bitte nicht, dass in deiner jetzigen Verfassung das Immunsystem nicht optimal arbeiten kann und ein intaktes Immunsystem ist entscheidend für deine Gesundheit!

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
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  #4  
Alt 27.07.2007, 08:31
falino falino ist offline
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Ort: Steinefrenz, Westerwald
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Guten Morgen liebe Claudia,
ja, ich kenne das. Ich hatte auch brusterhaltende OP, Chemo, Bestrahlung und hatte die Wiedereingliederung nach 14 Monate "Auszeit". Auch ich dachte, das schaffe ich nie. Musste die Wiedereingliederung sogar verlängern und siehe da, nach ca. 3 Monate ging es tatsächlich bergauf. Ich bin inzwischen schon wieder 1,5 Jahre am arbeiten und es geht wirklich viel viel besser.
Was die Schmerzen anbelangen, kann es sich um das Tietze-Syndrom handeln? Das habe ich nämlich, Schmerzen im Brustbein, mal mehr, mal weniger, harmlos aber schmerzlich.

Ich wünsche dir toi toi toi bei der Arbeit, und wenn es nicht klappt, dann bist du einfach noch nicht soweit, wieder arbeiten zu gehen. Höre auf deinen Körper!

Liebe Grüße
Ann
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  #5  
Alt 27.07.2007, 09:09
Benutzerbild von Gabielli
Gabielli Gabielli ist offline
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Daumen hoch AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Liebe Claudiab,

meine brusterhaltende OP war im Mai 2005. Bis heute weine ich oft und auch oft ohne konkret ersichtlichen Grund. In den bisherigen Beiträgen wird eine Depression immer ausgeschlossen. Fast so, als ob das was Unmögliches wäre.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, eine Therapie bei einem guten Psycho-Onkologen oder einem Psychologen der sich mit Krebserkrankungen auskennt ist auf jeden Fall hilfreich, egal ob Depression oder nicht.
Mit den Heulanfällen können weder Arbeitskollegen noch Familienangehörige auf Dauer umgehen. Der Psychologe kann das. Mitunter ist auch eine medikamentöse Unterstützung vorübergehend erforderlich. Ich möchte dir Mut machen, dir schnellstens entsprechende Unterstützung zu holen, sie auch einzufordern.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du mit dem Hamburger Modell einen Einstieg in deine Arbeit versucht. Das ist übrigens bis zu 6 Monaten möglich. Der Versuch kann auch jederzeit abgebrochen werden. Am besten du besprichst das mit deinen Ärzten und der Krankenkasse.

Bei dieser Krankheit kann und sollte man nichts erzwingen. Wenn du noch Zeit und Ruhe brauchst - dann ist das eben so. Ich kenne inzwischen viele Frauen, die nach Brustkrebs die gleichen Erfahrungen gemacht haben und machen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es wird besser. Aber es braucht viel Zeit. Nimm dir diese Zeit und versuche, optimistisch in die Zukunft zu schauen und dich auch wieder über Kleinigkeiten zu freuen. Ob diese große Traurigkeit jemals für immer verschwindet....? Aber ich lerne, besser damit umzugehen. Das wünsche ich auch dir von Herzen.
Liebe Grüße von Gabielli
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Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ist Geheimnis,
aber jeder Augenblick ist ein Geschenk!
(Ina Deter)
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  #6  
Alt 27.07.2007, 11:30
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

ich kann mich nur anschließen.habe zwar in 5 tagen bestrahlung hinter mir und fahre 3 wochen später inahl, denke aber mit mulmigem gefühl an die arbeit. ich habe immer gern gearbeitet und werde auch eine widereingliederung machen, aber trotzdem. alle sagen, ach wie schön, dann ist ja alles vorbei und es kommt wieder normalität in dein leben. aber ich glaube, nur wir betroffenen frauen wissen, dass nie alles vorbei ist. nie wird man genau so sein wie früher. die unbeschwertheit, die zeit ohne diese immer wiederkehrende angst vor neuerkrankung. auch merke ich jetzt schon, dass die konzentration noch nicht so lange reicht. ich rechne also auch damit, bei der arbeit damit schwierigkeiten zu haben. bis jetzt war ich jemand, der eigentlich immer ganz gut mit hoher belastung umgehen konnte und man konnte sich auf mich verlassen. habe total liebe kollegen, aber ich denke schon daran, was ist, wenn ich alles nicht mehr so auf die reihe bekomme.
manchmal macht es mich auch sehr traurig, dass ich nie mehr die bin, die ich vor der erkrankung war. ich weiß, es soll ja eine große chance auf veränderung im leben sein und und und. aber ich war mit mir und meinem leben sehr zufrieden. ich habe mich auch dazu entschlossen, mal einen ersten termin bei einer psychologin auszuprobieren um die doch immer wiederkehrende angst in den griff zu bekommen.außerdem freue ich mich auf die ahb und erhoffe mir noch so manche gespräche und hilfen. du hörst, du bist nicht allein mit deinen sorgen. ich kenne mich auch nicht wieder und habe innerlich zur zeit nicht viel mit der person zu tun, die ich vorher war. aber uns werden hilfen angeboten und die sollten wir auch annehmen. vielleicht wären gespräche auch für dich ein weg. denn, so lieb und hilfsbereicht die familie und freunde auch sind, manche gefühle können sie einfach nicht verstehen bzw. damit umgehen.
viele grüße und wieder glücklichere zeiten wünscht
doro
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  #7  
Alt 27.07.2007, 11:37
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Kimmy07 Kimmy07 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo,

ich kenne Deine Symptomatik, ich hatte vor vielen Jahren genau das Gleiche und kann Dir wirklich sehr gut nachfühlen. Ich war damals im Studium und habe parallel dazu gearbeitet, eigentlich 50%, da aber schon seit Monaten fast 100% und mit üblen, zickigen Kolleginnen. Ich bin eigentlich auch ein sehr positiver Mensch, bin dann aber so wie Du zusammengebrochen. Nachdem körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden, wurde die Diagnose einer reaktiven depressiven Episode gestellt (heute sagt man übrigens Anpassungsstörung dazu, hab als Ärztin in der Psychiatrie gearbeitet und viel gelernt ). Ich habe mich 6 Wochen krankschreiben lassen, es ging mit viel Schonung, hat aber lange gedauert. Es hat mich später nochmal erwischt, noch schlimmer, und mir wurde ein SSRI verschrieben, ein gut verträgliches, schnell wirksames modernes Antidepressivum. Damit gehts nach nur wenigen Tagen aufwärts.

Ich kann Dir aus professioneller und persönlicher Erfahrung raten, Dich ärztlich behandeln zu lassen. Manchmal reicht ein vertrauensvoller Gesprächstermin beim Hausarzt, es muss nicht immer ein Psychiater / Psychologe sein. Um schnell fit zu werden und den Leidensdruck loszuwerden, helfen Medikamente. Dafür muss man sich auch nicht schämen, ich nehme mein SSRI auch seit 2 Wochen wieder, die 4. Chemo hat mich in ein böses Loch gezogen. Man muss sich nicht quälen, es gibt genug therapeutische Optionen und ich stehe dazu. Heute gehts mir wieder sehr gut und ich habe meinen Optimismus zurück. Das Gleiche wünsche ich Dir auch!

lieben Gruss,
K.
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  #8  
Alt 27.07.2007, 12:31
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Sunpower77 Sunpower77 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo,

ich kann mich auch nur anschliessen, mir gings vor der Erkrankung furchtbar schlecht - ich hatte ständig Todesängste und Panikattacken, wahrscheinlich hat mein UNterbewußtsein schon was registriert, bekam dann Trevilor retard 75 mg und mir gings innerhalb von kurzer Zeit wieder bombig. Dann kam die Diagnose und die Chemo - hätte ich das Mittel nicht gehabt, hätte ich die Therapiezeit niemals so gut und emotinal ausgeglichen überstanden. Ich bin froh und dankbar, dass es dieses Medikament gibt, gerade weil es bei einer Krebserkrankung so wichtig ist, dass man positiv bleibt und sich nicht in tiefe Löcher ziehen lässt.

Sprich auf jeden Fall mit deinen Ärzten darüber!!!!
__________________
LG

Pia


*Streite nie mit einem Dummen - dazu musst du auf sein Niveau herab und dort schlägt er dich mit seiner Erfahrung*
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  #9  
Alt 27.07.2007, 12:43
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Liebe Claudia
ich hab's geschafft, selbst während der Chemo zu arbeiten (mit gewissen Einschränkungen, z.B. so gut wie keine Reisen und nicht alle Tätigkeiten die ich vorher gemacht habe) und bin nachher recht schnell angefangen wieder zu arbeiten und es geht mir sehr gut dabei, bis auf kleinere körperliche Beschwerden, die mich dann natürlich schon etwas beunruhigen (hier und da piekst es mal an unterschiedlichen Stellen im Bauch, ich hatte keinen BK sondern EK).
Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Wiedereingliederungsprozess schmerzt. Ich glaube, für mich wäre das anstrengender als voll zu arbeiten. Hört sich komisch an. Einerseits wird der Körper geschont, und das ist gut. Andererseits ist es eben etwas Merkwürdiges. Man arbeitet unter "Schutz". Das ganze Procedere erinnert einen daran, dass man eben noch nicht arbeiten kann, sondern dass man ja irgendwie noch krank ist (Die Krankenkasse zahlt ja auch noch). Das stelle ich mir als echten Stress vor, den ich nicht hatte... Wenn du hier rumliest, wirst du vielleicht an anderen Stellen auf ähnliche Phänomene stoßen. Man bekommt den Schwerbehindertenausweis und fängt an zu heulen. Was ist passiert? Eigentlich nichts, außer dass man ein Stück Papier vor sich liegen hat. Eigentlich unerheblich. Aber es sagt: hey, es ist nicht mehr so wie früher, es ist was passiert. Diese doofe Krankheit. Und so stell ich mir das ein bisschen vor: Eigentlich will man durch die Wiedereingliederung wieder zurück ins "normalere Leben"... und wie fängt man es an? Durch eine Art zu arbeiten, die eben nicht so ist wie normal. Alles erinnert daran. Und dann hat man noch das Gefühl, alle beobachten einen. Das ist ja sehr lieb. Vielleicht. Viele wollen einen schützen. Aber gerade das ist eben nicht so wie sonst. Und das ist auch eine Belastung.

Die körperlichen Schmerzen sind ein guter Grund sich auszuruhen und nicht arbeiten zu gehen. Kannst du gut spazierengehen? Mir hat das immer viel geholfen. Jetzt bin ich jedes Wochenende in der Therme und mache etwas Wassergymnastik und jedes Mal sind meine "Nachwehen" (ich hoffe zumindest, dass es nur das ist, toi, toi, toi) besser. Es entspannt mich. Wie gut war dein Körper belastbar, bevor du mit Arbeit eingestiegen bist?

Wenn du deine Kollegen wirklich lieb findest, würde ich sagen... probiere es ruhig noch ein bisschen und mach dir klar, dass du Zeit hast, dich an alles zu gewöhnen. Und wenn man längere Zeit draussen war, muss man manche Dinge auch erst wieder lernen. Das ging mir selbst nach 6 Wochen Ausstieg wegen OP so, ging aber entsprechend schneller. Bevor du sagst, dass es nicht geht, würde ich mir einfach ein paar Tage Auszeit gönnen und über die ersten Erfahrungen nachdenken. Vielleicht hast du dann wieder Kraft es nochmal zu probieren. Ich würde nicht zu schnell hinwerfen, weil mir Arbeit auch guttut. Aber auch das ist eine Frage: Wie wichtig ist dir die Arbeit in deinem Leben...

Ein doofer Punkt an Krebs ist, dass er so viele Grundsatzfragen stellt und das zu einer Zeit, wo man eigentlich keine Kraft hat, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen. Viele Menschen tun das ihr Leben lang nicht (sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen). Nur Krebskranke kommen oft nicht drumrum. Und das ist psychisch anstrengend. Ist zumindest meine Überlegung dazu...

viele liebe Grüße
Mona
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  #10  
Alt 27.07.2007, 14:08
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Kimmy07 Kimmy07 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Zitat:
Zitat von Mona66 Beitrag anzeigen
Aber auch das ist eine Frage: Wie wichtig ist dir die Arbeit in deinem Leben...
Mona
Jetzt muss ich doch noch etwas schreiben, vor allem, nachdem ich das einen sehr wichtigen Punkt finde. Die Frage "Arbeiten während der Erkrankung" wurde erst kürzlich in einem anderen Thread diskutiert, da habe ich auch drüber nachgedacht.

Ich persönlich habe die Diagnose am 04.05. bekommen, war danach 6 Tage krank und gehe seitdem bis heute (4 von 8 Zyklen geschafft) Vollzeit arbeiten. Ich arbeite übrigens lt. Arbeitsvertrag 46 Stunden/Woche, das ist die Mindeststundenzahl. Zu Hause bleibe ich den Chemo-Tag (Freitag) und je nach dem wie es mir geht, auch Montag. Nur letzten Zyklus bin ich noch einen Tag länger daheim geblieben.

Ich wurde in der Uniklinik gefragt wegen Krankschreibung, aber für mich stand es ausser Frage, direkt wieder arbeiten zu gehen. Ich habe einen schönen Artikel im lokalen "Tages-Anzeiger" gelesen ("Wenn der Krebsspezialist selbst Krebs hat" 07.05.2007), darin fielen mir insbesondere zwei Zitate auf: "Eben noch attraktiv, stark, erfolgereich - plötzlich schwach, verletzlich, abhängig.".....und: "Das Leben der anderen geht weiter, und Du bleibst zurück.".....
ICH wollte nicht zurück bleiben, die Diagnose trifft eh schon hart genug. So habe ich beschlossen, mit aller Kraft an meiner Normalität festzuhalten. Und, mir tut es gut: ich bewege mich den ganzen Tag gleichberechtigt zwischen meinen Kollegen, gehe einer sinnvollen und anspruchsvollen Tätigkeit nach, trainiere mein Gedächtnis (Kampf der Chemo-Matschbirne) und kann abends auf einen ausgefüllten schönen Tag mit vielen sozialen Kontakten zurückblicken...und das stimmt mich zufrieden. Einschränkungen betreffen dann nur noch meinen privaten Bereich, für grössere Aktivitäten bin ich zu müde. Mir hilft die Arbeitstätigkeit, mich "normal" zu fühlen, gleichberechtigt und gleichwohl akzeptiert mit meiner Erkrankung.

lieben Gruss,

K.
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  #11  
Alt 27.07.2007, 14:34
claudiab claudiab ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo Ihr Lieben,

erstmal vielen vielen Dank für die Antworten und guten Tipps - es hilft mir sehr, zu sehen, dass ich mit dieser Symptomatik nicht alleine bin.

Ich habe einen Termin beim Psychologen bekommen am 08.08., verbunden mit Wartezeit, da ich "eingeschoben" werde, aber ich denke, dass ist ein guter Anfang... Außerdem bin ich nächste Woche sowieso zur Kontrolle beim Onkologen, mit ihm kann ich hoffentlich auch über meine Probleme sprechen...

Solange werde ich mich weiter durchkämpfen und einfach auf meinen Körper hören, nicht nur, was die Wiedereingliederung anbelangt.

Zu diesem Thema möchte ich aber noch etwas sagen: Mein Hausarzt (leider momentan für 3 Wochen im Urlaub) hatte meine Wiedereingliederung über einen längeren Zeitraum mit langsam steigenden Stunden angesetzt, meine Krankenkasse hat mir daraufhin gleich mitgeteilt, dass der "medizinische Dienst" dies ablehnt. So habe ich "nur" 6 Wochen, statt ursprünglich geplanter 10 Wochen. Ist das normal, will die Kasse nur sparen oder kann ich die Wiedereingliederung, wenn ich merke, dass ich überfordert bin, doch noch verlängern lassen?

Viele liebe Grüße,

Claudia
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  #12  
Alt 27.07.2007, 15:46
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jazzdiva jazzdiva ist offline
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Lächeln AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Liebste Claudia,

erstmals knuddeln. Es ist schon eine grosse Umstellung, wieder nach OP und Behandlung arbeiten zu gehen. Der Angst, dass alles vielleicht wieder kommt sitzt noch tief. Vorher war man mit Theras beschäftigt, hat man also aktiv was gegen die Krankheit getan.

Und jetzt? Jetzt versucht man "normal" zu sein. Aber nach Krebs ist nichts mehr so wie es mal war. Du bist zwangsmässig anders. Aber denke daran...du bist doch VIEL stärker als vorher, denn was man da alles mitmacht...menno!

Also...erwarte nicht, dass alles wie vorher ist. Geniesse zu tun was geht, lass anderen deine Grenzen zur Zeit erkennen und umarme dein neues Leben.

Eine Gedanke...nimmst du Aromatasenhemmer? Gestern las ich bei Femara (Beipackzettel), dass die Nebenwirkungen auch Depressionen sein können. Schau mal bei deine Medis nach.

Kopf hoch, Claudia...vielleicht waren die Tränen an der Arbeit auch das überwältigende Gefühl der Erleichterung endlich alles hinter dir zu haben!

LG von Jill
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Brustkrebs Nov 2006, Basaliom Schienbein 2013
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  #13  
Alt 27.07.2007, 16:18
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Liebe Claudia,

diese 6 Wochen sind die "normale" Wiedereingliederung.
Verlängerung wird tatsächlich sehr sehr selten bewilligt (mir persönlich ist keine einzige bekannt).

Ich weiß, dass 6 Wochen für eine gerade überstandene Krebs-Therapie bei weitem zu wenig sind und wünsche dir eine auf dich persönlich zugeschnittene Lösung.

Nochmals Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001 und mit 4. Rentenverlängerung
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  #14  
Alt 27.07.2007, 17:21
susi2727 susi2727 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo!

Bei wir war es auch so, dass ich nach der überstandenen Therapie das heulende Elend hatte.
Ich war während meiner Chemotherapie auch berufstätig (halbtags wie vor der Erkrankung auch schon), Chemo am Freitag, danach in die Arbeit, Erholung Samstag und Sonntag und Montag wieder in die Arbeit. Ich arbeite selbst in einem Krankenhaus, konnte dort aber nicht die Chemo machen.
Ich bekam "nur" CMF und kam mit der Übelkeit gut zurecht.
Nachdem Chemo und Bestrahlungen vorüber waren, kam auch das große Heulen über mich - davor hatte ich überhaupt nicht geweint.
Die Heulerei kam aber großteils davon, dass meine Antihormontherapie begonnen hatte und meine Hormone im Keller waren.
Ich konnte auch unseren Spitalspsychologen in Anspruch nehmen und das war ganz toll. Während der Chemo hat man das Gefühl, aktiv gegen den Krebs kämpfen zu können- und wenn die Chemo vorbei ist, steht man alleine da und kann nur noch abwarten.
Ich nehme jetzt auch Antidepressiva, da ist gar nichts dabei. Wenn die Seele krank ist, gehört sie auch behandelt.

lg Susi
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  #15  
Alt 28.07.2007, 11:34
Bärbel 50 Bärbel 50 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Hallo Claudia,
Ich habe Deinen Artikel gelesen und mir so meine Gedanken gemacht.
Hatte auch letztes Jahr Chemo und dieses Jahr Brustamputation re.
War vom Feb. 07 - März 07 zur AHB. Ich habe immer gerne gearbeitet und
wollte es auch nach der Kur auch gleich wieder. Dann mußte ich zum MDK.
Ergebnis:
Eingliederung hat keinen Zweck, mein Betrieb hat keine Schonarbeitsplätze,
und die Fließbandarbeit im 3- Schichtbetrieb wäre auch nichts mehr.
Lt. MDK: Beantragen sie EU Rente.
Ich bin aber erst 50 und habe mein ganzes Leben gearbeitet. Auf einmal
das .
Vor einer Woche bekam ich einen neuen Kurantrag und muß am 31.7. wieder
zur Kur. Na ja.
Auf alle Fälle fuhlt man sich zu Hause nutzlos.
Ich könnte mich nur ärgern, weil Alle sagen, ich sehe doch blendent aus und
mir fehle doch nichts.
Das mit dem Aussehen stimmt zwar, aber wie es in einem aussieht, das
weiß niemand. Ich bin auch kein Typ der rumjammert, wegen jedem kleinen
Ding. Vielleicht ist das ein Fehler.

Also Kopf hoch und durch

Alles Liebe Deine Bärbel
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