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  #16  
Alt 12.09.2007, 11:06
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PaulChang PaulChang ist offline
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Standard AW: Psychologische Probleme

Genau deshalb

versuche ich hier im Forum etwas für andere zu sagen:

Die Aufklärung der Ärzte ist einfach fast immer unzureichend und beschränkt sich meist auf das (gelangweilte) Aufzählen (und Niederschreiben zur versicherungstechnischen Absicherung) von "Eventualfällen", die angeblich seltener sind, als der Unfall auf der Straße.

Ängste und Gewichtungen von Patienten werden kaum wahrgenommen. Sicher, das mag alles an der Hektik des "Betriebes" liegen. Nur können wir Patienten eben nichts dafür, daß überall gespart werden "muß". Und letztlich entstehen durch falsche Aufklärung und Diagnostik doch Millionenschäden. Und eben unsere psychischen Belastungen.

Und Stress in dieser negativen Form führt eben geradewegs wieder zur Verschlimmerung unserer gesundheitlichen Situation.

Wichtig wäre z.B. wenn ein Arzt erst mal NICHT seine Vorstellung von Lebenswertigkeit einbringt, sondern die des Patienten versuchte zu verstehen. Aber das wäre ja schon wieder das Gebiet des Kollegen "Psycho.. pp".

Was grundsätzlich fehlt ist wohl die Polyklinik: Der GANZHEITLICHE ANSATZ".

Zu deinem persönlichen Erleben: Schreib doch noch mal...

P

Geändert von PaulChang (12.09.2007 um 16:24 Uhr) Grund: Orthographie
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  #17  
Alt 12.09.2007, 17:04
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Standard AW: Psychologische Probleme

Dein:

"Ich habe viel darüber gebrübelt, ob die RLA richtig war, ob die Ärtze überhaupt versucht haben meine Nerven zu schonen"

Das hab ich auch, mehr als 20 Jahre und eigentlich immer noch.

Schon ziemlich schnell nach der RLAE (so finde ich die Abkürzung verständlicher) habe ich mich mit der internationalen Fachliteratur auseinandergesetzt und fand heraus, daß damals bereits in den USA auf engmaschige Kontrollen (Ultrasonographie) eher gesetzt wurde als auf die obligate OP.

Eben wegen des Verlustes an Lebensqualität.

Natürlich kam bei jedem Arzt das Argument: Was zählt, ist die 100%ige Gewißheit,...

Bloß: Die gibt es eben auch nicht wenn alle Lymphknoten histologisch o.B. sind. Und außerdem ist das verdammt noch mal meine Entscheidung. Der Arzt soll mich nur über alle Möglichkeiten aufklären. Und das so neutral wie möglich.

Bei aufkommendem Verdacht auf Mikrometas durch bildgebende Verfahren kann immer noch operiert werden.

-----------

Was mich hier auf manchen threads auch verwundert ist, mit welcher Leichtigkeit ein zellzerstörende Therapie akzeptiert wird. Natürlich werden bei Zytostatika/Radiologie auch gesunde Zellen geschädigt. Jeder muß das selbst abwägen. Aber eben beide Konsequenzen einschätzen.

WARUM ist das so?,

daß wir alles akzeptieren was uns als Strohhalm erscheint???

Ich denke, daß es auch soziologische Ursachen hat. In unserer Gesellschaft werden Sterben und Tod (für viele die Endstufe von Krebs) unter den Tisch gekehrt.

Für viele ist die Krankheit der Feind schlechthin (und der Sterbeprozess gilt fast als inakzeptabel)

Vielleicht sollten wir da umdenken. MEINE Krankheit ist ein Teil meines ICH. Sie ist nicht gegen mich, sondern Ausdruck eines körperlichen Prozesses, der mit mir kommunizieren will, mich warnen möchte. Eben vor dem Exitus.

Sollten wir nicht besser unsere Krankheit akzeptieren, sie benutzen, um mit ihr zu (über)leben?

Ist sie nicht auch eine Chance?

Ist sie nicht genauso "NORMAL" wie du selbst?

Paul

PS: Mir hat gut gefallen, was ein junges Mitglied geschrieben hat: Wir brauchen ein paar mehr Verrückte (Kranke), denn seht, was die "Normalen" aus unserer Welt gemacht haben...
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  #18  
Alt 12.09.2007, 21:31
Dirk-Gütersloh Dirk-Gütersloh ist offline
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Standard AW: Psychologische Probleme ?

Hallo Paul,

bei Dir ist die Hodenkrebserkrankung nun schon 20 Jahre her, bei mir erst 5 Jahre. Doch sollte man nicht vergessen, dass es gerade mal 28 Jahre her ist, dass Einhorn die Kombinationschemotherapie zur Bekämpfung des Hodenkrebses einführte. Es ist gerade mal 28 Jahre her, dass der Hodenkrebs von einer sehr tödlichen Erkrankung zu einer zumeist kurativ heilbaren Krankheit wurde.

Vor rund 30 Jahren habe ich zum ersten Mal von Hodenkrebs gehört, da starb der Bruder meines Onkels daran. Wir sollten uns nicht täuschen lassen von der hohen Überlebensrate bei Hodenkrebs. Hodenkrebs ist ein Killer, wir überleben ihn nur durch den Einsatz unserer modernen evidenzbasierenden Medizin. Meiner Meinung nach muss man sicherlich den Hodenkrebs als Krankheit akzeptieren, aber man kann nicht mit ihm leben.

Ich empfinde den Einsatz von Medizin nicht als Strohhalm, sondern als lebensrettend.

Gar nicht akzeptieren kann ich Deine Aussage "Bei aufkommendem Verdacht auf Mikrometas durch bildgebende Verfahren kann immer noch operiert werden."

Die Gefährlichkeit von Mikrometas beruht ja auf ihre Winzigkeit, beruht ja darauf, dass sie nicht mit bildgebenden Diagnoseverfahren darstellbar sind. Wenn man aufgrund von Wahrscheinlichkeiten aus Studien mit Mikrometas rechnen muss, dann ist es halt wichtig zu handeln und nicht abzuwarten.

Aber ich stimme Dir vollkommen zu, wenn Du schreibst, daß der Arzt umfassend aufklären soll. Hierzu hier mal ein sehr interessanter Link auf einen Wikipedia-Artikel, den ich sehr treffend finde: http://de.wikipedia.org/wiki/Partizi...eidungsfindung

Gruß Dirk
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  #19  
Alt 20.09.2007, 23:20
haex haex ist offline
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Standard AW: Psychologische Probleme ?

Hallo,

bisher hat jeder gesagt, dass er super findet, dass ich mich für die RLA
entschieden habe, um grössmögliche Sicherheit zu haben 100% Krebsfrei zu sein.
Ich weiß heute nicht, ob eine WaitandSee-Strategie nicht die psychische Hölle
gewesen wäre. Immerhin hat man da ein noch viel grösseres Zittern beim
nächsten Ct/Kernspint. Somit hatte ich gleich nach der RLA die Sicherheit, wo
ich dran bin. Das mit der kaputten Ejakulation ist halt so. Zur Zeit experimentiere
ich mit Glutron rum, was aber nichts zu bringen scheint. Ich will ja nur wissen, ob
ich auf natürlichem Weg ein Kinde zeugen kann. Die Packung Glutron ist jetzt leer.
Leider habe ich den Eindruck, dass viele Urologen in diesem Bereich nicht
besonders bewandert sind oder es ihnen an Motivation feht. Es handelt sich
ja um einen Verlust von Körperfunktionen, da hab ich keinen Bock drauf, dass das
nicht mit Respekt behandelt wird.
Demnächst geh ich dem Urologen auf den Sack es mit zB Tofranil zu versuchen.
Wenn er nicht will, geh ich zu einem anderen:-)
Ich mach mir da keine falschen Hoffnungen, aber ich will schon wissen woran ich bin.


Viele Grüße
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  #20  
Alt 21.09.2007, 21:02
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PaulChang PaulChang ist offline
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Standard AW: Psychologische Probleme

Hi Dirk,

Okay.

Richtig ist, daß ich bereits 1980, also vor 27 Jahren, mit meiner Diagnose konfrontiert worden bin. Und man damals eben so mit den Lymphadenektomie in den USA umgegangen ist. Und ich weiss gar nicht wie dort im Moment die Entwicklung ist. Nur weiß ich, daß ich für meine Person eben anders entschieden hätte. Und ich kann mir nicht denken, daß ich der einzige bin.

Besides, wenn der Tumor schon gestreut hat, MUSS er sich nicht auf die Lymphbahnen beschränkt haben. Es gibt also nicht einmal eine 90%ige Sicherheit nach einem histologischen o.B. des peretonelaen Materials. Und das Seminom bzw dessen Metas (oder Mischformen) wächst nicht so rasant, daß man es nicht in monatlichen screenings erfassen könnte. Zumal die Sonografie Darstellung erheblich an Auflösung zugenommen hat.

Wie gesagt man muß abwägen (können). Ich bin weiterhin gegen eine Gott- in Weiß- gegebene Automatisierung von OP- Abläufen.

Natürlich kann man mit einem Terato Carcinom nicht leben. Entweder er oder du.

Was ich meine ist, akzeptieren, daß man krank IST (wie Du ja richtig sagst) und nicht Energie verschwenden, wie Don Jopansa (oder so ähnlich).

Ich spiele hier deshalb so ein weinig advocatus diaboli, weil MIR mein Counter- part- Standpunkt ebenso provokank erscheint!

Danke für's Lesen. Danke für die Auseinandersetzung.

P
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  #21  
Alt 21.09.2007, 21:41
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Standard AW: Psychologische Probleme

Haex,

Wenn Du zu den Menschen gehörst, die sich selbst verrückt machen können, dann ist das (bitte nicht "wait" sondern control- and- see sicher nicht empfehlenswert. Und vielleicht ist bei Deiner Konstellation auch echt eine PsychTherapie indiziert.

Was ist denn Glutron bzw was soll es denn bewirken?????

Es soll doch nicht etwa durchtrennte Nerven wieder flicken können???????

Also im Klartext:

Der bundesdeutschen Gesundheitskosten sind größer als der Etat des Kriegsministeriums . Bei so einem Kuchen wird natürlich zu mehr als der Hälfte Therapie verordnet, durchgeführt und BEZAHLT, die weder vernünftig noch empfehlenswert ist.

Es ist wie in der Religion:
Auch wenn du WEISST,daß es Unfug ist, du lehnst es nicht gerne ab (und manchmal hilft es ja auch, nur wissen wir nicht, daß es unsere eigenen Selbst(glaubens)heilungskräfte waren die wir damit angekurbelt haben...

Gruß

P

...mir fällt noch ein:
Statistisch bewiesen ist, daß Menschen OHNE ärztliche Behandlung LÄNGER leben...(okay, ich weiß daß die Statistik keine Tumorkranken gesondert führt, ich wollte es nur noch mal anmerken von wegen Kompetenz...)
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  #22  
Alt 05.10.2007, 13:03
haex haex ist offline
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Standard AW: Psychologische Probleme ?

Hallo,

Gutron und Tofranil sind die mir bekannten Medikamente, die den Verschluss
des Blasenhalses positiv beinflussen. Allerdings wohl nur unter Wirkung
des Medikaments. Die Nerven sind durchtrennt und das bleiben sie.
Aber es wäre gut zu wissen, dass ich auf natürliche Weise in Kind zeugen
kann.
Das ich nur noch eine Hoden habe, damit kann ich leben, aber das die
Ejakulation nicht mehr geht, beschäftigt mich mehr(und das trotz modifiziertes, einseitiger
RLA und keinerlei befallener Lymphknoten).
Ich hab hier schon viele Posts gelesen und weiss, dass ich da nicht der einzige bin.

Um die PsychoTherapie kümmere ich mich, mir haben schon Menschen gesagt,
dass sie das Gefühl haben, dass ich irgendwie unglücklich wirke.

LG

haex
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