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  #1  
Alt 22.12.2015, 12:29
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Beiträge: 505
Standard Unbegreiflich

Ihr Lieben,
nun bin ich auch hier im Hinterbliebenen-Forum...
Meine Mutter starb am 3.11. in der Nacht; zu diesem Zeitpunkt dann doch unerwartet an einer schweren Sepsis als Folge der Krebserkrankung. Sie hatte keinen Kampf zu kämpfen, keine Schmerzen, keine Qual. Meine erste Reaktion war Erleichterung und große Dankbarkeit darüber dass sie so friedlich gehen durfte. Beim Abschiednehmen im Krankenhaus und bei der Trauerfeier habe ich bitterlich geweint, seitdem floss keine einzige Träne... Ich kann gar nicht sagen wie es mir geht... Da ist einfach kein Gefühl... Ich spüre nichts. Als sie die Diagnose bekam war ich wie in schockstarre aber da fühlte ich extreme Herzschmerzen, konnte nicht schlafen, nichts essen... Und jetzt? NICHTS!
Ich würde so gerne weinen, aber ich fühle einfach nichts. Ich sehe ihr Foto und freue mich zu sehen wie sie mich anlächelt. Aber da muss doch Trauer sein? Wie kann das sein!
Geht es irgendjemanden ähnlich?

Seid lieb gegrüßt von jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #2  
Alt 22.12.2015, 14:00
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 745
Standard AW: Unbegreiflich

liebe jana,

mein beileid.

die psyche schützt vor zu viel belastung und tränen kommen, irgendwann.
es gibt keine norm, wie zu trauern ist.
mache dir keinen druck und sei wie du bist und gehe deinen weg auf deine art.
du musst niemandem beweisen, dass du deine mama geliebt hast.
ihr wusstet/wisst das schliesslich und das zählt.

und trauer, das ist nicht nur tränen. das ist vermissen, begleiten, erinnern, loslassen, weiterlieben....

__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von vintage (22.12.2015 um 14:07 Uhr)
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  #3  
Alt 22.12.2015, 14:22
tinep tinep ist offline
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Beiträge: 34
Standard AW: Unbegreiflich

Hallo liebe Jana,

es tut mir sehr Leid, dass deine Mutter von dieser miesen Krankheit erwischt wurde und es nicht geschafft hat.

Meine Mama kämpft gerade noch beziehungsweise muss den Kampf aufgeben. Sie hatte die Diagnose im Herbst 2013 und seit ein paar Wochen ist sie wirklich nur noch am liegen und auch leicht verwirrt seit einigen Tagen.
Auf mich kommt wohl bald das gleiche zu wie auf dich.

Und ich muss sagen, ich erlebe ähnliches mit der Trauer wie du.
Als es letztes Jahr um diese Zeit hieß, der Krebs ist wieder zurück und man kann nicht mehr viel tun bin ich in ein komplettes Loch gefallen. Nichts ging mehr, nur noch düster hat sich alles angefühlt. Mitleid, Selbstmitleid, Gedanken gingen nur um dieses Thema und ich dachte, es wird nie mehr gut sein.

Jetzt, ein Jahr später, wo es tatsächlich bald so weit ist, bin ich wie abgestumpft. Ich will, dass sie aufhören kann zu leiden. Ansonsten sehe ich das fast schon rational zum Teil. Begnüge mich mit so banalen Gedanken, wie dass eben nicht jeder 80 werden kann und, dass ich schon klar kommen werde. Vielen Leuten passieren schlimme Dinge. So ist das eben. Wie ein Roboter...

Als mein Kollege letztens erfuhr, dass meine Mutter so krank ist, konnte er es kaum glauben weil ich immer gut gelaunt rüber komme. Ich bin aber weder gut gelaunt noch schlecht. So wie du schreibst, irgendwie nichts.

Ich fühle mich öfter auch schlecht deswegen, denn ich liebe meine Mutter wirklich sehr und wir haben ein tolles Verhältnis. Wahrscheinlich ist das auch wieder nur eine Phase, bis es wieder umkippt ins Gegenteil.

Oder wir haben schon akzeptiert, was nicht mehr änderbar ist?

Keine Ahnung, für mich fühlt es sich auch seltsam an.

liebe Grüße an dich Jana,
Tine
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  #4  
Alt 22.12.2015, 14:42
Laesperanza Laesperanza ist offline
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Beiträge: 279
Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana,
Ja, mir geht es genauso. Mein Mann ist vor 4 1/2 Wochen nach fast 4 Jahren Krankheit gestorben. Nicht unerwartet, aber doch schneller als gedacht. Die 4 Jahre waren geprägt von Hoffnung, Schmerzen (seinerseits) und Angst. Die nackte Angst. Die Angst war für mich das Schlimmste. Ich habe nur noch von CT zu CT gelebt. Jedes Symptom seinerseits (husten, Verstopfung, Rückenschmerzen..) hat mich in den Wahnsinn getrieben und zu stundenlangem googlen veranlasst. Die Krankheit hat (leider) unser Leben bestimmt. Wir haben trotzdem sehr intensiv mit vielen Urlauben gelebt, dennoch war die Krankheit und die Angst allgegenwärtig. Ich vermisse ihn sehr und jeden Tag, aber richtig weinen kann ich nicht. Und ja, ich genieße auch wieder, dass ich meinen Alltag uneingeschränkt planen kann, ohne überlegen zu müssen, geht das überhaupt von der Krankheit her. Ich hätte alles gemacht, um mit ihm alt werden zu dürfen, aber es sollte wohl nicht sein. Viele sagten mir, die Trauer kommt erst nach 6 Monaten. Vielleicht ist es so, vielleicht habe ich auch schon 4 Jahre vorgetrauert. Die Zeit wird es zeigen. Das Einzige was ich habe sind seit 2 Wochen schmerzende Bronchien, aber keine Erkältung. Vielleicht sucht sich die Trauer einen anderen Weg.
Hab kein schlechtes Gewissen. Wir haben uns unser Schicksal nicht ausgesucht. Und wenn Du nicht weinen musst, dann ist das auch ok. Die Menge der Tränen sagt ja nichts über unsere Liebe zu unseren geliebten Menschen aus.
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  #5  
Alt 22.12.2015, 15:07
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: Unbegreiflich

Hallo Jana,
zunächst einmal mein Beileid.
Ich habe vor und nach dem Tod meiner Frau ganz unterschiedliche Situationen erlebt, auch die der emotionalen Verleugnung. Nach meiner Erfahrung gibt es keine Abfolge von Trauer_Phasen. Das kann wild durcheinander gehen.
Mit besten Grüßen
Hermann
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  #6  
Alt 22.12.2015, 18:14
smeagol smeagol ist offline
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Registriert seit: 17.12.2015
Beiträge: 8
Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana,

ich habe die Geschichte Deiner Mutter verfolgt, zuerst mein herzliches Beileid.

Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es Dir jetzt geht. Nach dem Tod meines Bruders im letzten Jahr war es für mich genauso so. 4 Jahre lang hat sen Kampf gedauert, wir sind seinen schweren weg mit ihm gegangen. In der Zeit, als er an meinem Wohnort in der Klinik lag, es waren 4 Monate, war ich jeden Tag bei ihm. Wir haben zusammen geweint, geschrien und gelacht.

Als er mir und meiner Schwester dann gesagt hat, dass er nicht mehr kann, war es nicht leicht ihn gehen zu lassen, aber es war gut so. Er hat seinen Frieden mit seiner Frau und seinen Geschwistern gemacht und konnte ganz friedlich ohne Schmerzen gehen.

Und da waren dann wir, seine Frau, seine Geschwister, für uns begann eine Phase die ich eigentlich nicht beschreiben kann. Unsere Trauer begann schon lange bevor er gegangen ist. Ich wollte weinen, aber es ging nicht, ich hatte immer sein Gesicht vor mir und wusste ihm geht es jetzt gut.
Warum soll ich dann traurig sein?

Trauern heisst doch auch erinnern an schöne Dinge. Dazu gehören nicht unbedingt Tränen von Anfang an. Bei mir hat es recht lange gedauert, bis er sich gelöst hat, dieser Knoten in der Brust. Dieses Gefühl das Du jetzt verspürst, wird den Tränen weichen, alles braucht seine Zeit.

Als dann in diesem Jahr meine Schwester 10 Wochen nach der schrecklichen Diagnose gehen musste war es ganz anders, wir hatten kaum Zeit zum Abschiednehmen, diese 10 Wochen waren der Horror. Ihre letzten Stunden waren sehr schlimm, das hat sich tief in mir festgesetzt. Jetzt war da rings um uns nur Schmerz, Trauer und Wut, warum schon wieder bei uns.

Mittlerweile tut es nur noch sehr weh, die Wut ist weg, aber die tiefe Trauer ist immer noch da. Ich konnte von Anfang sehr viel weinen und tue es auch jetzt, 10 Monate danach, sie ist am 24.2., genau 9 Monate nach meinem Bruder gegangen, immer noch.

Gib Dir Zeit, jeder Mensch empfindet anders. Du hast Deine Mutter bis zum Schluss begleitet, das musst Du erst einmal verarbeiten.

Ich wünsche Dir für die nächste Zeit alles Gute und vielKraft.

LG
Christel
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  #7  
Alt 22.12.2015, 20:47
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Unbegreiflich

Hallo Jana,

mein herzliches Beileid zum Verlust deiner Mutter.

Nach der Krebsdiagnose meines Mannes war meine Seele verwüstet.
Ich habe so gut wie keine Gefühlsregung gespürt.
Diese Situation in der ich mich länger befand - die früher schon allein in Gedanken daran, dass so was mal passieren könnte, ein absoluter Albtraum war - ließ mich zwar verwirrt aber merkwürdig ruhig und ungläubig zurück.
Doch die Chancenlosigkeit, die keine längere Zeitspanne - mit wenig Chemo- Nebenwirkungen - zuließ, kostete unglaublich Energie, löste Angst und Trauer aus.

Die Gefühlsleere ist - wie vintage schreibt - eine Schutzfunktion des Körpers und der Seele vor zu viel Stress und Schmerz.

Nach der langen Krankheitsphase deiner Mutter kann der Tod erst mal als gnädige Erlösung angesehen werden, denn du hast schon während dieser schweren Zeit sehr gelitten.
Tröstlich ist, dass sie schmerzlos und friedlich hinübergleiten konnte.
Eine halbe Ewigkeit hast du mit ihr verbracht und ich ahne deinen Schmerz, der noch verborgen scheint.

Ich wünsche dir, dass du schon bald dankbar sein kannst, für die Liebe die sie dir geschenkt hat.

Liebe Grüße

Yogi

Geändert von Yogi 12 (23.12.2015 um 05:18 Uhr)
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