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  #16  
Alt 03.07.2003, 10:31
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Ihr Lieben,
vielen Dank für eure lieben Worte!
Ich kämpfe immer noch mit dem Schuldgefühl, eigentlich trauriger sein zu müssen. Ich will nicht nur dann weinen müssen, wenn ich das Lied höre, was auf der Trauefeier gespielt wird! Ich will von ganz alleine weinen müssen!

Aber vielleicht ist es gut, dass ich jetzt nicht so viel weinen muss, dann bin ich morgen noch nicht so erschöpft davon. Versteht ihr, was ich meine?
Auch heute abend wird es schon schlimm genug. Meine Schwester will meine Mutter nochmal sehen, also fahren wir heute abend zu der Kapelle, wo dann schon der Sarg steht. Ich werde meine Schwester begleiten, auch hineingehen, aber ich will meine Mutter nicht nochmal sehen. Doch schon den Sarg zu sehen und das drumherum, das wird mich schon zerreißen.
Aber da muss ich jetzt durch, ebenso wie jeder andere in meiner Familie. Aber ich habe wirklich eine verdammte Angst!

Liebe Grüße an jeden hier!

Katrin
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  #17  
Alt 03.07.2003, 11:55
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Ihr Lieben,

hat jemand das Buch von Kübler-Ross gelesen über das Leben danach. Es gibt dort einen Passus, daß die Seelen sogar der Beerdigung beiwohnen.

Ich bin zwar nicht gerade der gläubigste Mensch, aber an den Beerdigungen von meinen Eltern habe ich versucht daran zu denken, daß sie jetzt bei mir sind, mich sehen und mich trösten wollen und vieleicht selber noch nicht begreifen, daß sie tot sind. Ich habe in Gedanken mit ihnen gesprochen. Mir hat es geholfen.

Liebe Katrin, ich wünsche Dir viel Kraft für den morgigen Tag und denke an Dich.

Liebe Grüße Heike
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  #18  
Alt 03.07.2003, 16:09
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

hallo katrin

ich wünsche dir ganz viel kraft für morgen
und die tränen konmmen auch noch ganz bestimmt mehr als man meistens will wenn der erste schock überwunden ist auch wenn das dauern kann. meine oma kann auch noch nicht weinen seit mein opa im märz verstorben ist. lass dir zeit, nimm dir zeit, gib dir zeit

alles liebe
christiane
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  #19  
Alt 03.07.2003, 21:54
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo zusammen,
mein name ist stephanie und ich habe meine mama am 11.04.03 verloren. es kam für alle überraschend...ich pflegte sie die letzten monate gab meinen job in deutschland auf und blieb bei ihr bis zu ihrem letzten atemzug. mein körper funktionierte 5 monate...aber seitdem sie verstorben iss, gehts mir hundeelend, ich leide unter panikattacken und wache alle 2 std. in der n8 auf....seit 4 wochen bin ich in professioneller behandlung, aber ich habe angst, es nicht zu schaffen, der schmerz wächst jeden tag mehr.....ich träume seit 2 wochen sehr intensiv von ihr....wache dann weinend auf....ich vermisse sie so sehr....oft greife ich nach dem telefon, um ihr was zu erzählen...und geschockt lege ich es dann wieder hin. das einzige was mir hilft...ich schreibe an sie, ich spreche mit ihr jeden tag.....ich kämpfe für sie, will wieder ohne diese angstattacken leben, aber es will noch nicht klappen....immer wieder denke ich an ihren lieblingsspruch: alles geben die götter ihren lieblingen ganz...alle freuden, die unendlichen...alle leiden, die unendlichen, ganz.....erst nach ihrem tod verstand ich ihn.....ich bin dankbar dass ich so eine mama 26 jahre haben durfte...aber gleichzeitig traurig, dass sie nicht mehr bei mir ist....ich probiere mir zu sagen dass es lauf der zeit in der natur liegt, aber ich komme einfach nicht zurecht :-(.....sie war nicht nur meine mama sondern meine beste freundin ....ich wünschte sie würd emir ein zeichen geben. irgendeins, dass ich glauben kann...an irgendetwas...aber da iss einfach nichts.....ich wünsche euch allen hier viel kraft !!!
Katrin, in gedanken bin ich bei dir, es iss ein schwerer tag...aber leider musste ich feststellen, dass die tage "danach" nochschlimmer sind....wenn der alltag wieder einkehrt....dann kommt es richtig hoch...und dazu wünsche ich dir besonders viel kraft.....für mich iss meine mama noch amleben, sie iss ein teil von ir, sie hat mir das leben geschenkt und daran halte ich mich....ein leichter trost, aber ich weiß, dass sie ne glückliche stephie sehen möchte...momentan scheitertdas noch an der umsetzung....liebe grße an alle hier
stephie
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  #20  
Alt 04.07.2003, 01:25
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben,

ich habe gerade all das gelesen, was ihr in den letzten 2 Tagen geschrieben habt.
Ich bin froh, den Beitrag geschrieben zu haben.
Alles ist so treffend, immer wieder Parallelen zu dem eigenen Erlebten.

Liebe Katrin, mein aufrichtiges Beileid.
Wenn Du meine Zeilen liest ist die Beerdigung schon gewesen.
Ich muß zurückdenken, an die meiner Mutter und ich muß sagen, die Tränen wollten auch da noch nicht fließen, erst ca. 4 Wochen später hatte ich das Gefühl
aufzutauen, zu begreifen, daß diesmal der Abschied von meiner Mutti endgültig war.
Wirklich endgültig!

Und im Moment, fast 1 Jahr danach?
Ich hab uuuuuunendlich Sehnsucht !
Sehnsucht nach unseren Gesprächen, ihrer Umarmung, nach ihren Briefen
(ich wohne weit von zu Hause weg)
und nach dem Satz, den sie so oft zu mir gesagt hat „mein Mädel“.
Obwohl ich gar kein’s mehr so richtig bin :-)

Liebe Heike, Dein „Einreihen“ ist erwünscht :-) !
ich hoffe, ich hab mit meiner Überschrift niemanden am Schreiben gehindert.

Erst wollte ich ja schreiben „Töchter und der Tod der Mutter“ aber durch meinen
Eindruck, daß Frauen mit Kindern, eine Verantwortung haben, die sie schneller
wieder nach vorn schauen läßt, schrieb ich „junge Frauen ............“

Doch nun las ich Elka’s Zeilen und ich merke, Kinder bekommen ja auch mit
was passiert/ passiert ist und fragen ............. WARUM ?
Das wirft einen bestimmt auch oft zurück !?

Stephanie, Du schreibst, daß Du professionellen Rat gesucht hast.
Ich dachte auch schon ab und zu in einer ganz schweren Minute daran,
aber hab im Moment das Gefühl, nur mit jemandem reden zu können, der genau
dasselbe erlebt hat, der weiß wovon ich spreche.
Ein ER scheidet also somit schon mal aus und eine Psychologin, die logischerweise
bestimmt um einiges älter als ich ist und ihre Mutter noch hat, redet sie nicht nur
schlau daher ? ?
Was wenn auch sie diese aberschlauen Sätze sagt „Zeit heilt alle Wunden“ oder
„Das Leben geht weiter“, „sie müssen das Geschehene akzeptieren“ ?

Kannst Du uns denn einen kleinen Satz (professionellen Rat) verraten,
der Dir schon geholfen hat ?

Liebe Sonja, Deine Mami ist auch fast ein Jahr tot , ich hab dolle Angst vor dem 31.7.
Ich werde bestimmt zur Uhrzeit, als meine Mutti eingeschlafen ist, tief Luft holen müssen :-(
Es wird bestimmt ein ganz trauriger Moment sein. Sie fehlt mir sehr !

Ich bin auch froh, daß ihr mir zuhört, hab wirklich das Gefühl
„hier werden sie geholfen“ :-)

Allen „Mädels“ hier ganz liebe Grüße!
Sandra(h)
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  #21  
Alt 04.07.2003, 10:52
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben,
ich gehöre eigentlich nicht hierher. Ich habe nicht meine Mama verloren, sondern meinen Partner. Er hinterlässt auch noch 2 kleine Kinder.
Und trotzdem sind meine Gefühle genau wie die euren. Wenn ich eure Zeilen lese, gibt es mir einen Stich ins Herz.
Die erste Zeit konnte ich auch fast gar nicht weinen. Eine Tante hat zur Beerdigung zu mir gesagt, wie tapfer ich doch bin. Es war für mich selbst auch sehr irritierend. Aber ich glaube auch, dass es eine Art Selbstschutz unseres Körpers und unserer Seele ist, weil man sonst einfach verrückt werden würde. Man ist irgendwie in einer Art Schockzustand.
Jetzt ist es schon fast 3 Monate her, dass mein Schatz nicht mehr bei uns ist. Und mir geht es immer schlechter. Es wird mir immer mehr bewusst, dass er nie mehr wieder kommt. Und dieser Gedanke macht mich wahnsinnig. Mittlerweile fange ich bei jeder Kleinigkeit an zu heulen. Gerade jetzt, wo alle denken, es ist Zeit verstrichen und es geht immer mehr aufwärts. Dabei geht es immer mehr bergab. Mich fragt keiner mehr, wie es mir geht. Und wenn, dann kommen dann sofort irgendwelche Floskeln "Es muss weitergehen" usw.

Zum Thema Kinder. Ja, die Kinder lenken einen wirklich sehr ab. Man zwingt sich automatisch, so normal wie möglich weiterzumachen und stark zu sein. Aber im Moment weiß ich noch nicht, ob das alles so gut ist. Weil man dadurch alles noch weiter verdrängt und es so nicht verarbeitet. (Wie kann man das jemals verarbeiten?) Vielleicht ist die Ablenkung auch gut.
Was soll ich tun, wenn die Kleine (gerade mal 2 Jahre) plötzlich anfängt, ganz laut nach Papa zu rufen und zu mir sagt, ich soll mitrufen, damit er hört??? Wenn ich ihr sage, ihr Papa ist bei den Engelchen, dann sagt sie, sie will auch dorthin. Es tut mir so leid, dass sie ihren geliebten Papa nie mehr wieder sieht. Mein Sohn (9 Jahre) redet gar nicht mehr darüber. Und ich weiß nicht, was er denkt.
Naja, jetzt habe ich mir auch mal wieder was von der Seele geredet (geschrieben) und es geht mir schon besser.
Es tut mir leid, wenn ich mich einfach bei euch "reindrängle", aber vielleicht könnt ihr mich ja trotzdem verstehen. Ich verstehe eure Trauer jedenfalls sehr gut, egal ob man seine Mama oder den Partner verloren hat. Man hat einen geliebten Menschen verloren.

Viele liebe Grüße
sendet euch allen Wonni
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  #22  
Alt 04.07.2003, 20:14
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Wonni,

ich melde mich nur kurz, wollte aber unbedingt was zu deinem Beitrag schreiben.
Heute war die Trauerfeiern meiner Mutter. Nach außen hab ich vielleicht auch tapfer gewirkt, und bin selbst davon erschüttert, mit wie wenig Tränen ich davon gekommen bin, obwohl ich mir das schlimmste vorgestellt hatte.
Da erkenne ich mich in deinem Beitrag wieder, denn das ist wohl tatsächlich noch der Schock in mir und auch der Selbstschutz der Seele. Doch mir wurde heut zum ersten Mal bewußt, wie sehr meine Mama fehlt. Vielleicht bröckelt dieses Gebilde aus Fassunf, Leere und Betäubung langsam. Ich hoffe es jedenfalls, denn meine Mutter hat es verdient, dass sich schrecklich um sie weine!

Ich werde sicher bald mehr schreiben, doch ich glaube, ich brauche einige Tage, um erstmal meine Gedanken zu sammeln und für mich selber ein bißchen klarer zu werden.

Ich hoffe sehr, dass dieser Thread nicht einfach im Sande verläuft, sondern noch ein wenig bestehen wird.

Liebe Grüße an alle !

Katrin
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  #23  
Alt 05.07.2003, 17:24
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo an alle!

Wenn ich jetzt könnte würde ich Euch alle umarmen und Euch sagen, wie leid es mir für Euch tut. Ich bin dankbar, dass ich diese Seite gefunden habe und sehe, dass es dort draussen Menschen gibt, die genauso fühlen wie ich..es gab eine Zeit, da war ich ein Sonnenschein, doch vor einem halben Jahr wurde mir die Energie genommen zu strahlen...meine Ma starb im Alter von 42Jahren und mit ihr auch ein Teil von mir. Ich werde in drei Wochen 25Jahre und es wird ein sehr schlimmer Tag für mich..Sie bekam an jedem meiner Geburtstage einen schönen Blumenstrauss von mir, weil ich ihr zeigen wollte, wie dankbar ich ihr bin, dass sie mir das leben schenkte....ich habe sie zwei jahre in ihrer Krankheit begleitet, konnte immer bei ihr sein und sie bis zum Schluß "pflegen". Auch dafür bin ich sehr dankbar, auch das ich ihr den letzten Wunsch erfüllen konnt, zu Hause zu sterben, aber oft wünsche ich mir, das diese Erinnerung, die mich so sehr verfolgt, einfach aus meinen Hirn verschwindet.....
ich könnte jetzt stundenlang weiter schreiben, aber irgendwie fehlen mir die Worte...ich kann auch nicht weinen....ich denke, heute ist es das erste Mal nach vielen Monaten...

Ich danke Euch....wünsche Euch allen viel Kraft und Stärke...mein Psychotante (kann ich nur jedem empfehlen)sagte mir, dass es oft Jahre dauert, bis man mit diesem Verlust "klarkommt", um dann wieder ein normales Leben führn zu können.....

also...you never walk alone...lieben gruß, Janine
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  #24  
Alt 05.07.2003, 18:10
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo an alle hier!!!

Meine geliebte Mama ist am 07.März gestorben an Gebärmutterhalskrebs. Ich suche jemanden den es genauso geht wie mir. Tja leider geht es hier allen so wie mir. Aber ich suche jemanden mit den ich eine Brieffreundschaft aufbauen kann und einfach austauschen kann. Über Gefühle usw..

rbeer@surfeu.de


Ich wünsche euch allen von Herzen viel Kraft
Viele liebe Grüße
Michi
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  #25  
Alt 06.07.2003, 20:33
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Ihr Lieben,

ich schreibe jetzt, obwohl sich meine Gedanken immer noch nicht besonders geordnet haben. Aber ich möchte euch etwas fragen.

In meinem ersten Beitrag habt ihr ja gelesen, dass ich mich schuldig fühle, weil ich so wenig weinen muss, weil ich mich so normal fühle.

Ich habe mich auch mit meiner Schwester darüber unterhalten. Und in diesem Gespräch konnte ich es dann plötzlich auf den Punkt bringen: ich habe Angst, dass ich Mama vielleicht doch nicht so lieb hatte, wie ich mir immer eingebildet habe.

Ich wüßte gerne, ob jemand von euch denselben Gedanken hatte. Oder einen ähnlichen.
Ihr habt mir ja geschrieben, wie unterscheidlich ihr alle getrauert habt, bez. es noch tut. Und einige von euch haben auch eine ganze Zeit nicht weinen können. Aber wie habt ihr euch damit gefühlt? Habt ihr euch auch so gewundert, wie wenig ihr weinen müsst? Hattet ihr auch Schuldgefühle deswegen?

Ihr seht, das Thema lässt mich nicht so recht los. Ich hoffe, ich gehe euch damit nicht auf den Keks, aber es beschäftigt mich Tag und Nacht.

Viele liebe Grüße sendet euch

Katrin
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  #26  
Alt 07.07.2003, 04:26
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin, Du hast Deine Mutter geliebt, so unendlich geliebt, hab keine Zweifel daran!!!
Glaube den anderen und glaub mir,
es ist ein Schutzmechanismus Deines Körpers
dass Du nicht weinen kannst.

Weisst Du, ich wollte es auch nicht glauben.
Eigentlich bin ich eine totale Heulsuse und Emotion pur!
Nachdem die Diagnose bei meiner Mama feststand (das war am 20. Juni 2002) merkte ich, wie mir allein der Gedanke daran, sie würde sterben, wirklich den Boden unter meinen Füssen wegriss.
Immer, wenn ich in Gedanken auf die "Idee"
kam, sie sie könnte sterben, merkte ich einen Schwindel im Kopf, der mich ohnmächtig werden lassen wollte.
Seitdem funktioniert mein Schutzmechanismus 100%ig!
Niemals hätte ich gedacht, dass ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle haben könnte, er irgendetwas macht, was ich nicht will.
Aber es geht!!!
In Gedanken frag ich mich dann, ob ich noch normal bin.
Da sitzte ich, starre blöd durch die Gegend,
heulen hat mein Körper mir untersagt.

Katrin, Du weisst, Ihr alle wisst, diese Schmerzen sind nicht vergleichbar, dass Herz wird einem rausgerissen, so weh tut es.

Und dann will ich es rauslassen, ich will weinen, ich will schreien - wie sehr sie fehlt und dass mich dieser Schmerz wahnsinnig macht.
Und weil ich sie so liebe!!!!

Und Dein meint mein Körper, er muss stark sein. Und er lässt mich nicht schreien, erlässt mich nur da sitzen.
Er lässt mich nicht trauern, er lässt mich versteinern, Tag für Tag ein wenig mehr.

Niemals werde ich wieder die sein, die ich war mit ihr.
Meine Mama war 57, sie ist am 10. August im letzen Sommer von uns gegangen.
Ich war irgendwo auf der A1 im Stau als Sie starb, es waren Ferien und es war so paradox zwischen all den Urlaubern zu stehn und zu seiner sterbenden Mutter zu wollen.
Nach 390 km und nach sechs Stunden Fahrt in strömenden Regen (wirklich, es regnete, es goss es gewitterte, bis kurz bevor ich ankam),war ich endlich bei Ihr.
Ich hatte sie fast drei Wochen nicht gesehen, und wollte doch eigentlich am liebsten die ganze Zeit bei Ihr sein.
Ich fuhr auf den Parkplatz und als die gesamte Familie langsam aus dem Haus kam, wusste ich, da stimmt was nicht. Wieso bleibt keiner bei Ihr, hab ich gedacht, und da wusste ich es, sie war tot und ich kam wie immer, zu spät.
Seitdem regierte mein Körper und lies mich immer kleiner werden unter dem Schmerz.
Ja, es ist so, mit Ihr ist ein ein grosser Teil von mir mitgestorben und hat mir mein Herz aus der Brust gerissen.

Was war ich doch für ein glücklicher Mensch - mein Lachen ist ausgezogen,
hat alle Energie und Lebensfreude,
alles Glück und alle Zufriedenheit,
alle Ruhe und alle Lebensfreude -
ja, einfach alles, was mich ausmacht, alles, was ich bin, mitgenommen.

Ich bin eine fremde Person ohne Gefühle.
Die Worte, die ich aufzählte, hören sich an in meinen Ohren wie "grün" und "Staubsauger" und "Eimer".

Glück? Was war das nochmal?
Wie fühlte sich das nochmal an?
Bei "Eimer" kommen mehr Gefühle hoch.Und ich stelle erschreckt fest,ich kann "Glück" und "Liebe", "Ruhe" und "Zufriedenheit" nicht mehr fühlen.
Keine Gehirnwäsche - mein Kopf weiss ja Bescheid - aber eine Herz-Wäsche war es.
Und alles, was immer da war, ist gelöscht,
uns bleibt nur in Erinnerung.

Mama? Schön, dass Du meine Mama warst1
Schön dass Du Helenas und Daniels Oma warst!
Wir vermissen Dich so!
Am Schönsten aber, Mama, ist, dass wir uns
wiedersehen werden und uns dann nie wieder trennen müssen!
Bis dann, Mama



Sorry, ihr Lieben, es ist einfach endlich mal was rausgeplatzt.
Sorry wegen der Länge,
danke für´s "Zuhören"

Bis demnächst, wenn ihr mögt,
Damaris




Bis zu meinem Geburtstag am 4. Juli war ich versteinert.
Dann konnte ich endlich wieder weinen.
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  #27  
Alt 07.07.2003, 13:07
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Damaris,
deinen Worten kann man nicht mehr viel hinzu fügen...
Du hast es wirklich schön erklärt, dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen, ganz im Gegenteil...deine Erklärung trifft den Nagel auf den Kopf. Diese Leere, der Schmerz, die Trauer. Ich denke, die Gefühle sind bei uns allen sehr ähnlich mit dem Unterschied der Zeit. Bei manchen wird das sofort erlebt, bei anderen braucht es seine Zeit. Es sind dann oft Kleinigkeiten, die einen furchtbar traurig machen. Bei mir war es vor einigen Tagen ein Plastikfeuerzeug. Meine Ma hat immer geraucht und ich tue es leider immer noch. Beim Räumen ihres Zimmer im Krankenhaus hatte ich mir dieses Feuerzeug eingesteckt und seit dem immer benutzt. Am Samstag war es dann leer....ich in dem Moment auch.
Es sind dann wirklich die Kleinigkeiten....
Die Trauer sucht sich ihren Weg!

An alle liebe Grüße
Tanja
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  #28  
Alt 07.07.2003, 13:28
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo an alle,

liebe Katrin, ich finde , dass es die Antwort von Damaris ganz genau trifft. Mein Papa ist im Alter von 50 Jahren am 18. Januar gestorben. Bei mir war es genauso, wie bei Damaris, seit der Diagnosestellung (Juli 2002) schwirrte mir nur noch der Gedanke Krebs und Angst vor dem Schlimmsten durch den Kopf. Obwohl ich im Hinterkopf eventuell wusste, dass Papa die Krankheit nicht überstehen könnte, hab ich den Gedanken ans Sterben nie an mich rangelassen. Immer, wenn der kleinste Anflug an Gedanken kam, dann hab ich sie verdrängt und mich an Strohhalme geklammert. Nicht nur, dass der Gedanke an den Verlust so unerträglich weh getan hat, ich glaube, ich hatte auch immer ein schlechtes Gewissen, an so etwas zu denken. Es war für mich, als ob ich ihn aufgegeben hätte. Trotzdem wir alle ein halbes Jahr von der Krankheit wussten und auch sahen, dass Papas Zustand sich verschlechterte, kam für mich der Tod ganz unerwartet. Und dann kam das große Loch... Ich glaube, in diesen Momenten und gerade auch in dem Moment, in dem man es erfährt, ist der Kopf leer und voll zugleich. Ich hab einfach nichts gedacht, außer, dass das nicht wahr sein kann, dass ich jeden Augenblick aufwache. Die nächsten Wochen habe ich nur funktioniert. Genau das war vorher auch für mich unvorstellbar. In Zeiten, wo das alles noch ganz weit weg war, da hab ich immer gedacht, man könnte danach nicht weiterleben. Ich dachte, alles hört auf. Bei mir war das immer wie eine Klippe, ich kann genau bis dahin schauen, und dann sehe ich nichts mehr. Das Schlimmste, was ich in den ersten Wochen akzeptieren musste, war, dass die Welt sich weiterdreht. Das man plötzlich zum Bestatter laufen kann und einen Sarg aussucht, Todesanzeigen verfasst, Blumen bestellt, Sachen aussortiert etc. Das alles war unfassbar für mich. Manchmal hätte ich alle anschreien können, dass sie verdammt noch mal aufhören sollen, sich um ihr „normales“ Leben zu kümmern. Schlimm wurde dann auch, wieder auf die Arbeit zu gehen. Zu merken, dass man den ganzen Tag arbeiten kann und sich auf andere Sachen konzentriert. Sobald ich in der Tiefgarage im Auto saß, war es dann wieder da. Der Gedanke, mit dem ich früh aufgewacht und abends eingeschlafen bin. Auch ich hab mich so oft gefragt, ob das normal ist, ob ich nicht 24h weinen müsste, ob ich nicht im Bett liegen bleiben und nie mehr aufstehen müsste. Ich denke, es gibt darauf keine wirkliche Antwort. Ich glaube wie Damaris, dass das der eigene Körper für einen regelt. Er funktioniert weiter, lässt uns rational handeln und schützt uns davor durchzudrehen. Langsam vermute ich aber, dass unser Körper diese Kraft nur eine gewisse Zeit durchhält. Ich merke das bei mir, dass ich oft müde und ständig erkältet bin und manchmal bei irgendwelchen Kleinigkeiten „durchdrehe“. Ich weiß nicht, wie man so etwas verarbeiten kann, und ich weiß auch nicht, ob es jemals wieder aufhört. Ich bin aber mittlerweile auch aus eigener Erfahrung der Meinung, dass die Anzahl der Tränen eben nicht den Umfang der Trauer beschreibt.

Liebe Katrin, auch ich hab mich schon manchmal Vorwürfe gemacht, weil ich mich Tage nicht in einem „typischen“ Trauerzustand befand. Manchmal kann ich an Papa denken, und lache über seine Witze oder ich freue mich, mit ihm die ganzen Sachen erlebt zu haben. Dann erschreck ich mich manchmal und rufe mich in die Realität zurück. Auch ich stell mir dann manchmal die Frage, ob ich Papa doch nicht so doll lieb gehabt habe, wenn ich scheinbar so stark mit der Situation umgehen kann. Aber ich weiß, wie sehr ich ihn vermisse, wie sehr er mir fehlt, wie viel ich dafür geben würde, nur ab und an seine Stimme zu hören, in den Arm genommen zu werden. Ich glaube, gerade diese Versteinerung, dieses innerliche Verdrängen, die Angst überhaupt darüber nachzudenken, zeigt, wie sehr du deine Mama geliebt hast, und wie schwer das alles für dich ist. Dein Körper schützt dich davor, völlig zusammenzubrechen. Es ist alles noch so unbegreiflich und so frisch. Lass dir Zeit damit, dass alles zu verarbeiten, und lass deinen Körper es auf deine Art und Weise verarbeiten. Du weißt doch für dich, wie lieb du deine Mum gehabt hast. Was mir in der ganzen Zeit klar geworden ist, ist, dass es sch...egal ist, was andere denken, du ganz allein (natürlich mit Hilfe von anderen) musst da durch. Wenn ich früher z.B. Menschen lachen sehen habe oder im Kino oder sonst was, und dann hinterher erfuhr, dass Vater oder Mutter erst vor kurzem gestorben wären, dann hätte ich wohl auch gedacht, oh, und da kann sie schon wieder lachen oder rausgehen!? Damals wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, dass das Leben weitergeht. Heute weiß ich, dass es anders ist. Egal was ich tue, egal wie lang ich abgelenkt bin, immer wieder kommen traurige Gedanken. Manchmal ganz plötzlich, du isst ein Eis und im nächsten Moment bist du traurig und könntest dich verkriechen. Bei mir ist es jetzt fast ein halbes Jahr her, und es ist mein „Tagesinhalt“. (Ich weiß nicht, ob das alles so nachvollziehbar ist, wahrscheinlich ist alles etwas konfus). Momentan helfe ich mir ein wenig mit Verdrängen, sobald schlimme Bilder hochkommen, denke ich an schöne Zeiten mit meinem Papa. Manchmal sage ich ihm dann auch laut vor mich hin, wie sehr ich ihn vermisse. Ich glaube, je schöner die Zeit mit Mama oder Papa war, desto mehr hat man hinterher auch davon (eigentlich abstrus, denn umso mehr vermisst man sie ja auch) Trotzdem hilft es mir manchmal zu wissen, was wir für eine schöne Zeit mit einander hatten.

Oh je, jetzt hab ich so viel geschrieben. Ich glaube, gerade das hat mir in den vergangenen Monaten auch viel geholfen. Man ist mit seinen Gedanken nicht alleine...

Liebe Grüße an Alle
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  #29  
Alt 07.07.2003, 13:53
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Namensvetterin!
Würde es Dir etwas ausmachen, wenn Du bei deinen zukünftigen Postings vielleicht eine 1 oder sowas hinter Deinen Namen setzen würdest? Ich schreibe schon recht lange und auch sehr häufig im Forum und so wäre es doch besser, um Verwechslungen zu vermeiden.
Danke schon mal im voraus...alles Gute für Dich und Deine Lieben, Michi
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  #30  
Alt 07.07.2003, 15:05
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin,
ich hoffe, dieses kommt richtig an, ich weiß nicht wirklich, wie ich ausdrücken soll, was ich sagen möchte, aber ich möchte es trotzdem versuchen.

Weißt du, ich glaube nicht, dass man daran, wie mies man sich fühlt, die "Tiefe" der Trauer messen kann - oder wie sehr man einen Menschen geliebt hat!!!

Siehst du, als mein Papa vor nun schon fast 2 Monaten gestorben ist, brachen die Tränen gleich über mir zusammen und ich hatte auch schon während seiner Krankheit einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen (ich leide seit Jahren an klinischen Depressionen, seine Krankheit hatte mich wieder in eine schwere depressive Phase geworfen).
Seit etwa einem Monat wird es nun besser und ich fange ganz langsam an, mich zu erholen, auch wenn ich noch viel an ihn denke und oft ungewöhnlich emotional bin. Ich denke auch manchmal, das ist zu schnell, aber ich versuche, diese Gedanken mit allen Mitteln zu bekämpfen.

Aber der Tod meines Vaters hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Ich stelle auf einmal fest, dass ich eigentlich nicht annähernd so "tief" getrauert habe, als meine Mutti vor 25 Jahren gestorben war (ich war 15) - ich hatte es "gut weggesteckt", habe kaum geweint und den "normalen Alltag" eigentlich sehr schnell wieder aufgenommen.
Dabei habe ich meine Mutter so viel mehr geliebt als meinen Vater, was nicht heißen soll, ich habe ihn nicht geliebt, sondern nur, ich habe sie mehr geliebt und sie fehlt mir auch heute noch manchmal.

Was ich fühle? Ich fühle, dass der Verlust meines Vaters mich viel mehr getroffen hat, weil ich heute gefühlsmäßig nicht mehr so stark und widerstandsfähig bin, wie ich es damals bei Mutti war. Manche mögen denken "na ja, sie war ja erst 15", aber ich glaube nicht, dass das der Grund ist. Ich war damals reif genug um die 2jährige Krankheit (nicht Krebs aber auch sehr schlimm) meiner Mutter mit anzusehen und zu verstehen, dass sie keine Lebensqualität mehr gehabt hätte, wenn sie die letzte in einer ganzen Serie von Hirnblutungen völlig gelähmt überlebt hätte. Auch mein Vater hätte jetzt durch den Krebs keine Lebensqualität mehr gehabt, somit waren die Situationen ähnlich und doch fühle ich mich soviel schlechter als damals. (Mein Arzt hatte mich übrigens gleich nach Papas Tod "gewarnt", dass irgendwann auch eine Erleichterung kommen wird, mir nicht mehr Sorgen um Papa machen zu müssen - und er hat mir gleich dazu gesagt, dass ich mir nicht erlauben darf, mich deshalb schuldig zu fühlen, wenn es soweit ist und daran versuche ich, mich zu halten)

Liebe Katrin, versuche zu akzeptieren was immer du fühlst! Du trauerst sehr um deine Mutter, du hast sie sehr geliebt!!! Das sieht man schon alleine daran, dass du so schockiert darüber bist, dass du dich nicht so schlecht fühlst, wie du erwartet hast. Ob es bei dir verspätet kommt, weiß auch keiner - oft ist es so, aber nicht bei jedem! Vielleicht hast du schon während ihrer Krankheit so viel getrauert, dass du jetzt loslassen kannst - ich denke, dass es bei mir bei meiner Mutter so war und auch jetzt bei meinem Vater wieder so ist.

Diese Schuldgefüle solltest du bekämpfen, sie machen dich sonst noch krank und damit wäre keinem geholfen.
Deine Mutter wusste, wie sehr du sie geliebt hast - und jetzt ist es an dir, dich selber davon zu überzeugen. Wäre das nicht auch im Sinne deiner Mutter? Würde sie wollen, dass du dich krank machst?

Vielleicht hilft dir der Spruch, den wir auf Papas Todesanzeige hatten:

Weinet nicht, ich hab's überwunden,
bin erlöst von meiner Qual.
Doch lasst mich in stillen Stunden
bei euch sein so manches Mal.

Ich denke, dass Papa genauso gedacht hätte, und ich denke auch, dass die meisten unserer Lieben es so sehen würden, wenn wir sie fragen könnten!

Ich drücke dich und denke an dich!
Liebe Grüße,
Astrid
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