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Alt 09.04.2003, 22:16
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Standard Würdiger Abschied

Hallo zusammen! Es ist jetzt drei Wochen her,dass ich im Chemotherapieteil des Forums nach Gegenmitteln für das Kribbeln nach Oxaliplatin fragte, das meinen Mann (51) so wahnsinnig machte - und jetzt sitze ich hier, hin und her gerissen zwischen Trauer, Akzeptanz und Wut: Morgen ist seine Beerdigung. Er wurde in den letzten Wochen immer weniger, konnte zum Schluß kaum noch etwas essen, ohne fürchterliche stundenlange Bauchkrämpfe oder Erbrechen zu bekommen. Die Ärzte sagten uns, das wären Auswirkungen der im Moment laufenden Bestrahlungen - das möchte man ja auch so gerne glauben und nicht, dass es schon wieder ein weiteres Stadium ist!
Vorige Woche ging es ihm garnicht gut, aber er hat noch eine unheimliche Kraft an den Tag gelegt, um sich unbemerkt noch mal von allen zu verabschieden. Er fuhr unter einem Vorwand zu seinen Eltern, ging sogar noch kegeln, stieg mühsam die Treppe runter, um meiner besten Freundin die Hand zu geben und alles solche Aktionen. Mittwoch ist er zur Arbeit gefahren (ich habe ihm gesagt, dass er verrückt sei). Aber es ging ihm so schlecht, dass sein Chef ihn Mittags nach Hause fahren mußte. Donnerstag und Freitag lag er dann zu Hause und konnte nichts mehr bei sich behalten. Ich war dauernd auf dem Sprung, den Notarzt zu rufen, aber irgendwie ging es immer wieder. Nachmittags kam immer unser Hausarzt, der Freitag noch meinte:"Na, heute gefallen Sie mir aber besser!" Er hat uns Vomex-Ampullen gegen die Übelkeit dagelassen, die ich meinem Mann dann regelmäßig spritzte und Kochsalzinfusionen gegen das Austrocknen. Am späten Freitagabend habe ich meinen Mann überreden können, eine Baldriantablette zum Einschlafen zu nehmen und habe noch bis 22 Uhr angezogen neben ihm auf dem Bett gelegen. Als ich merkte, dass er ruhiger wurde (die Tablette schien zu wirken), habe ich ihm einen Gutenachtkuß gegeben, unseren Teddy Herbert zum Aufpassen neben ihn gesetzt. Mein Mann meinte, ich sollte ruhig runter ins Wohnzimmer gehen, noch was fernsehen. Ich habe mich dann aber nur auf die Couch gelegt, und nachdem sich keine neuen Brechattacken ankündigten, bin ich beruhigt eingeschlafen. Geben 1 Uhr in der Nacht wurde ich wach und wollte in mein Bett. Da lag mein Mann in seiner Schlafhaltung, genauso wie ich ihn verlassen hatte, nur aufgedeckt, mit offenen Augen und Mund und schon so kalt, dass ich sofort wußte: Er hats geschafft! Ich habe mich dann erst mal neben ihn gelegt und dann nach 10 Minuten die 112 angerufen. Die Sanis und Ärzte waren alle sehr nett und mitfühlend, aber konnten natürlich nichts mehr tun. Ich habe dann unseren Sohn angerufen und das Bestattungs-institut, das ich bat,uns noch eine Stunde Zeit zu lassen. Diese Zeit haben mein Sohn und ich intensiv genutzt, um uns zu verabschieden. Es war okay, alles auf dem Weg.....
Ich habe das alles nicht nur geschrieben, um mir alles von der Seele zu reden, sondern vielleicht hilft es auch dem einen oder anderen Angehörigen/Hinterbliebenen. Ich weiß, dass mein Mann es ganz genau so gewollt hat. Er wollte nicht an irgendwelchen Schläuchen oder auf dem OP-Tisch krepieren, allein. Ich kann übrigens ALLEN nur empfehlen, so wie wir, eine PATIENTENVERFÜGUNG zu machen. Wir haben für eine notariell beglaubigte (vor 2 Wochen, er hat es gewußt!) 31,- Euro bezahlt.
Ich möchte mich jetzt erstmal von Euch verabschieden und denkt immer daran : Wir alle sind Engel mit nur einem Flügel, um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen!
Ich drücke Euch und und wünsche Euch allen alles Gute und viel Kraft!

Elke
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