Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 08.02.2008, 21:54
Urmele Urmele ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.02.2008
Beiträge: 17
Unglücklich Meine liebe Freundin

Hallo, ich möchte hier gerne auch mal um Rat bitten. Dazu gibt es eine lange, lange Vorgeschichte.
Es geht um meine liebste Freundin.
Vor fast 4 Jahren wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert, und es wurde ihr ein etwa 3 cm großer Tumor samt der linken Brust entfernt, diese aber sofort wieder aufgebaut mit Hautlappen von Bauch und Rücken.
Sie verweigerte damals sämtliche Nachbehandlungen und machte weder Chemotherapie noch Bestrahlungen. Sie stellte ihre Ernährung massiv um, aß kein Fleisch, kein Weißmehl, kein Zucker, dafür viel Rohkost. Mit der Zeit aber ließ die Disziplin nach, auf jeden Fall bekam sie Metastasen am Brustbein, an Knochen/Wirbelsäule, letztes Jahr dann in der Lunge und ich weiß nicht so genau, wo der Krebs noch überall sitzt.
Sie machte dann letzten Januar doch Bestrahlungen, ging zur Kur woman sie nach 2 Wochen wieder nach Hause schickte, da sie sich nicht weiter ärztlich behandeln ließ und eine anschließende Chemo verweigerte und machte dann aber doch im Sommer und Herbst zwei verschiedene Chemos, die nicht anschlugen. Es gab heftige Diskussionen mit Ärzten und innerhalb ihrer Familie, weil sie sich nicht nach den Regeln der Schulmedizin behandeln ließ. Ich konnte es auch nicht verstehen, aber ich habe es so akzeptiert. Sie hatte Angst mit Chemotherapien kein lebenswertes Leben mehr führen zu können und vor allen Dingen, ihren Söhnen nicht richtig gerecht werden zu können. Sie arbeitete ja auch bis zum Frühjahr 2007.
Das Jahr vor der Erkrankung hatte sie sich von ihrem Mann getrennt, der sie betrogen hatte und ihm gab sie auch irgendwie die Schuld an dieser Erkrankung bzw. sie meinte immer, Krebs wäre eine „selbstgemachte“ Erkrankung und deshalb stünde es auch nur in ihrer Macht diese zu besiegen.
Sie hat alles mit Fassung ertragen, lebte nach außen hin weiter ihr fröhliches, geselliges Leben und hat jahrelang an Selbstheilung und Heilpraktiker geglaubt. Die Schulmedizin hat sie ziemlich verteufelt und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie verschiedene Termine entweder lange hinausgezögert hat oder einfach „vergessen“, damit sie nicht hören musste, was sie nicht hören wollte.
Man hat es lange nicht gemerkt, dass sie schwächer wurde, wir saßen den Sommer über stundenlang im Garten haben über Gott und die Welt philosophiert, aber Gespräche über ihre Krankheit hat sie immer vermieden.
Auf jeden Fall scheint es ihr nun wirklich sehr schlecht zu gehen. Vor einigen Wochen wurde ihre linke Lunge verklebt und die linke Brust wurde erneut abgenommen. Seither leidet sie unter Atemnot und hat nun ein tragbares Sauerstoffgerät und eine Station zuhause - und hofft, dass das mit dem Atmen bald besser wird. Das hätte man ihr ja gesagt - sonst hätte sie sich diese Op ja sparen können.
Ich habe eigentlich nur durch Zufall mitbekommen, dass sie anscheinend schon seit einiger Zeit Morphine bekommt/nimmt.
Ich erfahre von ihr immer nur so Stück für Stück, dass sie wieder irgendwo was gefunden haben, die Ärzte. Erst als ich sie im Sommer direkt mal darauf ansprach, z.B. woher denn das Wasser käme, das sie in der Lunge hat, rückte sie ein bisschen damit raus, ,,ach, hab ich dir das nicht gesagt, dass was in der Lunge ist…ich: Nein, was ist da? Na. Metastasen. Ich: nein, hast nichts davon gesagt….naja, und so erfahre ich nur ein wenig von ihr.
Ich möchte ihr so gerne helfen, beistehen – was kann ich denn tun?
Vorgestern hatte sie so starke Schmerzen in der Hüfte, dass sie nicht aufstehen konnte, dass nicht einmal das Morphium half. Das gab es noch nie.
Am nächsten Tag ging es wieder. Wovon kommen diese Schmerzen? Auch Knochenmetastasen?
Sie spricht nicht viel über ihre Krankheit, das ist sehr problematisch. Eigentlich weiß ich gar nicht wie es um sie steht. Ich sehe nur, dass sie das ist, was man glaube ich, „austherapiert“ nennt und dass es nur noch um palliative Unterstützung geht. Sie hat mit einem Arzt schon über eine Patientenverfügung gesprochen und über die Möglichkeit einer stationären Palliativbetreuung. Sie ist alleinerziehend und hat zwei Söhne, knapp 18 und 16.
Sie bittet auch nicht um Hilfe. Ich habe ihr schon so oft angeboten, Dinge für sie zu erledigen. Aber sie meldet sich nicht. Ich will ja auch nicht so aufdringlich sein – ich weiß ja nicht, wie man in so einer Situation richtig handelt. Sie war immer so ein positiver Mensch, kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, dass sie todkrank ist, aber sie hat ihre Krankheit immer verdrängt und nun geht das nicht mehr, noch viel schlimmer, ich befürchte, dass uns gar nicht mehr soviel Zeit bleibt.
In welcher Zeitspanne muss man denn denken, wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist. Ich habe keine Ahnung….1 Jahr? ½ Jahr? Monate? Ein paar Wochen?
Wie werde ich es merken?
Wird sie irgendwann mit mir über ihre Sorgen und Ängste sprechen?
Zumindest hat sie einen großen Schritt gemacht, indem sie mit ihrem Hausarzt gesprochen hat und ihn um die Erklärung ihrer Befunde gebeten hat. Im Krankenhaus, als sie operiert wurde, hat man ihr das verweigert, was wir ungeheuerlich fanden.
Auf jeden Fall, nachdem sie mit dem Hausarzt gesprochen hatte, ging wohl schon eine Wandlung mit ihr vor. Die fröhliche Fassade ist gebröckelt und nun verschwunden. Sie macht sich nun zumindest spürbar Gedanken über das kommende Ende und das Sterben, bzw. der Arzt hat sie einfach „wachgerüttelt“ und Dinge ausgesprochen, was sonst immer vermieden wurde aus Selbstschutz.
Im Moment ist sie halt sehr abweisend, fast ein wenig mürrisch und verschlossen.
Wie verhalte ich mich denn am besten, womit helfe ich ihr am meisten?
Es ist so schwer….

Vielen Dank fürs Zuhören und Ratschläge.
Irmi
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:03 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55