Lage hat sich zusammen gespitzt

[lea2000]

Meine Mama und meine Tante sind beide an Lungenkrebs erkrankt,und beide betreue und pflege ich sie bei meinen Eltern.Seit der agressiven Chemo meiner Mam spitzt sich die Lage allerdings sehr zusammen.Jedes Wort muss drei mal überlegt sein,das es bei ihnen so ankommt,wie man es sagt.Alles muss sofort erledigt werden sonst bricht die Wut bei Ihnen aus.Ich komme eigentlich relativ gut damit zurecht.Allerdings,spiele ich nur noch an irgendeiner Seite den Schlichter,weil es sehr schnell alles hoch gespielt wird.So war es auch das ich mir sagen lies,das mein Cousan meine Tante zu sich nach Hause holen wollte,weil meine mama ihm gesagt hatte er würde sich um sie nicht mehr kümmern und ich hätte mich geweigert,sie weiterhin zu pflegen.Also rief ich meinen Cousan an und bat ihn um ein klärendes Gespräch.Gott sei Dank!!!!
Wir haben es geschafft in drei intensiven Stunden alle Missverständnisse alle tabulosen Themen und unsere Ansichten voneinander zu klären und uns darauf zu einigen gegenseitig zu unterrichten was es neues gibt und was wir tun können.
Also sehr gut gelaufen.
Das ist aber nur ein Thema,was schwierig war.Ich weiss nicht wie oft ich so eine Situation noch retten kann.
Klar weiss ich das es auch mit der Krankheit zusammen hängt,das die Angst bei beiden eine sehr grosse Rolle spielt.
Nur ich glaube das es im Umfeld von mir wenig Leute gibt,die das so sehen und nicht mal eine Faust in der Tasche machen können.
Wie soll ich dennen nur klar machen,warum das so ist,das man in dem Moment nicht direckt zurück plärren darf,sondern auch mal an die denken muss die da vor einem ist?
War von euch schon mal einer in so einer Situation?Ich würde mich freuen wenn mir jemand darauf antworten würde.
Gruss Lea

[Ute Brockel]

Hallo Lea !!!

Du das ist aber fast normal ,aber weißt ja wie ich darüber denke!!
Deine
ute

[Frederik]

Liebe Lea,
eigentlich bin ich schon fast weg (im Urlaub) aber doch noch über deinen Beitrag gestolpert. Das Thema, was Du hier ansprichst, ist ein sehr schwieriges. Deine Situationen erleben wohl viele Angehörige (wie ich). Man muss fast jedes Wort auf die „Goldwaage“ legen, da Krebspatienten aufgrund ihrer großen psychischen Belastung, was ja auch verständlich ist, anders als in „normalen“ Situationen reagieren. Die extreme nervliche Anspannung kann oft dazu führen, dass übliche Verhaltensweisen nicht mehr so steuerbar sind im unbelasteten Zustand.

Ein vermeintlich gut gemeinter Ausspruch des Angehörigen (für „Normalsituationen“) kommt auf der anderen Seite völlig anders an und kann zu erheblichen Missstimmungen führen. Auch ich erlebe das immer wieder.

Nun kann ich anderen schlecht einen Rat geben, wie sie sich verhalten sollten, deshalb möchte ich erläutern, wie ich versuche das Problem zu lösen: Erst mal versuche ich, unter dem Eindruck der besonderen Situation, das Kontra nicht auf mich persönlich zu beziehen. Ich denke, der Kranke „rebelliert“ gegen die Situation, auch wenn er mich direkt anspricht. Dann versuche ich ein wenig Ruhe in diese Situation zu bekommen, z.B. dadurch, dass ich nicht direkt darauf reagiere. Wenn die angespannte Situation sich etwas entspannt hat (das können Minuten, Stunden oder auch mal ein Tag sein) versuche ich über das Geschehene zu sprechen (ohne Vorwürfe) und mit dem Kranken eine Lösung zu suchen. Man muss ihm deutliche machen, welche Motivation hinter der eigenen Handlungsweise steckt und wie das Ganze gemeint war. Manchmal kann der Kranke dann auch ganz nachvollziehbar erläutern, wie er das alles verstanden hat und mir damit zeigen, welchen Fehler ich gemacht habe. So kann man gemeinsam Pläne schmieden, wie solche Situationen vermieden bzw. gemindert werden können.

Wie gesagt, für den gemeinsamen Austausch muss es wieder etwas ruhiger sein. Ein Lösungsversuch in einer eskalierenden Situation bringt nach meinen Erfahrungen keinen großen Erfolg.

Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig helfen konnte. Bis nach meinem Urlaub...

Liebe Grüße
Frederik

[viv]

Liebe Lea,
Ich bewundere dich sehr für deine Kraft und die Liebe , die du deiner Mutter und deiner Tante schenkst. Das ist nicht selbstverständlich.
Ich hab es auch erlebt dass der Kranke sehr sensibel und agressiv werden kann. Du kannst doch nicht noch mehr machen.
Ich hoffe es gelingt dir, irgendwie manchmal etwas abzuschalten, wie auch immer.
Wie gerne würde ich dir helfen.
So kann ich nur sagen, versuche ein bisschen Abstand zu kriegen ( ich weiss auch nicht wie das gehen soll ), und sei dir bewusst dass du ein ganz toller Mensch bist.
Ganz liebe Grüsse
viv

[lea2000]

Liebe Ute,Frederik und viv

Ich danke euch von Herzen für eure Ratschläge und warmen Worten .
Meine Mama und Tante sind seit Sonntag getrennt in Urlaub gefahren.Einerseits freu ich mich,das sie selbst mal was anderes sehen und nicht nur an ihre Krankheit denken,andererseits habe ich natürlich grosse Angst,da meine Mama im Allgäu ca.6 Stunden von mir entfernt ist und ich nicht da sein kann,wenn irgendwas passieren würde.
Ich habe aber immer Kontakt mit Beiden und weiss das es Ihnen relativ gut geht.
Diese Woche Abstand,tut nicht nur den Beiden von einander gut,sondern auch ich komme im Moment ein wenig zur Ruhe.
Ich bin auch wenn es sich egoistisch anhören sollte wirklich froh ein paar Tage nicht die Verantwortung tragen zu müssen.
Klar ist aber auch,das wenn Beide wieder da sind ich jeder Zeit verfügbar für sie bin und alles tun werde damit es ihnen gut geht.
Ich hoffe allerdings,das diese Woche wo Beide Abstand bekommen haben,nicht direkt alles wieder zusammen spitzt und sie vielleicht von der gewonnenen Kraft ein wenig behalten.
Ich freue mich wieder von allen zu lesen und wünsch euch alles Gute und viel Kraft für euch
Liebe Grüsse Lea
P.S.Ute
Wir bleiben ja in Kontakt,drück dich!Gruss Lea

[blinky44]

Liebe Lea
Wie du sicherlich noch weist bin ich eine Betroffene (BK)Ich bin auch oft agressiv und ungerecht,manches is mir auch zuviel,es is wirklich schwierig für Angehörige(meine Mutter,Freundin,Tochter) entschuldige mich aber hinterher immer,das so ein Verhalten von der Chemo kommt da die Psyche mir sehr oft einen Streich spielt. Mittlerweile wissen meine Leutchen damit umzugehen.
Haltet die Ohren steif
knuddlige Grüße Uta

[lea2000]

Hallo Uta
Danke für deine Antwort.Klar weiss ich das es durch die Chemo und die Angst wie es weiter gehen soll diese Agressive Stimmung kommen kann.Mittlerweile kann ich einigermassen damit umgehen.
Allerdings,ist es manchmal auch sehr schwierig immer den Schlichter für andere zu spielen.
Jetzt habe ich aber erst mal Pause und kann mich ein wenig mehr um meinen Mann und Kinder kümmern,bis meine Tante und Mama aus dem Urlaub wieder da sind.Hoffe,das dieser Abstand voneinander ihnen gut tut und die neue Kraft sich nicht wieder in gegenseitiges Missempfinden stürtzt.
Müssen auch erst mal abwarten,ob meine Eltern heil aus Garmich wieder raus kommen.Meine Mama sagte zwar das sie nicht so schlimm vom Hochwasser getroffen wurden,aber mit dem rausfahren wäre es dort auch nicht so einfach.
Ich wünsche dir noch einen schönen Tag,bis dann freu mich wenn wir wieder voneinander lesen,gruss Bianca