Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 11.09.2005, 22:54
Nurdan Nurdan ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 5
Standard Angst

Hallo!
Meine Tochter hat Eierstockkrebs im Endstadium. Ich habe schon im Forum dort geschrieben. Aber nicht nur sie ist krank, wir alle Angehörige irgendwie auch.
Warum schreibe ich zu sehr später Uhrzeit?
Eigentlich wollte ich schlafen gehen, aber ich kann nicht, ich habe Angst.
Ich habe Angst, dass meine Tochter stirbt, wenn ich schlafe.
Es ist wirklich sehr schlimm mit ihr. Sie hat sehr viel Krebs und bekommt immer noch mehr. Ihr Körper ist stark geschwollen. Krebs wächst aus ihrer Haut heraus. Sie kann nicht mehr essen, ihr Darm ist zerstört. Ihr Leber arbeitet auch fast nicht mehr. Ich Blase ich auch fast voll. Ihre Nieren funktionieren kaum noch. Ihr Lunge ist auch fast voll.
Meine Tochter sagter, sie will nicht mehr. Sie kann nichts mehr machen.
Ich habe immer Angst, wenn ich sie verlasse. Aber ich kann nicht immer neben ihr stehen bleiben. Einer bleibt immer wach, er kann wenn es Probleme gibt, uns andere Bescheid sagen.
Ich schäme mich, das nächste zu sagen.
Ich wünsche manchmal, dass sie jetzt erlöst wird, und ich dann endlich wieder schlafen kann.
Hat einer etwas ähnliches erlebt? Was war mich Euch, wenn jemand an Krebs stirbt?
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 11.09.2005, 23:40
Briele Briele ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 227
Standard AW: Angst

Liebe Nurdan,

ich fürchte mir fehlen die Worte, was Du schreibst ist schlimm, es tut mir im Herzen weh, dass Deine Tochter, Du, Deine Familie, dass Ihr so Schweres durchstehen müsst. Ich weiß nicht wie ich Dich trösten kann, aber ich schreibe Dir, weil ich weiß, dass es schon ein ganz kleiner Trost ist, wenn ein anderer, irgendwo draußen in der Welt sagt, hallo, ich bin da, ich habe dich gehört, ich denke an dich.

Liebe Nurdan, ich denke es gibt keinen Angehörigen, der angesichts von Schmerzen, Leid, Aussichtslosigkeit nicht denkt, ach, wenn es doch eine Erlösung gäbe, ein Ende des Elends.

Erst fleht, betet, wünscht man, dass alles wieder gut wird, dann, dass es wenigstens so bleibt, und zum Schluß fleht man wieder, dieses Mal um eine gute Todesstunde.

Ich habe keine Kinder, ich war selbst ein relativ altes Kind als meine Eltern starben. Ich hatte eine innige Beziehung zu ihnen. Ich liebe sie sehr. Ich vermisse sie.

Aber ein Kind zu verlieren stelle ich mir als das Traurigste vor.

Die Angst, von der du sprichst, kenne ich. Ich habe mir immer gewünscht dabei zu sein, wenn meine Eltern sterben. Ich habe mich einerseits davor gefürchtet, aber noch mehr Angst hatte ich eben nicht dabei sein zu können. Dann wurde mir klar, dass ich darauf nur hoffen kann, denn es ist eben nicht möglich, dass ich 24 Stunden durchgehend an ihrer Seite bin. Das geht nicht, das kann kein Mensch. Ich habe viele Berichte gelesen von Menschen, die immer, immer da waren, dann gingen sie unter die Dusche, aufs Klo, kurz auf den Balkon und in dieser Zeit starb der Mensch.

Ich habe mir dann gedacht, es geht um die Bereitschaft, um den Wunsch und den Willen dabei zu sein. Wenn es sich dann ausgeht ist es gut, wenn nicht, dann mache ich mir keine Vorwürfe, es kommt wie es kommt.

Manchmal stört es mich ein wenig wenn ich von Angehörigen lese sie haben es gut und richtig gemacht, sie wären dabei gewesen als der liebe Mensch starb. Da meinen dann die anderen sie hätten es nicht so gut gemacht. Es gehört auch ein bisschen Glück dazu.

Es gibt keinen Grund sich zu schämen, Nurdan, zu denken was Du denkst. Wenn da jemand etwas anderes sagt, dann soll er erst einmal nur eine Woche da sein für einen Kranken. Wirklich da sein, alles machen, inklusive Nachtwachen.

Ich hab das einmal 48 Stunden nonstop gemacht. Danach kam ich am Zahnfleisch daher, dachte ich kippe um.

Habt Ihr Hilfe? Von der Hospizbewegung? Die machen auch Nachtwachen.

Ich zünde jetzt einmal eine Kerze an für Euch.
Liebe Grüße
Briele
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 12.09.2005, 08:49
Sabine123 Sabine123 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 15
Standard AW: Angst

Liebe Nurdan!
Auch ich kann nicht helfen, aber möchte Dir sagen, dass ich in Gedanken bei Deiner Tochter, Dir und Deiner Familie bin.
Es tut mir von Herzen leid, dass Deine Tochter so leiden muss. Deine Gedankengänge werden sicher von jedem hier verstanden!
Fühl` Dich umarmt.
Lieben Gruß
Sabine
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 12.09.2005, 09:55
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 155
Standard AW: Angst

Hallo Nurdan,

versuch Dir selbst diese Gedanken zu verzeihen, jetzt und vor allem auch später......

Ich denke (fast) jeder der in einer ähnlichen Situation war hat solche Gedanken gehabt. Ich auch, als mein Vater im Sterben lag. Es hört sich ganz furchtbar an aber irgendwann wollte ich auch nur noch dass es vorbei ist. Irgendwann ist da eine Grenze des erträglichen erreicht und überschritten. Da es sich um dein Kind handelt, ist es noch umso verständlicher. Es ist bestimmt das Schlimmste was einem im Leben passieren kann, und Du steckst da mitten drin in diesem Alptraum. Sei gnädig mit Dir selbst, solche und schlimmere Gedanken kennen wir denke ich alle..... und kein Gedanke ist so schlimm wie das was da passiert.

Wünsche Euch ganz viel Kraft.

Kerstin
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 12.09.2005, 10:55
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard AW: Angst

Liebe Nurdan!

Ich werde auch versuchen dir ein paar Worte zu schreiben, auch wenn ich weis das es vielleicht nur ein kleiner trost ist! Ausserdem kann ich dir nur von meinen Erfahrungen berichten!

Meine Mama ist vor knapp 6 Wochen gestorben, wir hatten 2 Jahre Kampf gegen die Krankheit hinter uns! Es war eine sehr schwere Zeit! Am Ende des Weges von Mama, lag sie auf einer Intensivstation im Tiefschlaf, dort signalisierte ich hier immer wieder das ich sie loslassen kann, ich hab ihr das ins ohr geflüstert! Ich weis diese Worte sind nicht leicht und schon gar nicht für eine Mutter die ihr Kind über alles liebt!

Nun ist das schon einige Zeit her, es ist noch immer sehr schwer für mich, aber ein trost für mich ist doch das meine Mutter keine Schmerzen mehr hat!

Ausserdem ist Briele hier zu dir gekommen, sie war und ist noch immer eine sehr grosse Stütze für mich!

Ich wünsche euch allen viel Kraft!
Mario
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 12.09.2005, 17:54
Gaby44 Gaby44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.08.2005
Beiträge: 308
Beitrag AW: Angst

Hallo Nurdan
Es tut mir soooo weh, dich (euch ) so leiden zu sehen.Für Angehörige ist es die Hölle pur,denn man steht nur da und kann einfach nichts tun und man will helfen und kann nicht.Seih einfach da, das tut ihr bestimmt gut.Deine Gedanken an den Tod sind ganz normal.Ich wünsche dir (euch ) sehr viel Kraft und Energie.Vergiss nie .Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich drücke dich ganz lieb.
Gaby44
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 12.09.2005, 20:10
Isa1 Isa1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 27
Standard AW: Angst

Liebe Nurdan,

ach, wie wünschte ich, ich könnte dich auch nur ein bißchen trösten. Aber ich weiß, daß es im Moment keine Worte gibt, die das können.

Ich habe gerade deinen thread im anderen Forum gelesen.

Vor etwa zehn Tagen hast du geschrieben: 'Sie kann noch denken und lachen. Sie freut sich über die Sonne.'

Diese zwei schlichten Sätze haben mich zu Tränen gerührt. Das passiert mir nicht so oft...

Ich glaube, fast alle, die hier schreiben, die einen lieben Menschen haben leiden sehen, haben irgendwann gehofft, daß die Erlösung bald kommt, waren erleichtert, als das Leiden zu Ende war. AUCH für sich selbst! Das ist nichts schlechtes oder schlimmes, so zu fühlen. Ein Mensch kann viel Leiden aushalten, aber jeder Mensch ist irgendwann am Ende seiner Kräfte.

Auch ich habe eine Kerze angezündet für euch.

Nurdan, ich wüsste gerne, wie sie heißt, deine Tochter.

Ich wünsche euch Frieden im Herzen in diesen schweren Stunden. In Gedanken sind wir bei euch.

Liebe Grüsse von Isa
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 12.09.2005, 21:57
AndreaM AndreaM ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.09.2005
Beiträge: 201
Standard AW: Angst

Liebe Nurdan,

ich verstehe Dich besser als mir lieb ist. Meine Mutter wird in den nächsten Tagen/Wochen sterben. Sie ist sehr schwach und will nicht mehr kämpfen - und sie wünscht sich nur, dass es schnell vorbeigeht. Ich selbst wünsche es mir für sie, weil sie dann nicht mehr leiden muss. Gleichzeitig ist es ein schreckliches Gefühl, einem geliebten Menschen den Tod zu wünschen - auch wenn man genau weiss, dass dies seine Erlösung vom Kampf und den Schmerzen bedeutet.

Ob Du bei ihr sein kannst wenn es soweit ist - ich glaube, darauf hat man keinen Einfluss. Meine Oma starb zuhause, meine Mutter war zwar da, doch in dem Moment, als sie ihren letzten Atemzug tat, war meine Mutter vor Erschöpfung im Sessel eingeschlafen. Aber ich bin mir ganz sicher, meine Oma wusste, wir waren alle immer in Gedanken bei ihr.

Versuche Dir keine Sorgen zu machen (das versuche ich auch...), manche Dinge im Leben sind einfach Schicksal.

Versuche nachts zu schlafen, Du brauchst Deine Kräfte. Auch in Deinen Träumen kannst Du bei Deiner Tochter sein.

Alles Liebe
AndreaM
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 12.09.2005, 22:05
Benutzerbild von ela68
ela68 ela68 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.03.2004
Ort: NRW
Beiträge: 880
Standard AW: Angst

Liebe Nuran

die Gedanken die du hast,kenne ich nur zu gut....aber wir müssen uns nicht schämen sie sind ganz normal.

Wir lieben unsere Angehörigen und wollen nicht das sie weiterleiden,ich hab mir auch oft die Frage gestellt,was hat mein Papa angestellt das er so leiden muß? Aber er hat nichts getan,er war mit einer der besten Menschen auf der Welt.

Mein Vater war insgesamt 2,5 Jahre krank,die letzten 5 monaten bekam er ein rezidiv und es ging stetig bergab,er kam zum sterben nach Hause und diese 8 Wochen waren wunderschön und traurig zugleich für uns alle..

Meine Geschwister und ich haben ihm oft den Tod gewünscht,nicht weil wir nicht mehr konnten,sondern damit er keine SChmerzen mehr haben muß.

Als er dann starb,ging es mir die ersten Tagen gut,er mußte nie mehr schmerzen haben,es ging ihm jetzt wieder gut und ich mußte nie wieder Angst um ihn haben...

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft für die kommende Zeit.

Alles Liebe
Ela
__________________
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 00:43 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55