vor 4 Wochen ist meine Mama gestorben

[AndreaM]

Guten Morgen,

Sanne, nein, ich habe keine Kinder. Aber Glücklicherweise habe ich einen großartigen Lebensgefährten und meinen Bruder mit Frau, so sind wir alle nicht allein und haben Verständnisvolle Menschen zum Reden.

Simone, die Trauerfeier schafft ihr schon, für mich war es wie ein Film, ich war nur Zuschauer. Ich war sehr überrascht, wieviele nette Kollegen meine Mutter auf ihrem letzten Weg begleitet haben, und wieviele echte Tränen geflossen sind. Das Berufsleben seiner Mutter kennt man ja kaum, und das Büro ist doch der Ort, an dem man sehr viel Zeit verbringt. Geht ihr hinterher in ein Lokal? Dann sag der Verwandschaft, dass sie Dir nicht willkommen ist. Dies ist kein Moment, an dem man höflich sein muss - auch ich habe eine Tante, die meine Mutter im Stich gelassen hat, einfach nicht zum Kaffee eingeladen. Bin ich ein schlechter Mensch? Vielleicht, aber es macht mir nichts aus.

Kerstin, um das Weinen wirst Du nicht herumkommen. Es hilft nicht zu verdrängen, irgendwann kommt es ja doch wieder hoch. Die Geschichte mit den Fotos kenne ich, meine Mama war so Kamerascheu, dass wir kaum aktuelle Fotos von ihr haben. Selbst an Weihnachten, wenn alle zusammen waren, ist sie höchstens mal von hinten drauf. Die schönsten, die wir gefunden haben, sind 6 Jahre alt.

Was mir sehr geholfen hat war es, ein Wochenende bei Freunden zu verbringen. Wir waren dann abends eine große Runde, haben geredet (über andere Dinge), viel getrunken und gelacht. Ich hatte ordentlich Rotwein, daher konnte ich dort die Nacht durchschlafen und das hat mir viel Energie gebracht und irgendwie diese Erstarrung gelöst, in die ich verfallen war. Seitdem sind die Heulanfälle viel seltener geworden - auch wenn die sehr traurigen Momente bleiben.

Versucht einmal, ohne schlechtes Gewissen (das ist schwierig, das merke ich an mir), einen Tag oder Abend richtig abzuschalten. Das hilft, Kräfte zu sammeln, die man doch jetzt so dringend braucht. Zugegeben, ich bin letztens nachts schweissgebadet aufgewacht, weil ich für einen Moment nicht an meine Mama gedacht habe. Ich habe Angst davor, Ihre Wohnung auszuräumen - in ihren Sachen zu kramen, womöglich etwas wegzugeben... all die schrecklichen Dinge die noch auf uns zukommen....

Fühlt Ihr Euch auch oft so hin- und hergerissen? Grade bin ich stark, aber gleich breche ich wieder zusammen. Ich kann mich bei der Arbeit nicht konzentrieren, meine Gedanken springen ständig von a nach y oder so. Diesem Brief merkt man das sicher an. Ich hoffe, der eine oder andere versteht was ich sagen wollte.

Herzliche Grüße
Andrea

[Drops]

Hallo Andrea,

zur Trauerfeier kommen auch einige von Vatis ehemaligen Kollegen. Er ist ja zum Schluss in den Vorruhestand gegangen, da die Arbeit zuviel wurde.

Die unliebsame Verwandschaft hätte ich schon ausgeladen, aber meine Mutti will keinen Zoff und da meine Pap´s die auch immer geduldet hat........
Ich werde sehen, wie die sich benehmen. Wenns was umsonst gibt, wie z.B. essen und trinken, da sind sie plötzlich da. Aber sich mal bei meiner Mutter zu melden, dass packen sie nicht.

Am meisten ärgert mich meine jüngste Tante. Eigentlich hatte ich sie immer recht gern. Sie hatte noch 3 Tage Zeit vor ihrer Urlaubsreise und wollte auch mal bei meinen Mutti vorbeigehen. Sie ist nicht erschienen. Nicht mal ein paar Minuten hatte sie für ihre Schwester übrig?? Und mein Vati hat ihr immer geholfen, als Opa gestoben war, hat er Schriftkram gemacht, ist mit ihr herumgefahren, hat mit uns Opas Wohnung ausgeräumt und tapeziert......
Tja, bei Opa war ja auch was zu erben.
Zur Beerdigung weis die gute Tante noch nicht, ob sie kommen kann und gleich wieder 1 Tag Urlaub bekommt. Es gibt ja auch kein Telefon, wo man mal schnell 2 Tage vor Urlaubsantritt in der Fima ja mal hätte nachfragen könnte.

Man bin ich heute stinkig. Lasst Euch den Tag nicht vermissen.

@ Andrea hin und her gerissen bin ich auch. In einen Moment lacht man mit Freunden und im nächsten Moment schämt man sich dafür u.s.w.

Liebe Grüße+ Knuddels

[julesmum]

Hallo ihr Lieben,

ich schreibe heut nur ganz kurz, mir geht es total schlecht. Danke für eure Worte, bitte verzeiht, dass ich nicht für euch heute ebensolche tröstenden Worte schreibe...ich kann einfach nicht mehr aufhören zu heulen, meiner Tochter ging es heute abend sehr schlecht, sie war ganz verzweifelt wegen ihrem Omichen. Ich war bei ihr und habe sie getröstet und mit ihr gekuschelt. Das hat mich total mitgenommen. Ich habe ein schönes Bild von meiner Mama gefunden, wo sie lächelt. Ich habe einen schönen rahmen drumgemacht und es ist nun auf dem PC ganz groß als "Startbild". Sie ist so wunderschön, so jung und freundlich und warm...es kann doch ales nicht wahr sein...ich will sie wiederhaben. Meine Tochter ist gerade 6, sie sagte vorhin, sie möchte gar keine Babys haben udn Mama werden, sie möchte lieber gleich schnell Oma werden, denn dann stirbt sie schneller und ist wieder bei Oma. Als sie im Dunkeln in meinem Bett in meinen Arm eingeschlafen war überkam mich eine wahre Bilderflut...alle Erinnerungen, so frisch, so deutlich und so greifbar. Die Tränen laufen ...ich höre auf zu schreiben für heute!
Ich hoffe, ich kann euch bald wieder zurückgeben, was eure Worte für mich bedeuten und ausdrücken, heute fehlt mir jegliche Kraft.
Viel Liebe
Kerstin

[Miezmauz]

Liebe Kerstin,

es tut mir so leid das es Dir und Deiner Kleinen so schlecht geht,und wirkliche tröstende Worte habe ich leider nicht.Es tut so doll weh...ich weiß! Man will es überhaupt nicht verstehen und einsehen,aber der tiefe Schmerz klingt ab,nach und nach immer ein klein bißchen weniger.
Ja,weine und schreie Deine Wut hinaus.Du gehst momentan den Weg der Aussichtslosigkeit, das ist leider so.Es braucht alles seine Zeit....

Ich gebe Dir ganz viel Kraft diese harte Zeit durchzustehen.
Alles Liebe

Miezmauz

[Drops]

Hallo Kerstin,

wie geht es Dir heute morgen? Wenn Kinder sowas sagen geht einem das ganz schön nahe. Ich drück Euch beide mal ganz lieb.

Meine beiden Kinder sind 13 und 17 Jahre. Die beiden wissen zwar manchmal auch nicht wie sie mit mir umgehen sollen, aber es geht schon.

Ich wünsch Euch trotz allem einen schönen Tag.

[julesmum]

Hallo Simone, Miezmauz, Andrea, Stina, Sanne......ihr Lieben,

danke für eutre Zeilen. Es geht mir wieder etwas besser, meiner Tochter auch. Wir wollen heute gemeinsam überlegen, ob wir Omi Blumen aufs Grab brigen möchten oder lieber nicht. Mal sehen.
Es ist für mich momentan richtig, sehr wenige Stillstand ertragen zu müssen und viel Ablenkung zu haben merke ich. Ich habe ja eine 30 Stunden / Woche -Stelle, arbeite aber zur Zeir mehr als 40 Stunden, auch abends zu Hause. Dann kann ich im kommenden Jahr zwei Wochen mehr Urlaub nehmen wegen der ganzen Überstunden.
Hier zu Hause mache ich auch total viel, das dann mit meiner Kleinen gemeinsam, das gibt mir auch viel Kraft und sie braucht es natürlich auch total.
Um Ostern rum möchte ich die Wohnung renovieren.......also viel vor....viel Schönes! Ich brauche einfach konkrete, erreichbare Ziele. Sachen, die ich in absehbarer Zeit erreichen kann, sonst drehe ich durch, werde völlig mutlos und hoffnungslos.
Ich merke, dass dies eine "konstruktive" Ablenkung ist.......

.......dennoch, meine Mama ist allgegenwärtig. Ich erwarte auch nicht, dass es mir nach 5 Wochen gut geht......es wird niemals verschwinden, es wird nur mehr normal sein wahrscheinlich, so wie , wenn ich an meine Oma und Opa denke, die seit ca. 20 Jahren schon tot sind.

Es ist alles so realistisch...ich möchte so gern glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Möchte tief daran glauben für mich und darin Halt und Trost finden. Aber es klappt nicht.

.....jaja....morgens nach dem Aufstehen geht das alles noch, so zu denken udn das aufzuschreiben.....im Laufe des Tages schwindet dann die Energie wieder und ich habe Zeit Fotos zu gucken und Mamay Briefe zu lesen und nach Erinnerungen in mir zu suchen. Geht es euch so, dass ihr versucht gedanklich zu rekonstruieren, was wann das letzte Mal war ? Also ich versuche mich zu erinnern, wann habe ich Mama das letzte Mal im Wohnzimmer sitzen sehen? Wann war sie das letzte Mal in meiner Wohnung? Wann kam sie mir mit Papa zum letzten Mal entgegen als wir sie sie zu Fuß besucht haben?
Ich wußte ja nicht, dass es das letzte Mals ein würde. Obwohl dieser Gedanke mich seit 7 Monaten schon bedrückt, seit der Diagnose, seit wir wußten, dass sie nicht mehr lange bei uns sein wird.

Ich muss aufhören, sonst bricht mein Tagesplan zusammen und ich schaffe es nicht mehr, aus dem Haus zu gehen mit meiner Tochter. Die Tränen kullern schon wieder...ich werde auch nicht dort einkaufen, wo wir immer hingehen, ich möchte niemanden treffen in der Stadt, möchte nicht gefragt werden von Leuten, die sich ja ansonsten auch nicht interessieren.

Simone, deine Gedanken um die Trauerfeier kann ich sehr gut verstehen. Wir waren nur eine handvoll Menschen und doch gibt es in jeder famile wohl die schwarzen Schafe, die man nciht leiden kann, ja, die man sogar fast hasst. Die will man nicht dabei haben....für mich war das alles ebenfalls wie ein Film......das war alles so schmerzhaft und merkwürdig und unwirklich für mich, dass die Verwandten zur totalen Nebensache wurden. Konzentrier dich auf dich und auf deine lieben Familienmitglieder, das kann ich dir nur raten.

Meine Kleine ruft mich, ich höre für heute auf,

ich drücke euch mal alle zurück,
Kerstin

[sanne2]

Hallo Kerstin,
lasse Deine Gefühle heraus! Weine Dich aus, reiße Dich nicht zusammen!
Nur so kann man den Schmerz verarbeiten. Ich bin eigentlich nicht nah am Wasser gebaut, aber was ich in der Zeit, als meine Mutter so krank war, geheult habe, war sagenhaft. Zeitweise musste ich meine berufliche Arbeit abbrechen, weil es nicht mehr ging. Meine Kollegen hatten vollstes Verständnis dafür. Wenn ich alleine zu Hause war und mir danach war, habe ich auch schon mal meine Wut an Gegenständen abgelassen. Es tat mir gut!
Hört sich blöde an, aber jeder sucht sich seinen eigenen Weg. Bis heute kann ich mir keine Fotos von meiner Mutter ansehen, es tut einfach noch zu weh.
Und wenn ich gedanklich nachzuvollziehen versuche, wie ich meine Mutter zuletzt erlebt habe, sehe ich uns vorletztes Jahr Weihnachten bei uns sitzen. Ich wußte das es unser letztes gemeinsames Weihnachtsfest war und trotzdem haben wir zusammen gelacht und die Stimmung war gut.
Eigentlich unverständlich! Da saßen meine Mutter und mein Mann ohne Haare nach der Chemotherapie und trotzdem war die Stimmung gut.
Ich kann Deine Gefühle sehr sehr gut verstehen! Nutze dieses Forum um Deine Gedanken loszuwerden. Ich kannte es damals noch nicht. Mir hätte es sicherlich auch sehr geholfen!
Ich wünsche Dir alles Gute und das es Dir bald besser geht! Du hast Deine Tochter und wirst ihr bestimmt eine gute Mutter sein. Deine Mutter hat es Dir vorgelebt, sonst wäre die Trauer nicht so groß!
Sanne

[AndreaM]

Liebe Kerstin,

Du sagtest

Danke für eure Worte, bitte verzeiht, dass ich nicht für euch heute ebensolche tröstenden Worte schreibe...

Für mich ist es tröstend genug zu sehen, dass ich nicht allein bin. Dass andere auch alle Phasen der Trauer durchmachen, nicht wissen, ob Lachen richtig oder falsch ist, dass man immer zu jung ist, um seine Mama zu verlieren, auch wenn man eigentlich mit beiden Beinen mitten im Leben steht. Der Verlust ist schmerzlich, wenn die Mama mit 85 einfach stirbt, weil ihre Zeit gekommen ist. Die meisten hier hadern aber viel mehr, weil für die Mama die Zeit durch die Krankheit "gekommen war" -und es ist doch so unfair, dass wir Lifeaufnahmen vom Mars sehen können, Krebs aber so oft ein Todesurteil bleibt.

Ich selbst halte mich auch "am Laufen" - wenn ich abends müde bin, lese ich Bücher - ich tue alles um nicht nachzudenken. Ich muss anfangen, die Wohnung auszuräumen und habe so schreckliche Angst davor. Ich möchte es nicht machen, aber ich möchte auch nicht, dass jemand anderes in Mamas Sachen rumkramt. Glücklicherweise hat sie sich nie mit vielen Besitztümern belastet, so sind es nur wenige Dinge. Aber wie kann ich die Kleider weggeben, die wir beim letzten Shoppen gemeinsam "erbeutet" haben? Die vielen Fotos werde ich einfach unbesehen in Kisten packen und sie erst herausholen, wenn die Zeit reif ist.

Bevor ich jetzt allzusehr ins Jammern komme, breche ich lieber ab, ich muss (glücklicherweise) arbeiten.

Ich wünsch Euch allen einen guten Start in diese neue Woche!
Andrea

[AndreaM]

Simone,

ich wünsche Dir viel Kraft für morgen. Auch diese Veranstaltung geht vorbei. Mein Mann sagte vor der Feier für meine Mama "denk dran, Du musst hier keine Erwartungen erfüllen. Du musst mit niemandem sprechen, den Du nicht magst, Du bist hier zu nichts verpflichtet.". Ich habe mich daran gehalten und es hat mir geholfen.

Du sagtest

Am meisten ärgert mich meine jüngste Tante.

Vielleicht konnte sie einfach nicht damit umgehen? Wenn sie nicht zur Trauerfeier kommt, versuche es ihr nicht nachzutragen. Ich denke, sie wird sich irgendwann selbst Vorwürfe machen, wenn sie die Gelegenheit zum Abschiednehmen fahren lässt.

Du schaffst das, keine Frage!
Alles Gute
Andrea

[Drops]

Hallo Andrea,

meine jüngste Tante konnte aber ganz gut mit dem Tod des eigenen Vaters umgehen. Sie war ja sein Lieblingskind. Aber wenigsten hätte sie ja mal bei der eigenen Schwester vorbeischauen können.

Ich werds sehen. Bis jetzt bin ich sehr gefasst. Aber morgen früh.....
Mein Mann und die Kinder sind ja auch noch da.

Liebe Grüße
Simone

[sanne2]

Hallo Simone,
ich habe Deine Berichte gelesen und glaube schon, das Du vor morgen Angst hast! Aber wie Andrea schon richtig geantwortet hat, was die Anderen denken oder von Dir erwarten, sollte Dir egal sein! Du nimmst Abschied von Deinem Vater und nur das zählt!
Die Trauerfeier meiner Mutter letztes Jahr habe ich nur am rande mitbekommen
da mein Mann zur selben Zeit Chemo bekam und es ihm nicht gut ging und ich meine Aufmerksamkeit mehr auf ihn richten musste. Vielleicht hatte ich es dadurch etwas leichter die Trauerfeier durchzustehen.
Ich wünsche Dir für morgen alles Gute und denke an Dich!
Meine nächste Bewährungsprobe habe ich diesen Sonntag. Ich werde die neue Freundin meines Vaters kennenlernen. Sie hat auch noch den gleichen Vornamen wie meine Mutter. Auf dieses Kennenlernen könnte ich gut verzichten!
Was kann man sonst noch wünschen? Ich weiß es nicht! Auf das Du alles gut überstehst!
Liebe Grüße!
Sanne

[sanne2]

Hallo Simone,
vielleicht hatte und hat Deine jüngste Tante Angst vor dem Tod? Es können nicht alle mit diesem Thema umgehen und es kommt dann einfach als Gleichgültigkeit herüber!
Wenn es Dir wieder etwas besser geht, solltest Du vielleicht das Gespräch mit ihr suchen?
Alles Gute für morgen!
Liebe Grüße!
Sanne

[AndreaM]

Hallo Kerstin,

wart ihr eigentlich auf dem Friedhof um Blumen hinzubringen? Ich frage weil... wie soll ich es sagen, ich war am Grab meiner Mama, und hatte irgendwie die Hoffnung, ich könnte ihr dort nahe sein. Als ich dann dort war, hatte ich das Gefühl, ich könnte ebensogut nach Timbuktu fahren. Ich weiss garnicht, wieso ich glaubte, es könnte grade dort anders sein, aber irgendeine Hoffnung hatte ich wohl. Ich war so gelähmt, ich konnte nicht mal die Blumen von der Trauerfeier wegräumen - sie sind zum Glück noch nicht alle erfroren. Aber am Wochenende werde ich das wohl angehen müssen.

Ich möchte meiner Mama so gerne in Gedanken nahe sein, aber ohne dabei zu weinen. Ich hoffe, es wird irgendwann möglich sein, aber im Augenblick kann ich mir nicht vorstellen, wie das werden könnte. Im Moment habe ich immer, wenn der Schmerz nicht da ist, Angst ich könnte sie vergessen.

Simone,

hast Du alles gut überstanden?

Herzliche Grüße
Andrea

[julesmum]

Hallo ihr Lieben,

es freut mich sehr, dass dieser Austausch hiet stattfindet - es hilft mir sehr, abends reinzuklicken und von euch zu lesen! Vielen Dank dafür!

Andrea: Nein, wir waren nicht am Grab, meine Tochter wollte lieber nicht. Mir geht es genau wie dir.....ich hätte auch erwartet, dass an diesem Ort etwas besonderes für mich ist...ist es aber nicht. Es macht mich traurig, weil ich mir, wenn ich dort bin bewußt werde, dass meine Mutter tatsächlich tot ist. Es macht mich traurig, weil die ganze Tragik und ihre Worte "Ich hätte so gerne noch länegr gelebt" in meinen Ohren sind. Aber ich fühle mich ihr dort nicht nahe. Es mag daran liegen, dass meine Mama sich gewünscht hatte, in einer Urne beigesetzt zu werden. Mein Papa hat diese kleine Urne selber von der Trauerhalle zum Grab getragen.......ich kann meine Mutter da nicht finden. Ich habe nach wie vor das Gefühl, es ist eine schlimme Phase, wie wir schon so viele hatten und die geht vorbei....und dann ist Mama wieder da. Ich wünsche mir so sehr, ihre Nähe zu fühlen und daran zu glauben, aber es geht nicht! Ich sehe jeden Tag ihr Bild, welches ist auf dem Pc habe, wenn ich ihn einschalte. Ich kann mich genau daran erinnern, wie ich auf den Auslöser gedrückt habe in diesem Moment...das ist nicht lange her. Ich habe immer mehr Sitationen am Tag, wo ich sie anrufen möchte und es beinahe tue.......gestern habe ich geträumt, wurde recht verwirrt wach und war irgendwie im Glauben, wir hätten "ganz frisch" die Nachricht von der Diagnose bekommen und sind fassungslos. Dann wurde ich richtig wach und mir fiel wieder ein, dass Mama ja schon gestorben ist....es ist unglaublich!
Mein Papa geht jeden Tag ans Grab, ich weiß nicht, was es dort tut, und wie es ihm dabei geht, ob er mit ihr redet und ob es ihm gut tut. Für mich ist es wie ein Beet.....meine Mama ist da nicht. Sie ist nirgendwo!!!! Es ist schlimm.

Simone: Wie geht es dir? Ich habe heute an dich gedacht und hoffe, du hast es einigermaßen erträglich hinter dich gebracht...wie soll man das ausdrücken? Du hast es geschafft. Ich hoffe, es hat dich nicht zuviel Kraft gekostet....sicher hat es das! Das Ganze...was schreibe ich bloß? Ich hoffe, du verstehst, was ich meine! Ich drücke dich ganz ganz fest und halte dich....wenn du möchtest, dann schreib alles, was du loswerden möchtest, ich schaue jeden Tag vorbei.

Liebe Grüße
Kerstin

[Miezmauz]

Hallo Kerstin,

ich kann es nachfühlen,auch mein Vater liegt auf der Wiese in einer Urne.Kein Stein ,kein Name, nichts...
Aber es war sei ausdrücklicher Wunsch!
Wenn ich ihn besuche sitze ich direkt auf einer Bank und schaue dem Wind zu der durch die Bäume weht und lausche auf das Rascheln.Es beruhigt mich denn ich denke der Wind ist mein Vater der mich begrüßt.
Ich weiß es ist schwer ein Bild vor sich zu haben,ich wünsche mir dann auch nichts sehnlicher mit ihm zu sprechen und in den Arm genommen zu werden.Dies fehlt mir so sehr das man fast am verzweifeln ist.

Alles ist noch so frisch bei Dir.Es vergeht,auch wenn Du jetzt anders denkst.Ich war auch der Meinung das der Schmerz immer bleibt,ja bleibt er,aber nicht mehr so intensiv.
Höre meinen Vater immer noch lachen,husten und schnaufen.Weiß noch genau wie seine Stimme klingt und wie feste er mich immer gedrückt hat.
Und das halte ich ganz fest in meinem Herzen.

Deine Mama ist immer bei Dir.Sie begleitet Dich auf all deinen Wegen vom Himmel aus.

Alles Gute weiterhin
Miezmauz