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  #1  
Alt 04.11.2008, 23:21
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Beiträge: 462
Unglücklich Benötige dringend "Aufbauhilfe"!



Hallo,

jetzt schreibe ich schon seit über einem Jahr im Angehörigenforum und im Brustkrebsforum(wegen meiner Mutter) und auch im Knochenkrebsforum(hatte vor über zwanzig Jahren einen Riesenzelltumor, gutartig,über dem rechten Knie).

Mir geht es eigentlich gut.

Nach meiner Erkrankung habe ich mich wieder nach oben gekämpft. Habe neu das Gehen erlernt und das Leben mit meiner Tochter und meinem Mann neu lieben können.

Dann trafen mich viele private Rückschläge. Auch meinen Beruf konnte ich auf Grund meiner Erkrankung nicht mehr ausüben. Aber nichts hat mich umgehauen.
Ich war froh wieder zu Hause zu sein und meine Tochter aufwachsen zu sehen. Zu Beginn meiner Erkrankung(die durch Ärztefehler viel zu spät entdeckt wurde und Anfangs als bösartig diagnostiziert wurde)war meine Kleine gerade ein Jahr alt.

Aber, trotz aller negativer Prognosen, wurde ich den Tumor los, nicht aber mein Bein und mein Leben. Ich war glücklich und dankbar. Einige OP`s lagen noch vor mir, aber die machte ich mit links.

Dann erkrankte meine Mutter an Brustkrebs. Sie durchlitt diese Krankheit mit all ihren schlimmen Begleiterscheinungen. Es gab immer wieder Zeiten der Hoffnung und des Mutes. Die Familie hielt zusammen.

Wir schafften, daß unsere Mutter ihr Leben würdig und selbstständig- bis zum Schluß zu Ende leben konnte.

Das ist jetzt über ein Jahr her.

Natürlich habe ich gemerkt, daß diese ganzen Jahre nicht ohne Spuren an mir vorbei gegangen sind. Aber ich schien alles viel schwerer zu nehmen als früher.

Heute nun war ich zur Kontrolluntersuchung bei meinem neuen Orthopäden. Der meinte an meinem linken Unterschenkel sei eine "unklare Knochenstruktur"zu erkennen. Es könne sein, daß ich wieder einen Tumor habe.

Ich kann das einfach nicht glauben. Ich werde jetzt das CT abwarten und weiter sehen.

Aber ich weiß nicht was das ist. Meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe. Ich bin in völliger Panik. Ich kann einfach nicht abschalten. Deswegen schreibe ich mir jetzt erst einmal alles von der Seele.
Irgendwie scheint da ein tiefes Loch zu sein, das mich aufsaugt. Dabei ist doch noch gar nichts gesagt!

Vielleicht könnt ihr mich ein wenig aufbauen. Das wäre schön. Ich brauche nur ein wenig Beistand.

Liebe Grüße
Kerstin
  #2  
Alt 05.11.2008, 07:49
Ucki Ucki ist offline
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Beiträge: 66
Standard AW: Benötige dringend "Aufbauhilfe"!

Hallo Kerstin,

ich verfolge regelmäßig Deine und auch die Beiträge der anderen Teilnehmer im Forum. Meine Beiträge stehen vorwiegend unter der Rubrik "Chondrosarkom", denn das hatte ich.

Es ist schwer, wenn man nach so langer Zeit wieder einen Rückschlag erdulden muss, aber noch ist es ja gar nicht Fakt. Aber irgendwie schwankt dieser Krebs ständig über uns, gut- oder bösartiger Tumor und eigentlich wird die Krankheit immer ins Unterbewusstsein zurückgedrängt. Das ist auch gut so. Ich selber merke, dass ich unruhig werde und meine Gedanken ständig bei meinen Untersuchungen zusammenlaufen, wenn diese wieder bevorstehen. Angst hatte ich eigentlich nie, denn ich war mir immer soooo sicher, dass alles OK ist, bis dann doch einmal eine Metastase in der Lunge gefunden wurde. Da hatte ich das erste Mal richtig Angst. Die war dann weg und alles lief wieder bestens, alles im grünen Bereich, dann erkrankte meine Tochter, 15 J. an Diabetes Typ 1. Das war Anfang dieses Jahres. Auch wird mein Nervenkostüm immer dünner, das merke ich daran, wie ich reagiere, wenn mal wieder die Vorsorguntersuchungen vorbei sind.

Du siehst also, Du stehst nicht allein da, auch wenn das ein schwacher Trost ist. Manchmal glaube ich, dass ein kleiner Windstoß schon ausreicht, um uns umfallen zu lassen.

Aber irgendwie geht es immer weiter. So schnell stirbt es sich nicht. Und irgendwie ist man im Laufe des Lebens ja immer auf Kompromisse aus, man muss halt Abstriche machen. Ich denke auch schon mal, es läuft alles so gut, was kommt als nächstes? Und dann kam der Hammer mit meiner Tochter. Aber auch das schafft man, wenn man ständig an die Konsequenzen denkt, verliert man die Freude am Leben.

Aber ich kann nachvollziehen, was in Dir vorgeht. Ich habe auch so viel gearbeitet, um wieder "relativ" gut laufen zu können, arbeite ständig weiter daran. Dann könnte einem der Gedanken kommen, dass alles umsonst war, warum die viele Arbeit, wenn es wieder einen Einbruch gibt. Mit dem Riesenzelltumor kenne ich mich nicht aus, ich weiß nicht, wie hier Prognosen liegen. Aber es kann ja auch etwas anderes sein. Schlimmeres oder auch nur eine harmlose Ursache. Besser ist es, man sorgt sich erst, als dass man unbelastet in eine Untersuchung geht und dann aus allen Wolken fällt.

So, ich weiß nicht, ob Dir das etwas hilft, aber schon der Gedanke, dass seine Sorgen geteilt werden, ist manchmal etwas hilfreich. Melde Dich mal nach dem CT, ich drücke die Daumen.

Ulrike
  #3  
Alt 05.11.2008, 08:29
Simone79 Simone79 ist offline
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Standard AW: Benötige dringend "Aufbauhilfe"!

Hallo Kerstin,
auch ich möchte dich versuchen irgendwie ein wenig aufzubauen ! Auch bei mir haben die Ärzte am Anfang meiner Erkrankung gesagt, dass meine Beschwerden von der Psyche kommen. Bis man endlich meine Lipomatosis dolorosa und Fibromyalgie diagnostizierte. Zuerst wurde nur ein Lipom entfernt. Naja dachte ich, kann ja jeder mal bekommen und dann war das Thema für mich erledigt! Dann kamen aber immer mehr von diesen ja eigentlich "harmlosen" Lipome dazu. Mittlerweile habe ich im ganzen Körper diese Lipome. Bei mir ist das Problem, dass sie ständig entfernt werden müssen, da sie auf Nerven sitzen. Ich habe sehr starke schmerzen und Gefühlsstörungen dadurch ! Meine Mama erkrankte etwa in meinem Alter. Bei ihr waren es aber Abszesse im ganzen Körper. Dann kamen Gebärmutterhalskrebs mit Knoten in Gebärmutter und Eierstöcke dazu. Meine Mama ist jetzt 52, sie hat Brustkrebs mit Metastasen in dem letzten Leberlappen den sie noch hat, Bauchspeicheldrüse, Knochen, Lunge, Nieren...Es ist alles so schrecklich!!
Ich bin mittlerweile psychisch auch angeknackst! Mein Mann und meine Kinder leiden sehr darunter das ich krank bin. Ich habe sehr starke schmerzen und kann nichts mehr so machen wie es früher einmal war. Ich bin so traurig darüber, dass ich meinen Kindern so oft sagen muß: "Mama kann nicht"!
Liebe Kerstin, ich wünsche dir von ganzem Herzen das beim CT alles in Ordnung ist!! Ich denke auch sehr oft daran aufzugeben, doch dann sehe ich meine Familie, wie lieb sie mich haben und wie sehr sie mich brauchen!
Genau das muß du dir immer wieder sagen, ich bin stark und das packe ich jetzt auch !! Verdammt, ich weiß wie schwer das ist, vor allem wenn man immer wieder Rückschläge hat und denkt es geht nicht weiter!
DU SCHAFFST DAS !! Ich drücke dir die Daumen das alles gut ist!!
LG Simone
  #4  
Alt 05.11.2008, 09:22
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Benötige dringend "Aufbauhilfe"!

Ulrike, Simone,

vielen Dank für eure lieben Antworten. Eure Worte helfen mir wirklich ungemein.

Ihr seid so mutig. Ich schäme mich direkt, daß ich mich nicht besser zusammen reißen kann. Aber manchmal geht es halt nicht anders, da muß der ganze Jammer einfach mal raus.

Ich hätte nie gedacht, daß es mir mal so gehen würde. Jahrelang habe ich immer alles klaglos weggesteckt und einfach weiter gemacht. Anderen Leuten hab ich noch Tipps gegeben, wie sie besser umgehen mit ihren Krankheiten.

Im letzten Jahr hatte mich schon einmal eine Nachbarin, deren Mann vor einiger Zeit gestorben war, beiseite genommen und mir die Visitenkarte eines psychologischen Notdienstes in die Hand gedrückt.
"Für alle Fälle, ich seh doch, daß du auf dem Zahnfleisch gehst!, sagte sie dazu. Aber ich habe nur gelacht, damals.

Und jetzt wirft mich die wage Aussage eines Arztes "da könnte wieder was sein" gleich um. Kaum zu fassen!

Heute morgen bin ich schon viel ruhiger.- Zumal ich gestern abend gleich Herrn Prof. Dr. Dürr(er schreibt hier ja oft im Forum) gemailt hatte.
Seine Antwort hilft mir ungemein.

Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß ich wohl irgendetwas unternehmen muß. Ich werde wohl die Karte vom psychologischen Dienst endlich aus meiner Handtasche holen und um Hilfe bitten.
Ich bin wohl doch nicht so stark und cool, wie ich immer dachte.

Mein CT-Termin ist erst am 20. November. Eher ging´s nicht(bin Kassenpatientin). Ich werde euch gerne berichten.

Zunächst einmal euch beiden tausend Dank, daß ihr mich ernst genommen habt. In Gedanken schicke ich euch eine feste Umarmung!

Ganz liebe Grüße
Kerstin
  #5  
Alt 05.11.2008, 10:13
Simone79 Simone79 ist offline
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Beiträge: 233
Standard AW: Benötige dringend "Aufbauhilfe"!

Hallo Kerstin,
du brauchst dich doch nicht zu schämen! Ich habe auch lange eine Therapie gemacht. Diese Therpaie hat mir sehr geholfen. Ich konnte nie verstehen, warum ich auf einmal nicht mehr konnte. Mein Therapeut hat mir damals ein Beispiel genannt, man stellt sich z.B. einfach eine Regentonne vor. Dort läuft bei Regen immer mehr Wasser hinein, doch irgendwann ist sie voll und läuft über. Genauso ist es bei uns. Wir können viel aushalten, nehmen immer mehr auf unsere Schultern, doch irgendwann sagt unsere Seele und auch unser Körper: Jetzt reicht es!! Es ist sozusagen ein Alarmsignal, es passt nichts mehr rein (wie in der Regentonne). Klingt doch eigentlich logisch?
So ist es vermutlich auch bei dir, du warst immer für andere da und hast geholfen wo du nur konntest. Das habe ich auch immer gemacht. Bis der Tag kam wo mein Körper und meine Seele nicht mehr konnten. Mittlerweile habe ich sehr gut gelernt damit umzugehen und sobald ich merke es wird mir zuviel, muß ich auch mal nein sagen und mich versuchen einfach zu entspannen.
Es ist ganz normal das du jetzt Angst hast! Die Ungewissheit ist etwas ganz schlimmes! So ist es glaube ich doch wohl bei allen Menschen!!
LG Simone
  #6  
Alt 05.11.2008, 10:47
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Beiträge: 462
Standard AW: Benötige dringend "Aufbauhilfe"!

Liebe Simone,

ja, das Beispiel mit der Regentonne ist sehr gut. Vielleicht ist es bei mir auch so. Eigentlich dachte ich immer, ich hätte mir genügend Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten gelassen.

Aber jetzt muß ich erstaunt feststellen, daß das gar nicht so ist. Ich hatte es vielleicht mal vor, hab aber nach meiner damaligen Erkrankung einfach so weitergemacht wie immer. Mein Leben turbomäßig weitergelebt, gearbeitet. Ich war einfach nur froh wieder gesund zu sein, im "richtigen"Leben, wie ich damals immer sagte. Doch was heißt das schon?

Nix dazu gelernt also.

Zum Lernen ist es jedoch nie zu spät! Vielleicht pack´ich´s ja doch noch. Drück mir mal die Daumen!

Ganz liebe Grüße und dank dir für deine Antwort, das hilft mir wirklich sehr.

Kerstin
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