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Alt 09.06.2007, 20:21
Kölner Leser Kölner Leser ist offline
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Beiträge: 319
Standard AW: Infos für meine Mama!!

Liebe Franzi,

in Ergänzung zu den reichhaltigen und guten Informationen der Vorgänger wollte ich Dir noch kurz die Sorge vor dem Gespräch nehmen:

Du kannst Dir das so vorstellen, daß dieser Tumor gefährlich werden kann, es sollte also keine Gefahr von ihm ausgehen. Jetzt kann man verschiedene Therapiemethoden anwenden, eine davon ist die Chemotherapie. die Deine Mama bekommt. Die soll in erster Linie Metastasen, also ein Streuen des Tumors in andere Organe, verhindern und die Tumorzellen direkt angreifen um den Tumor selber entweder nicht oder weniger schnell wachsen zu lassen. Ebensogut kann der Tumor auch kleiner werden, und zuletzt kann er auch ganz verschwinden. Diese Therapie wird mit einigen Nebenwirkungen einhergehen, die Lebensqualität verteilt sich mit der Therapie anders.

Die herkömmliche Chemotherapie greift in die Abläufe innerhalb der Krebszellen ein und führt diese zum Absterben. Die Zellen eines Tumor unterscheiden sich aber untereinander, so daß die Chemotherapie in vielen Fällen (=bei vielen Patienten) nicht alle Krebszellen angreifen kann. Es bleiben also die Krebszellen innerhalb des Tumors unbeschadet, die gegen die Chemotherapie resistent sind, während die anderen durchaus alle absterben und verschwinden können. In dem Fall würde der Tumor z.B. kleiner oder zeitweilig aussehen, als würde er nicht wachsen. Daraus folgt wieder, daß es irgendwann nur noch resistente Zellen gibt, die sich dann weiter teilen. Deshalb werden Chemotherapien immer nur kontrolliert bis zum sogenannten Progress eingesetzt, dem Zeitpunkt, an dem der Tumor trotz Chemo wieder wächst (Bei den Hinweisen zu den Therapien findest Du dann gegebenenfalls immer den Ausdruck "Time to Progress", das ist eben diese Zeitspanne. Man kann dann eine andere ("Second Line", "Third Line") Therapie mit einem anderen Mittel anstreben.

Nun, daraus resultiert in vielen Fällen das Dilemma der Chemotherapie. Man gibt also etwas, von dem man weiß, daß es nur über einen vorger abzusehenden Zeitraum wirken wird.

Jetzt gibt es eben auch die Möglichkeit den Tumor chirurgisch zu entfernen. Dann wird er einmal rausgeschnitten und ist, wenn alles gut ist, weg. Diese Operation ist im Falle von Bauchspeicheldrüsenkrebs sehr groß und sollte deshalb nur von sehr, sehr erfahrenen Spezialisiten gemacht werden, weil das Risiko einer Komplikation bei diesen Spezialisiten in etwa so groß wie das bei einer Blindarmentzündung im Kreiskrankenhaus ist.
Viele auf diesem Gebiet weniger erfahrene Ärzte trauen sich eine solche Operation in bestimmten Fällen nicht durchzuführen, weil sie befürchten müssen, nicht genügend Erfahrung und Mittel sowie ein Team zu haben, damit der Patient die Operation übersteht und der Tumor auch wirklich komplett herausgenommen werden kann. Diese Ärzte raten dann entweder von sich direkt zu den Spezialisiten oder bewerten den Tumor als inoperabel (was er auch durchaus sein kann, aber eben nicht immer ist).
Dazu kommen dann noch andere Aspekte.
In Deutschland gibt es drei oder vier solcher Spezialistenteams. Sie arbeiten in Heidelberg, Hamburg und Bochum. Deswegen tauchen hier diese Kliniken immer wieder auf. Conny hat dir ja bereits die Links gegeben.

Diese Operation wäre also von allen Alternativen die beste für Deine Mama. Sie ist groß und schwer, aber wie Du hier oft lesen kannst, geht es den Patienten nach einigen Wochen wieder gut. Wenn gut operiert wurde, sagt man, daß die Lebensqualität nach sechs Monaten die von vor der Erkrankung erreicht.

Du solltest also möglichst diese beste Alternativ zuerst ansteuern, und deshalb solltest Du Dich zuerst an die Ärzte in Heidelberg und Hamburg wenden. Die Adressen findest Du in dem Link von Conny. (Und zwar an Prof. Izbicki in Hamburg, und Prof. Büchler in Heidelberg).

Du brauchst dazu nur die Arztberichte und Pathologische Befunde aus dem Krankenhaus bzw. die letzte CT-Aufnahme. Diese kannst Du Dir auf CD-ROM brennen lassen. Wenn Du keine Arztberichte bekommst, die liest eh kein Schwein, dann reicht auch nur die CD-ROM. Ein Arzt weiß schon was er da sieht und um was für einen Tumor es sich handelt ist auch erstmal völlig unwichtig, er soll ja möglichst raus und danach würde er dann eh vor Ort erneut untersucht. Auch diesen Firlefanz mit Datenschutz und eine unterschriebene Bescheingung, daß Du die Unterlagen für Deine Mutter abgibst ist wurst, dafür interessiert sich auch keiner, höchstens Sachbearbeiter, und die brauchst Du ja nicht.

Du brauchst dazu nichts verfassen oder Dir Gedanken machen. Nimm die Unterlagen, schreibe ein paar Sätze dazu, daß Du gerne wissen möchtest, ob sie Deiner Mutter helfen können und gib eine Antwort-Telefon oder eMail-Adresse an. Das ganze dann per Post an die genannte Adressen in den Links.

Ich würde es wie gesagt auch nicht Deiner Mutter überlassen, sondern nimm es selber in die Hand und mach es (möglichst gleich am Montag).

(Vielleicht nebensächlich, aber mach Dir auch keine Gedanken um Fahrt oder Unterkunft in Hamburg oder Heidelberg wenn Ihr dort hinmöchtet und du mitkommst. Wenn es so sein sollte, meld Dich hier gerne noch einmal. Da gibt es viele Möglichkeiten, und die private und gesetzliche Kasse beteiligen sich an den Kosten.)

Sollte nun Heidelberg und Hamburg zu dem Schluß kommen, daß man im Moment nicht operieren sollte, werden sie Dir einige Ratschläge geben, was sie empfehlen würden. Diese Ratschläge sind meistens im Vergleich zu den Tipps des "normalen" Onkologen oder Krankenhausarztes Gold wert.

In diesem Fall solltest Du dann ebenso wie zuvor mit Hamburg und Heidelberg Kontakt mit Prof. Klappdor in Hamburg aufnehmen (s. Link von Conny).

Mach es einfach. Lass Dir die CD brennen, gib es umgehend in die Post. Für die guten Ratschläge der Leute um Euch herum, das scheint ja tatsächlich eine überall anzutreffende Begleiterscheinung dieser Krankheit zu sein, hast Du ja zwei Ohren (da rein, da raus).

Berichte doch bitte, wenn Du es verschickt hast. Und lass dir nicht wieder soviel Zeit.

Viel Erfolg und viele Grüße,
KL

Geändert von Kölner Leser (09.06.2007 um 20:28 Uhr) Grund: Komma vergessen
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