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  #1  
Alt 15.02.2011, 20:28
Allison Allison ist offline
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Registriert seit: 19.12.2010
Beiträge: 4
Standard Was kann ich denn noch tun?

Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht ob ich hier richtig bin aber da ich Angehörige bin, schien es mir am sinnvollsten hier rein zu schreiben. Ich habe so viele Fragen und Gedanken ich MUSS es jetzt einfach mal aufschreiben sonst breche ich zusammen.

Jetzt mal ganz von vorn:
Im Dezember wurde bei meinem Vater Lungenkrebs mit 2 Metastasen im Gehirn festgestellt. Die Metastasen wurden ein paar Tage nachdem wir es erfahren haben, rausoperiert. Dann hieß es der Tumor in der Lunge wird ebenfalls operiert. Am Tag vor der OP wurde dann aber doch entschieden das er Chemo bekommt, weil man inzwischen eine 3. inoperable Metastase im Gehirn gefunden hat. Mein Vati hat mir damals ganz beiläufig den Zettel mit den Nebenwirkungen der Chemo gezeigt und da stand drauf "Bronchialkarzinom (dann irgendwelche Buchstaben und Zahlen) und darunter Stad. 4

Ich hab mich ja inzwischen belesen was Stadium 4 bedeutet und alles was ich online finde, heißt palliativ. Also nur noch Lebensverlängernd. Davon hat er aber nie ein Wort gesagt. Auch meine Mutter scheint davon nichts zu wissen... Der einzige der sowas mal angedeutet hatte war der Arzt der im Dez. die Metastasen entfernt hat. Der hatte gesagt "es ist ernst... er wird nie wieder gesund" das hat sich so in mein Gehirn eingebrannt, das werde ich nie wieder vergessen...

Nun also meine Fragen:

Ist Stadium 4 immer palliativ?
Weiß er, das er unheilbar krank ist? Behält er es für sich um uns zu schützen?
Er redet immer davon das ihn keiner versteht und keiner helfen kann. Das wir ihn nur ihn Ruhe (sterben) lassen sollen... Sagen einem die Ärzte einen Zeitrahmen? Können die sowas überhaupt?
Ich gehe fest davon aus das meine Mutti es nicht weiß, sie redet immer davon das er "nur" die Chemo durchstehen muss und es ihm dann wieder gut geht...
Sollte ich es ihr sagen? Warum kann man in meiner Familie nicht einmal offen darüber sprechen was jeder fühlt und wie wir es jetzt zusammen angehen? Ich spreche mit meinem Vati und ich spreche mit meiner Mutti und versuche irgendwie zwischen den beiden zu vermitteln...

Oh man ich weiß einfach nicht wie ich ihm helfen kann, ich will ihn nicht jedesmal fragen wie es ihm denn heute geht. Ich sehe das es ihm scheiße geht! Ich will aber auch das er darüber redet und das nicht alles in sich hineinfrisst. Er wirkt so kraftlos und... ja ohne jeden Lebenswillen...
Er hat jetzt seine 1. (von 6.) hinter sich und es geht ihm so wahnsinnig schlecht. Er isst nicht richtig, er kann kaum stehen, geschweige denn laufen, er hat nur Schmerzen und liegt den ganzen Tag. Er schnauzt rum und sagt im einen Moment "lasst mich alle in Ruhe, ihr nervt" und im anderen "keiner ist für mich da, ich bin ganz allein". Er hat innerhalb von 3 Wochen so massiv abgebaut wie soll er denn bitte 6 Chemos verkraften???

Dazu kommt das ich merke wie überfordert meine Mutti mit der ganzen Situation ist. Sie ist jeden Tag mind. 12 Std. außer Haus. Schmeißt nebenbei den Haushalt und kümmert sich um alles was mit Krankenhaus, Ärzten usw. zu tun hat. Wird aber von meinem Vater angeschrien und beschimpft. Sie tut alles für ihn und bekommt soviel Wut ab.
Wie kann ich IHR helfen?

Ich sitze also hier und sehe wie schlecht es den beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben geht, und kann einfach nichts machen.
Kann mir BITTE irgendjemand helfen?

(Sorry wenn es durcheinander ist, bin momentan recht aufgebracht und wirr - bei Fragen, einfach fragen)

LG
Allison
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  #2  
Alt 15.02.2011, 21:08
Antje123 Antje123 ist offline
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Ort: Weserbergland
Beiträge: 222
Standard AW: Was kann ich denn noch tun?

Liebe Allison
Beurteilen kann ich die Lage Deines Vaters leider nicht.Aber sicher sind Deine Eltern im Moment total überfordert.Kein Wunder.Diese Diagnose muss ja erst einmal verkraftet werden!Versuche doch ,ob Du mit den Ärzten alleine ein Gespräch bekommst.Ansonsten kann ich Dir nur aus eigener Erfahrung raten,sei für Deine Eltern da,wenn sie Dich brauchen.Ob sie dies auch annehmen bleibt abzuwarten.Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Leider möchten wir manchmal viel mehr geben,als unsere Familien bereit sind anzunehmen.
LG Antje
__________________
Meine Mama *06.07.1941 am 25.11.2010 nach 8 Monaten ganz ruhig an BSDK gestorben.
Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben! Ich vermisse sie unendlich.
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  #3  
Alt 15.02.2011, 21:51
ammi ammi ist offline
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Registriert seit: 28.12.2010
Beiträge: 21
Standard AW: Was kann ich denn noch tun?

Liebe Allison!

Ich kann dich wirklich gut verstehen. Bei mir ist es die Schwiegermama, die es mit Lungenkrebs erwischt hat.
Leider ist Lungenkrebs nur ganz selten heilbar. Da er erst spät Symptome macht ist es bei der Diagnose oft schon zu spät ihn komplett wieder wegzubekommen, weil er oft schon im Körper gestreut hat. Je nachdem was für eine Art von Lungenkrebs es ist, entscheidet sich die Therapie. Eine Chemo ist aber oft das Mittel der Wahl um die Krebszellen im ganzen Körper zu bekämpfen.
Der Krebs lässt sich so oft eindämmen und auch ein bissl weg bekommen, sodass es im besten Falle noch viele schöne Jahre geben kann.

Dass dein Papa so aggressiv ist könnte doch auch an seiner Verzweiflung liegen. Er weiß sicher auch nicht, wie er sich jetzt verhalten soll. Dazu kommt noch das körperliche Leiden.
Ob er weiß wie es um ihn steht kann man natürlich schlecht beurteilen. Aber insbesondere dann ist die verzweiflung ja umso besser zu verstehen (Ich glaube aber inzwischen sowieso, dass ganz tief im Inneren den meisten, wenn auch unbewusst, klar ist, wie es um sie steht).
Außerdem möchte er sicher nicht, dass ihr ihn leiden seht. Gerade männer (Papas) wollen doch immer stark sein...Selbst wenn man ihnen noch so oft sagt, dass sie es nicht sein müssen!

Ich denke, wenn etwas mehr Zeit vergangen ist, werdet ihr euch auch an diese Ausnahmesituation gewöhnen. So komisch das klingen mag. Und bestimmt geht es dann insgesamt wieder etwas ruhiger bei euch zu.
Sei einfach da für deine Eltern, auch für deine mama. Sie braucht deine Unterstützung jetzt ganz besonders.

Ich wünsche euch alles Gute und ganz ganz viel Kraft!

ammi
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  #4  
Alt 16.02.2011, 12:08
anna11 anna11 ist offline
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Registriert seit: 25.11.2010
Beiträge: 109
Standard AW: Was kann ich denn noch tun?

Liebe Allison,

Deine Eltern sind sicherlich ziemlich verzweifelt und brauchen noch ein bißchen Zeit um sich zu sammeln. Es ist ja alles noch recht frisch,viele Patienten reagieren mit großer Wut die dann leider die ihnen am nahesten stehenden abbekommen.
Es kann gut sein das Deine Eltern eine Art Selbstschutz betreiben. Meine Mutter ist vor 3 Monaten gestorben und es war lange vorher klar das sie den Krebs leider nicht besiegen kann und es wurde "nur" eine palliative Chemo und Bestrahlung durchgeführt. Meine Eltern haben aber zwischendurch immer wieder über Heilung gesprochen und Zukunftspläne geschmiedet was auch gut so war!ich denke wenn man ständig daran denkt das man an der Erkrankung sterben wird ist es sehr schwer gerade die Zeit der Therapie zu überstehen. Vielleicht ist es bei Deinen Eltern auch so und eigentlich wissen sie ganz genau was los ist möchten/können aber nicht darüber sprechen. Sich in Gedanken mit etwas auseinanderzusetzen ist noch mal ein großer Unterschied als etwas auszusprechen.
Ich war sehr verwundert wie "weit" mein Vater mit seinen Überlegungen/Gedanken bzgl.der Erkrankung meiner Mutter war. Ich hatte immer den Eindruck das er sich nicht sehr intensiv damit beschäftigt hatte. Als es meiner Mutter dann sehr schlecht ging war ich überrascht wie intensiv er sich mit dem Thema Sterben auseinandergesetzt hat und nur nicht mit uns darüber gesprochen hatte. Eltern schützen ihre Kinder!!

Ich wünsche dir das die Therapie bei Deinem Vater gut anschlägt und das ihr noch viel und vor allem gute Zeit miteinander verbringen dürft!

Anna
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  #5  
Alt 16.02.2011, 14:10
Allison Allison ist offline
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Registriert seit: 19.12.2010
Beiträge: 4
Standard AW: Was kann ich denn noch tun?

Lieben Dank für eure Antworten!

Momentan habe ich so ein Gefühl der absoluten Hilflosigkeit.
Ich weiß das ich meinem Vati den Krebs nicht abnehmen kann. Ich kann ihm auch seine Schmerzen nicht nehmen aber ich möchte ihm natürlich schon Möglichkeiten zeigen wie es ihm besser gehen könnte. Bloß das er das alles nicht hören will...
Und ich überlege inwieweit ich mich in die Situation einmischen darf. Wenn er mir nicht alles sagt, soll ich vielleicht nicht alles wissen.

Da fällt mir noch eine Frage ein...
Ist es normal das vor der Chemo keiner mir den Angehörigen spricht? Also man kann sich ja Gott sei Dank viel im I-Net belesen aber von der Klinik in der mein Vati jetzt ist, hat noch nicht einmal ein Arzt mit meiner Mutti oder mir gesprochen.
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