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  #1  
Alt 25.08.2003, 02:57
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Hallo ihr da auf der anderen Seite von meiner Telefondose,

Meine Mama hat BSDK sie ist (die besagten) 74 Jahre alt und vor 5 Wochen war sie beim Hausarzt wegen unterleibsschmerzen (blähungen, Hose ging nicht mehr zu)!
Der hat sie erstmal mit Tabletten vertröstet, oder wie ich sagen würde Experimentiert. Nach ca. einer Woche wurden die Schmerzen schlimmer und mein Vater hat beim Arzt auf'm Tisch gehauen und gemeint: "Jetzt muss was passieren" (Hätte er es nicht gemacht, was wäre dann wohl?). Eine Woche später kam sie ins Krankenhaus und wurde durchgecheckt, nach 5 Tagen hatten die mit einer 95%'iger sicherheit gesagt das sie BSDK hat. Der Chirurg meinte wenn ich sie jetzt aufschneide dann haben wir nur noch etwa 3-4 Tage was von ihr.
Es brach für uns alle eine Welt zusammen.............!

Meine Mutter wurde am Montag den 4.8 entlassen (auf den Geburtstag von meiner Schwester) und war zu diesem Zeitpunkt noch gut gelaunt. Sie hat noch kleinere Mahlzeiten gegessen und auch noch regelmässig getrunken. Das hat ganz schnell nachgelassen............. Mittlerweile ist sie am Tropf mit ein 'Mischbeutel zur parenteralen Ernährung', 1500ml Inhalt und 1800 Kalorien. Bekommt alle 3 Tage ein Einlauf, und ist dauer zugedröhnt vom Morphium. Muss auch noch andere Schmerzmittel nehmen (5 z.Z.).

Ich weiß das ich sie nicht mehr lange haben werde, und ich mußte ihr auch schon vieles Versprechen.
Meine Mama, die immer für mich da war. Wo ich mich auch jetzt schon jahrelang bemühe, das meine Eltern Biologisches Gemüse erhalten (aus meinem eigenen Gemüsegarten). Und wofür macht man das dann alles, schuftet - Malocht in sein Garten - verunstaltet jedes mal seine Küche um einwandfreie Marmelade herzustellen ................

Was soll das alles ?
Wofür .....`?

Noch habe ich sie, aber es kann diese Woche (muss ich ja schon sagen, 2.12 Uhr) schon verbei sein. All die ganzen Verwanten waren auch schon bei ihr, nur ich habe mich noch nicht von ihr verabschiedet. Ich muss doch etwas tun, ich versuche immer noch Positiv auf sie ein zuwirken (Morgen wird es besser und so).Ich kann sie doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen ?
Das geht nicht, dafür Liebe ich meine Mama viel zu sehr.

Kapiert habe ich schon sehr früh, das wir alle mal auf die eine oder andere weise, na ich nen es mal: "Den nächsten schritt in der Evolution machen werden" ---> Sterben klingt so Hässlich und Kalt <--- !



Zudem haben mein Vater und ich noch ein Schicksal auf unsere Schultern zu tragen, meine Schwester leidet an der unheilbaren 'Chorea Huntington' Krankheit.Es ist eine Gen-Krankheit, ich sage immer : Meine Schwester läuft vorm Schrank und weiß nicht warum. Denn ihre Knochen machen etwas anderes als das Gehinr machen will!
Das heißt, auch da wird das Schicksal seinen weg bahnen.


Ihr seht, es gibt auch noch andere die viel mehr zu Knacken haben ........ und trotzdem geht das Leben immer weiter. Macht eure Haustür (Fenster) auf, und beobachtet die Menschen, Natur und Tiere dann werdet ihr merken, das alles seinen weg weiter läuft. Unaufhaltsam bis eines guten Tage wir an der Schwelle stehen um vielleicht zu sagen "Hier bin ich Mama, hol mich....." (((Hab gerade erstmal ein Heulkrampf hinter mir))).
Aber so ist es nun mal, machen wir uns nichts vor. Aids und all die anderen Krankheiten (siehe meine Schwester) nehmen ihren lauf, wenn es keine Chance auf Heilung gibt...........



Ich wünsche allen, viel mehr Erfolg und Hoffnung für seine'n Liebe'n als ich ihn bekommen habe (Den Erfolg). Ich bewundere jeden der es schafft, mit solch einer Kraft umzugehen, und den Kampf mit dem Krebs aufzunehmen!


Schönen Gruß aus Dortmund, Jürgen
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  #2  
Alt 25.08.2003, 18:58
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Lieber Jürgen!

ich kann Deinen Schmerz, den Du in diesem Moment empfindest, sehr gut nachvollziehen. Ich selber habe meine Mama (damals 47) vor ungefähr 1 1/2 Jahren innerhalb von 8 Monaten an einem Pankreaskarzinom mit Lebermetastasen verloren. Die Krankheit begann bei ihr ähnlich wie bei Deiner Mutter: mit Blähungen, Bauchschmerzen, Sodbrennen... Unser Hausarzt dachte an alles mögliche, nur an Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht. Es ist leider so, daß diese Krebsart besonders schwierig zu diagnostizieren ist, da die Bauchspeicheldrüse sehr ungünstig liegt und nicht einmal mit den bildgebenden Verfahren gut zu sehen ist. Das und noch einige weitere Faktoren machen sie ja gerade so heimtückisch.
Du fragst, was Du für Deine Mutter noch tun kannst. - So hart es ist (und glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche): Du machst es Deiner Mutter leichter, wenn Du die Situation so gut wie möglich anzunehmen versuchst. Ein Beispiel: Ich habe meiner Mutter am Schluß oft Vorwürfe gemacht, warum sie irgendwann einfach aufhörte, gegen die Krankheit anzugehen. Sie war einfach völlig teilnahmslos und hatte scheinbar jedes Interesse daran verloren, wieder gesund zu werden: Aber der Punkt ist: Sie wußte sehr gut, ab welchem Zeitpunkt einfach nichts mehr zu machen war, und da haben meine Versuche, sie festzuhalten, ihre Traurigkeit nur noch verstärkt. Der Kranke spürt sehr genau, was mit ihm los ist und empfindet - jedenfalls nach meiner Erfahrung - jede Aufmunterung und jeden Zuspruch in der Endphase eher belastend.
Versuche also einfach, es Deiner Mutter so angenehm wie möglich zu machen. Frage sie, was sie braucht, welche Wünsche sie noch hat. Rede so offen es geht mit ihr, ruhig auch über das Sterben, über Deine Ängste und Deinen Schmerz, wenn sie es zuläßt (das ist sehr individuell), damit eure Trauer nicht in Sprachlosigkeit endet. Ich möchte ungern zu viele Allgemeintips geben, da jeder Todkranke möglicherweise anders reagiert. Wichtig ist nur, daß Deine Mutter sich so geben kann, wie sie sich fühlt und daß sie sich nicht zu verstellen braucht aus Angst, ihre Familie könnte damit nicht fertig werden. Und noch etwas: Vergiß dabei Dich selber nicht - dies ist eine absolute Ausnahmesituation, die an die Substanz geht. Wir alle haben auch unsere Grenzen und sind nur bis zu einem gewissen Punkt belastbar. Das muß allerdings jeder für sich herausfinden.

Ich wünsche Dir die nötige Kraft, Deine Mutter auf ihrem Weg zu begleiten, auch wenn es der letzte sein sollte.

Ich weiß nicht, ob ich Dir damit ein wenig weiterhelfen konnte, aber wenn Du noch Fragen haben solltest, beantworte ich sie jederzeit gerne.

Alles Gute
Bettina
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  #3  
Alt 27.08.2003, 14:12
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Hallo Bettina,

ich weiß nicht ob der zuspruch eher belastend ist, aber vorwürfe gebe ich ihr nicht. Gleichwohl merke ich das Streicheln am Kopf und an den Füßen von meiner Mutter gerne angenommen werden (Sie genießt das richtig).

Kann mir mal einer sagen warum sie so eine Dunkelgrau/grüne Brühe einmal pro Tag ausbricht, und was man dageben vielleicht noch machen kann ?
Wenn sie sich den Eimer schnappt der vor ihrem Bett steht und ich das früh genug erkenne setze ich mich dann neben ihr und steichel ihr den Rücken (Da wo die Nieren sind) und nach 2-3 Minuten streicheln stellt sie wieder den Eimer weg !!!
Das gibt mir jedesmal zu Denken.

Gestern hatte sie von mir eine kleine halbe Erdbeere bekommen. Mit dem Wink sie nicht zu zerkauen, oder mit der Zungen sie am Gaumen zu zerdrücken, sondern sie durch den Speichel im Mund an sich auflösen zu lassen! Und sie brach die halbe Erbeere auch nicht aus, also denk ich mir dann doch: Sie kann alles sich auf der Zunge zergehen lassen, nur runterschlucken darf sie es nicht ........!


Ach Bettina, ich selber kann z.Z. sowie so nicht mehr vernünftig schlafen (habe eine ca.4-5 Stunden Nacht), viel zu viele Gedanken rauschen mir durch den Kopf. Merke jeden Tag ich ich eine Waschmaschine im Bauch habe und warte nur auf den Tag wo ich Anfange zu brechen .
Die Kraft fehlt mir jetzt teilweise schon....................



Das ganze Forum ist eine hilfe für mich, und ich werde gleich auch erstmal die anderen Beiträge in ruhe lesen. Obwohl ich das Wort 'Krebs' nicht mehr lesen kann!


Jürgen
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  #4  
Alt 27.08.2003, 19:51
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Hallo Jürgen,

die Frage, warum sich Deine Mutter einmal am Tag übergibt, kann ich Dir leider nicht beantworten. Ich vermute, daß dies aber mit der gestörten Verdauung zusammenhängt. Habt ihr vielleicht einen Hausarzt in der Nähe, den ihr fragen könntet und der euch vielleicht auch noch Tips geben könnte, wie man sonstige Beschwerden evtl. lindern kann?

Was nun Dich selber betrifft: Gibt es vielleicht Leute, die Dir bei der Pflege Deiner Mutter in irgendeiner Weise helfen könnten, damit Du selbst wenigstens halbwegs zur Ruhe kommen kannst? Ich weiß, der Schlaf in dieser Zeit ist nicht wirklich erholsam. Ich konnte in der letzten Woche vor dem Tod meiner Mama kaum noch schlafen, wachte nachts bei jedem Geräusch auf und schlief auch sonst sehr unruhig. Aber es kann helfen, wenn man Menschen um sich hat, die einem Unterstützung geben, wo es nötig ist. Man fühlt sich auch nicht ganz so allein.

Wie gesagt: Ich stehe jederzeit zur Verfügung, wenn Du etwas wissen möchtest, auch wenn ich vielleicht nicht alle Fragen beantworten kann.

Bleibt mir nnur noch, Dir weiterhin viel Kraft zu wünschen. Ich bin in Gedanken bei Dir und Deiner Mutter.

Herzliche Grüße
Bettina
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  #5  
Alt 28.08.2003, 00:40
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Hallo Bettina,

Was mich betrifft:
Morgens und Abends kommt ein Pfegedinst vorbei und schliesst und klemmt den Tropf an und ab. Mein Vater übernimmt die Spritzerei (Sie bricht z.Z. alles aus was sie zu sich nimmt), und die Tägliche Pflege.

Schlaf ist erholsam ? Ich werde beim kleinsten Geräusch hier wach..... Vielleicht habe ich gerade mal eine halbe stunde gedöst (kurz von 10 hingelegt und jetzt ist es 0 Uhr 28). Wenn das der inhalt meines restlichen Lebens werden sollte, dann helfe ich mir aber vorher anders !!!!

Ich habe hier keinen um mich, ich lebe alleine. Die einzigste gesprächspartnerin ist z.Z. der Chat hier.(Ergo Du)


Der mittelpunkt in meinem Leben stirbt mir ganz langsam dahin und ich kann nichts dagegen unternehmen, außer meine aufrechte Liebe ihr noch zu zeigen und zu geben........................................
Und was mit mir ist, ist doch erstmal togal egal! Eine Perspektive für mich sehe ich ehhh momentan nicht mehr .....................!


VLG. Jürgen
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  #6  
Alt 28.08.2003, 17:37
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Hallo Jürgen,

ja, ich kenne dieses Gefühl, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Auch für mich war meine Mama der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich hätte mir nie vorstellen können, ohne sie meinen Weg weiterzugehen. Sie war ja noch so jung, vital und stand mitten im Leben - es gab keinen Anlaß, der uns hätte vermuten lassen, daß wir sie verlieren könnten. Und da fällt es schwer, an die eigene Zukunft zu denken. Aber Deine Mama würde doch ganz bestimmt auch nicht wollen, daß Du Dich aufgibst, meinst Du nicht? Wenn eine Mutter stirbt und ihr Kind zurücklassen muß, dann ist in der Regel ihr größter Wunsch, daß es das Leben auch ohne sie weiterleben kann. Das habe ich von meiner Mama gelernt: Sie konnte erst richtig loslassen, als ich ihr klarmachte, daß ich schon ohne sie zurechtkommen würde. Ein schwerer Schritt für uns beide, denn wir waren sehr eng verbunden. Loslassen, Abschiednehmen - das ist wohl eine Aufgabe, die wir Zeit unseres Lebens üben müssen, und ich weiß nicht, ob man es je lernen kann. Man kann nur versuchen, das Leben so anzunehmen, wie es kommt, auch wenn das kein Trost ist.

Herzliche Grüße
Bettina
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  #7  
Alt 28.08.2003, 22:14
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Kann man sein eigen Fleisch und Blut einfach so loslassen Bettina ?????????



VG. Jürgen
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  #8  
Alt 28.08.2003, 22:55
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Lieber Jürgen,

entschuldige bitte, daß ich mich hier so einfach einschalte. Es stimmt; man kann nicht so einfach loslassen. Es geht einfach nicht. Ich kann das bis heute nicht. Deine Verzweiflung hatte ich genau so in der von Dir beschriebenen Form - über ein Jahr lang jeden Tag und auch jetzt noch immer wieder.

Aber was Bettina sagt, stimmt auch: Die größte Sorge liebender Eltern ist, daß wir uns aufgeben. Wir als Kinder sollen ein schönes Leben führen. Eltern wollen nur, daß wir glücklich sind. Das macht sie so einzigartig unter allen Menschen; sie sind nicht neidisch, nicht hinterhältig, nicht im Ansatz bösartig uns gegenüber. Sie taktieren nicht; sie wollen nur, daß es uns gut geht. Ist das nicht der Fall, sind sie vielleicht unglücklicher als wir selbst.
Das ist das, was ich mir immer wieder sage, um nicht durchzudrehen. Das ist kein echter Trost, das weiß ich selbst nur zu gut. Trost gibt es immer nur dann, wenn es eine Lösung des Problems gibt. Und das ist leider bei dieser Krankheit oft nicht möglich.
Mir war es übrigens auch die ganze Zeit egal, wie es mir selbst geht. Auch jetzt ist es mir nicht im Ansatz so wichtig wie früher. Ich habe auch nicht mehr die Begeisterung für irgendwelche Sachen wie früher; dazu fehlt mir mein Vater viel zu sehr. Aber ich habe meine Mutter noch; es ist nicht dasselbe Verhältnis wie zu meinem Vater. Und dennoch kann ich sie nicht allein lassen, mein Vater hätte größte Angst um sie. Und Du mußt Deinem Vater beistehen. Er braucht Dich ganz bestimmt. Und Deine Schwester auch. Wenigstens das mußt Du sehen; Du bist nicht allein auf der Welt. Und wenn Du Dir doch allein vorkommst, es stimmt einfach nicht.

Liebe Grüße - auch an Bettina.
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  #9  
Alt 29.08.2003, 08:12
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Lieber Jürgen,

als mein Vater vor 2 1/2 Jahren starb (nicht an Krebs, er legte sich kerngesund aufs Sofa, schloß seine Augen und war 1 Minute später tot, einfach so) brach mir der boden unter den Füssen weg. Ich war wochenlang nicht mehr arbeitsfähig, ich wollte ihn nur wiederhaben.
Dann eines nachts hatte ich einen Traum.
Ich sah meinen Vater in ca. 100 meter entfernung. Ich wollte zu ihm laufen, aber die entfernung wurde nicht kleiner, egal wie schnell ich lief.
Dann dreht er sich um zu mir, winkte mir zu und sagte: "Du mußt mich jetzt gehen lassen, aber wir sehen uns wieder"
Es ist eigenartig, aber erst von da an konnte ich ihn gehen lassen, ich hatte etwas verstanden, was ich nicht erklären kann, aber es war gut und ich fand meinen Frieden mit dem Gedanken, daß er nicht mehr bei mir ist.
Ich fühlte, daß es ihm gut geht und er auf mich warten wird, wenn ich einmal sterbe.
Lieber Jürgen, ich wünsche dir und deiner Mutter jenen Frieden, und daß sie nicht leiden muß und dir all die Kraft, die jetzt nötig ist.

alles Liebe

Marlies
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  #10  
Alt 29.08.2003, 08:14
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Hallo Jürgen und Marga,

aber nein, einfach ist es sicher nicht, jemanden gehen zu lassen, aber Tatsache ist nun einmal, daß auch Eltern nicht ewig leben können. Du, liebe Marga, beschreibst es ja sehr schön: Unsere Eltern sind dazu da, uns den richtigen Weg zu zeigen, uns zu lieben und uns zu aufrechten Menschen zu machen. Und wenn sie dann ihre Aufgabe erfüllt haben, bleibt uns eines Tages nichts anderes übrig, als sie loszulassen. Ihr dürft nicht glauben, daß mir das immer leichtfällt und daß ich diese Verzweiflung nicht kenne. Ich vermisse meine Mutter sehr und würde mir nichts mehr wünschen, als sie wiederzuhaben, einmal noch ihre Stimme hören zu können. Aber indem ich in ihrem Sinne weiterlebe, trage ich auch immer einen Teil von ihr in mir. Ihr Andenken an sie, das sie mir hinterlassen hat, ist ihre Liebe zu mir, die mir hilft weiterzumachen, wie sie es sich für mich gewünscht hätte. Natürlich ist das ein langer Prozeß: Das loslassen-Können geschieht nicht von heute auf morgen, und die Bewältigung des Schmerzes ist höchste Schwerstarbeit. Auch ich habe gerade diese Woche wieder ganz stark gespürt, daß ich noch lange nicht damit fertig bin, aber ich bin zuversichtlich und möchte gerne etwas von dieser Zuversicht an andere weitergeben.

Alles Liebe
Bettina
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  #11  
Alt 29.08.2003, 08:57
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Hallo an Alle!
Meine Mutter ist am 22.06. an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Es gibt Momente, da lebt man ganz normal, lacht, denkt an ganz andere Sachen, freut sich über Sonnenschein und es gibt immer wieder Momente, die einen einfach umhauen. So wie eben. Mein Stiefvater ist für ein paar Tage weggefahren und ich mußte heute in das Haus zum Blumen gießen. Ich war seit dem Tod meiner Mutter erst einmal wieder in dem Haus. Heute das erste Mal alleine. Ihre Schuhe stehen noch da, die Jacke hängt an der Garderobe, ihre Zahnbürste steht im Becher. Sie ist überall. Ich hatte nur noch das Gefühl laut schreien zu müssen. Sie ist kurz nach ihrem 58. Geburtstag gestorben, war voller Tatendrang, hatte jede Menge Interessen. Wir hatten so ein gutes Verhältniss. Ich hoffe, das es mit der Zeit einfacher wird zu akzeptieren. Im Moment frage ich mich nur: Warum? Aber ich habe ihr versprochen, das ich stark sein werde und mein Leben meistern werde. Außerdem habe ich einen kleinen Sohn, der mich immer wieder ablenkt, obwohl auch er seine Lieblingsoma schmerzlich vermisst. Ich hoffe ganz stark, dass man sich wirklich irgendwann wiedersieht.
Liebe Grüße
Corinna
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  #12  
Alt 29.08.2003, 10:41
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Hallo ihr 4,

meine Träume spiegeln sich eher ins nagative wieder:
Meine Mama und ich treffen uns auf einen Berg, umarmen uns(sagen nichts),schauen uns an, gehen Hand in Hand zu freie Fläche, gucken uns den Ausblick an und Mama sagt dann "Schön näch?", schauen uns auch an und Springen vom Berg.

Was sagt dir der Traum marlies?


Kennt ihr das gefühl, das gefühl das alles bis 'Oberkante' steht und wartet nur bis es raus kommen darf - oder soll !? Mir ist so als müßte ich brechen.

Der Tag steht noch vor mir, vielleicht finde ich Heuteabend mehr Zeit zum schreiben!


VG. Jürgen
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  #13  
Alt 29.08.2003, 10:44
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Liebe Corinna,

mir ging es am Anfang ganz genau so, Wie Du es beschreibst. Der Schmerz, das Entsetzen, die Verzweiflung, der Zorn... all das schien mich zu beherrschen und mich innerlich aufzufressen. Ich habe damals viel über Trauerarbeit gelesen. Die Psychologie spricht ja von einzelnen Phasen, die man abzuarbeiten hat und die, wenn sie auch nicht bei jedem Menschen in derselben Reihenfolge und Intensität ablaufen müssen, sich doch in vielen Punkten ähneln. Aber wenn man von einem Verlust so sehr betroffen ist, dann kann man sich kaum vorstellen, daß man jemals wieder lachen kann, daß es irgendwann wieder anders wird. Ich hatte monatelang Schuldgefühle, wenn ich, sei es auch nur für Minuten, nicht an meine Mutter gedacht habe, wenn ich versucht habe, mein Denken umzulenken, nur um mich einmal wieder gutzufühlen. Ich dachte, ich hätte kein Recht mehr dazu, glücklich zu sein, wenn meine Mama nicht mehr da ist. Zu verstehen, daß mein Leben dennoch weitergeht und daß es für mich eine Zukunft gibt, während sie meiner Mutter genommen wurde, hat sehr lange gedauert.
Und auch, ihren Tod und meinen Schmerz als Teil meines Lebens zu betrachten und anzunehmen. Und noch heute gibt es Tage, an denen ich das Gefühl habe, wieder von vorne anfangen zu müssen. Die Trauer fordert ihre Zeit, und die darf man sich auch nehmen. Das ist nicht nur völlig normal, sondern auch wichtig. Dann kann man am Ende vielleicht auch irgendwann mit dem, was geschehen ist, seinen Frieden machen. Übrigens hat mir ein Trauerforum (www.trauerforum.de) sehr dabei geholfen. Dort schreiben, ähnlich wie hier, auch Menschen, die mit Verlusterfahrungen verschiedenster Art fertigwerden mußten, und es gab mir damals viel Trost zu sehen, daß ich nicht die einzig Betroffene bin. Da habe ich auch meine jetzige Brieffreundin kennengelernt, mit der ich nahezu täglich in Kontakt trete. Schon allein der Gedankenaustausch und das wiederholte gedankliche Aufarbeiten des Erlebten kann ungemein hilfreich sein.

Liebe Corinna, ich kann Dir nur wünschen, daß auch Du einen Weg findest, mit Deinen Gefühlen umzugehen, wie es für Dich richtig ist.
Ich werde wohl nie aufhören, um meine Mutter zu weinen, aber wenn ich lache, dann tue ich es auch für sie.

Liebe Grüße
Bettina
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  #14  
Alt 29.08.2003, 18:40
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Lieber Jürgen,

obwohl ich kein experte bin, kann ich gern versuchen, Deinen Traum zu analysieren, aber ohne Garantie, ich kenne nur die Symbole.

Der Berg symbolisiert, daß das Ziel erreicht ist. In Bezug auf die Krankheit könnte es sich um das Ziel des Lebens handeln.
Die hand symbolisiert,wie eng ihr miteinander verbunden seid, das Springen sagt aus, daß schlimme Ereignisse das Leben sehr schwer machen, Hand in hand - betrifft euch beide.
Das Deine Mutter es als schön empfindet, will vielleicht aussagen, daß am ende dieses Kampfes sie Erlösung finden wird.
Insgesamt zeigt dieser Traum, wie eng ihr miteinander verbunden seid und wie beschwerlich dieser Weg für jeden von euch ist.
Es ist aber nicht unbedingt nur ein negativer Traum, denn dein Unterbewußtsein versucht damit dein empfinden zu verarbeiten und allmählich Abschied zu nehmen.
Ich bin wie gesagt, keine Traumdeuterin, ich kenne nur die Symbole und habe mich bemüht, sie zu einem Bild zusammenzufügen. Ob ich damit richtig liege, kann ich natürlich nicht sagen.
Liebe Grüße

Marlies
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  #15  
Alt 29.08.2003, 21:44
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Lieber Jürgen,
ich hatte und habe auch immer wieder das Gefühl, daß ich mich gleich übergeben muß. Am schlimmsten war das bei mir ganz zu Anfang, als ich erfahren habe, daß mein immer gesunder Vater auf einmal an dauerhaften Bauchschmerzen leidet. Noch vor der Diagnose, die einem Monat später kam, wußte ich irgendwie, daß etwas absolut nicht mehr stimmt. Ich hatte tatsächlich auch Bauchschmerzen, Husten, Atemnot usw. Und ich war jeden Tag nur am Heulen und kurz vor dem Brechen.

Nach der Diagnose habe ich ein Jahr lang auch jeden Abend geheult und war kurz vor dem Kotzen. Ihm gegenüber habe ich jeden Tag versucht tapfer zu sein, für Abwechslung zu sorgen, wenn möglich etwas mit ihm zu unternehmen. Heute denke ich manchmal, daß das falsch war. Vielleicht hätte ich gleich mit ihm weinen sollen. Er hat nie vor mir geweint, obwohl ich fast jeden Tag da war. Vor meinem Bruder schon; der kam die ganze Zeit nur selten.

Aber wenn es mir so richtig dreckig ging, habe ich mir Worte meines Vaters in Erinnerung gerufen: "Warum bist Du traurig? ICH habe diese Scheiß-Krankheit."

Und jedes Mal, wenn ich wieder dachte, daß ich es nicht mehr aushalte, hat mir dieser Satz - ein bißchen anders als er gemeint war - weiter geholfen: Ich war und bin mit meinem Schmerz - auch wenn ich ihn auch jetzt noch als unsagbar empfinde - nicht der Nabel der Welt = Ich helfe ihm nicht, wenn ich mich selbst bedauere; ich mache damit für ihn alles nur noch schlimmer. Deine Ma lebt. Liebe sie, sei für sie da. Ich würde mittlerweile was drum geben, wenn ich meinen Vater noch und dafür wieder Bauchschmerzen und Atemnot hätte.

Lieber Jürgen, Du kannst versichert sein, jeder, der hier geschrieben hat, fühlt sich maßlos traurig und fühlt mit Dir, wenn er über diesen ganzen Mist nachdenkt. Ich auch (ganz doll). Nach nunmehr 6 Monaten frage ich mich manchmal auch, ob ich so weitermachen will. Aber ich kann gar nicht anders. Bei allen üblen Gedanken bin ich offenbar irgendwie anders programmiert.

Träume sind wichtig. Ich habe neulich geträumt, daß mein Vater sich über meinen ewig abwesenden Bruder wundert. Manchmal sind es auch die Dinge, die einen selbst bewegen, die diese Träume produzieren. Das gemeinsame Springen vom Berg könnte vielleicht auch nur Deine Angst ausdrücken ohne Deine Mutter zu sein. Lieber willst Du mit ihr gehen, als allein zu sein. In dieser Ausnahmesituation, in der Du Dich und viele Andere sich befinden, ist solch ein Traum ganz bestimmt nicht als Ruf "Folge mir" zu verstehen, sondern als Ausdruck Deiner berechtigten Angst und Sorge.

Es ist alles schlimm.

Liebe Grüße an Dich und auch an Bettina, Marlies und Corinna

Marga
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