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  #1  
Alt 17.11.2004, 19:37
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Bauchkrämpfe nach Darmkrebs

Hallo, vielleicht könnt ihr mir bzw. meiner Freundin einen Rat geben.
Bei meiner Freundin (54 J.)haben Sie im Herbst 2003 Darmkrebs festgestellt, diesen sofort operiert. Chemo- und Strahlenbehandlung folgten dann. Es ging ihr danach auch "richtig" gut. Ein paar Wochen später fing es dann aber an, sie bekam Bauchkrämpfe, die sich jetzt im Laufe der vergangenen 3 Monate verstärken und in immer kürzeren Abständen kommen. Am Anfang kamen sie so ca. alle 2 - 3 Wochen, jetzt schon fast täglich. Sie war deshalb auch schon im Krankenhaus, wo man ihr nicht helfen konnte, sondern sagte, das sei wohl psychisch "sie sollte erst mal ihre Vergangenheit aufarbeiten" !!!! Wo die Schulmedizin nicht mehr weiter weiß muß der Psychologe her. Ich habe zwar gelesen, daß es von zerstörten Nerven nach einer Operation kommen kann, aber keine Lösung des Problems gefunden. Und auch nach der Dickdarmspiegelung, die sie heute hatte, wurde ihr mitgeteilt dass alles in Ordnung sei. Sie kann sich aber vor Schmerzen kaum noch halten.

Wer hat einen Tipp einen Rat für uns ?
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  #2  
Alt 17.11.2004, 20:07
Dirk-Gütersloh Dirk-Gütersloh ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.09.2002
Ort: Steinhagen bei Gütersloh
Beiträge: 1.189
Standard Bauchkrämpfe nach Darmkrebs

Hallo Vroni,

ich bin kein Mediziner, sondern nur Angehöriger eines Darmkrebspatienten und hatte vor zwei Jahren auch eigene Krebserfahrungen. Ich kann Dir jetzt keine medizinischen Tipps geben, Deine Freundin scheint aber den richtigen Weg zu gehen, sie bemüht sich um eine Abklärung.

Ich kann Dír aber meine Geschichte und die meiner psychosomatischen Depressionen erzählen, beschränke mich aber auf die Kurzform.

Nach der Krebsdiagnose meines Vaters im Juni 2003 hatte ich starke Anfälle von Luftnot, die oft Stunden, manchmal auch Tage anhielten und dann in eine Art Daueratemnot übergingen. Verbunden waren sie mit Schmerzen in der Brust und den Armen. Ich bin dann von Arzt zu Arzt gerannt, vom Internisten zum Lungenfacharzt. Es wurden zusätzlich zu meiner normalen Krebsnachsorge noch CTs und Röntgenbilder gefertigt, ebenso viele Blutentnahmen. Es hat sich keine körperliche Erklärung gefunden. Ich war aber auch nicht traurig und fühlte mich psychisch stabil, daher habe ich die Frage nach der Psyche immer weit von mir geschoben.

Da die Daueratmennot aber zu großem Leidensdruck verhalf, bat ich meinem Hausarzt, mir eine gute Therapeutin zu vermitteln. Diesen Schritt habe ich bis heute nicht bereut. Ich habe immer noch Atemnot, allerdings in einer wesentlich abgemilderten Form, traue mich sogar schon wieder etwas Sport zu treiben. Die Schmerzen in Brust und Armen sind ganz verschwunden.

Auf jeden Fall habe ich gelernt, mit meiner Atemnot zu leben, habe mich arrangiert. Fernziel bleibt es weiterhin, sie eines Tages ganz loszuwerden. Ich habe auch gelernt, welche gewaltige Kraft unsere Psyche haben kann. Wie unterdrückte Gefühle und Konflikte sich auswirken können.

Was würde ich Deiner Freundin raten? Auf jeden Fall weiterhin alle medizinischen Wege zu gehen und zweifelsfrei alle körperlichen Gründe ausschliessen lassen. Vielleicht finden sich hier ja noch Ratschläge für diesen Weg.

Ich würde aber auch einen zweiten Weg beschreiten (also zweigleisig fahren). Ich würde mit meinem Hausarzt vertraulich über die Problematik reden. Falls er Ansatzpunkte findet, würde ich mir Probetermine bei einem Therapeuten / einer Therapeutin geben lassen.

Gruß Dirk und Viel Kraft für Deine Freundin!
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  #3  
Alt 18.11.2004, 06:34
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Ort: Im Süden
Beiträge: 3.321
Standard Bauchkrämpfe nach Darmkrebs

Hallo Vroni,


Oftmals sind diese Bauchkrämpfe auch durch die Durchtrennung der Nervenstränge und evtl. Muskelstränge im Darm möglich. Der Darm muß sich umstellen, da ein Stück fehlt, somit müßen die folgenden Nerven die Informationsleitung übernehmen und können übersensibel reagieren. Das kann dabei zu einer Überreizung, sprich spastischen Kolonbewegung führen, welche sehr starke Bauchkrämpfe hervorrufen.

Eine weitere Möglichkeit ist noch eine Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel, die vor der OP ohne weiteres verträglich waren. Um eine Überreaktion auf bestimmte Nahrungsmittel herauszufinden, kann eine Essenstagebuch helfen.

Des weiteren können Strahlenschäden im Darm der Auslöser der Krämpfe sein. An diesen Stellen reagiert der Darm sehr oft überempfindlich und mit Krämpfen bei der Nahrungspassage.

Es wäre eventuell sinnvoll, wenn sich Deine Freundin an einen sehr guten Proktologen wendet, um all die oben genannten Möglichkeiten entweder zu bestätigen oder auszuschließen.

Deine Freundin sollte sich ebenso mit diesen Schmerzen an einen Schmerztherapeuten wenden.

Selbstverständlich spielt auch die Psyche eine große Rolle. Aber das muß nicht sein, leider werden solche Schmerzen meistens damit abgetan, daß es psychosomatisch bedingt wäre. Und damit ist Deiner Freundin nun wirklich nicht weitergeholfen. Ich mußte diese Erfahrungen leider jahrelang durchexerzieren, bis das wirkliche Problem erkannt wurde.

Liebe Grüße
Jutta
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  #4  
Alt 18.11.2004, 14:03
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Standard Bauchkrämpfe nach Darmkrebs

Hallo Dirk und Jutta,

erst einmal vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde eure Ratschläge an meine Freundin weiterleiten und hoffe, daß ihr irgendwie geholfen werden kann. DANKE !!!!

Gruß Vroni
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  #5  
Alt 18.11.2004, 21:28
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Beiträge: n/a
Standard Bauchkrämpfe nach Darmkrebs

Hallo Vroni,
bei Postings wie deinem werde ich sofort hellhörig, weil es Ähnlichkeiten mit meiner eigenen Geschichte hat.
Meine Meinung ist zwar nur die eines Laien, aber ich glaube da nicht an eine psychische Ursache, solange nicht die möglichen körperlichen Ursachen alle abgeklärt und ausgeschlossen wurden.
Jutta hat freundlicherweise schon die möglichen längerfristigen Nebenwirkungen einer Tumorbehandlung angeführt, aber ich möchte das noch ergänzen:
1. Zum einen bilden sich bei vielen Bauchoperierten Verwachsungen in der Bauchhöhle, welche zu mechanischen Problemen bei der Verdauung führen können (d.h. Engstellen oder andere Behinderung der Peristaltik). Stehen die Beschwerden in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme? Zum Beispiel beginnen sie wenige Stunden nach einer grösseren Mahlzeit?

2. Da ja offensichtlich bestrahlt wurde, muss es nicht der Dickdarm sein der betroffen ist. Je nach Lage des Tumors liegen weitere Organe im Bestrahlungsfeld, zum Beispiel Blase, Ovarien und nicht zuletzt der Dünndarm. Deine Schilderung des progressiven Verlaufs der Schmerzen passt zunächst mal zu Strahlenfolgen (war bei mir genauso). Grundsätzlich kann die Bestrahlung sowohl zu chronischen Entzündungen der Schleimhäute als auch zu zusätzlichen Verwachsungen (wie unter 1. beschrieben) führen.
Welche Untersuchungen sind bei deiner Freundin gelaufen? Wurde ein gynäkologischer Ultraschall gemacht, um z.B. Zysten zu finden? Gab es ein CT? Eine Dünndarmdarstellung nach Sellink?
Die letztgenannte Untersuchung (zugegebenermassen etwas uangenehm) hat bei mir eine Verengung/Entzündung des Dünndarms zutage gefördert, welche durch eine Operation beseitigt wurde und mich so nach genau einem Jahr von immer schlimmer werdenden Beschwerden befreit.
Für einen hoffnungslosen Materialisten wie mich war das wohl der passende Ausgang der Geschichte.

Sag deiner Freundin, sie soll sich nicht abspeisen lassen und auf ausführlicher Abklärung bestehen. Wenn das alles passiert ist und nichts gefunden wird, kann sie immer noch zum Psychiater gehen.

Und zum Abschluss kann ich mir nicht verkneifen zu sagen, dass eine Aufforderung zum "Aufarbeiten der Vergangenheit" in diesem Kontext aus ärztlichem Mund völlig daneben und eine absolute Unverschämtheit ist.

Christian
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  #6  
Alt 03.12.2004, 09:51
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Standard Bauchkrämpfe nach Darmkrebs

Hallo Vroni,
ich hatte auch vor 6 Jahren einen Darmtumor, der gottseidank operiert werden konnte. Ich brauchte nicht einmal eine Chemo. Darmkrämpfe kenne ich aber auch und habe festgestellt, dass sie mit gewissen Speisen zusammen hängen. Ganz übel sind Äpfel, Rohkost wie z.B. Möhrchen. Im Laufe der Jahre wird´s besser, mal lernt sich besser kennen und der Darm verändert sich. Andere Teile des Darmes müssen lernen, die Aufgaben des weggeschnittenen Teiles zu übernehmen. Das braucht seine Zeit. Die Psycho-Scheiße kannst du vergessen
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