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Alt 26.11.2008, 21:19
Eliana Eliana ist offline
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Registriert seit: 15.11.2008
Beiträge: 1
Standard Meine geliebte Oma hats geschafft...

Meine Oma, wurde am 3.10. 74 Jahre alt, hatte einen Tumor in der Lunge+Metastasen in der Leber und auf den Stimmbändern. Sie musste auch schon früh im Leben viel erleben!
Meiner Oma ging es gesundheitlich immer gut, sie ist mit meinem Opa jedes Jahr mehrmals in den Urlaub gefahren. Die beiden haben auch noch (liebendgerne) gearbeitet. Acht Geschwister meiner Oma sind bereits an Krebs verstorben.

Sie hatte eigentlich "nur" Bauchschmerzen, woraufhin Wasser in Bauch & Beinen festgestellt wurde. Meine Oma bekam dann Entwässerungstabletten,wurde aber trotzdem einmal von Kopf bis Fuß untersucht. Die Diagnose kam dann ohne Umwege: KREBS

Oma musste sehr viele Tabletten schlucken & wusste selbst nicht mehr wirklich für was eigentlich. Die Tabletten hatten, unter anderem, leider "Appetitlosigkeit" als Nebenwirkung, ihr wurde schon beim Geruch von Essen übel. Ihr ging es dann schnell sehr schlecht, dass sie morgens zu schwach war um aufzustehen, sie kam also wieder ins Krankenhaus. Dort bekam sie eine Dauerinfusion, es ging ihr wieder viel besser.
Sie selbst machte sich deshalb große Hoffnungen, sprach von der Zukunft, davon dass sie mich in meinem neuen zu Hause besucht wenn sie aus dem KH ist...

Kurz darauf musste(ich schreibe "musste", weil ich die Entscheidung nicht nachvollziehen kann) sie dann auch wieder nach Hause. Der ambulante Pflegedienst, das Bett, alles war organisiert! Meine Oma hat 7 Kinder (+Familie) und wir alle haben uns "aufgeteilt" um Oma & Opa zu helfen.
Sie war dann also zwei Nächte zu Hause, aber sie war dafür zu schwach und auch mein Opa (79 Jahre alt) konnte das nicht schaffen. Deshalb musste/wollte meine Oma wieder ins Krankenhaus, trotz Infusionen & Medikamenten ging es ihr auch dort immer schlechter.
Die Ärzte sagten dann auch sehr deutlich, dass die Zeit meiner Oma bei uns sehr begrenzt ist.

Meine Oma wollte ins Hospiz! (Zwischen Krankenhaus und Hospiz war sie noch zwei Nächte zu Hause.) Es war für sie und auch für uns sehr schön dort. Sie wurde sehr freundlich und liebevoll aufgenommen, auch wir wurden verständnisvoll empfangen!
Im Hospiz verstarb sie!

Für uns alle war diese Zeit nicht einfach!

Mein Bruder (21) und ich (18) sind beide wegen Studium und Ausbildung ausgezogen. Wir beide haben einen längeren Weg nach Hause und konnten deshalb wenn dann nur an Wochenenden da sein.
Es war schwer, meinen Papa am Telefon alles berichten zu hören und auch zu hören, wie sehr er sich zusammenreisst. Für uns...

An einem Sonntag kam dann der Anruf von Papa, dass es Oma so schlecht geht und dass sie jetzt nach Hause darf, bevor sie ins Hospiz geht.
Das war ein großer Schock, weil ich das nicht erwartet hätte.
Also war für mich klar, noch 5 Tage Schule und am Freitag auf schnellstem Weg zu meiner Oma. Die 5 Schultage waren schlimm, natürlich weil ich immer meine Oma im Kopf hatte und auch, weil wir in der Schule gerade das Thema "Alter Mensch" und "Sterben" hatten.

Ich überstand also die 5 Tage und fuhr dann zu meiner Oma! Papa hat mich am Bahnhof abgeholt, er sah fertig aus. Er und sein Zwillingsbruder haben die ganze Nacht mit Oma im Hospiz verbracht. Meine Oma konnte schon in dieser Nacht sehr schwer Atmen und nur noch sehr leise flüstern.

Auf der Fahrt vom Bahnhof zu Oma wollte mich Papa auf die Situation vorbereiten!
Um ca 17 Uhr waren wir dann bei Oma. Sie lag regungslos in ihrem Bett, sie konnte nur schlecht Atmen (sie konnte nicht mehr schlucken, dadurch konnte der Speichel nur noch langsam ablaufen).
Ich streichelte sie und nahm sie in den Arm... es war schön, aber auch sehr schwer, meine Oma, die starke Frau dort liegen zu sehen!
Mein Onkel erzählte uns dann aber auch gleich, dass die Ärzte meinen, dass nur noch Omas Körper bei uns wäre... sie könne ihr Leben noch nicht ganz loslassen...
Mein Onkel ist dann (ca. 18 Uhr) nach Hause gegangen. Papa und ich saßen einfach nur bei meiner Oma. Es war schön ihr so nahe zu sein!
Kurz darauf kam ein anderer Onkel(Sohn meiner Oma), der nur kurz da war.
Die Schwestern wollten meine Oma nocheinmal "frisch" machen, Papa & ich sind solange raus. Wir haben über Oma gesprochen, eigentlich nur über lustige und tolle Erlebnisse.
Als wir auf dem Gang warteten kamen dann Mama und mein Bruder (so gegen 20Uhr). Wir sind dann gemeinsam wieder zu Oma. Mama ist aber nach wenigen Sekunden schon wieder raus. Wir haben uns dann auf dem Gang in eine Nische gesetzt!
Der Ehrenamtliche Hospizmitarbeiten, der auch an diesem Abend wieder bei uns und Oma war, hat sich zu uns an den Tisch gesezt. Wir haben über seine Arbeit und Erfahrungen gesprochen und Mama hat auch gefragt, was er denkt wie lange Oma noch bei uns bleibt! Er meinte bis zum morgen bestimmt... es war also klar, dass alles anders wird!!!

Kurz darauf klingelte die Schwesternglocke, der Hospizmitarbeiter schaute auf den Gang, lief los! Er lief sehr schnell und lange, wie man hören konnte!
Uns war klar, es ist bei Oma im Zimmer!! Mama & ich saßen wie versteinert da. Ich bin dann auch losgelaufen und noch vor Omas Zimmer kam der Satz:

"Sie ist von uns gegangen"

Ich bin sofort ins Zimmer, zu Oma, Papa und meinem Bruder. Sie haben beide geweint und auch ich! Ich weiß nicht, wie lange wir da standen, weinend! Mein Bruder und ich sind dann glaube ich nur noch raus zu Mama, rein zu Papa... ich weiß es nicht mehr!
Irgendwie war es für uns (so blöd es sich auch anhört) Erleichterung! Es war und ist es immer noch, schön zu wissen, dass meine Oma einfach nur einschlafen durfte... sie musste keine Schmerzen mehr ertragen

Am Donnerstag eine Woche später war Omas Beerdigung, die Tage dazwischen sind wie in Trance vorbeigeflogen. Und an dem Tag, ich werde es wohl nie vergessen, kam meine Mama zu mir und sagte: "Das letzte was Oma zu mir gesagt hat, war: wo ist denn mein Nessile(ich)"
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