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  #1  
Alt 05.05.2013, 00:57
Norma Norma ist offline
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Standard Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo in die Runde,

ich weiß nicht, ob mich jemand versteht.

Seit mittlerweile 11 Jahren bin ich Brustkrebspatientin und natürlich bin ich auch elf Jahre älter geworden.

Unser Sohn hat geheiratet, das hat meinen Mann und mich gefreut. Zwar kannten sich die Beiden vorher nur ein Jahr, aber es schien die richtige zu sein.

Wir haben das junge Glück ganz in Ruhe gelassen; nicht aus Desinteresse, sondern weil uns der Alltag schon so viel Kraft kostet.

Schwiegertochter allerdings diskutiert gerne... über Stunden! Danach bin ich jedesmal todmüde ins Bett gefallen; mein Mann hat sich meist erst gar nicht daran beteiligt, um Kraft zu sparen.

Diese endlosen Diskussionen gingen immer um irgendwelche Kleinigkeiten. Ob man ein Zimmer in grün oder gelb anstreichen soll; ob man eher eine Farbpistole oder eine Rolle nehmen sollte.

Mal davon abgesehen, dass es für mich sinnlose Diskussionen sind: Sie kosten Kraft, viel viel Kraft. Man muss sich ja auf das Thema einlassen, man muss gut zuhören, man muss dem Gespräch folgen können.

Und damit beginnt das Problem. ICH KANN DAS NICHT MEHR. Ich will das auch nicht mehr! Mir ist das zu anstrengend.

Nun planen die jungen Leute nachträglich noch eine große kirchliche Trauung. Und schon gehen diese Endlos-Diskussionen wieder von vorne los.

Welche Farben die Tischdekos haben sollen, welche Musikgruppe wohl die besserei sei und wer an welchem Tisch zu sitzen hat. Dieses Thema scheint irgendwie unerschöpflich zu sein...

Nach zig solcher Gespräche habe ich durchklingen lassen, dass sie gerne alles so arrangieren können, wie es ihnen gefällt. Dass mir das gesundheitlich aber zu viel wird und man die Diskussionen mit mir auf das wesentliche beschränken möge.

Das wird mir jetzt heftigst zum Vorwurf gemacht... von Beiden!
Ich zeige angeblich zu wenig Interesse und würde von nun an überhaupt nicht mehr kontaktiert. Heißt: Man will keinen Kontakt mehr.

Das trifft mich mitten ins Herz. Das habe ich natürlich nicht gewollt; habe auch versucht, ganz ruhig zu bleiben und um Verständnis zu bitten.

Ohne Erfolg. Sie bleiben dabei. Und Schwiegertochter verlangt jetzt, ich solle mich für mein "Verhalten" entschuldigen; ansonsten würden sie mich nicht einladen.

Meine Gemütsverfassung schwankt zwischen wütend sein und sehr traurig.

Dass man von Gesunden kein Verständnis erwarten kann, ist mir schon bewusst. Zum Verhängnis scheint mir zu werden, dass die Erkrankung ja bereits so lange zurückliegt. Die Meinung, dann müsse man ja schon längst wieder die "Alte" sein, hat sich wohl in den Köpfen verfestigt.

Aber ich bin nicht nur körperlich und geistig älter geworden, die Kraft hat auch gehörig gelitten und ich (wir) brauchen alle Kraft für den Alltag. Alles zusätzliche ist eine Kraftanstrengung, die zumindest ICH nicht mehr aufbringen kann.

Gibt es hier jemanden, dem es auch so geht? Man will, aber man schafft es nicht mehr und keiner versteht es?

Ich schick den Beitrag einfach mal so ab. Sorry, falls er verwirrend rüberkommt.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001 (Chemo, Ablatio, Chemo, Bestrahlungen, 10 Jahre Anti-Hormontherapie)
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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  #2  
Alt 09.05.2013, 11:13
Benutzerbild von Barbara_vP
Barbara_vP Barbara_vP ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Liebe Norma

ja ich kann das gut nachvollziehen, die Kraft ist nicht mehr da, auch wenn man möchte. Nicht nur, dass der Krebs (und andere Erkrankungen) mir die Kraft genommen hat, ich werde auch älter.... ich versuche oft Dinge zu tun, an denen ich scheiter, aber mittlerweile weiß ich wo die Grenzen liegen und das ist gut. Nicht alle verstehen es, manche ja und das Nicht Verstehen ist verletztend.

Es ist gut, dass du deine Grenzen kennst und Stop sagen kannst!

Es ist sehr verletzend, dass sich dein Sohn und deine Schwiegertochter von dir abwenden und deine Traurigkeit und Wut ist´nachvollziehbar. Vielleicht wird sich ein klärendes Gespräch ergeben ich wünsche es dir. Ich selbst diskutiere auch viel (manche Dinge geben mir selbst Sicherheit, die ich brauche), aber ich akzeptiere dann ein Stop auch wenn es anfänglich mich verletzt hat, weil das diskutieren für mich wichtig war. Ich will damit nicht deinen Sohn und Schwiegertochter in Schutz nehmen.
Liebe Norma, ich wünsche dir viel Kraft, denn diese Angelegenheit kostet Kraft und ich hoffe, und wünsche dir, dass sich die "Wogen glätten" und Ihr wieder zusammen findet
__________________
Liebe Grüße
Barbara
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  #3  
Alt 09.05.2013, 12:49
mickey226 mickey226 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Liebe Norma,

meine Schwiegermutter litt vor Jahren ebenfalls an Brustkrebs und ich denke, eine der wichtigen Lektionen aus dieser Erkrankung heraus ist, daß die Betroffene lernt, auch einmal NEIN zu sagen. Ich habe hautnah miterlebt, wie schwierig der Verlauf war und wie groß die Veränderung meiner Schwiegermutter. Mein Mann und ich haben das jedoch immer und zu jeder Zeit respektiert und sie nie bedrängt. Sie sagte genau wie Du, daß sie manches einfach nicht mehr kann und ihr auch langes Sprechen am Telefon zuviel ist. Für uns war das nie ein Thema - wenn sie uns braucht, sind wir da.

Ich persönlich finde es ungerecht von Deinem Sohn und Deiner Schwiegertochter, Dich zu zwingen, Dich zu entschuldigen. Für was sollst Du Dich entschuldigen? Dass Du leider nicht mehr ganz die Alte bist? Das ist albern und ich würde mich auch nicht dazu zwingen lassen. Wenn sie das so sehen, kannst Du davon ausgehen, daß beide noch kein größeres Verständnis entwickelt haben und im Moment sehr eigennützig reagieren. Ich würde in dem Fall sogar aus Rücksicht auf Dich und Deinen Mann, der offensichtlich ja auch schwer erkrankt ist, auf eine so große Feier verzichten oder Euch zumindest nicht mit der Planung behelligen.

Lass Dich bitte nicht runterziehen - ich versteh Dich völlig und sende Dir eine ganz liebgemeinte (wenn auch virtuelle) Umarmung

Liebe Grüße!
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  #4  
Alt 11.06.2013, 10:58
Rauchquarz Rauchquarz ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Liebe Norma,

Du schlägst Dich seit elf Jahren mit Brustkrebs herum - das ist eben so und Deinen Gemütszustand hat da niemand zu bewerten (kritisieren), es sei denn, Du wünscht Hilfe. Dein Sohn kennt Dich damit seit elf Jahren und sollte doch gelernt haben, damit umzugehen.

M. E. ist hier eher die Schwiegertochter das Problem bzw. ihre Motivation. Hattest Du irgendwo geschrieben, wie alt sie ist? Wie sieht der Umgang mit ihren Eltern aus? Die Renovierungsfragen rühren ja vielleicht aus einer für jüngere Semester noch verständlichen Euphorie, insb. falls es sich um die erste gemeinsame Wohnung handelt. Womöglich hattet Ihr da, wie es ´mal so ist, Eure Hilfe angeboten, weshalb Ihr in jede Kleinigkeit involviert wurdet.

Den Kontaktabbruch halte ich allerdings für ein schwereres Kaliber. Möglicherweise wurde nur ein Grund gesucht, um den Kontakt zwischen Euch und Eurem Sohn zu schwächen. Dies hätte in meinen Augen weniger mit Deiner Krankheit zu tun, sondern vielleicht eher damit, daß Eure Schwiegertochter ihren Mann für sich allein "besitzen" möchte.
Meine Schwägerinnen waren ähnlich unterwegs. Der eine Bruder durfte nirgendwo alleine hinfahren (Verwandtschaft incl.), ohne daß sie gleich angerufen und ihn zurückbeordert hätte. Der andere durfte seine Mutter besuchen, aber nur mit Frau im Gepäck und obendrein deren Schwiegermutter, falls diese gerade in Deutschland weilte. Die Beeinflussung nahm deratige Ausmaße an, daß ich mich schließlich zurückgezogen habe. Meine Mutter dagegen war wie immer dankbar, wenn sich überhaupt einer ihrer Söhne meldete. Beide sind heute längst geschieden.

Wie man sich als Mutter in solch einem Fall verhält, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht weiterhin für den Sohn da sein, wenn er wieder auf der Matte steht und wie gehabt zu den üblichen Anlässen gratulieren.
Auf jeden Fall möchte ich Dir sagen, daß das Verhalten der beiden nach meinem Dafürhalten im Grunde nichts mit Deiner Krankheit zu tun hat bzw. zu tun haben sollte, da dies mehr als anmaßend wäre. Sei Dir gewiss, daß diese Frau auch irgendwann einmal beim Arzt sitzen und ein mulmiges Gefühl haben wird. Spätestens dann wird sie sich in Dich hineinversetzen können.

I. ü. muss man seine eigenen (Schwieger-)Eltern nicht förmlich einladen....

Halt´ die Öhrchen steif!
Rauchquarz
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  #5  
Alt 24.07.2013, 23:21
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Kurze Rückmeldung:

@ Rauchquarz:

Du scheinst tatsächlich voll ins Schwarze getroffen zu haben. "Nur für sich alleine haben wollen" hat allerdings funktioniert. Wir haben keine Einladung zur Hochzeit erhalten; wir durften noch nicht einmal das genaue Datum erfahren.

Ja, eines Tages kommt die Erkenntnis auch bei jungen Menschen, aber dann ist es zu spät, sich für schlimmste Fehler zu entschuldigen.

Das Leben geht irgendwie weiter. Wenn die Zukunft gestorben ist, bleiben immer noch Vergangenheit und Gegenwart.

Alles Gute für alle!

LG
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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  #6  
Alt 29.07.2013, 22:44
Ed1 Ed1 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo Norma, hab selber keine Kinder, doch das ist wohl wirklich ein starkes Stück. Ich kann deinen sohn eigentlich nicht verstehen, dass er nicht einmal auf den tisch haut

Es tut mir leid für Dich, dass du das mitmachen musst.

Aber es ist gibt es schöne weisheit:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

In diesem Sinne wünsche ich Dir auch alles Gute, das Blatt kann sich im Leben oft schnell wenden...

lg
ed
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  #7  
Alt 11.11.2013, 11:01
niemand2013 niemand2013 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Eigentlich hatte ich mich nun in diesem Forum angemeldet, weil in meiner Familie gerade eine mir nahestehende Person an Krebs erkrankt ist. Um diese schwierige Zeit besser verarbeiten und mich mit Informationen eindecken zu können, bin ich nun hier. Jetzt bin ich aber auf diesen Thread gestoßen und dachte, dass ich mir hier mein Herz ein wenig Off-topic ausschütten kann.

Meine beste Freundin hat dieses Jahr eine sehr ähnliche Situation erlebt, wie Norma!
Da ich auch als Trauzeugin fungiert habe, war ich bei allem hautnah dabei. Schon zu Beginn des Jahres fing es damit an, dass die Schwiegermutter jemanden aus der Familie des Bräutigams einlud, ohne es wirklich mit dem Brautpaar abgesprochen zu haben. Meine Freundin (also die Braut) war darüber so traurig, dass ich noch heute nicht verstehe, wie sie ingesamt so ruhig bleiben konnte. Sie sagte aber immer wieder, dass die Krebserkrankung ihrer Schwiegermutter wahrscheinlich zu ihrem gedankenlosen Handeln beitrug.
Nach einem großen Streit und einem gemeinsamen Urlaub, war der Kontakt dann so zerbrochen, dass die Hochzeit ohne die Familie des Bräutigams stattfand.
Tatsächlich hatte ich die ganze Zeit über den Eindruck, dass meine Freundin viel mehr damit zu kämpfen hatte, als der Bräutigam.

Mittlerweile ist es so, dass über ein halbes Jahr seit dem letzten Kontakt vergangen ist und weiterer Kontakt scheint von beiden Seiten nicht gewollt.

Dass die Schwiegermutter bald Oma wird, wird sie wohl nicht erfahren, aber da denke ich mir doch - man sollte doch wieder zueinander finden, oder?

Für meine Freundin wünsche ich mir, dass mehr Verständnis von ihrer Schwiegermutter kommt. Aber ich merke immer mehr, dass jemand der an Krebs erkrankt ist, irgendwie anders denkt!

Ist es möglich, dass du Norma, das Ganze einfach anders wahrnimmst als dein Sohn und deine Schwiegertochter?
Manchmal glaube ich nämlich, dass das das Hauptproblem bei meiner Freundin und ihrer Schwiegermutter ist!

Alles Liebe und Gute!
Die Pinnomaus!
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  #8  
Alt 18.11.2013, 02:07
Norma Norma ist offline
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Standard Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Zitat:
Zitat von Ed1 Beitrag anzeigen
Aber es ist gibt es schöne weisheit:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

In diesem Sinne wünsche ich Dir auch alles Gute, das Blatt kann sich im Leben oft schnell wenden...
Liebe Ed1,

vielen Dank für deine warmherzigen Worte!

Ja, das Blatt kann sich wirklich oft ganz schnell wenden...

Dir auch alles Liebe und Gute!

Zitat:
Zitat von niemand2013 Beitrag anzeigen
Für meine Freundin wünsche ich mir, dass mehr Verständnis von ihrer Schwiegermutter kommt. Aber ich merke immer mehr, dass jemand der an Krebs erkrankt ist, irgendwie anders denkt!
Du musst gesund sein, wie schön! Sei jeden Tag dankbar für dieses Geschenk!

Natürlich denken Krebskranke anders; jedenfalls die, die ich kenne. Vieles, was man früher als Selbstverständlichkeit angesehen hat, wird heute mit anderen Augen gesehen: Erholsamer Schlaf, schmerzfreies Aufstehen, duftende Brötchen, Sonnenschein, Vogelgezwitscher, blühende Sträucher... alles Dinge, die eine völlig neue Bedeutung bekommen haben.

Manchmal verläuft das Leben nicht so, wie man es sich gewünscht hat. Dann heißt es: Verzweiflung und Tränen zulassen; Zeit vergehen lassen um sich dann wieder neu zu finden und neu zu orientieren.

Das haben wir getan. Wir haben den familiären "Zustand" inzwischen so annehmen können, wie er gerade ist. Sollte er sich wieder ändern... auch gut. Wir sind nicht nachtragend.

Auf keinen Fall würden wir uns aufdrängen oder betteln, um ein eventuell geborenes Enkelkind mal sehen zu dürfen. Unser Sohn dürfte seine Eltern diesbezüglich gut genug kennen. Zu verzichten, damit es den eigenen Kindern gut geht, ist uns schon immer sehr leicht gefallen.

Auf seinem Weg begleiten ihn derweil unsere Gebete; wenn ich ihm etwas mitteilen dürfte, wäre das die Erinnerung an das 5. Gebot. Verstehen würde er es momentan aber wahrscheinlich sowieso nicht...

Bleib gesund!

Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

Geändert von gitti2002 (18.11.2013 um 12:58 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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  #9  
Alt 19.11.2013, 10:52
niemand2013 niemand2013 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Ja, ich bin gesund und danke Gott jeden Tag dafür.
Deshalb sage ich ja auch, dass es mir schwer fällt mich in jemanden, der krank ist oder krank war, hinein zuversetzen.

Aber bedeutet dir die Familie nicht alles?
Nie könnte ich mir vorstellen mit meiner Familie zu brechen.
Nun ist es aber auch so, dass ich mit meinen Eltern gemeinsam im Haus wohne und wir schon immer einen sehr innigen Kontakt haben.
Bei dem Mann meiner Freundin war der Kontakt zu seinen Eltern, nach seinem Auszug nicht mehr wirklich stark. Zu Geburtstagen und Feiertagen wurde sich zwangsläufig gesehen - mehr aber eben nicht. Und selbst darüber war er genervt.

Aber das ist auch kein Wunder. Nach allem was ich heute weiss, ist es in meinem Fall keinesfalls die Schwiegertochter Schuld! Da sind sich alle im Umfeld, einschließlich die Eltern der Freundin die als letztes Kontakt mit der Schwiegermutter hatten, sicher.
Dass sich eine Mutter so unsagbar dumm verhält, ist für mich aber noch immer nicht zu verstehen.


Du liebe Norma, scheinst da aber ja ganz anders zu sein.
An deiner Stelle würde ich hier aber eher die Beziehung zu deinem Sohn in Frage stellen, als der Schwiegertochter die alleinige Schuld zu geben. Nichts im Leben könnte mich von meiner Mutter oder meinem Vater trennen.
Dass dein Sohn nun aber auch keinen Kontakt mehr zu dir möchte, lässt mich eben aufhorchen!? Deshalb wiederhole ich nochmal meine Frage von oben:
Ist es möglich, dass dein Sohn und du die ganze Sache völlig anders wahrnehmen?

Alles Liebe und Gute!
Die Pinnomaus!
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  #10  
Alt 24.11.2013, 16:29
Wangi Wangi ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Entschuldigung, aber was soll daran anders zu verstehen sein?

Von Norma wurde doch nur um Rücksichtnahme gebeten und das mit Recht!
So wie sie hier rüber kommt ist sie nicht der Typ der sagt: Nun macht mal euren Kram alleine, ich hab keinen Bock und kein Interesse und wenn euch das nicht passt bin ich weg.
Bin auch an Krebs erkrankt, 2009 und auch jetzt noch spüre ich die Schlappheit. Auch die Behandlung, Bestrahlung und Chemo, zehrt immer noch an den Kräften. Den normalen Alltag bekommt man gut hin, aber irgendwelche, wenn auch kleinen "Ereignisse" stressen. Das fängt schon mit einem Kaffeebesuch an. Und wenn das auch noch wochenlang so geht, kann ich die Reaktion von Norma sehr gut verstehen.
Natürlich fällt es einem schwer wenn es in der Familie Unstimmigkeiten gibt, aber da muss auch der Selbstschutz eingreifen.
Wenn sich jemand entschuldigen müsste dann wären das der Sohn (hauptsächlich) und an 2. Stelle die Schwiegertochter.

Norma, ich wünsche Dir ganz viel Gesundheit und pass weiterhin gut auf dich auf.

Liebe Grüße
Wangi
__________________

Geändert von Wangi (24.11.2013 um 16:31 Uhr)
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  #11  
Alt 26.11.2013, 09:08
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo zusammen,

ich muss da nun auch mal was zu schreiben, weil ich muss mich hier gerade echt beherrschen bei einigen was man hier so liest.
Zu aller erst, ich bin selbst betroffener mit LK Metastasen. Anfangs dachte ich mir auch, als "Gesunder", so schlimm kann das ja nicht werden. Pustekuchen ist, denn kein Gesunder wird jemals auch nur im Ansatz verstehen, was du während einer Krebstherapie durchmachst. Was dein Körper an Schmerz ertragen muss, was die Psyche am leiden ist.
Es ist eine Sache einen Krebskranken zu sehen, wie er sich verändert, nur siehst du nicht was innerlich passiert.
Ich kann Norma voll und ganz verstehen und ich würde mich nicht anders verhalten. Der Krebs verändert Dich und wer damit nicht klar kommt, hat auch in meinen Leben nichts mehr verloren und da wäre es mir egal wer es ist.

Dir liebe Norma wünsche ich alles Gute und fühle Dich mal gedrückt, denn gerade jetzt zur Weihnachtszeit sind das unnütze Probleme die dein Sohn hätte umgehen müssen.

LG
Mathias
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  #12  
Alt 27.11.2013, 00:00
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Eigentlich wollte ich hierzu nicht schreiben, denn ich bin keine Betroffene, sondern Angehörige!
Mein Mann ist seit 2003 Betroffener eines Liposarkoms und seit 2004 fertig mit seinen Therapien. 2 OP`s , Chemo und Bestrahlung.
Von 2004 bis 2012 waren seine Nachsorgen in Ordnung und er war wie "immer".
Alle üblichen familiären oder andere Probleme hat er niemals auf seine "ehemalige" Erkrankung geschoben.
Warum auch?
Probleme gibt es immer, auch ohne Krebserkrankung.

Normas Erkrankung war 2001.
Es ist schon eine Weile her.
Woher nach all den Jahren die Kraftlosigkeit?
Wir verändern uns eben und das auch ganz ohne Vorerkrankung.
Warum ist ein Problem mit der Schwiegertochter Schuld einer Krebserkrankung, die 12 Jahre zurück liegt?

Mathias, du steckst noch mitten in deinen Therapien.
Da sieht die Sachlage nach meiner Meinung anders aus.
Aber eine Erkrankung, die 12 jahre zurück liegt?
Vielleicht ist es wirklich "nur" ein ganz normales familiäres Problem, wie in vielen anderen Familien auch?

Mein Mann hat sich z.B. auch nach seiner Lungenmetastasendiagnose 2012 nicht veräöndert. Von der Angst vor den Nachsorgen mal ganz abgesehen, aber das ist ein ganz anderes Kapitel.
Er lebt sein Leben wie immer.
Ist er die große Ausnahme?


Viele grüße,
Sanne
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  #13  
Alt 27.11.2013, 01:34
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo in die Runde,

zunächst meinte auch ich:'Bloß gut, der thread schläft ein!'
Da aber in den letzten Tagen wieder 2-3 posts erschienen sind, dachte ich wiederum, dass gerade ich noch am ehesten in der Position bin zu antworten. Warum? Weil ich selbst eine (ehemals) krebskranke Schwiegertochter bin und meine Schwiegermutter etwa 15-20 Jahre vor meiner Erkrankung auch Krebs hatte.

Als ich meiner Schwieger-Familie vorgestellt wurde, war die Krebserkrankung meiner Schwiegermutter (ca. Ende der 80er) mir bekannt. Sie hatte einen Krebs irgendwo zwischen Mundhöhle und Ohr, hatte auf alle Fälle keine Chemo, wie ich meine mich zu erinnern auch keine OP, aber eine ziemlich intensive Bestrahlung. Sie meint heute noch, sie sei verstrahlt worden, weil nicht der Prof, sondern sein Assistent die Dosis berechnet hat. Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass man heute die Dosis der Bestrahlung aufgrund modernerer Technik feiner und individueller gestalten kann. Insofern hat sie sicher recht, wenn sie meint, sie hat zuviel abbekommen.

Unter den Folgen dieser starken Bestrahlung leidet sie bis heute; insbesondere hat sie kaum noch Speichel, leidet unter extremer Mundtrockenheit und anderen Symptomen. Wie belastend das sein kann, verstehe ich tatsächlich erst seit meiner eigenen Krebserkrankung so richtig.

Was ich bis heute nicht verstehen kann: Ich habe eigentlich noch nie von meiner Schwiegermutter gehört, dass sie trotz aller Widrigkeiten dennoch froh ist, ihren Krebs so lange (inzwischen mindestens 20 Jahre) und völlig rezidiv-frei überlebt zu haben. Das konnte ich als Gesunde nicht verstehen und kann ich als selbst Krebserkrankte erst recht nicht verstehen. Dass nach ihrer Erkrankung alle ihre fünf Enkelkinder geboren wurden, sie sich natürlich darüber auch gefreut hat, sie aber vordergründig dann doch wieder mit dem Versuch der Behandlung ihrer Symptome beschäftigt war. (Dabei hat sie einen Ärzte-Marathon ohne verwertbares Ergebnis, viel verschwendete Lebenszeit und aus meiner Sicht eine Verschlimmerung durch Übergriff der Beschwerden auf das Ohr bewirkt, aber das auszuführen würde hier zu weit führen.)

Ich kann nicht so recht einschätzen, wie mehr oder weniger betroffen sie war, als ich dann erkrankte (da war ich schon 15 Jahre verheiratet und etwa im gleichen Alter wie sie seinerzeit) und ob sie Angst wegen der Situation ihres Sohnes, vielleicht bald allein mit drei minderjährigen Kindern da zu stehen, empfand. Mir war naturgemäß wichtiger, wie gut mein Mann mit der ganzen Situation umgegangen ist. Sie sagt öfter mal (nachdem sie vorher lange über ihre unumkehrbaren Folgeschäden geredet hat): "Wie gut, dass Du alle so gut überstanden hast." Ich bin mir nicht sicher, ob sie registriert hat, dass ich infolge meiner doch recht intensiven Behandlung nieren- und lungenkrank bin. Manchmal, wenn ich schlecht drauf bin, kann ich mir dann doch eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen. Das ist aber nicht soooooo schlimm, weil sie inzwischen recht schwerhörig ist.

Ich bemerke aber an mir, dass ich inzwischen irgendwie "krebsmilde" geworden bin. Soll heißen, es hebt mich gar nicht mehr so sehr an. Ich selbst schlage ganz oft vor, dass wir uns auf die knapp 500 km lange Fahrt machen, damit sie Sohn und Enkelkinder sieht. Eigentlich tut sie mir eher leid, weil sie so gar keine Lebensfreude zu empfinden scheint. Oder doch? - weil, lebensmüde ist sie keinesfalls. Ich werde mich hoffentlich in knapp 20 Jahren meines Lebens freuen und versuche meinen Kindern ständig einzureden, sie mögen es bitte nicht darauf anlegen, alte Eltern zu werden.

Geändert von Cecil (27.11.2013 um 01:39 Uhr)
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  #14  
Alt 27.11.2013, 14:09
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo Sanne2,

das eine Chemotherapie über Jahre oder Jahrzehnte hinweg schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann, sollte Dir dann auch bewusst sein. Es gibt eben auch viele Nebenwirkungen die nie wieder verschwinden, dazu kann u.U. auch die Polyneuropathie gehören. Mal ganz abgesehen davon, dass die Psyche dann nochmal eine ganz andere Sache ist. Wir wissen nichts über private Umstände oder ähnliches und ich habe hier lediglich meine eigene Meinung geschrieben.

Ja du hast recht, meine Diagnose ist noch sehr jung und meine Therapie gerade mit dem ersten Block fertig. Was ich aber in dieser Zeit alles von meinen Mitmenschen einstecken musste, schlägt dann doch dem Fass den Boden aus.
Unter anderen wurde mir damals auch von meiner Familie bzgl. meine Angst gesagt..."Du bist doch nun geheilt, also Kopf hoch". Das war nach der radikal OP, wo man dann die LK Metastasen feststellte. Wer da dann von geheilt spricht kann mir nur leid tun. Denn danach ging das elend erst richtig los. Vieles ist Unwissenheit, einiges einfach dumm gelaufen und vieles aber auch dreist.
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  #15  
Alt 27.11.2013, 15:31
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Ich möchte noch einmal ganz klar schreiben, dass die Kinder von Norma sich meines Erachtens unangemessen verhalten haben. So verhält man sich nicht den Eltern gegenüber. Geht man von ihrer Schilderung aus, so gibt es meiner Meinung nach nichts, wofür Norma sich entschuldigen müsste. Dass der Sohn das nicht selbst so gesehen und zu seiner Mutter gestanden hat, wundert mich auch.

Das hat aber m. E. nichts mit den Krebserkrankungen von Norma und ihrem Mann zu tun! Es gäbe sicherlich auch eine Menge gesunder Elternpaare, die sich überfordert gefühlt und die Kinder gebeten hätten, alles allein zu organisieren. Wieder andere Eltern mit schwerwiegenden Erkrankungen in der Vergangenheit wären vermutlich tödlich beleidigt, wenn man sie nicht mit einbeziehen würde. Da gibt es wohl genau so viele Möglichkeiten, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Zum Glück!

Aber warum muss man seine Krebserkrankung wie eine Monstranz vor sich hertragen? Wer lieber gesellig und nicht gern allein ist, dem würde ich jedenfalls davon abraten. Anfänglich habe auch ich des öfteren gedacht: "Versteht mich denn keiner? Wenn die wüssten, was ich durchmachen musste ....." Inzwischen habe ich verstanden, dass "die anderen" es höchstens in Ansätzen nachvollziehen können und das auch nur bei regelmäßigem und engem Kontakt. Und das ist meiner Meinung nach auch halbwegs in Ordnung so, denn meine Umwelt soll natürlich Verständnis für mich aufbringen, aber mich auch nicht behandeln, als dürfe man mich nur noch in Watte packen. Das macht es keineswegs leichter. (Zum Glück machen unsere Schul-Kinder sich hierüber keine schwerwiegenden Gedanken, sondern fordern ganz normal unsere Aufmerksamkeit ein.)

Und es soll nicht nur eine höfliche Floskel sein, wenn ich jemand Anderem Gesundheit und ein langes Leben wünsche. Ich meine das sehr ernst, und ich weiß, wovon ich spreche.

Geändert von Cecil (27.11.2013 um 21:13 Uhr)
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