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Alt 28.04.2004, 23:20
Tina NRW Tina NRW ist offline
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Standard Prostatabiospie

http://www.netdoktor.de/ratschlaege/...atabiopsie.htm

Prostatabiopsie (Gewebeentnahme aus der Vorsteherdrüse)

Heribert Schorn, Facharzt für Urologie


Was ist eine Prostatabiopsie?

Unter einer Prostatabiopsie versteht man die Entnahme kleiner Gewebestücke aus der Prostata.

Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein kugeliges Organ, das nur beim Mann vorkommt. Sie liegt unmittelbar unterhalb der Blase um die Harnröhre herum. Das Gewicht der Prostata bei einem jungen Mann beträgt etwa zehn bis 20 Gramm. Die Aufgabe der Prostata ist die Produktion eines großen Teils der Samenflüssigkeit und vieler der darin enthaltenen Enzyme. Die aus den Hoden kommenden Samenfäden werden hier mit dieser Flüssigkeit vermischt und aktiviert.


Wie funktioniert die Prostatabiopsie?

Prinzipiell gibt es zwei Arten der Prostatabiopsie:

Die Prostata (hellrot) umgibt die Harnröhre unmittelbar unterhalb der Blase

Die Stanzbiopsie: Dabei werden kleine, etwa 0,5 bis 15 Millimeter lange, zylinderförmige Stücke aus der Prostata gestanzt. Dies erfolgt mit einer Hohlnadel, die eine Innennadel enthält und in der Lage ist, einen kompletten Gewebeverband zu entnehmen. Ursprünglich waren die Nadeln relativ dick. In den letzten Jahren wurden jedoch Nadeln entwickelt, die nur noch einen Durchmesser von unter einem Millimeter haben.


Die Aspirationsbiopsie: Dabei werden einzelne Zellen abgesaugt. Diese Methode wird seit 1930 neben dem After und seit 1960 durch den After durchgeführt. Der Vorteil liegt in der dünneren Nadel, der Nachteil in der schlechteren Beurteilbarkeit der Probe. Mit der Entwicklung dünnerer Stanznadeln für die Stanzbiopsie kam die Aspirationsbiopsie in Deutschland immer seltener zur Anwendung.


Außerdem gibt es zwei Zugangswege für die Prostatabiopsie:


Da der Darm immer von Bakterien bevölkert ist und man Entzündungen befürchtete, entnahm man zunächst nur Proben über die Haut am Damm zwischen After und Hodensack. Diese Methode heißt transperineal und wird heute noch bei am Enddarm bereits operierten Patienten, denen der After verschlossen wurde, praktiziert. Das ist der Fall bei Patienten, die unter Enddarmkrebs leiden und sich der so genannten Hartmann-Operation unterzogen haben. Um das Untersuchungsziel besser erfassen zu können, wendet der Arzt bei der transperinealen Methode Ultraschall an.


Später, mit der Entwicklung besserer Antibiotika, fand die Punktion durch den Enddarm, der unmittelbar neben der Prostata anliegt, weite Verbreitung. Diese Methode heißt transrektal. Da es früher keine Möglichkeit der Prostatadarstellung gab, punktierte der Arzt das Organ direkt unter dem tastenden Finger. Später kamen Ringe auf den Markt, mit denen die Biopsienadeln am Finger entlang geführt werden konnten. Die Bewegung der Stanznadel erfolgte dementsprechend noch langsam von Hand. Die Nadeln waren relativ dick und die Untersuchung daher schmerzhaft. Meist wurden nur zwei oder drei Proben entnommen.


Dass die Prostatabiopsie heute eine recht gefahrlose und fast schmerzfreie Untersuchung ist, verdankt sie zwei Neuentwicklungen der Medizin:


Neben dünneren Stanznadeln wurde auch eine Pistole entwickelt, die die Nadel blitzschnell und automatisch ein- und ausfährt und auf diese Weise das Untersuchungsmaterial gewinnt. Der Patient bemerkt dabei höchstens einen kleinen, harmlosen Stich.


Der wichtigste Fortschritt war die Kombination der Prostatabiopsie mit der transrektalen Ultraschall-Untersuchung Der wichtigste Fortschritt war die Kombination der Prostatabiopsie mit der transrektalen Ultraschall-Untersuchung (TRUS). TRUS erlaubt mittels eines fingerdünnen Ultraschallkopfes die genaue Darstellung der Prostata. Größe, Auffälligkeiten und Form sind gut zu beurteilen. Die Untersuchung ist schmerzlos. Mit einer auf die Ultraschallsonde aufgesetzten Biopsieführung ist eine sichere und genaue Biopsie möglich. Heute werden mit dieser Technik bei Verdacht auf Prostatakrebs sechs bis acht Proben fächerförmig im gefährdeten Außenbereich der Drüse entnommen. Sind Auffälligkeiten tast- oder sichtbar, kann sie der Arzt gezielt punktieren.


Wozu dient die Prostatabiopsie?

Auf Grund hormoneller Veränderungen vergrößert sich die Prostata im Laufe des Lebens und kann häufig bei Älteren Männern die Harnröhre einquetschen, was zu erschwertem Wasserlassen führt. Dies wird heute als gutartiges Prostatasyndrom bezeichnet und betrifft die bei der Harnröhre gelegenen Bezirke. Mit Prostatakrebs hat diese Vergrößerung der Prostata nichts zu tun.

Prostatakrebs befällt meist die beim Enddarm gelegenen Anteile der Drüse. Deshalb ist Prostatakrebs auch oft vom After aus als harter Knoten tastbar. Leider ist nicht jedes Frühstadium bei der Vorsorge-Untersuchung ertastbar.

Prostatakrebs ist gut behandelbar, wenn man ihn früh erkennt. Voraussetzung für eine Therapie ist aber eine sichere Diagnose, die der Pathologe unter dem Mikroskop (histologisch) stellt. Dabei kann er auch Aussagen zur Schwere der Krankheit machen.

Der Pathologe benötigt dazu kleine Gewebszylinder der Prostata, die durch die Prostatabiopsie gewonnen werden können.


Was ist im Vorfeld der Prostatabiopsie zu beachten?

Der Patient sollte keine Blutgerinnungs-Medikamente einnehmen. So ist es ratsam, dass er Medikamente, welche die Blutplättchenzusammenlagerung hemmen, drei bis sechs Tage vor der Prostatabiopsie nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzt.

Eine Therapie mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten verbietet eine Punktion.

Der Patient sollte am Tag vor der Biopsie und am Morgen der Untersuchung seinen Darm mit einem Miniklistier entleeren.

Vor und nach der Biopsie erfolgt eine Antibiotika-Einnahme zum Schutz vor einer Entzündung.



Wie wird die Prostatabiopsie durchgeführt?

Der Patient legt sich mit angewinkelten und angehobenen Beinen auf den Rücken oder seltener in eine bequeme Seitenlage. Bei Bedarf kann der Arzt dem Patienten Beruhigungs- oder Schmerzmittel geben.

Meist untersucht der Arzt zunächst den After mit dem Finger und achtet auf Veränderungen, z.B. Hämorrhoiden. Dann führt er mit Hilfe von einem Gleitmittel die Ultraschallsonde vorsichtig mit einem aufgesetzten Biopsiegerät in den After ein. Zunächst erfolgt nun die Beurteilung und Grössenbestimmung der Prostata. Unter Bildkontrolle entnimmt der Arzt dann zügig sechs bis acht Proben (Sextanten- oder Oktantenbiopsie). Damit ist die Untersuchung beendet.

Die Proben werden zur Beurteilung in die Pathologie gesandt. Es vergehen einige Tage bis zur Diagnosestellung, da der Pathologe die Proben aufwändig bearbeiten muss.

Leider gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, sodass man auch bei negativem Befund, das heißt in diesem Fall, es wird kein Krebs festgestellt, unter Umständen eng maschige Kontrollen und eventuell eine Wiederholung der Untersuchung durchführen muss. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn weiterhin das Enzym Prostata spezifisches Antigen (PSA) im Blut erhöht ist. Denn PSA ist bei vorhandenem Prostatakrebs meist erhöht und gilt deshalb als Tumormarker.

Nach der Untersuchung sollte der Patient noch einige Stunden ruhen. Schwere körperliche Betätigungen, vor allem Rad fahren sollte er vermeiden. Geschlechtsverkehr ist schon nach wenigen Tagen möglich. Der Patient sollte jedoch wissen, dass das Sperma nach einer Prostatabiopsie blutig sein kann.


Welche Komplikationen können bei der Prostatabiopsie auftreten?

Die häufigsten Komplikationen sind Blutungen und Entzündungen:

Blutungen können im Urin, im Stuhlgang oder direkt im Becken auftreten. Der erste Urin ist fast immer blutig, er sollte jedoch rasch wieder die normale Färbung annehmen. Oft ist auch der erste Stuhlgang leicht blutbelegt. Falls die Blutung stärker wird und/ oder Schmerzen auftreten, sollte der Patient es sicherheitshalber dem Arzt mitteilen.


Bei plötzlich auftretendem Fieber muss er sich sofort in Behandlung begeben.


Welche alternativen Untersuchungsmöglichkeiten bestehen?

Eine sichere Diagnose von Prostatakrebs ist nur mit Hilfe der Prostatabiopsie möglich. Andere Verfahren wie die Abtastung der Prostata oder deren Darstellung mittels Ultraschallstellen hier lediglich Hilfsmittel zur Diagnosefindung dar.

Redaktion Dr. med. Katharina Larisch
Aktualisierung 13.12.2003
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