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Alt 11.08.2004, 11:17
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Leben mit einem Tumor

Eigentlich wollte ich nie in so einem Forum schreiben, weil sich soweit ich das überschaue, zum einen mehr Angehörige als Betroffene zu Wort melden und mir die Aussagen der Angehörigen verdeutlichen, wie schwer sie an der Last zu tragen haben und das geht mir „an die Nieren“. Zum anderen bin ich der Meinung ist jeder Fall sehr spezifisch, gerade wenn es darum geht, dass sich eine Besserung einstellt und ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken oder durch meine Äußerungen jemanden auf einen falschen Weg führen. Jetzt aber nach 4 Jahren und 10 Monaten nach Diagnosestellung möchte ich doch relativ kurz gehalten meine Erlebnisse und Eindrücke schildern, vielleicht kann ja doch jemand damit etwas anfangen.

Ich bin Jahrgang 1964, die Diagnose wurde Anfang Nov. 99 gestellt. Eine Operation wollte ich nicht, weil ich hatte 1979 bereits eine „nette OP“, mein Blindarm, wurde 1975 rausgenommen, "wuchs neu" und führte 1979 zum Darmverschluss, hat mich ½ m Dünndarm gekostet und einen Sommer im Krankenhaus, 1982 nach einem Motorradunfall bildete sich "ein etwas" an meinem linken Schienbein, verursachte starke Schmerzen, die Ärzte wollten amputieren, ich war 18 und sagte nein, habe die Stelle so gut es ging sehr "warm gehalten" und wieder angefangen zu laufen, nach 5 Jahren war ich nahezu beschwerdefrei. Damals mit 18 beschloss ich bereits, dass ich solchen Dingen ihren Lauf lassen werde, wenn sie nochmals auftreten sollten.

Bin Anfang Nov. 99 zum Arzt wegen starker Schmerzen und Übelkeit, konnte keine Nahrung bei mir behalten, der Tumor hatte sich durch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse bemerkbar gemacht, er sitzt im Schwanz irgendwo in den hormonproduzierenden Bereichen.
Konnte 7 Monate nur im Sitzen mit der rechten Schulter an die Wand gelehnt „schlafen“, auf Arbeit (Büro) habe ich mehr Zeit auf dem Klo verbracht als am Schreibtisch, war bis Mai 2000 echt schlecht drauf, habe aber nur Vitamine und Mineralien zur Kräftigung genommen, ich wollte so lange als möglich dem Tagesgeschehen nachgehen können. Verdauungsenzyme habe ich keine genommen, weil ich den Standpunkt vertrete, repariert wird, was benötigt wird, benötigt wird, was benutzt wird. Habe Fleisch und Eier gegessen, allerdings immer schön getrennt, das ging halbwegs und Obst ging, möglichst was mit viel Säure. Ja und ich habe die Arbeiten von Prof. Otto H. Warburg gelesen und einiger anderer, hat mir geholfen, insbesondere war ich danach in der Lage den Tumor als einen Teil von mir zu akzeptieren, einen Teil, der versucht zu überleben, womit der Tumor und ich doch schon eine nicht zu vernachlässigende Gemeinsamkeit haben. Abgesehen davon wurde mir klar, dass die Zelle, die sich in eine Tumorzelle umwandelte durchaus noch eine Zeit lang die Fähigkeit hat, sich wieder umzuwandeln, erst wenn die Erbsubstanz in der Zelle geschädigt ist, gibt es kein zurück mehr. Nun, vielleicht sind ja meine noch in der Lage, sich „zurück zu transformieren“. Einige Wissenschaftler, Anhänger der Gen-Theorie, sehen dies anders. Dies ist die leidliche Diskussion darüber, was zuerst da war, die Henne oder das Ei. Ich favorisiere die Warburg-Theorie.

Meine Einstellung zur Schulmedizin ist neutral, dass ich sie nicht in Anspruch nahm, lag zum einen an meinen Erfahrungen in „jungen Jahren“ und zum anderen an der „Erfolgsstatistik bei der Behandlung von Tumoren“. Die diagnostischen Möglichkeiten waren auch nicht von dem Interesse für mich nach Erstdiagnose, was nützt mir eine Diagnose, wenn anschließend keine Heilmethode angeboten werden kann.

Ab Sommer 2000 ging es dann etwas besser, allerdings habe ich die linke Seite mit Eis gekühlt, ich hatte das Gefühl, ich würde sonst verbrennen, irgendwie ging die Entzündung nicht weg, allerdings war mir das auch recht so, was sich nicht rausschneiden lässt, muss halt „rauseitern“. Habe in der Zeit nachts teilweise alles pitschnass geschwitzt, passiert auch heute noch ab und an, ist auch ok, brauche ich nicht zur Hyperthermie. Hyperthermie ist meiner Meinung nach ein guter Ansatz für die alternative Behandlung.

In 2000 habe ich dann noch jemanden mit 2 Kindern kennen gelernt, wir sind zusammen gezogen und haben in 2001 ein Haus gebaut und uns Papageien zugelegt. Habe mich dann durch Zufall mit einem Vogelvirus infiziert, der auch Zugang in die Krebsforschung gefunden hat. Keine Ahnung, ob das was bei mir bewirkt hat.

Anfang 2002 bin ich dann 2x ins Koma gefallen. Mein Blutzucker hat gemacht, was er wollte, weil der Tumor, die Insulinproduktion durcheinander brachte, da war nichts mit Einstellen zu machen. Irgendwann in 2002 war dann auch die Leber so verfettet (NASH), dass deren Entgiftungsfunktion soweit runter ging, dass es zu deutlichen Anzeichen einer hepatischen Enzephalitis kam. Leider wurde die Problematik mit der Leber erst in 2004 „offiziell“, so dass ich jetzt erst ab Juni 2004 für die Leber was einnehme (Ornithinaspartat, Mariendistel, Selen, Zink, Mistel), damals wurde angenommen, dass die Funktionsstörungen des Gehirns lediglich durch Unterzuckerung ausgelöst wurden.

Im Frühjahr 2003 hat sich mein Partner von mir getrennt, na ja, ich bin aus dem Haus ausgezogen, manchmal sind die Belastungen für Angehörige zuviel. Klingt jetzt vielleicht etwas locker, war aber zunächst eine verdammt harte Zeit für mich. Zum Glück bin ich bei meiner 75jährigen Mutter untergekommen, sie weiß allerdings nicht, wie es wirklich um mich steht, ich hielt es auch nicht für angebracht, es ihr zu sagen.

Bin in 2003 jeden Sonntag in die Sauna, ich nahm an, dass mein Kopf nicht funktioniert, weil zuviel Giftstoffe im Körper sind, die wollte ich halt ausschwitzen, also bin ich in die Sauna, 8 Stunden mit bis zu 10 Saunagängen. Es wurde besser mit dem Kopf und dem Tumor.

Ab Anfang 2004 habe ich wieder mit Sport angefangen, manchmal ist es echt hart, insbesondere wenn die Bauch- und Rückenmuskulatur beansprucht wird. Ich beiß mich dann durch, weil ich gemerkt habe, dass es nach einer anfänglichen Verschlechterung besser wird, meine Belastbarkeit nimmt wieder zu. Ab Mitte 2004 fahre ich wieder Motorrad, dass hätte ich mir November 1999 nicht träumen lassen. Der Tumor ist immer noch da. Ungeachtet dessen ist meine Lebensqualität doch auf einem sehr guten Niveau.
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