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  #1  
Alt 21.09.2007, 03:26
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

meine Tochter ist gestern auf dieses Forum gestossen und auch ich möchte meine Hilflosigkeit zum Ausdruck bringen. Bei meiner Mutter wurde kurz vor Weihnachten 2005 ein Magenkrebs festgestellt. 3 Tage vor Weihnachten wurde ihr der Magen und ein Stück der Speiseröhre entfernt. Die Ärzte sagten uns damals, dass der Krebs komplett entfernt sei - aber die Möglichkeit, dass er wieder kommt ist da. Meine Mutter ist eine Kämpferin und sie hat sich einigermassen gut von dieser schweren Operation erholt und auch neuen Lebensmut geschöpft. Im Juni diesen Jahres bekam sie aber Probleme mit der Niere. Die Niere transportierte das Wasser nicht mehr und man hat eine Schiene zur Wasserabfuhr gelegt. Die Ärzte müssen da schon etwas gemerkt haben, denn es wurde eine Gewebeprobe eingeschickt. Diese Probe sei negativ ausgefallen. Wir waren wieder beruhigt. Vor 4 Wochen wurde die Schiene wieder gerichtet und bei der OP haben sie dann festgestellt, dass am Harnleiter wieder eine Krebsgeschwulst ist. Dieser und ein Eierstock wurden bei der OP entfernt. Weitere sichtbaren Tumore seinen nicht vorhanden. Heute sollte in einem Fach-Krankenhaus, welches auf Krebs spezialisiert ist und wo Mutti zur weitern Behandlung hin sollte, eine Besprechung sein, wie die weitere Therapie ist. Am Dienstag dieser Woche ist Mutti mit starken Schmerzen und Wasser im Unterbauch ins Krankenhaus gekommen.Verdacht auf Darmverschlingung. Mittwoch morgen wurde sie operiert und seitdem ist nichts mehr wie früher. Der Bauchraum soll voller Metastasen sein. Eine Probe wurde wieder eingeschickt - aber ich frage mich warum? Mein Vater und ich waren jetzt schon in 2 Krankenhäusern, beide Ärzte - der Chirurg, in unserem hiesigen KKH wo Mutti operiert wurde und der Onkologe in dem Fach-KKH, sagten beide, dass nach dem jetzigen Krankenverlauf Mutti nur noch 3-6 Monate bleiben.
Mutti ist in den letzten 6 Wochen nur noch ein Schatten ihrer selbst geworden, aus einer tatkräftigen, lebensbejahenden Frau ist eine zierliche Person von 1,60 cm mit ich weiß nicht wie wenig Kilos geworden. Und das Gewicht nimmt immer mehr ab. Die OP's gehen an ihre Substanz und ihre Kraft wird geringer.
Sie ist immer für andere da, liebt Kinder und freut sich über ihre kleinen Enkelkinder und ihr 11 Monate altes Urenkelkind.
Wir alle stehen sprachlos dieser Krankheit gegenüber, können nicht mehr schlafen. Ich habe den ganzen Tag Kopfschmerzen, kann nichts mehr essen, nicht schlafen, muss nur noch weinen.
Wer kann mir sagen, wie wir mit dieser Situation umgeht? Wir wussten alle, dass wir mit einem Rückfall rechnen müssen, aber jetzt wo er da ist fühle ich mich so hilflos, so wütend und gleichzeit so unendlich traurig. Ich habe Angst davor, dass die Schmerzen für sie nicht erträglich werden.
Bis jetzt glaubt sie, es seinen nur Verwachsungen gewesen. Wenn der endgültige Befund heute oder Montag da ist wollen wir ihr sagen, wie es um sie steht. Ich glaube sie ahnt etwas, trotzdem - wie sagen wir ihr, dass die Zeit, die sie bei uns ist nur noch so kurz ist? Dass sie die Goldhochzeit, die im Okt. 08 ansteht und auf die sie sich so gefreut hat, wahrscheinlich nicht mehr erleben wird?
Ich habe im Forum von Dr. Müller, Hammelburg gelesen. Handelt es sich um eine Privatklinik oder ist sie kassenärztlich zugelassen? Kann mir jemand sagen, ob es sich lohnt, sich an ihn zu wenden? Ich greife nach jedem Strohhalm, der sich bietet.

Gabi
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  #2  
Alt 22.09.2007, 00:02
PapasKind PapasKind ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Gabi,
es fällt mir sehr schwer, dir zu schreiben. Was soll ich schreiben. Es wird alles gut? Mach dir keine Sorgen?
Die Diagnose deiner Mutti ist sehr schlecht, soweit ich das beurteilen kann. Ich glaube allerdings, dass sie schon weiss, wie es um sie steht. Ich finde es sehr wichtig, dass man die Kranken nicht belügt. Schliesslich geht es um ihr Leben und ich glaube, sie kommen damit besser klar als man selbst. Auch ich hatte nach der Diagnosestellung meines Papas deine Symptome. Konnte nicht schlafen, nicht essen, heulte nur. Lass es zu. Es muss sein.
Es ist schon grausam, einen Angehörigen mit Krebs zu haben. Man sieht, wie er langsam zerfällt und immer weniger wird. Er würde so gerne noch leben, aber irgenwann geht es nicht mehr. Dann, wenn man sieht, es geht nicht mehr weiter, wird der Tod ein Freund. Man ist nachher froh, wenn der gequälte Angehörige seinen Frieden gefunden hat. Bis in dieses Stadium ist es jedoch ein steiniger Weg.

Versuchs mal in Hammelburg bei Dr. Müller. Aber denk daran. Liesse sich diese Operation, die er vielleicht vornehmen würde mit dem Rest Lebensqualität vereinbaren die deine Mutter noch hat. Wie wäre es danach. Denn es ist nicht damit getan, die Metastasen im Bauchraum zu eliminieren. Die sind dann auch überall. Wenn sie jetzt schon immer schwächer wird, ist es dann sinnvoll sie weiterzu"quälen" und mit ihr durch die "Welt zu reisen". Auch ich hatte am Anfang diesen Gedanken: "Es muss doch jemanden geben, der uns helfen kann". Auch jetzt denke ich immer noch:"Hätte man nicht mehr machen können?" Es ist sehr schwer damit zu leben. Ruf ihn mal an, damit er sich wenigstens die Befunde ansieht und mit dir darüber spricht.

Je mehr Meinungen desto besser.

Schaden kann es auf jeden Fall nicht.

Frag auch einfach nach, ob sie kassenärztlich zugelassen sind. Ich denke schon, weiss es aber nicht.

Liebe Grüsse und halt uns auf dem Laufenden
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  #3  
Alt 22.09.2007, 06:45
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo PapasKind,

ich danke Dir für Dein Mitgefühl. Die Seiten in diesem Forum haben mir schon sehr gut getan, wenn man liest, dass es viele gibt, die wissen, wie wir uns fühlen. Der Kopf weiss, wie es um Mutti steht, aber er will es nicht akzeptieren und das Herz zerbricht einem. Dazu kommt, dass auch mein Vater vor einigen Jahren an Prostatakrebs erkrankt war. Mit einer Strahlenbehandlung hat man den Krebs wohl besiegt. Vorgestern, als wir vom Onkologen kam sagte er mit ganz leise, er habe auch wieder Schmerzen, aber keine Zeit und auch keine Lust zum Arzt zu gehen. Er wolle auch nicht wissen, wie es um ihm steht - er will am liebsten sofort mit Mutti gehen. Ich glaube ich habe nicht die Kraft, Mutti zu unterstützen und Vati zu überreden, sich um sich selbst zu kümmern. Ich kann ihn verstehen.
Zu Dr. Hammelburg habe ich Kontakt aufgenommen. Er ist am Montag wieder zu erreichen und wir werden die Befunde von Mutti auch erst Montag bekommen. Der Oberarzt im hiesigen KKH macht beim letzten Gespräch den Eindruck, als wäre er für andere Ärzte und Methoden sehr offen. Ich werde mit ihm sprechen, ob er sich mit Dr. Müller auch in Verbindung setzt. Ärzte untereinander sind vielleicht ehrlicher zueinander als sie es zu uns sind. Ich habe Dr. Müller in der Mail schon geschrieben, dass ich eine Behandlung nur möchte, wenn sich die Lebensqualität meiner Mutti nicht so sehr vermindert. Jetzt habe ich im Herzen ein kleines bisschen Hoffnung - doch der Verstand kämpft mit dem Herzen.

Gabi
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  #4  
Alt 22.09.2007, 19:28
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

ich komme gerade aus dem Krankenhaus und unsere Hoffnungen werden immer geringer. Mutti hat eine Drainage im Bauch und verliert ständig Bauchwasser. Seit heute morgen hat sie etwas über 100 ml Wasser verloren. Vati sagt, sie habe heute etwas gegessen und getrunken. Ca. 10 Minuten später hätte er im Schlauch gesehen, dass das Wasser lief. Ich habe Mutti heute die Haare gewaschen und sie zum 1. Mal seit längerem fast nackt gesehen. Es war ein Schock. Arme und Beine wie ein Teenager, keinen Po mehr, aber einen Bauch als sei sie im 6 oder 7 Monat schwanger. Es tat so weh, sie so zu sehen und trotzdem über die belanglosesten und unwichtigen Sachen zu sprechen und zu lachen.
Ausserdem hat sie ständig Schmerzen. Sie hat ein Schmerzpflaster und bekommt Novalgin-Tropfen. Mehr nicht. Ich habe die Schwester gefragt, ob sie Aufbaustoffe, Vitamine oder sonst etwas bekommt - nichts. Ich glaube auch, dass sie weiss, was sie hat. Sie guckt immer so tiefgründig, aber ich werde Vatis Wunsch respektieren und ihr nichts sagen, bevor der Befund am Montag da ist.
Ist doch alles sch...

Der einzige Lichtblick zur Zeit ist, dass sie sich immer wieder über ihr Urenkelchen freut. Hoffentlich bekommt sie den 1. Geburtstag in 2 Wochen noch mit. Auch die anderen 3 Enkel (7 - 2 Jahre) machen ihr immer wieder Freude.

Gabi
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  #5  
Alt 22.09.2007, 21:12
Barbara W. Barbara W. ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabriele,

es tut mir so unendlich leid, dass es Deiner Mama so schlecht geht.

Bleib so tapfer und stark, wie Du es bis dato warst, Ihr werdet es gemeinsam schaffen, diese schwere Zeit zu überstehen. Deine Mama wird den Geburtstag noch erleben und Ihr werde ihn gemeinsam feiern, denn das wünscht Ihr Euch alle gemeinsam.

Ein stiller Gruß mit ganz viel Kraft von

Barbara
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  #6  
Alt 22.09.2007, 21:14
Benutzerbild von mock
mock mock ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Gabi,

auch ich bin Tochter eines magenkrebskranken Vaters. Er weiß seit April von seiner Krankheit (man fand bei ihm allerdings zuerst die Knochenmetastasen) und bei der geplanten MAgen-OP fand man das ganze Ausmaß: Bauchfellcarcinose, inoperabel!!
Nun hat er 6 x Chemo hinter sich, wie wir inzwischen wissen, ohne ERfolg.
Seit 3 Wochen hat er nun auch einen Aszites - wie du schon schreibst, es ist so ein furchtbar trauriger Anblick. ER hat 25 kilo abgenommen, seine HAut hängt in vielen Falten an den Armen und Beinen, aber der pralle Bauch.....
Auch ich bin immer bemüht, einen lockeren Ton anzuschlagen, obwohl ich innerlich weine und schreien möchte. Diese Krankenhausbesuche kosten Kraft; leider wohne ich 100 km weg und fahre immer wenn er Chemo hat zu meinen ELtern. Auch, um für meine MAma dazusein, die Parkinson hat, und ohne meinen Papa ziemlich aufgeschmissen ist.
Es ist alles sooooo traurig. Innerhalbe eines TAges (seit der Diagnose) ist nichts mehr wie es war, und es wird auch nie wieder so sein.
Es ist ein Abschied auf RAten, der unglaublich weh tut, obwohl ich dennoch dankbar bin,dass mich mit meinen beiden ELtern noch viele intensive Stunden verbringen darf und ihnen so nah stehe (gerade meinem Vater)wie noch nie zuvor.
Ich wünsche dir und deiner MAma alles, alles Gute, viel Kraft -
Elke
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  #7  
Alt 23.09.2007, 06:28
Tonja Tonja ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,

Es tut mir Leid, dass es so schlecht um Deine Mutter steht. Die Gefühle kenne auch ich. Bei meiner Mutter wurde Adenokarzinom am 21.März 2007 diagnostiziert. Am 26.August, nach genau 5 Monate und 5 Tage ist sie dann von uns gegangen. Heute schreibe ich meinen ersten Beitrag, seit sie verstorben ist.

Der letzte Monat ihres Lebens war grausam. Zuerst klagte sie immer über Schmerzen im Unterleib, sobald sie sich die Ernährungssonde anschliess. Im Krankenhaus machte man verschiedene Untersuchungen, um festzustellen ob die Darmpassage überhaupt noch offen sei. Bei einer Untersuchung bekam sie ein Kontrastmittel und seither wurden die Schmerzen ununterbrochen. Ihr Bauch blähte auf, wurde hart. Sie konnte sich vor Schmerzen fast nicht mehr bewegen. Seit dieser Untersuchung konnte sie nicht mehr aufstehen.
Wie man dann feststelle war wahrscheinlich das Kontrastmittel nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Etwa in der zweiten Woche August überredete man uns einen künstlichen Darmausgang (Stoma) zu machen, damit das Wasser und Stuhlgang wenigstens raus konnten. Hätte man es nicht gemacht, wäre die Gefahr da gewesen, dass das Wasser und Stuhlgang (!) in die falsche Richtung laufen würde, also Richtung Lunge. Während der OP sah man dann, wie hoffnungslos es für sie stand. Der Bauch war voll Tumor.

Nun hatte sie den Stoma, dort kam aber etwa 5 Tage was raus, dann auch nicht mehr. Der Bauch wurde dann wieder voll Wasser, wie vor der OP. Seit der OP begann man die Schmerzterapie bestehend aus Morphin. Die Dosis wurde fast täglich erhöht, da sie es vor Schmerzen nicht aushielt.
Ende August ist sie dann von uns gegangen. Ihr drittes Enkelkind, das am ersten Oktober zur Welt kommt, wird sie nicht mehr kennenlernen.


Ich wünsche Dir und Deiner Familie sehr viel Kraft und drücke Euch fest die Daumen, dass Deine Mutter noch ein bisschen leben darf und trotzdem nicht zu viel leiden muss! Nutzt die Zeit und seit bei Ihr so viel es geht.

Liebe Grüsse
Tonja
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  #8  
Alt 23.09.2007, 22:46
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Ihr Lieben,

ich danke allen die mir antworten und auch denen, die stumm meine Hilflosigkeit teilen.

Komme gerade aus dem Krankenhaus. Heute morgen bei unserem "Morgengebet" wie mein Mann und unsere Tochter liebevoll die täglichen Telefonate zwischen Mutti und mir nennen bemerkte ich, dass Mutti eine sehr belegte Stimme hat. Das beunruhigte mich aber sie war so gut drauf und hat gescherzt und mit gesagt, dass die gleich mit Vati etwas auf dem Gang spazieren geht. Gegen Mittag rief Vati an, ich solle nachmittags zum Besuch neue Nachthemden mitbringen. Ausserdem ginge es Mutti sehr schlecht, sie habe gebrochen und man habe ihr eine Magensonde gelegt.
Als ich dann ins Krankenhaus kam der Schlag. Mutti wurde gerade nach unten gebracht zum Röntgen und Ultraschall. Diagnose: Darmverschluss!
Ich habe mit der Ärztin gesprochen, erst wollte sie nicht so richtig mit der Sprache heraus, besonders als ich wissen wollte, wie lange Mutti noch bleibt.
Ich sagte der Ärztin, sie möge uns doch bitte nicht verwehren, Abschied zu nehmen, nicht das irgendjemand von ihren Kindern, Geschwistern oder anderen Menschen die sie gern hat und die Mutti gern haben zu spät kommen und sich nicht mehr verabschieden können.
Die Ärztin sagte nur: dann fangen sie jetzt an und sagen sie allen Bescheid. Auf Vatis Wunsch haben wir ihr immer noch nicht gesagt, dass es zuende geht. Sie hat aber mehrfach gefragt, ob wir mehr wissen. Ich glaube, sie weiss was los ist, sie ist eine intelligente Frau und kann 1 + 1 zusammenzählen.
Mein Vater bleibt die ganze Nacht bei ihr, auch ihre jüngere Schwester wird lange bleiben.
Als ich den Hund meiner Eltern heute zu uns geholt habe und in mein Elternhaus ging hat es mir fast das Herz zerrissen. Alles ist noch so, wie es bei Mutti immer ist. Alles blitzeblank, alles steht am richtigen Fleck, es richt nach Mutti und an der Garderobe hängt ihre Jacke und ihre Weste als wenn die Sachen darauf warten dass sie kommt, sie anzieht und wir spazieren gehen. Es tat so fürchterlich weh. Sie wird ihr Zuhause nicht wiedersehen, ihren Garten, ihre Blumen, .....
Ich kann kaum noch sehen was ich schreibe, bin blind vor Tränen.
Ich möchte Mutti noch so gern behalten, aber wenn es für sie zu anstrengend wird gönne ich ihr die Ruhe und den Frieden.
Es werden schwere Tage kommen und ich leide auch mit allen, die nicht das Glück haben, dass ihre kranken Angehörigen im gleichen Ort sind und sie nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit zu ihren Lieben gehen können und sie drücken können.

Eine leidende Tochter
Gabi

Geändert von Gabriele M. (23.09.2007 um 22:56 Uhr)
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  #9  
Alt 23.09.2007, 23:12
suse52 suse52 ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

(((Gabi)))
Es tut mir so Leid! Gott gebe dir und euch Kraft zum Abschiednehmen.
Suse
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  #10  
Alt 25.09.2007, 22:49
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

seit 2 Tagen durchleben wir ein Wechselbad der Gefühle. Gestern ging es Mutti überraschend sehr gut. Sie konnte aufstehen, im Gang hin und her gehen und sah sehr gut aus. Der dicke Bauch war weg und der Bauch war auch wieder weich. Sie wurde künstlich ernährt, was ihr sehr gut tat. Die Ärzte waren auch wieder zuversichtlich. Obwohl ich Angst vor dem "letzten Aufflackern" hatte konnten wir alle seit einigen Tagen wieder ruhig schlafen.
Heute morgen kam Vati und sagte, es sei doch alles vorbei. Der Darm sei wohl im oberen Bereich zu und Mutti wird nicht mehr viel Zeit haben. Alle Hoffnung brach zusammen.
Gegen Mittag kam er noch einmal und sagte, er habe noch einmal mit dem Oberarzt gesprochen. Man hat sich noch einmal untersucht. Eine kleine, dünne Darmpassage ist wohl doch noch frei und es besteht noch etwas Hoffnung.
Vati hat dann Mutti über ihren Zustand aufgeklärt - endlich, denn das ewige Lügen und die traurigen "weißt Du mehr" Blicke konnte ich kaum noch aushalten. Mutti hat die Wahrheit sehr gefasst aufgenommen. Als ich heute nachmittag bei ihr war haben wir lange gesprochen. Es tat uns beiden sehr gut - Mutti will sich nicht unterkriegen lassen. Auch Vati ist ruhiger geworden. Die ganze Atmosphäre ist entspannter.
Morgen wird Mutti operiert, ihr wird ein Port gelegt, damit man sie darüber künstlich ernähren kann. Wenn sie alles gut übersteht, wird man über eine Chemo sprechen. Ich habe Kontakt zu Dr. Müller aufgenommen und hoffe, dass er Mutti noch etwas helfen kann.
Hoffentlich geht morgen alles gut.

Hoffnungsvolle Grüße
Gabi
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  #11  
Alt 26.09.2007, 21:04
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,

für einen Außenstehenden muss es unvorstellbar sein, was ihr alle zur Zeit durchmachen müsst.

Bei Deinem letzten Beitrag habe ich viel geweint, denn ich weiß ja leider, auch uns wird dieses Szenario früher oder später bevorstehen. Ich habe unbändige Angst davor, völlig zusammenzubrechen und nicht die nötige Kraft aufzubringen, meiner Mama in angemessener Weise beizustehen.

Ich hoffe, Ihr könnt Hr. Dr. Müller schnellstens alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen, damit er sich ein Bild von Deiner Mama machen kann. Wenn nicht er, dann kann ihr wohl keiner mehr helfen. Aber er gibt fast keinen auf. Du weißt, es wird keine Heilung auf Dauer sein, aber ein Zeitaufschub.

Ich werde an Euch denken!

Lass Dich umarmen und grüße mir Deine Familie insbesondere Deine Mama!

Liebe Grüße Kathleen
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  #12  
Alt 29.09.2007, 09:19
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Ihr Lieben, die ihr mir in den vergangenen Tagen so viel Kraft gegeben habt.

Seit gestern geht mir Katja Ebsteins Lied "Wunder gibt es immer wieder
heute oder morgen können sie gescheh'n! Wunder gibt es immer wieder
wenn sie uns begegnen, musst du sie auch seh'n" nicht mehr aus dem Kopf.

Am Sonntag hat man unserer Mutti nur noch Stunden gegeben. Gestern sagte uns der Stationsarzt, dass sie noch einmal untersucht wird und wahrscheinlich am Montag oder Dienstag nach Hause darf. Dienstag? genau am 1. Geburtstag ihres Urenkelkindes!! Bisher kamen mir die Tränen aus Verzweiflung und Trauer, jetzt kommen sie aus Freude und Überwältigung der positiven Gefühle. Ich bin nicht gläubig im herkömmlichen Sinne aber ich habe das Beten wieder gelernt.

Seit gestern bekommt Mutti auch schon wieder ganz wenig feste Nahrung, da der Darm wohl wieder etwas freier geworden ist. Es kann jederzeit wieder etwas passieren - doch die negativen Gedanken haber jetzt erst einmal Pause und dürfen sich in die hinterste Ecke zurückziehen.

Gestern hat Mutti im Krankenbett gesessen, die Beine angewinkelt und mit uns diskutiert, ob wir ihr vorübergehend ein Schlafsofa ins Wohnzimmer stellen, damit sie die Treppen ins Schlafzimmer im 1. Stock nicht laufen soll. Als wenn es nichts wichtigeres gibt.

Nächste Woche soll dann die Besprechung zwecks Chemo sein.

Ich werde mich dann wieder melden.

All diejenigen, die jetzt Kraft und Zuversicht brauchen drücke ich.

Gruß
Gabi
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  #13  
Alt 29.09.2007, 09:59
suse52 suse52 ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Wie schön! Ich freue mich mit.
suse
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  #14  
Alt 29.09.2007, 12:15
Benutzerbild von mock
mock mock ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,

es tut sehr gut, deine Zeilen zu lesen. Du schreibst mir oft aus der Seele.
Es ist wirklich schön, dass sich das Blatt bei euch wieder gewendet hat.
Ich empfinde inzwischen jeden einzelnen Tag mit meinem Vater (und selbstverständlich meiner Mutter, auch um sie mache ich mir ja große Sorgen) als etwas so kostbares. Ich habe mir 3 Bücher von Elisabeth Kübler Ross gekauft (Sie ist so eine Art Sterbepsychologin) um mich auf die kommende schwere Zeit ein wenig einzustellen; ich möchte meinen Eltern in unseren Gesprächen ein wenig Angst nehmen - aber auch zwischen den Zeilen lesen können, wenn etwas ungesagt bleibt, lernen zu schweigen - nur dazusein. Natürlich macht mal als Tochter viel intuitiv , aber die Bücher können dabei sehr unterstützend sein.
Ich hoffe, dass uns (und allen anderen Betroffenen hier und überall) noch ganz viel Zeit mit unseren Lieben bleibt; Zeit - die auch für die Kranken noch Lebensqualität und schöne Stunden bereithält.
Alles Gute auf Euerem weiteren Weg,
liebe Grüße
Elke
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  #15  
Alt 02.10.2007, 22:05
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

trotz allem auf und nieder war heute ein wunderschöner Tag. Mutti liegt zwar noch im Krankenhaus und wird erst Donnerstag entlassen, aber sie hat heute ihrem Urenkelchen zum 1. Geburtstag gratulieren können. Ich habe auch ein paar Fotos von den beiden gemacht und hoffe, dass noch ganz viele dazukommen. Gleichzeitig haben meine Eltern heute ihren 49. Hochzeitstag. Mutti hat zur Feier des Tages Schnitzel, Gemüse und Kartoffeln bekommen und heute nachmittag Schwarzwälder Kirschtorte (alles in Form von flüssiger Nahrung über ihren Port). Wir hatten uns diesen Tag ursprünglich etwas anders vorgestellt aber heute waren wir froh, dass wir ihn MIT Mutti verbringen konnten.

Ich weiss, dass wir derzeit etwas die Vogel Strauss Methode bevorzugen. Ein Blick auf ihren Bauch ruft uns auch immer wieder in die Realität zurück aber es tut gut Mutti so lebhaft zu sehen und mit ihr zu scherzen.

Nächste Woche soll die Besprechung wegen der Chemo sein. Mal sehen, was das ergeben wird. Mutti ist stark und hofft sehr auf die Wirkung der Chemo.

Ich grüsse alle und sende jedem einen kleinen Hoffnungsfunken.
Gabi
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