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  #1  
Alt 10.01.2006, 12:05
Juliana Juliana ist offline
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Beiträge: 24
Standard Behandlung erfolgreich abgeschlossen und mir geht's immer schlechter

Hallo Ihr,

mein Mann (39) bekam vor 5 1/2 Jahren die Diagnose Hochmalignes NHL. Er wurde behandelt und nach 10 Monaten war er auf dem Weg der Besserung. Wir erholten uns langsam von dem Schock und fassten wieder Mut, unsere Zuversicht kam zurück. 3 Jahre später ein Rezidiv. Unsere Welt brach zusammen und ich habe nur noch geheult. Als die Therapie feststand habe ich mich darauf konzentriert und all meine Hoffnungen da hineingesteckt. Er wurde allogen transplantiert, es war eine sehr harte Zeit. 4 Monate später bekam er eine sehr ernste Abwehrreaktion, lag 3 Monate im Krankenhaus und es wurde noch härter für uns. Jetzt ist er seit 4 Monaten wieder zuhause, es geht sehr langsam aufwärts, er muss noch immer sehr viele Medikamente nehmen und hat davon diverse Nebenwirkungen. Trotzdem haben wir allen Grund, positiv in die Zukunft zu schauen. Sein Lymphom ist endlich weg.

Und jetzt, wo ich doch aufatmen könnte, überwälzen mich meine Ängste mit aller Macht. So viele Stunden im Krankenhaus ziehen an mir vorbei, wo ich dachte, ich könnte meinen Mann nie mehr mit nach Hause nehmen. Fast täglich haben mich im Krankenhaus neue Horrornachrichten erwartet. Mit Hilfe der psychoonkologischen Ambulanz habe ich das irgendwie durchgstanden. Ich habe in dieser Zeit sehr viel verdrängt und gelernt, dies als natürlichen Schutzmechanismus zu sehen. Doch jetzt überrollt es mich, oft sehe ich meinen Mann wie er weinend im Bett sitzt, sich krümt vor Schmerzen und ich höre ihn sagen, dass er das alles nicht mehr will, nicht mehr schafft. Aber das liegt doch hinter uns!

Ich fühle mich ständig überlastet, kann nichts mehr ertragen, habe keine Energie und sobald mein Mann auch nur hüstelt kriege ich Panik.

Warum das jetzt, wo es ihm besser geht und ich doch endlich nach vorne schauen könnte. Kennt Ihr das auch?

Heute nachmittag will ich mit meinem Hausarzt sprechen, ob es nicht eine psychosomatische Kur oder etwas ähnliches für mich gäbe. Habt Ihr mit so etwas Erfahrungen? Oder habt Ihr einen anderen Tipp?

Danke an Euch und alles Gute, in welchem Stadium der Verzweiflung Ihr auch immer gerade steckt!

Juliana
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  #2  
Alt 10.01.2006, 15:44
Kim Kim ist offline
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Standard AW: Behandlung erfolgreich abgeschlossen und mir geht's immer schlechter

Hallo Juliana,

es ist oft so, dass ganz viele Gefühle erst dann hochkommen, wenn die Anspannung nachlässt. Während ihr mit dem Krebs gekämpft habt, wart ihr ja vollauf damit beschäftigt und oft schiebt man dann Ängste etc zur Seite, weil man soviel anderes "zu tun hat". Und in der Ruhe danach erschlägt es einen dann - ich denke, das kennen viele hier.

In vielen Städten gibt es Gruppen auch für Angehörige von Krebskranken - erkundige dich doch mal, ob es so etwas auch bei euch gibt. Oft hilft es, wenn man mit Menschen reden kann, die ähnliches durchgemacht haben, die einen verstehen, wo man offen alles rauslassen kann.

Und wenn du möchtest, dann schreib auch hier deine Gedanken auf, hier gibt es viele Menschen, die dir zuhören und für dich da sind.



LG Kim
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  #3  
Alt 12.01.2006, 12:56
Juliana Juliana ist offline
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Standard AW: Behandlung erfolgreich abgeschlossen und mir geht's immer schlechter

Hallo Kim,

ja, es kommt immer erst hinterher, so war das bei mir auch bei der ersten Behandlung meines Mannes.

Vielleicht brauche ich dieses Mal einfach mehr Zeit.

Ich bin nicht so der Gruppentyp, aber ich habe vor längerem trotzdem mal geschaut wegen einer Selbsthilfegruppe. Die sind aber alle recht weit weg, so dass ich das für mich erst einmal abgehakt habe.

Mein Hausarzt war sehr nett und sehr sehr verständnisvoll. Er hat mich erst einmal körperlich untersucht, ob z. B. meine Atembeschwerden eine andere Ursache haben können. Jetzt werde ich nochmal ein Gespräch mit der Psychoonkologin führen und dann werden wir sehen, was ich aktiv machen kann, damit ich das alles verarbeite.

Jetzt, wo ich endlich etwas unternehme, merke ich auch schon, dass es mir etwas besser geht.

Liebe Grüße

Juliana
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  #4  
Alt 12.01.2006, 14:19
Kim Kim ist offline
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Standard AW: Behandlung erfolgreich abgeschlossen und mir geht's immer schlechter

Hallo Juliana,

schade, dass es bei euch in der Nähe keine Grupen gibt. Aber die Psychoonkologin kann dir sicherlich auch helfen

Wie geht denn dein Mann mit der Situation um?

Mir hat es geholfen, nachher alles rauszulassen, viel zu reden über die angestauten Gefühle etc, wofür während des Kämpfens keine Zeit blieb.

Alles Liebe,

Kim
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  #5  
Alt 13.01.2006, 09:33
Juliana Juliana ist offline
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Standard AW: Behandlung erfolgreich abgeschlossen und mir geht's immer schlechter

Hallo Kim,

mein Mann ist ein eher verschlossener Typ, der mit seinen Gefühlen nicht so offen umgeht. Wahrscheinlich war es für mich auch deshalb so schlimm, als ich ihn dann plötzlich so verzweifelt gesehen habe. Da gab es kein Verstellen mehr, er lag gekrümmt vor Schmerzen im Bett und hat geweint. Dieses Bild geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Sobald es ihm besser ging, war er wieder eher verschlossen, macht das mehr mit sich selber aus. Mein Mann ist Naturwissenschaftler und ein sehr rationaler Mensch und genau so geht er das nun auch an. Natürlich hat auch er Ängste, aber er kann diese sozusagen von außen betrachten und nimmt sie als normale Begleiterscheinung. Er weiß, dass es Zeit braucht, wieder Vertrauen in die Zukunft zu fassen und wartet sie sozusagen geduldig ab.

Ich habe deshalb auch Berührungsängste. Ich kann mich nicht überwinden, offen mit ihm darüber zu sprechen, wie sehr ich damals Angst hatte, dass er sterben würde. Aber ich habe auch schon während der Sitzungen mit der Psychoonkologin gemerkt, dass ich mich schwer damit tue, meine Angstgefühle zu formulieren. So als ob sie realer würden, wenn ich sie erst einmal ausspreche. Es ist scheinbar einfacher, sie zu verdrängen. Aber jetzt sehe ich, dass mir das auf Dauer nicht gelingt und sie deshalb raus müssen. Wenn ich dann darüber spreche, dann kommt es mir oft so vor, als würde es gar nicht mich betreffen, ich bin dann gefühlsmässig irgendwie eher unbeteiligt und zähle einfach die Fakten auf. Ich denke, das ist auf die Dauer sicher nicht gesund.

Konntest Du Deine Gefühle einfach so offen aussprechen?

Wer war / ist denn bei Dir betroffen, auch Dein Mann?

Liebe Grüße
Juliana
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