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  #1  
Alt 21.07.2011, 16:20
Georgie2101 Georgie2101 ist offline
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Standard Ich kann nicht trauern...

Hallo zusammen,

ich bin neu hier. 27. Meine Mutter ist im letzten Jahr mit 52 Jahren an Eierstock-/Darm-
/Magen- und Gebärmutterkrebs gestorben.

Mein Problem ist, dass ich einfach nicht trauern kann.

Manchmal bricht die Sehnsucht und Trauer durch.
Dann ist dieser –meist recht kurze –Augenblick so schmerzhaft,
dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals wirklich mit der Trauerarbeit beginnen zu können.
Ich verdränge also weiter und weiter und weiter,
komme nicht vom Fleck. Für mich ist ihr Leben nicht beendet.

Ich würde noch nicht einmal behaupten, dass es mir schlecht geht,
ich lebe einfach. Nicht weniger, aber definitiv auch nicht mehr!
Es ist, als sei ich in einer Schockstarre.

8 Jahre Chemos, Pflege und Kampf. Unbeschreibliche Schmerzen.
Die ganze Zeit das Wissen, dass sie geht. Mama und beste Freundin.
Mitbewohnerin, Seelsorgerin. Wir waren in diesen Jahren jeden Tag zusammen.
Ich war immer und überall dabei.
Auch, als es soweit war. Die letzten 12 Stunden habe ich an ihrem Bett gesessen,
neben ihr gelegen, sie gehalten und mich verabschiedet.
Das alles war so unwirklich. Und nun ist schon ein Jahr vergangen.
Was Mama (allein, dieses Wort zu schreiben, kostet Überwindung) mir bedeutet hat,
kann ich nicht beschreiben. Deshalb versuche ich es an dieser Stelle gar nicht erst.

Seitdem gibt es mich nicht mehr.

Ich kann keinen Menschen um mich herum ertragen, bis auf meine beste Freundin.
Ich komme mir mittlerweile schon vor, wie eine Menschenhasserin.
Ertrage keine sozialen Kontakte (außerhalb der Arbeit).
Wenn ich daran denke, irgendwo hin zu müssen, wo (viele) Menschen sind,
bekomme ich Beklemmungen.
Warum? (Überhaupt stehen die meisten meiner Symptome nicht in den von
mir eigens angeschafften Trauerbüchern)

Ich habe Angst, nie damit fertig zu werden, weil ich nie anfange.
Warum sagen alle, dass es besser wird, wenn dies definitiv nicht der Fall ist?
Zeit heilt nicht alle Wunden.

Habt ihr hier das Gefühl, verstanden zu werden?
Fühlt ihr euch als Bestandteil der Welt, der Gesellschaft, eures sozialen Umfeldes?
Macht ihr auch „einfach weiter“, aber nicht mehr?
Gibt es Hoffnung, nach einigen Jahren den Schmerz und die Lücke kompensiert
zu bekommen?
Was kann man tun, um nicht nur zu ÜBERleben?

(Ziemlich chaotischer Text, aber wenn ich das jetzt noch mal durchlese,
traue ich mich wieder nicht, es wirklich einzustellen)


Ich danke euch für eure Erfahrungen/Beteiligung.

Julia
__________________
Wir haben's beide gewusst - und doch verdrängt bis zum Schluss- dass man die Zeit nicht besiegen kann.
(Silbermond)
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  #2  
Alt 21.07.2011, 16:53
success success ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Liebe Julia,

schön, dass Du Deinen Weg zu uns gefunden hast und Dich jemanden mitteilst. Ich finde Du trauerst irgendwie doch.

Du schreibst, für Dich ist Deine Mama wichtig gewesen. Dass sie nicht wirklich weg ist für Dich. Wie schwer es Dir fällt unter Menschen zu gehen. All das gehört dazu und jeder geht eben anders damit um. Auch ich muss dies gerade begreifen. Mein Pa ist vor 10 Tagen gestorben. Er war auch der wichtigste Mensch für mich. Den ersten Tag habe ich viel geweint. Dann wurde es schon weniger. Heute war die Beisetzung. Und stell Dir vor: Ich habe nicht geweint...! Ich habe im Gegenteil noch lustige Sprüche gerissen, z.B. wie wenig vom Menschen doch übrig bleibt in so einer Urne und so was...! Ich habe sogar gelächelt und die Urne selbst eingelassen und zugebuddelt. Ich war froh, dass er nicht mehr leiden muss, vielleicht spielt das bei Dir ja auch mit rein. Ich habe meinen Pa sehr geliebt und tue es auch jetzt noch. Ich vermisse ihn auch, aber ich kann nicht immer weinen und so.

Zitat:
Manchmal bricht die Sehnsucht und Trauer durch.
Dann ist dieser –meist recht kurze –Augenblick so schmerzhaft,
dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals wirklich mit der Trauerarbeit beginnen zu können.
Was genau meinst Du mit "Trauerarbeit".?

Und ich bin mir sicher, was Du schon richtig sagst:
Zitat:
Zeit heilt nicht alle Wunden.
Und das ist auch Trauer, oder nicht? Man kann auch stumm trauern. Das gehört auch zur "Trauerarbeit". Würdest Du nur verdrängen und so weiter, würdest Du Dir lange Zeit null Gedanken machen und das glaube ich nicht.

Geht es Dir aber wirklich schlecht damit könntest Du Rat suchen. In vielen Orten gibt es Trauertreffen oder so, wo man einmal im Monat 1-2 Stunden mit anderen trauernden Menschen den Verstorbenen gedenken oder drüber sprechen kann.

LG,

success
__________________
Mein geliebter Papa 11.05.1955-11.07.2011
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  #3  
Alt 21.07.2011, 18:09
Georgie2101 Georgie2101 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Hallo Success,

und vielen Dank erstmal für deine Antwort.
Das mit deinem Papa tut mir sehr leid...

Mit "Trauerarbeit" meine ich schlichtweg das "sich mit dem Verlust auseinandersetzen".
Das mache ich nicht. Sobald ich daran denke/n möchte, wie sehr sie mir fehlt,
dass sie nicht mehr da ist, was wir erlebt haben, verbiete ich mir den Gedanken,
weil er zu tief gehen würde. Wohl reiner Selbstschutz. Ich rede mit niemandem über sie,
das Thema "Mama" ist ein absolutes Tabu für mich. Das wissen Freunde, Kollegen und Familie.
Ich KANN einfach einfach nicht darüber reden, und nicht daran denken.
Das ist für mich klassische Verdrängung.

Auf der Beerdigung habe ich genau so reagiert, wie Du. Null Reaktion, noch blöde Sprüche gerissen
(meine Mutter hat schon immer gesagt "Tumor ist, wenn man trotzdem lacht" <<soviel zu unserem Humor)
Geweint habe ich seit ihrem Tod sehr selten.

Mein Problem ist, dass ich nicht schaffe, mir einzugestehen, dass sie nie wieder kommt. Dass sie weg ist.
Ich kann das ganz schlecht beschreiben...
Ich glaube nicht an Engel und diese ganze Gott-Sache. Schön für die, denen es hilft, aber für mich gibt
es entweder weg, oder hier (vereinfacht ausgedrückt). Ich beneide Menschen, die weinen können,
die Welt verfluchen, zu Trauergruppen gehen (die es hier in der Gegend nichtmal gibt),
ihr Leben hassen, sich hier seitenlang mitteilen, an ihre verstorbenen Menschen schreiben, zu den Gräbern fahren.

Denn ich finde einfach nicht statt. NULL.

Das hier ist die erste Stelle, an der ich "sage", was ich fühle.
Aber auch nur, weil ich hoffe, Menschen zu finden, denen es genau
so geht, wie mir.
__________________
Wir haben's beide gewusst - und doch verdrängt bis zum Schluss- dass man die Zeit nicht besiegen kann.
(Silbermond)
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  #4  
Alt 21.07.2011, 20:33
Georgie2101 Georgie2101 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Hallo "Mama75",

danke für die lieben Worte.
Es tut gut, mal mit Menschen zu kommunizieren, die wissen,
wie Verlust sich anfühlt.

Kennst Du das Gefühl, dass einen nichts mehr schocken kann?
Dass egal, was "oben drauf" kommt, man nur noch schwach mit den Achseln zucken kann und denkt "war ja klar" ?!
So geht es mir zur Zeit.
Dazu muss ich allersings sagen, dass mein erster Verlust der meines Vaters war, der sich umgebracht hat, als ich 9 war.
Bin also im Prinzip mit Verlustangst aufgewachsen.

Obwohl ich mich sehr schwer tun würde, dort wirklich hin zu gehen, habe ich mich bereits eingehend nach Trauergruppen erkundigt.
Leider ist die nächste rund 30km entfernt. Dort immer hin zu fahren, würde ich zur Zeit zeitlich einfach nicht hin bekommen.

Ich bin zudem auf der Suche nach einer Therapeutin, aber die Wartezeiten sind wahnsinnig hoch...

Natürlich war es eine Erlösung für sie, aber so egoistisch es klingt: ich hätte auch ewig so weiter gemacht. Einfach, damit sie bei mir ist.
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Wir haben's beide gewusst - und doch verdrängt bis zum Schluss- dass man die Zeit nicht besiegen kann.
(Silbermond)
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  #5  
Alt 21.07.2011, 22:12
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Liebe Julia,

mein Vati ist erst 5 Tage nicht mehr da und ich fühle jetzt gerade gar nichts. nur Leere.
Morgen ist Beisetzung, ich werde da hin gehen. Aber irgendwie ist das doch nicht die Beisetzung meines lieben Vatis, den ich 17 Tage lange auf seinem letzten Weg begleitet habe, oder? Da wird ein anderer begraben, was anderes darf gar nicht sein. Das wäre nicht auszuhalten für mich. Absurd, oder?

Ich glaube auch, dass mein Körper momentan jeglichen Schmerz von sich weist, weil ich es gar nicht ertragen könnte. Dafür kann ich mich aber im Moment auch kaum an die letzten 17 Tage erinnern... Ist auch nicht so toll. Aber wohl auch reiner Selbstschutz.

Ja, ich hätte auch ewg so weitermachen können. jeden Tag zu ihm in das Heim fahren, stundenlang an seinem Bett sitzen, seine Sachen waschen.

Dann ist er in meinen Armen eingeschlafen und ich dachte hinterher: ich hätte das auch keinen Tag länger mehr ausgehalten.

Ich habe noch keine Vorstellung von Trauerarbeit. Mit anderen reden, die kennen mich doch gar nicht.
Hier schreiben, ja das geht und es gibt hier viele, die einen sehr genau verstehen und immer wieder aufbauen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und schicke Dir eine stille Umarmung.

Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #6  
Alt 22.07.2011, 17:13
Georgie2101 Georgie2101 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Hallo ihr Lieben,

vielen vielen Dank erstmal für die tollen Antworten, ich freue mich da wirklich sehr drüber und fühle mich zum ersten Mal tatsächlich "gehört".

@Carla: Schon komisch, dass man den Kampf endlos fortgeführt hätte,
nur um mit dem Verstorbenen zusammen zu sein, oder?
Klar ist man irgendwie "froh" für denjenigen, dass er keine Schmerzen mehr
hatte, aber das Loch ist einfach ZU groß.
Dass Du so kurz nach der Beerdigung noch "taub" bist, ist glaube ich ganz
natürlich, bzw. das geht den meisten so.
Ich finde es jedenfalls mutig und bewundernswert, dass Du dich schon
so früh hier austauscht. Ich habe dafür -wie ich jetzt weiß, LEIDER-
fast ein Jahr gebraucht.

@Tanja: Es ist, als würde man das Unglück anziehen, oder?
Ich frage mich manchmal (natürlich eigentlich eher scherzhaft),
was ich in meinem letzten Leben angestellt haben muss,
um eben dieses verdient zu haben.
Ich habe immerhin heute eine Pyschologin gefunden.
Jetzt nochmal 2-4 Monate warten, dann beginnt die Therapie
und ich hoffe sehr, dass es hilft.
Ich finde es jedenfalls echt super, dass Du dein Leben so anpackst, und hoffe, auch irgendwann soweit zu sein.

Habe schließlich auch noch eine 18-jährige Schwester hier wohnen,
der ich zumindest ansatzweise vorleben sollte, dass es weiter geht...
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(Silbermond)
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  #7  
Alt 22.07.2011, 20:27
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Liebe Julia,

mir hilft das Schreiben sehr beim Sortieren meiner Gedanken und Gefühle. Ich habe ja bereits vorher im Angehörigen Bereich über die letzten Tage alles aufgeschrieben. Als ich dort anfing, wußte ich ja noch nicht mal, dass wir nur noch sooo wenig Zeit haben. Da war die Aussage des Arztes: eher Wochen als Monate. Dass es nur 2 Wochen waren, konnte der Arzt ja auch nicht wissen.

Und viele, viele, die hier mitlesen, schreiben dann doch mal ein paar liebe aufmunternde Worte oder einfach nur ihr Mitgefühl. Und mir fällt es leichter, hier alles zu schreiben, als mit meiner Familie zu reden. Die sind ja selber alle im selben tiefen Loch. Wenn ich die ganzen Gefühle in mir drinnen vergrabe, kann ich das bald gar nicht mehr aushalten.

Liebe Tanja und liebe Julia,
Bitte glaubt nicht, dass Ihr das Unglück anzieht. Das hat wirklich keiner verdient. Leider wissen wir alle nicht, was das Schicksal für uns so vorgesehen hat oder welcher tiefere Sinn dahinter steckt.

Ich schicke Euch eine liebe Umarmung.
Liebe Grüße
Carla
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  #8  
Alt 23.07.2011, 13:04
seashell seashell ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Das ist bei mir so ein Problem. Ich hab Angst wenn ich die Trauer richtig zulasse, in ein Loch zu fallen und weil das nicht geht, mache ich das nicht richtig. Ich weiß dass es nicht gut ist, ich hab mich aber deswegen hier angemeldet, weil ich einfach so nicht mehr weiter weiß.
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  #9  
Alt 23.07.2011, 13:19
Georgie2101 Georgie2101 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Zitat:
Zitat von seashell Beitrag anzeigen
Das ist bei mir so ein Problem. Ich hab Angst wenn ich die Trauer richtig zulasse, in ein Loch zu fallen und weil das nicht geht, mache ich das nicht richtig. Ich weiß dass es nicht gut ist, ich hab mich aber deswegen hier angemeldet, weil ich einfach so nicht mehr weiter weiß.
Wir scheinen in etwa an dem selben Punkt der (nicht statt findenden) Trauer zu sein. Man weiß, wenn man jetzt noch einen Schritt weiter geht, kann man sich nicht mehr halten. Wenn man sich fallen lässt, und die Gefühle zulässt, kann es sein, dass man nicht wiedr aufsteht. Schließlich muss man doch aufgrund so vieler Dinge weiter funktionieren. Und irgendwie will man sich ja auch selber retten.

Ich habe das oft beim Auto fahren: Im Radio kommt ein Lied,
das mir viel bedeutet, und ganz kurz brechen wahnsinnig starke Gefühle durch. Wie durch einen Nebel, wirklich nur ganz kurz.
Dann bekomme ich keine Luft mehr und habe wirklich körperliche Schmerzen. Kaum zu beschreiben, WIE schlecht es mir dann geht.
Als würde ich von innen her zerrissen werden (kann das nur schlecht beschreiben).

Wie automatisch wird dann (m)ein Notschalter aktiviert, und die Verdrängung
setzt wieder ein. Diese kurzen Momente sind für mich wie ein Vorgeschmack auf das,
was kommen wird, wenn ich den Gefühlen erlaube, mein Bewusstsein zu überschwemmen.

Das habe ich echt noch niemandem erzählt...wundere mich gerade über mich
selbst, dass ich das hier "auspacke"..
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  #10  
Alt 23.07.2011, 13:30
seashell seashell ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Georgie, ja und mir geht es auch so, und gerade beim Autofahren gelingt es mir, manchmal meine Gedanken etwas gebündelter rauszulassen oder eher gesagt, Gefühle dann in dem Fall. Es ist für mich auch wahnsinnig entspannend, Auto zu fahren und dabei Musik zu hören. Am liebsten weit weg.
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  #11  
Alt 23.07.2011, 17:39
Georgie2101 Georgie2101 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Komisch. Warum können wir das gerade beim Auto fahren?
Sollte man mal psychologisch untersuchen
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(Silbermond)
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  #12  
Alt 23.07.2011, 18:15
***akinna*** ***akinna*** ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Ihr Lieben..

Ich bin 26 und habe meinen Papa am 29.03. diesen jahres an lungenkrebs verloren..
eigentlich wollte ich hier nie wirklich schreiben.. aber dieser threat spricht mir aus der seele..

könnt ihr euch vorstellen, dass ich eben sogar beim schreiben überlegen musste wie genau nochmal das todesdatum lautet?
...
ich kann es nicht zulassen.. das ist noch nicht mal so, dass ich bewusst nicht will.. mich wehre oder so... sondern ich TU es einfach nicht..
ich lebe einfach weiter..natürlich weiß ich irgendwie, dass er nicht mehr da ist, nicht mehr wieder kommt.. aber sobald ich merke.. uuupps ebe wirds mir zu "tief" höre ich einfach auf daran zu denken.. ich habe das gefühl würde ich es zulassen würde ich durchdrehen..
aber ja.. manchmal im auto.. wenn beatles laufen.. puh..
aber auch da.. diese endgültigkeit akzeptiere ich irgendwie einfach nicht..

auch ich habe auf der beerdingung dumme sprüche rausgehauen.. ein witz nach dem andere... wie zur hölle kann da sein? das ist doch nicht normal ?!?

ich hab meinen papa bis zur letzten sekunde begleitet... also war das alles schon sehr "real" für mich...aber irgendwie.. nee-.... ich glaube ich verdränge es einfach mal so komplett-.
wenn meine mama manchmal sagt "Ach da hätte dein pa spaß gehabt" -- dann denk ich mir immer so : mm jaja...
ach ich kann gar nicht beschreiben wie oder was genau ich denke..

menschen?! ppff ich kann menschen fast gar nicht um mich haben.. zumindest nicht lang.. nur ein paar erlesene menschen lass ich überhaupt an mich ran..
und ich ertappe mich auch oft dabei richtig verbissen zu sein . so nach dem motto : F**** euch doch .. ihr habt doch KEINE AHNUNG!! Über eure "probleme" lach ich mich tot !!!!
das ist nicht gut..


ich hab angst mir das video von seinem letzten geburtstag anzusehen.. da seh ich ihn in bewegung.. hör seine stimme...
ich weiß nicht..
viell sollte ich auch ?! Vielleicht bricht dann der Damm?
Ich habe Angst in meinem leben jetzt für immer nur noch zu verdrängen...


der text ist wirr.. ich weiß .. entschuldigt bitte
& alles liebe für euch alle hier
__________________
Love is the answer <3
(John Lennon)
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  #13  
Alt 23.07.2011, 19:29
seashell seashell ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Ich kann gerade gar nichts sagen, obwohl ich gerade den letzten Eintrag wie meinen empfinden könnte. Ich fühl mich wie taub.
Aber wisst ihr wie ich das beschreiben würde, was so viele von euch auch kennen. Dieses nicht wahr haben- Wollen und dieses wenn es zu nahe kommt- abschalten.
Es ist wie den Kopf in Watte haben. Ein registrieren von Gefühlen, aber ein ablehnen es tatsächlich zu empfinden.
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  #14  
Alt 26.07.2011, 23:30
***akinna*** ***akinna*** ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Hallo georgie..

Wie sollten wirklich eine "Trauer" Gruppe gründen.. Es tut gut jemand zu finden, der nahezu genauso empfindet wie man selbst...
Oft fällt s mir nämlich sehr schwer mit freunden oder so darüber zu reden- da die zwar versuchen mitzufühlen aber halt doch einach nicht wissen wie es wirklich ist... Wie es sich wirklich anfühlt...
Das kann man nur verstehen, wenn man es selbst erlebt hat .. Und das screckliche Erlebnis verbindet irgendwie ....

Ich hab mit meinem Papa nie über den tod geredet.. Zumindest nicht in der phase der Krankheit.. Früher schon mal.. Aber dann mehr so allgemeines blbla.. Halt nie auf ihn bezogen...
Ich konnte das irgendwie nicht.. Und wollte das nicht!! Wahrscheinlich hat da schon das verdrängen angefangen...
Ich hab sogar 3 Tage vor Papas tod noch einen trainingsplan für ihn geschrieben .. So nach demmotto : 10 min im Garten laufen... Usw... Und ihm den vorgelegt.. Er hAat nur gegrinst & meinte : ach ja - meine ewig positive Annika....

Irgendwie bereue ich es auch schon.. Ihn nie gefragt zu haben... Aber es ging einfach nicht.. der Tod war TABU.. Und ist es irgendwie immernoch...
Auch wenn ich ihm am Ende wirklich den Tod gewünscht hab... Denn ich bin der Meinung leben JA - aber nicht um jeden Preis.. Denn dahin-vegetieren ist kein leben mehr.. Vor alllem nicht für meine verrückten dad

Ich frag mich ob iwann der Tag kommt- an dem es einem mit voller Wucht bewusst wird.. Dass er wirklich tot ist... Und das einen dann einfach ma direkt KO haut...

Ich komme übrigens aus Mainz - und du ?
__________________
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  #15  
Alt 27.07.2011, 13:15
Susanne1969 Susanne1969 ist offline
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Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Liebe Julia

Meine Mutter ist im Januar 2009 nach 4 Jahren Kampf an Blasenkrebs gestorben. Ich habe bis zuletzt geglaubt dass sie wieder gesund wird. Im Nachhinein wurde mir bewusst das ich bereits ab November 2008 "wusste" dass sie diese Krankheit nicht besiegen kann.
Ich bin ein optimistischer Mensch und konnte zu diesem Zeitpunkt den Gedanken nicht ertragen dass ich meine Mama verliere...

Nachdem sie gestorben ist habe ich mich (ich bin ein Einzelkind) total auf meinen Vater konzentriert.

Im Dezember 2009 ist er überraschend gestorben. Er hatte seit ein paar Wochen gesundheitliche Probleme und wollte nicht zum Arzt. Heute denke ich dass er gespürt hat dass er nicht mehr lange lebt und dieser Weg war der richtige für ihn. Ich glaube er wollte nicht mehr ohne meine Mama leben, sie haben sich fast 70 Jahre lang gekannt, ich denke er wollte sterben....

In den Monaten danach wurde mir bewusst dass ich nie um meine Mutter getrauert habe. Ich habe die Gefühle verdrängt und mich auf meinen Vater konzentriert. Nach seinem Tod gab es oft Momente in denen ich an seine letzten Tage im Krankenhaus dachte. Diese Gedanken und Gefühle waren teilweise unerträglich.
Es gibt Momente in denen ich diese Gedanken auch heute kaum ertrage. Ich frage mich ob ich mehr hätte kümmern müssen, ob die Entscheidung dass wir die Geräte abstellen auch wirklich richtig war.... Vom Kopf her weiss ich dass die Entscheidung richtig war. Aber die Gefühle lassen sich nicht immer steuern.

Hast Du Dir schon mal überlegt eine Therapie zu machen? Vielleicht hilft es Dir, mit jemandem "Fremden" über Deine Gefühle zu sprechen?

Ich bin ein Mensch der viel mit sich selber ausmacht, aber ich habe das Glück dass ich ein gutes Umfeld habe, privat (Partner, Familie, Freunde) wie auch im Büro. Das hat mir enorm geholfen und tut es immer noch.

Ich wünsche Dir viel Kraft.
Susanne
__________________
Meine Mama: 27.10.1935 - 15.01.2009.
Mein Papa: 17.08.1935 - 6.12.2009.
Sprachlos...

Geändert von Susanne1969 (27.07.2011 um 13:24 Uhr)
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