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  #1  
Alt 08.10.2012, 20:16
mon ami mon ami ist offline
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Standard Möchte einfach mal erzählen....

Hallo,

ich bin mon ami........so hat mich mein Mann immer genannt.
Ich sitze hier und finde nicht so recht die richtigen Worte.
War ich bisher stets ein stiller Leser hier im Forum, so habe ich mich doch entschlossen auch meine Geschichte zu schreiben, weil ihr sicher meinen
unfassbaren Schmerz nachvollziehen könnt.

Mein Mann ist am 18 August diesen Jahres an einer Lungenkrebserkrankung gestorben.
Genau fünf Monate hatten wir von der Diagnose bis zum Ende.

Mein Gott.......was sind fünf Monate.

Er hatte einen fortgeschrittenen Lungenkrebs, der die Speiseröhre bereits
durchbrochen hatte.
Wir haben fünf Monate erlebt, die nur negativ verlaufen sind.

Trotz vier Zyklen Chemotherapie ist der Tumor weiter gewachsen.....es war
so furchtbar und deprimierend.
Mein Mann hatte so gehofft noch einmal in die Werkstatt gehen zu können,
noch einmal Motorrad fahren, aber er hat es nicht mehr geschafft.

Für mich war es besonders schlimm zu sehen, wie er sich von der Familie und auch Freunden distanziert hat. Er wollte nur noch mich um sich haben.
Die Kinder nur bedingt.

Jeder Versuch von mir ihn aus seiner Isolation heraus zu holen scheiterte kläglich.
Diese Veränderung eines Menschen mit zu erleben, sowohl psychisch als auch physisch ist wirklich sehr sehr schlimm.
Streitpunkt war so oft das Essen. Ich wußte wieviel Energie allein der Tumor täglich forderte, also hatte ich quasi ständig eine Kalorienzählmaschine im Kopf und kam oftmals nur auf 800 -1000kcal....wenn überhaupt.

Aber ich konnte es nicht aufhalten..........konnte das Fortschreiten seiner Krankheit, den körperlichen verfall nicht aufhalten.

Ich habe ihm so oft gesagt, dass ich auf ihn aufpasse, so gut wie ich kann.

Tja und dann bekam er eine Lungenentzündung und mußte ins Krankenhaus.
Ich habe das zu Beginn nicht als akute Bedrohung gesehen, aber wurde schnell eines Besseren belehrt.
Mein Mann hatte Angst alleine, also bat ich darum bei ihm bleiben zu können, was man mir auch ermöglichte.
Man stellte ein Bett für mich neben sein Krankenbett und ich konnte Tag
und Nacht bei ihm sein.......bis zuletzt.
Diese vier Tage waren so wichtig für mich und auch für unsere Kinder.
Diese Zeit war so intensiv und geprägt von sehr viel Liebe.

Es hat uns alle sehr viel Kraft gekostet diesen Weg bis zu Ende mit zu gehen und wir sind echt an unsere Grenzen gestoßen.

Aber mein Mann ist friedlich gegangen und ich konnte mein Versprechen gut auf ihn aufzupassen erfüllen, dafür bin ich dankbar.

Tja und nun vergehn die Wochen,
ich funktioniere ..........
erledige Behördengänge usw,

aber realisieren kann ich das Alles überhaupt noch nicht.
Seine Jacken hängen noch im Flur und die Krankenhaustasche steht noch da..........ich bin nicht in der Lage sie auszupacken.

Ich vermisse ihn so unendlich,
die Gewissheit ihn hier auf Erden nie wieder sehen zu können, kann ich kaum ertragen.
Tja und dann sind da die Bilder vom Krankenhaus, Arztgespräche, Gespräche und Berührungen mit meinem Mann und dann der Tod.............der so endgültig ist und das Leben eines geliebten Menschen auspustet.

Ich weiß im Moment überhaupt nicht, wie es mir gelingen soll ein Stück weit
Normalität, bzw einen Alltag zu erlangen.

Zur Zeit bin ich immer froh, wenn ich einen Tag geschafft habe und bete dafür, dass ich die Kraft auch für den nächsten Tag habe.

Ich grüße euch ganz herzlich

mon ami
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  #2  
Alt 08.10.2012, 23:50
anna11 anna11 ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Liebe mon ami,

mein herzliches Beileid für den unendlich großen Verlust deines geliebten Mannes!

Ich wünsche dir alle Kraft und Zuversicht der Welt für diese schwierige und kraftraubende Zeit!!

Anna
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  #3  
Alt 09.10.2012, 00:08
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo mon ami ...

... ich finde schon, dass Du die passenden Worte gefunden hast.
Gefühlvolle Worte irgendwie, so dass ich euch und eure traurige Geschichte
bildlich vor mir sehen kann...

Schön, dass Du erzählen möchtest -
ich wünsche Dir von Herzen, dass Deine Seele es Dir irgendwann
danken wird ... Austausch ist oft hilfreich und gut.

Dein Mann kann wirklich froh sein, Dich an seiner Seite zu haben
(das hat er ja immer noch) - auch wenn Du das Gefühl hast
"nur" zu funktionieren´.
Ich weiß, wieviel Kraft allein DAS schon kostet - aber dieses erstmal
"nur funktionieren" ist auch ein gewisser, wichtiger Schutz für einen
Zeitraum, in dem man diesen Schutz dringend braucht.

Weißt Du was auch schön ist?
Dass das KH es ermöglicht hat, dass ihr die ganze Zeit
beieinander sein durftet - das sollte eine Selbstverständlichkeit sein,
wie ich finde.

Du hast etwas Wunderbares vollbracht:
Dein Mann durfte gehen mit dem sicheren Gefühl,
von der (Deiner) Liebe getragen zu sein!
Wie schön!

Von Herzen ganz viel Kraft
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #4  
Alt 09.10.2012, 13:04
mon ami mon ami ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo,

danke an euch für eure lieben Zeilen.

Ja, es ist wahr, das Funktionieren hilft einen Tag um den anderen zu bewältigen.

Aber dann gibt es auch immer wieder diese Momente, wo man es nicht fassen kann, wo man einfach diesen Schmerz so heftig fühlt, dass es körperlich schmerzt.

Mein Mann und ich waren 19 Jahre zusammen, 19 Jahre, in denen wir nie vergessen haben, dass eine gute Ehe, einander zu haben uns zu lieben, keine
Selbstverständlichkeit ist.

Und nun sitz ich hier und wiedermal kullern Tränen und ich habe das Gefühl ein Teil von mir ist mit ihm gegangen.

Tja und Alles geht weiter,
für einen selbst bleibt die Zeit stehen, so fühlt es sich an,

aber alle anderen leben ihr Leben, gehen zur Arbeit, haben ihren Alltag usw, usw.

machen sich Sorgen und Gedanken um alle möglichen Sachen..........um viel Unwichtiges.

Die Perspektive ändert sich , wenn man einen geliebten Menschen verliert, das zumindest nimmt man aus diser Krise mit.

Freunde sagen mir,
dass ich nicht verzagen soll, nicht verzweifeln,
weil es stets so ist, dass ,wenn sich eine Tür schließt auch eine neue aufgeht.

Leider bin ich noch nicht so weit das zu erkennen.

Lieben Gruß

mon ami
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  #5  
Alt 09.10.2012, 14:18
Schwarzerseewolf Schwarzerseewolf ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo Mon Ami,

mein Papa ist heute genau 32 Wochen nicht mehr bei uns! Es tut immer noch so unheimlich weh - auch körperlich weh -

Das Leben geht für alle ganz schnell wieder "normal" weiter... nur für uns bleibt die Welt stehen... sie hat sich völlig verändert!

Meine Eltern waren 35 Jahre glücklich verheiratet - und jetzt muss ich zusehen, wie meine Mama leidet und so sehr traurig ist. Sie versucht Ihren Alltag zu meistern, hofft aber eigentlich nur, dass der Tag vorbei ist... leider ist der nächste Tag nicht besser!

Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft
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  #6  
Alt 09.10.2012, 16:59
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

... vielleicht könnte ein Ziel für euch erstmal sein,
wahrzunehmen, dass ihr immerhin 19 !!! glückliche Jahre
miteinander hattet ... und die Eltern immerhin 35 !!! Jahre
eine glückliche Ehe hatten?

Neben allem Schmerz über den unsagbaren Verlust
ist DAS doch auch etwas Wunderbares, was lang nicht
jedem Menschen widerfährt ... einen Menschen zu finden,
dessen Liebe ihn trägt.

Sicher - es ist ungleich schlimm und schwierig, wenn dieser
Mensch so plötzlich nicht mehr greifbar ist - aber könnt ihr euch
vorstellen, dass es eines Tag so sein könnte, dass ihr dankbar
sein könnt für solch ein großes Geschenk?

Die Liebe bleibt ja - für immer, ganz tief im Herzen sucht sie sich
ihren Platz ... und irgendwann werden ihre wärmenden Strahlen
auch das Dunkle im Herzen wieder etwas erhellen.

In diesem Sinne wünsch ich euch
ganz viel Kraft weiterhin und dass
immer jemand da ist, der euch ein Licht anzündet!

Von Herzen, Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #7  
Alt 09.10.2012, 19:15
mon ami mon ami ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Danke Angie,

das hast du wunderschön geschrieben.

Ich weiß nicht, wann der Schmerz in Dankbarkeit übergeht...........meine Hoffnung ist nur die, das es so ist.

Wißt ihr das Problem ist halt auch , dass ich kein Bild im Kopf mehr habe von meinem * gesunden Mann*

Wenn ich an ihn denke, dann habe ich stets meinen schwerkranken Mann vor mir. Im Krankenhaus bin ich von den Ärzten zweimal für seine Tochter gehalten worden, das tat sehr weh.

Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass ich als Außenstehender mich und mein Umfeld beobachte, so als Zuschauer...............ich kann immer noch nicht glauben und begreifen, was Alles in diesen fünf Monaten passiert ist.

Wie muß es erst für diejenigen hier im Forum sein, die nicht mal mehr fünf Monate mit ihren Liebsten hatten!!!

Liebe Grüße an euch

mon ami
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  #8  
Alt 10.10.2012, 00:26
Benutzerbild von JessyHH
JessyHH JessyHH ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo mon Ami,
als erstes möchte ich dich mal ganz fest in den Arm nehmen.
Ich kann gut nachvollziehen wie es dir geht, denn auch mein Papa ist am 17. August an Lungekrebs verstorben.
Alles was du schreibst kommt mir so bekannt vor.... Auch ich sehe meinen Papa wenn ich die Augen schließe nur noch als "den Kranken". Wenn ich das große Bild im Wohnzimmer ansehe auf dem er noch gesund war (bzw. gesund aussah) kommt er mir völlig fremd vor und das macht mir unsagbare Angst.... Angst davor für den Rest meines Lebens nur noch an "den Kranken" Papa denken zu können.
Wir haben meinem Papa 13 Monate begleitet - bis er am 17.08. friedlich, zu Hause in unseren Armen für immer eingeschlafen ist und ich kann es trotzdem immer noch nicht glauben.
Die ganzen 13 Monate war ich immer Stark für meine Eltern, musste so plötzlich wirklich "erwachsen" werden (bin 25) und nun, wo es so endgültig ist... ist es in der Tat so als wäre man einfach nur ein Zuschauer oder vielmehr ein ferngesteuerter Roboter in seinem eigenen Leben.

Du hast genau das geschrieben was ich auch so häufig zu meiner Mama sage...: "Da draussen" geht das Leben einfach so weiter und bei uns, den Hinterbliebenen.... scheint die Welt einfach still zu stehen.

Ich wünsche dir für die kommende Zeit ganz viel Kraft!

Umarmung

Jessy
__________________
Mein Papsi....
13 Monate tapfer gekämpft und nun doch friedlich in unseren Armen für immer eingeschlafen

*15.04.1958 - +17.08.2012

Wir werden uns wieder sehen...... irgendwann


Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #9  
Alt 10.10.2012, 21:28
mon ami mon ami ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo Jessy,

ich danke dir. Auch mir geht es so, wie du es schreibst.

Das du deinen Papa verloren hast, das tut mir sehr leid. Auch ich wünsche dir viel Kraft, dass du das, was du erlebt hast bewältigen und verarbeiten kannst.
Unsere Kinder im Alter von 24 und 27 Jahren waren auch bis zuletzt dabei.Es war sehr wichtig für sie, aber auch sehr hart.


Wenn man hier im Forum die Beiträge liest, dann findet man soviel Paralelen zu dem, was man selbst erlebt hat.

Ja ich habe Angst, dass die Erinnerungen an meinen gesunden Mann nicht wiederkommen.
Er konnte so wunderbar Geschichten erzählen und hatte oftmals den Schalk im Nacken, dass habe ich sehr an ihm geliebt.

Seine Selbstlosigkeit und sein großes Herz.

Ich bin einfach nur wahnsinnig traurig, verspüre eine große Leere und bin soooo erschöpft.

Lieben Gruß

mon ami
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  #10  
Alt 11.10.2012, 11:18
Benutzerbild von Erle
Erle Erle ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Liebe Mon ami,
mir tut Dein Verlust auch sehr leid.
Mein Mann hatte vor 12 Tagen seinen 4. Todestag. Und ich verspreche Dir, Du wirst Dich wieder an den gesunden, lebhaften und starken Mann erinnern, ganz bestimmt.
Es ist hart, einfach nur furchtbar, wenn man auf einmal so alleine ist.
Aber wenn Du es kannst (es Dir finanziell leisten kannst), dann gestatte Dir für einen bestimmte Zeit dieses Abstürzen, diese Leere und Antriebslosikeit.
Dann kommt der Zeitpunkt, da kannst Du "nur für diesen Tag" Deinen Tag wieder einteilen. Ich habe irgendwann angefangen, den nächsten Tag zu planen, mir eine LIste gemacht und an die Küchentür gehängt. "Morgen, Rentenversicherung anrufen zwischen 8-12, Betten frisch beziehen zwischen 10-12".
Oft nicht mehr, weil schon jeder Anruf eine ungeheure Kraftanstrenung war.

So kommst Du langsam wieder in den Tritt, aber lass Dir Zeit. Trauer braucht seine Zeit und seinen Raum.
Liebe Grüße Erle
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  #11  
Alt 11.10.2012, 14:10
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo mon ami,

herzlich willkommen hier in diesem Teil des Forums. Auch wenn der Anlass so traurig ist. Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es dir geht. Wie so viele hier das können. Du kannst es lesen.

Ich möchte dir was erzählen.

Einige Wochen nachdem meine Frau verstorben war stellte ich fest, dass ich mich nicht mehr an ihre Stimme erinnern kann. Der Gedanke war schrecklich und hat mich tief nach unten gezogen. Verzweifelt überlegte ich: was jetzt? Dann fiel mir ein, dass es auf meinem PC eine ganze Menge kleiner Videos von unseren Enkeln gibt. Ganz sicher ist auch sie mal dabei und auch ihre Stimme.

Am Gartenteich, eine Verbundsteinfläche, darauf ein Tisch und Stühle. Es ist Sommer, ein großer Sonnenschirm spendet Schatten. Auf dem Tisch sitzt unsere Enkelin, damals etwa 2 Jahre alt. Myriam sitzt vor ihr auf dem Stuhl. Es ist sehr warm, wie man an der Kleidung sieht. Zwischen sich halten sie einen Pappeimer, mit bunten Holzklötzchen darin, fest. Sie schütteln den Eimer, man hört das Klappern der Klötzchen. Man sieht das strahlende Kindergesicht, das Lachen im Gesicht von Myriam. Man hört, das glucksende, sich überschlagende Kinderlachen und ... das herzliche Lachen von Myriam und auch ihre Stimme.

Ich habe geheult wie ein Schlosshund, als ich das Video zum ersten mal (wieder) sah. Sofort schlug das Trauertier erneut mit aller Macht zu. Obwohl, schon damals ... war da auch ein Gefühl des Glücklichseins, der Erleichterung in mir dabei. Ich hatte sie ja wieder gefunden, die Stimme. Diese Video habe ich auf meinem Desktop, damit ich schnell darauf zu greifen kann, wenn ich möchte. Noch sehr oft danach habe ich es mir angeschaut und so nach und nach kam das Gefühl hinzu: es ist schön, diesen Menschen bei mir gehabt zu haben.

Irgendwann schaute ich mir das Video mal wieder an und ... ihr Lachen hat mich angesteckt. Ich lachte aus vollem Herzen mit. Es war wie eine Befreiung. So ist es noch heute.

Für dich ist es ist nur eine Geschichte. Ich weiß ja nicht, ob du auch so etwas besitzt. Vielleicht Fotos? Mit einem Lachen? Lass dir bitte Zeit. Kein Druck. Jetzt ist noch alles zugedeckt mit deinen schrecklichen Erlebnissen. Die Erinnerung an die schöne, glückliche Zeit kommt wieder und damit auch die Versöhnung mit deiner Vergangenheit. Ganz bestimmt. Ich weiß das. Erle und viele andere auch. Es dauert halt seine Zeit. Mal mehr, mal weniger.

Nicht der Sieg über die Trauer ist richtig. Richtig ist die Versöhnung mit ihr. Packe es an. Du kannst das. Du schaffst das. Langsam und vorsichtig.


Alles Liebe,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #12  
Alt 11.10.2012, 15:44
mon ami mon ami ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

@ erle und Helmut

Hallo,
danke für eure lieben Zeilen.
Ich wünsche mir einfach so, dass ich irgendwann wieder meinen lustigen, gesunden Mann in meiner Erinnerung habe.

Heute fallen mir Dinge auf, auf die ich früher nie geachtet habe.
Neulich zb bin ich mit meinem Sohn unterwegs und wir sitzen in einem Cafe.
Da kommt eine Familie herein und sucht sich einen Tisch. Der Mann zieht seine Jacke aus und trägt ein T shirt , tja und dann denke ich * Was hat dieser Mann für* gesunde Arme*!!!!

Versteht ihr was ich meine????

Mein Mann wog zuletzt bei einer Körpergröße von 1.85m nur noch 58 kg.

Oder ich sehe ältere Paare, Hand in Hand und ich denke,

dass ich das so mit meinem Mann nie erleben werde.

Oder ich bin beim Standesamt und Brauche meine Heiratsurkunde, weil ich das Original nicht finde und dann sagt die nette Standesbeamtin, dass sie es gleich aktualisiert hat.

Ich konnte dann nur mit Mühe meine Tränen zurückhalten, als ich Folgendes las:

Auflösung der Ehe durch Tod des Ehemannes.

Ich weiß, dass das nur ein Papier ist, dass es so sein muß usw,

aber für mich ist gar nichts aufgelöst * Ich bin noch immer verheiratet*

Sorry,

ich schreib jetzt ziemlich viel durcheinander, weil ich sehr aufgewühlt bin.

Ich höre erstmal auf zu schreiben................es geht nicht mehr......Pause!

Lieben Dank euch allen

mon amii
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  #13  
Alt 11.10.2012, 16:22
Königskind Königskind ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo mon ami!

Ich kann da so gut reinfühlen!!!
Auch bei mir war es erst mal die Kranknehaustasche, die wochenlang da stand! Ich konnte sie einfach nicht öffnen!

Liebe mon ami! deine Freunde haben aber recht! das leben geht weiter! und es ist so wunderschön!
meine mama ist vor 17 mon auf wirklich unschöne art von uns gegangen.
ich habe sie bis zuletzt 24 std gepflegt!
es hört sich wirklich kitschig an, aber sei dir sicher, dass dein mann bei dir ist! egal wohin du gehst, was du auch tust!
du hast ihm etwas geschentk, wonach sich andere menschen auf dieser welt ihr leben lang sehnen! deine liebe! deine bedingungslosigkeit!
das tun nicht alle menschen! es sind leider nur wenig menschen im stande, sich selbst komplett in den hintergrund zu stellen. sie können die immerwährende angst einfach nicht unter kontrolle kriegen, darum ziehen sie sich zurück!
du und dein mann, ihr wart euch ganz nah - bis zum letzten atemzug!
näher geht nicht! mehr geht nicht! inniger und voller liebe geht nicht!

glaube mir, jeder tag wird mit der zeit besser. tag für tag! wenn es mir nicht gut geht, dann sage mir immer : "das ist jetzt so! und: DAS GEHT AUCH WIEDER VORBEI!" versprochen! es wird besser!
vielleicht kannst du irgendwann ein klitzekleines lächeln zulassen bei dem gedanken, dass er doch da ist! Er ist doch da, mon ami!!! ganz nah!!! in deinem herzen! - NÄHER GEHT NICHT!!!

fühle dich mal umarmt
Königskind
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  #14  
Alt 15.10.2012, 10:43
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Liebe Mon Ami,

Deine Zeilen berühren mich sehr und es tut mir sehr leid, dass Du Deinen Mann verloren hast.
Was Du schreibst, kann ich gut nachvollziehen.
Ich sehe auch oft Menschen, die mich an meinen Papa erinnern, weil sie ähnliche Sachen tragen oder weil ein älteres Paar Hand in Hand geht und irgendwie von Weitem so aussieht, wie meine Eltern zusammen ...

Oder am Samstag beim Einkaufen, wo ich ein Paar in meinem Alter gesehen habe, die einen älteren Mann im Rollstuhl schoben. Da dachte ich nur, so könnte das jetzt bei uns auch sein, wenn mein Papa noch leben würde. Ich weiß natürlich, dass er dann krank wäre und vielleicht sogar Schmerzen hätte. Aber im Moment kann ich nicht dankbar dafür sein, dass er friedlich und ohne langes Leiden einschlafen durfte. Ich bin überhaupt nicht dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen mußte.

Mein Leben ist seit dem komplett anders geworden. Ich denke viel mehr über alles nach, habe auch immer wieder Träume, die mich sehr aufrütteln und trotz aller Therapie, kann ich auch heute noch nicht sagen, dass es mir wirklich gut geht. Sehr oft stehen mir nur die Tränen in den Augen oder ich fühle mich wie gelähmt, kann nichts tun. Und ich habe keine Ahnung, wann das mal aufhört oder wann es sich so normal anfühlen wird, dass ich damit auch normal umgehen kann.

Wenn ich dann bei Helmut lese, dass es auch anders sein kann oder irgendwann sein wird, dann werde ich schon wieder ungeduldig. Denn im normalen Alltag fehlt einfach die Zeit, sich wirklich mit der Trauer zu arrangieren, sie zuzulassen und nicht nur funktionieren zu müssen.

Und eine Auszeit, das muss man sich wirklich leisten können. Wenn es finanziell nicht geht, entsteht da wieder so ein Druck und das funktioniert, glaube ich, dann nicht wirklich.

Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #15  
Alt 15.10.2012, 12:25
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Hallo Carla, hallo man ami,

mal ein Denkansatz: wo ist die Zeit hin, die man vorher mit dem Partner, der Partnerin, dem Vater oder wem auch immer, verbracht hat? Wie ist sie jetzt gefüllt? Ist sie gefüllt? Sinnvoll? Hat man neue Aktivitäten da hinein gepfropft? Muss meine Zeit so eingeteilt sein, wie sie es jetzt ist? Bin ich wirklich so 'wichtig', dass ich überall vorne dabei sein muss? Was ist wichtig? Wirklich wichtig.

Es muss ja nicht unbedingt die 'große Auszeit' sein. Kleine Freiheiten sind auch nicht verkehrt. Ich weiß nicht, ob euch das hilft. Ist nur so mal ne Idee.


Herzliche Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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