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  #1  
Alt 27.10.2012, 22:39
dickie dickie ist offline
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Registriert seit: 15.07.2012
Ort: Rheinland
Beiträge: 40
Standard Nicht verloren, nur vorangegangen

Nun sind schon über zwei Monate vergangen seit dem Tod meines lieben Mannes. Das ist die Hälfte der Zeit, die ihm und uns seit der Diagnose "unheilbar" blieben. Es geht mir nicht gut, aber das ist verständlich, so fühlen doch auch alle anderen Hinterbliebenen. Wenn ich am Grab stehe, bricht dieses Gefühl des Unabänderlichen über mich ein, noch immer kann ich es nicht begreifen, dass wir nun alleine sind. Wir haben uns tapfer durchgekämpft, uns mit vielem herumgeplagt, - jetzt kann die Trauer ohne Barriere wirken und ich lasse es zu. Seit drei Wochen bin ich alleine im Haus. Es ist wichtig, dass für meine Kinder das Leben mit Freunden, Freude und Zielen weitergeht. Aber ich flüchte oft, weil es so schwer auszuhalten ist. Ich muss so vieles lernen, kann doch die Lücke nicht füllen. Mein Gott, es ist, als hätte ich mich halbiert und so sinnlos erscheint mir alles. Wenn ich mit Freunden zusammen bin, die sich alle anstrengen, fühle ich doch nur diese Leere und Sehnsucht in mir und denke: was mache ich eigentlich und wozu? Ich komme nachts nicht zur Ruhe und die Tränen laufen selbst im Schlaf. Ich habe Angst vor diesen kommenden Feiertagen, die für uns sonst immer das Allerschönste gewesen waren, unvergesslich, wieviel Spaß und Freude wir hatten. Das Glück und Lachen füllte alles aus. Nun werden meine Töchter und ich über die Weihnachtszeit in ein kleines Hotel gehen, uns verwöhnen lassen, fein essen, spazierengehen. Aber Silvester alleine, es graut mir davor ... Aushalten muss ich es, alles einfach aushalten. Allein dieser Satz gibt mir etwas Zuversicht und tröstendes: "Nicht verloren, nur vorausgegangen." Ja, mein lieber Mann hat sich schon auf den Weg gemacht, den wir alle einmal gehen müssen. Fast sehe ich ihn mir zuwinken. Wir werden folgen, uns wiedersehen und wieder glücklich sein. Ich freue mich darauf. Aber vielleicht wird auch in diesem anderen, neuen Leben für uns irgendwann wieder das Licht scheinen? Hoffentlich können die schrecklichen Eindrücke der letzten Stunden irgendwann den schöneren Erinnerungen weichen. Aber sie wollen es noch nicht und das tiefe Bedauern und das Mitleiden brennen noch immer in mir. Ich möchte an dieser Stelle alle lieben Menschen grüßen, die mir hier in diesem Forum zugehört haben, ihnen noch einmal danken und auch sie fragen, wie geht es euch jetzt? Wie geht ihr mit der Trauer um?
Herzlichst Dickie
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  #2  
Alt 27.10.2012, 23:53
mama2012 mama2012 ist offline
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Registriert seit: 27.10.2012
Beiträge: 3
Standard AW: Nicht verloren, nur vorangegangen

hallo,ich bin noch vollkommen neu hier,da ich mich im internet mal ein wenig schlau gemacht hab über diese heimtückische krankheit. Meine mama ist vor 7 tagen gestorben nach einem leberversagen,so wie ich es im moment noch weiss. ich bin sietdem nicht wirklich belastbar was bei 2 kindern hier nicht wirklich einfach ist. sie hatte brustkrebs was aber schon von anfang an so gesagt wurde das lebermetastasen und auch knochen metastasen vorhanden sind. nach monaten langer punkions des bauchraums,was glaub ich aszites oder so heisst,ging es ihr eigentlich besser,aber wie gesagt neue chemo,die ihr aber überhaupt nich bekommen ist,und freitag dann das schnelle ende womit keiner gerechnet hat.ich kanns nicht verstehen.
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  #3  
Alt 28.10.2012, 08:51
dickie dickie ist offline
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Registriert seit: 15.07.2012
Ort: Rheinland
Beiträge: 40
Standard AW: Nicht verloren, nur vorangegangen

Liebe Mama2012,
mein herzlichstes Beileid! Du kannst die Tage ja noch an zwei Händen abzählen, seitdem deine liebe Mutter verstorben ist. Das ist noch so frisch. Du wirst das, was ihr geschehen ist, jetzt und später nicht verstehen. Es gibt eigentlich auch keinen Trost - außer, dass ihr ein noch quälenderer Weg wohl erspart blieb, da es am Ende doch so überraschend schnell ging. Wahrscheinlich sind deine Kinder auch noch nicht so alt, so kannst du dich nicht in die Trauer "fallenlassen", nicht wahr? Du - auch ich und all die anderen Trauernden hier - erleben dabei, wie das Rad sich weiterdreht, alles seinen gewohnten Gang weitergeht. Nur wir scheinen stehengeblieben zu sein ... Es tut aber gut, die Ängste und Sorgen in diesem Forum zu schreiben, denn man ist nicht allein.
In diesen schweren Tagen begleiten dich hier viele Menschen.
Herzlichst Dickie
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  #4  
Alt 28.10.2012, 10:11
Benutzerbild von sunny47
sunny47 sunny47 ist offline
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Beiträge: 143
Standard AW: Nicht verloren, nur vorangegangen

Liebe Dickie,
ich bin schon etwas weiter in meiner Trauer als du, zeitlich gesehen.
Mein mann ging vor fast einem Jahr voraus. Du hast es sehr schön beschrieben!
Ja wir werden uns dort vielleicht wiedersehen. Es ist sehr schwer zurückzubleiben und zu fühlen ,daß wir nur noch zur Hälfte funktionieren.
Ich kann dich gut verstehen.
Sei herzlichst umarmt
Viel Kraft auf deinem Weg.
LG sunny
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  #5  
Alt 29.10.2012, 22:04
mon ami mon ami ist offline
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Registriert seit: 08.10.2012
Beiträge: 19
Standard AW: Nicht verloren, nur vorangegangen

<Hallo Dickie,

bei mir ist es jetzt 10 Wochen her, dass mein Mann gehen mußte.

Wie ich damit umgehe?

Wie ich es ertrage?

Ich lasse die Trauer zu, nehme sie an mit allem, was dazu gehört.

Tränen ohne Ende, Ängste, Bilder meines schwerkranken und sterbenden Mannes, unsere letzten Gespräche, wieder Tränen und ein Gefühl, als hätte man mir einen Arm oder ein Bein amputiert.

Das ist die eine Seite,

und die andere Seite ist, dass ich unter Leute gehe, mit meinen Enkelkindern spiele und auch lache, mit Freunden über Alles spreche, ja, ich versuche mein Leben neu zu ordnen.

Ich bin 48 Jahre und ich möchte an diesem Verlust nicht zerbrechen.

Es ist schwer..........sehr schwer......an Weihnachten mag ich noch gar nicht denken.

Mein Glaube und meine Familie und Freunde tragen mich von Tag zu Tag.

Mein Mann und ich hatten auch nur fünf Monate und auch für mich ist das alles noch nicht greifbar.

Es fühlt sich an wie ein Tsunami, der einen überrollt.

Ich hoffe und wünsche mir, dass es mit der Zeit ganz langsam, aber Stück für Stück erträglicher wird.

Ganz lieben Gruß

mon ami
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  #6  
Alt 29.10.2012, 22:48
dickie dickie ist offline
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Registriert seit: 15.07.2012
Ort: Rheinland
Beiträge: 40
Standard AW: Nicht verloren, nur vorangegangen

Liebe Sunny 47, liebe Mon Ami,
habt Dank für eure Rückmeldungen. Es stimmt, mon ami, uns tragen die Zuwendung der Familie und der Freunde. Wir müssen glücklich sein, dass wir sie haben. Und dennoch fühle ich mich fremd und unsicher in meinem neuen Leben ohne meinen Mann, es passt noch nicht zusammen, nichts passt. Ich fühle mich so verletzlich. Heute habe ich die Aktentasche meines Mannes in der Hand gehabt, die vertrauten Dinge durchgesehen ... es ist einfach furchtbar, unerträglich. Die Tränen fließen ohne Ende. Ich bin so unendlich traurig. Der Wunsch, ihn noch einmal zu sehen, zu sprechen, ihm zuzuhören, mit ihm zu lachen, ist übermächtig. Ich habe meinen besten Freund verloren. Mon ami, ich wünsche auch dir viel Kraft. Es bleibt uns allen nichts anderes übrig, wir werden es schaffen und aushalten müssen. Verstehen niemals. Wir werden den Schmerz nicht los, er wird unser Leben begleiten, wir müssen dieses Unerträgliche miteinfließen lassen und gleichzeitig dankbar sein für das, was wir einmal hatten. Herzlichst Dickie
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  #7  
Alt 31.10.2012, 14:54
Benutzerbild von cuxland84
cuxland84 cuxland84 ist offline
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Beiträge: 134
Standard AW: Nicht verloren, nur vorangegangen

Hallo dickie.

Es tut so unendlich gut, das man mit diesem Schmerz nicht alleine ist.
Du hast es gut beschrieben: das Rad des Lebens dreht sich weiter, nur wir stehen.
Ja, so ist es auch. Und wenn man dann diese Unendlichkeit spürt kann man wieder nur weinen.
Wenn ich am Grab stehe, wenn ich den Namen auf dem Grabstein lese, wenn ich an die Trauerfeier und Beisetzung denke, ich kann das alles gar nicht glauben, das es wirklich endgültig ist.
Es ist vorbei und es gibt kein zurück. Nie mehr.

Vor den Feiertagen graut es mir auch. Weihnachten- mein Gott, wie schön war es letztes Jahr in der neuen Wohnung meiner Großeltern, es sollte das letzte gemeinsame Fest werden.
Wie soll das bloß dieses Jahr ablaufen? Es fehlt dich jemand.

Und nun kommt der November mit den traurigen Tagen. Das Grab muss feritg abgedeckt werden. Totensonntag.
Das ist alles so viel und kaum zu ertragen.
Ob das jemals besser wird?
__________________
*** Solange wir leben, gibt es auch Hoffnung***
*** und ich dachte, wir hätten noch so viel Zeit miteinander***
Meine Oma:
20.06.12 Verdacht auf Colon Ca
28.06.12 OP und Stoma
29.06.12 Darmverschluss wurde durch OP verhindert, ansonsten multiple Metastasen in Lunge, Leber, Bauchfell, Gebärmutter.
10.07.12 OP für den Port
2x Chemo, dann Harnwegsinfekt
Oma Senta starb am 17.08.12
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