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Alt 05.04.2009, 18:25
JuttaF JuttaF ist offline
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Registriert seit: 13.10.2008
Beiträge: 1
Standard Mein lieber Papa...

Hallo,

ich muß irgendwie mal über all die letzten Wochen schreiben. Ich weiß mir überhaupt keinen Rat mehr und bin einfach nur fertig und traurig .

Mein Papa hat Hautkrebs und mittlerweile viele Metastasen. Vor 3 Wochen ist er mit einer Chemo (Dacarbacin) angefangen. Man kann förmlich zuschauen wie es ihm jeden Tag schlechter geht. Es tut mir einfach soooo leid und es tut so unglaublich weh, ihn so leiden zu sehen. Er mag überhaupt nichts mehr essen und wird total aggressiv, wenn man nur vom Essen anfängt. Er ist sowieso z.Zt. sehr aggressiv und geht immer sofort an die Decke.

Es geht so unheimlich schnell. Im Juni letzten Jahres hat man den Hautkrebs festgestellt, operiert und dann auch die Lymhknoten entfernt. Im Oktober nochmal die Lymhknoten. Irgendwie haben wir uns alle in Sicherheit gewiegt, daß der Krebs schon nicht streuen wird, da mein Papa ja schon 78 Jahre alt gewesen ist und absolut fit.

Am 10.02. dann die Diagnose, Metastasen in Lunge, Bauchraum und unter der Haut. Seitdem geht es jeden Tag weiter bergab. Ich möchte ihm so gerne helfen und habe soviel telefoniert, geschrieben und vieles mehr. Er nimmt jetzt hier in Hannover an einer Studie teil (Chemosensivisität). Er ist für Dacarbacin randomisiert worden. Wir wissen aber nicht, ob die Gewebeprobe tatsächlich darauf angesprochen hat, ober ob es sich um die Standardtherapie handelt.

Ich würde so gerne überall mit ihm hinfahren und habe schon mit Heidelberg und Erlangen gesprochen, aber er wird jeden Tag schwächer.

Er möchte einfach noch nicht sterben und hängt so sehr an seinem Leben. Wir sind uns in den letzten Wochen so nahe gekommen. Mein Vater war nie so der Typ, der viel für Zärtlichkeiten etc. übrig hatte, aber nun läßt er es zu und manchmal sitzen wir einfach nur zusammen da und weinen . Ich möchte ihn am liebsten den ganzen Tag streicheln und halten und für ihn da sein. Er war, auf seine Art, auch immer für mich da und ich konnte mich immer auf ihn verlassen.

Das es ihm jetzt so schlecht geht, schiebt er komplett auf die Chemo. Er hofft immer noch so sehr, daß es ihm bald wieder gut geht und er wieder auf sein geliebtes Fahrrad kann.

Ich weiß irgendwie gar nicht an wen ich mich noch wenden kann. Ich habe das Gefühl, jeder ist nur so ein bisschen zuständig. Der eine für die OP, der eine für die Chemo, der eine für die Schmerzen, aber es ist keiner da, der einen an die Hand nimmt und sich mit verantwortlich fühlt. Versteht ihr was ich meine ? Ach es ist einfach so schwer. Was kann ich denn nur machen ? Das Problem ist auch, das mein Papa eigentlich 130 km entfernt wohnt und ich ihn für die Therapien immer nach Hannover hole. Auf der einen Seite möchte er dann immer gerne hier bleiben, auf der anderen Seite möchte er aber auch wieder gerne in seinen Heimatort (Kleinstadt). Nur dort bekommt er einfach keine richtige Behandlung. Ich möchte ihn im Moment am liebsten immer um mich haben, aber leider kann ich nicht ständig bei ihm sein, in seiner gewohnten Umgebung, da ich 3 Kinder habe und der Große geht eben schon zur Schule. Meine Schwiegereltern springen zwar auch ein, aber ich kann nicht wirklich lange Zeit von zu Hause weg sein. Mein Mann unterstützt mich so gut er kann, aber er hat eben einen Fulltimejob. Auf jeden Fall unterstützt er mich in der Hinsicht, daß wir meinen Vater zu uns holen wollen (wenn er das dann möchte). Er hat in seinem Heimatort auch viele Freunde, die ihn immer noch besuchen.

Was mache ich denn nur, wenn die Schmerzen schlimmer werden ? Ich habe von den Ärzten im Krankenhaus Prospekte bekommen mit Hospizdiensten und Palliativpflegen etc., aber wenn ich dort anrufe, dann würde ich doch die Hoffnung aufgeben. Das kann ich einfach noch nicht.

Für die Ärzte ist er eben nur ein alter Mann, für mich ist er aber mein Papa und es fällt mir so schwer ihn loszulassen. Das liegt aber auch daran, daß er selber so hadert mit dieser Krankheit und es alles so ungerecht empfindet. Mein Papa war immer so gesund, hat immer gearbeitet, viel Sport gemacht, politisch aktiv, engagiert und vieles mehr. Vor nicht einmal 10 Wochen hat er noch ein Bett für unseren Großen gebaut und uns beim renovieren geholfen und jetzt DAS.

Schlimm für mich (und auch für ihn) ist, daß er nichts mehr essen kann/mag. Er wiegt nur noch 63 Kg. Wenn ich ihm etwas hinstelle, dann wird er richtig, richtig böse und fängt auch an mich zu beschimpfen. Dann habe ich sofort ein schlechtes Gewissen und muß weinen. Er tut mir soooo leid. Ihr kennt das sicher auch, daß man ALLES tun würde, nur damit der Krebs endlich aufhört zu wachsen. Ich hadere mit Gott, mit mir und irgendwie mit allem.

Nun sitze ich hier, weine mal wieder, die Kinder sind fröhlich im Garten und ich weiß einfach keinen Rat.

Es tat gut sich das alles mal von der Seele zu schreiben.

Jutta
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  #2  
Alt 05.04.2009, 19:45
babs_Tirol babs_Tirol ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Österreich - Tirol
Beiträge: 1.675
Lächeln AW: Mein lieber Papa...

Hallo Jutta,

tut mir leid mit deinem Vater, dass das MM relativ schnell gestreut hat.
Weißt du zufällig die Eindringtiefe und den Clark Level vom Melanom?

Dacarbazin ist die leichteste Chemo beim Melanom. Es ist gut wenn er nach der Austestung diese leichte Chemo bekommt.
Bevor nicht 3 Zyklen gegeben werden, kann man wirklich nicht sagen ob die Chemo tatsächlich anspricht. Nach 3 Chemos wird ein radiologisches Staging gemacht und dann sieht man ob sich die Metastasen schon verkleinert haben.
Handelt es sich um Hannover Linden? Eigentlich eine relativ gute Hautklinik.

Jede Klinik würde erst einmal 3 Chemos mit Dacarbazin machen, bevor etwas Anderes gegeben wird.Daher würde ich momentan abwarten bis zum nächsten Staging.

Sind die Probleme nur bei der Chemo - oder aber noch viele Tage danach?
Essen soll dein Vater wenn er mag - egal wann - keiner sollte ihn zu festen Mahlzeitzeiten überreden. Ausserdem sollte er nur Essen wozu er Lust hat.
Dann nimmt er wahrscheinlich auch wieder zu.
Vielleicht sind es aber auch die psychischen Probleme mit der Diagnose Krebs, die die Lust auf essen hemmen.


Kurz zu mir, hatte multiple Lymphknotenmetasen und Lebermetastasen, nach 24 Chemos war alles wieder in Ordnung. Man darf die Hoffnung nicht zu schnell aufgeben.

Alles Gute für euch
-babs_Tirol-
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"Die Hoffnung aufgeben bedeutet, nach der Gegenwart auch die Zukunft preisgeben" Pearl S. Buck, 1892-1973, Literatur-Nobelpreisträgerin 1938
-Meine im Krebskompass verfassten Beiträge dürfen in anderen Foren, oder HP’s nicht ohne meine persönliche Zustimmung kopiert oder veröffentlicht werden-
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