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Alt 27.04.2013, 18:25
Sonja3 Sonja3 ist offline
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Registriert seit: 27.04.2013
Beiträge: 2
Standard Bei Mama ging alles so schnell

Hallo,

Ich verfolge nun schon fast jeden Tag dieses Forum, erst jetzt hab ich einbisschen Kraft unsere Geschichte zu erzählen.
Meine Mama starb am 01. April an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir haben erst ende Feber die Diagnose bekommen. Dann gingen wir nächsten Tag sofort ins Krankenhaus, es wurden 2 Biopsien entnommen, da bei der ersten kein richtiges Ergebnis erzielt werden konnte. Nach der zweiten Biopsie durfte sie nach Hause, sie war so glücklich wieder zu Hause zu sein. Aber 3 Tage später bekam sie so arge Schmerzen, dass ich sie wieder ins Krankenhaus bringen musste. Dort bekam sie sofort Morphin und ihre Schmerzen besserten sich.
Ich erfuhr vom Arzt, dass sie ein Bauchspeicheldrüsenkarzinom hat, inoperabel, im letzten Stadium. Letzte Möglichkeit "nur" mehr Chemo, überlebenschance eventuell 6 Monate !

Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich war so geschockt..

Meine Mama hatte mit 8 Jahren Meningitis, diese Krankheit schlug damals auch die Ohren und sie wurde mit 8 Jahren hörbehindert.

Am nächsten Tag kam ich ins Krankenhaus, meine Mama saß und weinte ganz verzweifelt im Bett und sagte zu mir, dass sie nichts mehr sieht und meine SMS nicht mehr lesen konnte. Für mich war dies der zweite Schlag ins Gesicht, ich ging sofort zum Oberarzt und sagte meine Mama müsste sofort zum Augenarzt gebracht werden. Bei meiner Mama wurde nämlich im Jahr 2000 auch grüner Star diagnostiziert. Ich bekam es mit der Angst zu tun, dass nun die Augen auch noch mitbetroffen sind. Die Augenärztin untersuchte sie sehr genau, konnte aber leider nichts feststellen. Sie meinte evt. ist es eine vorrübergehende Sehschwäche, sie müsse Geduld haben.

Die Ärzte sprachen mit meiner Mama, dass sie mit der Chemo gerne anfangen würden, sie willigte ein, denn sie sagte sie möchte doch noch einbisschen bei uns bleiben. ( Ich habe einen 4jährigen Sohn, er ist ihr grösster Schatz und umgekehrt auch )

Doch leider kam es nicht dazu, in den nächsten Tagen verschlechterte sich Mamas Allgemeinzustand so rapide, dass die Ärzte vorsichtig wurden und die Chemo abgesagt hatten. Die Herzwerte waren sehr schlecht, die Blutwerte sowieso. Sie aß kaum mehr etwas, ihr schmeckte nichts. Die Durchblutung des Herzens wurde immer schlechter, so meinte ein Arzt sie hätte eventuell einen kleinen Herzinfarkt gehabt..Sie bekam blutverdünnente Medikamente und nach einigen Tage verbesserte sich Mamas Zustand.
Die Augen wurden besser, sie sagte, ich sehe wieder alles sehr klar, doch lesen konnte sie nicht. Aber sie war immer so positiv und sagte sie müsse Geduld haben...ich freute mich sehr und war sehr erleichtert endlich eine kleine Verbesserung bei mama zu sehen. Die Ärzte wollten ein zwei Tage abwarten, und dann endlich mit der Chemotherapie beginnen.

Es stand wieder das Wochenende vor der Türe, ich hasste sich bereits, weil diese Tage immer eine sinnlose Warterei war. Ich besuchte sie am Samstag, als ich ins Zimmer kam, erkannte sie mich nicht. Ich fragte sie, ob sie mich sehe, sie sagte nur zum mir, sie sehe nichts mehr.
Ich sprach mit dem Oberarzt und bat ihm, sie bitte in die Augenklinik zu fahren, für einen Laien wie mich wäre dies jetzt ein Notfall. Eine halbe Stunde später waren wir mit der Rettung unterwegs in die Augenklinik. Dort untersuchten sie Mama wieder, fanden nicht wirklich etwas...Der dortige Oberarzt sagte mir, er möchte ein Kopf-CT machen.

Der dritte Schlag ins Gesicht, meine Mama hatte bereits Metastasen im Gehirn, die genau auf den Sehnerv schlugen. Da meine Mama hörbehindert war, waren die Augen für sie essentiel, da sie bei Leuten immer vom Mund abgelesen gelernt hatte.

Ich kann euch heute nicht mehr sagen, was ich fühlte, ich befand mich wie in Trance, mir tat meine Mama so leid. Ich erzählte ihr was man gefunden hatte, sie wollte es unbedingt wissen, dann sagte sie zu mir, jetzt ist es zu spät.
Ich wollte es einfach nicht wahrhaben und sagte ihr du musst jetzt kämpfen, ich helfe dir und bin bei dir.......Ich ging von ihrem Krankenbett nicht mehr weg, ich hielt ihr die Hand, geistig war sie nicht mehr richtig da..
Wenn die Krankenschwestern ins Zimmer kamen und ihr eine Infusion anlegten, sagte sie immer, Lasst mich, ich will nicht mehr !!!!

Zwei Tage später wurde sie auf die Palliativstation verlegt, der Arzt sagte er könne nichts mehr für sie tun...Zu diesem Zeitpunkt sprach sie auch nicht mehr...ausser "ich will nicht mehr"
Ich sprach noch viel mit meiner Mama, die ersten paar Tage, wollte ich noch dass sie kämpfte, sie kann doch nicht so einfach von uns gehen..meine Verzweiflung war so gross, ich sprach mit den Schwestern, warum kein Arzt mehr kommt..die Schwestern sahen mich an und sagten zu mir sie wird sterben....
Ich wollte es nicht glauben, doch zwei Tage später, wusste auch ich es gibt keine Besserung mehr..Sie lag im Bett nur mehr ihr Körper funktionierte noch, ich hatte das Gefühl sie war in einen Komaähnlich Zustand.
Ich habe noch mit Mama gesprochen und ihr gesagt, ich lasse jetzt los und verspreche ihr, ich werde auf ihren Enkel weiterhin gut aufpassen, und dass ich sie vom Herzen liebe !!!!
Zwei Tage später ist sie friedlich eingeschlafen...

Diese ganze Tortur dauerte nichteinmal einen Monat und jeden Tag frage ich mich, was war das jetzt ???? Es ging alles so schnell, Mama war uns immer einen Sprung voraus. Ich vermisse sie jeden Tag, auch mein Sohn ist sehr traurig, wir reden viel über sie. Ich werde meine Mama nie vergessen, ich liebe sie über alles...

Tut mir leid, mein Schreiben ist sehr lange geworden, aber ich musste meine unendliche Trauer einfach mal niederschreiben. Ich bin irgendwie noch im Schockzustand und kann ihren so schnellen Tod nicht wahrhaben.

Alles Liebe Sonja
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