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Alt 16.01.2008, 10:32
Stella333 Stella333 ist offline
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Beiträge: 182
Standard Vater erkrankt, Glioblastom - ich hasse dich

Hallo an alle.

Da ich mit meiner Kraft am Ende bin, habe ich mich hier angemeldet. Ich habe viele Beiträge gelesen und mich hat alles sehr schwer getroffen.

Mein Vater hat einen Glioblastom. Wir haben diese schreckliche Nachricht am 27.12.2007 erhalten. Er hat vorher 2 Wochen lang über starke Kopfschmerzen geklagt. Der Hausarzt hielt es für eine Verspannung und gab ihm Tabletten. Als es nach 2 Wochen nicht mehr auszuhalten war (mein Vater hatte nie Kopfschmerzen, geschweige denn hat er jemals Tabletten gebraucht) hat meine Mutter den Notarzt angerufen. Mein Vater wurde sofort in unser Kreiskrankenhaus eingeliefert. Nach einem CT war klar, dass er einen Tumor hat. Das Krankenhauspersonal war leider sehr sehr negativ eingestellt und hat uns gleich auf das Schlimmste gefasst gemacht. Ohne Vorwarnung. Es war schrecklich für uns alle. Ob gut- oder bösartig wurde zu dem Zeitpunkt noch nicht genau gesagt. Am nächsten Tag kam mein Vater in die Uniklinik Tübingen. Dort wurde er nochmals untersucht. Danach wurde sofort entschieden, dass er am nächsten Tag operiert werden soll. Uns wurde vor der OP alles genaustens erklärt. Wir haben uns sehr gut aufgehoben gefühlt - von Ärzten wie auch vom Pflegepersonal war alles top, man hat gemerkt, dass das Personal auf solche Situationen spezialisiert und geschult ist. Die OP ist sehr gut verlaufen, wir hatten es auch nicht anders erwartet. Die Uniklinik Tübingen ist eine der Kliniken, die im Bereich Hirntumor spezialisiert ist - das merkt man sofort. Ich kann diese Klinik jedem empfehlen. Es waren sogar viele Patienten aus dem Ausland angereist, nur um von den Professoren in Tübingen operiert zu werden. Nach der OP war mein Vater einen Tag in der Intensivstation, am nächsten Tag konnte er wieder in die normale Station verlegt werden. Ihm ging es sehr gut, keinerlei Einschränkungen oder sonstiges. Er hat sogar sofort wieder angefangen zu essen und am nächsten Tag konnte er sogar wieder ganz normal laufen! Für uns alle war es wie ein Wunder. Kraft gaben ihm auch alle Freunde, Bekannten und Verwandte die wirklich sehr sehr zahlreich erschienen sind (mein Vater ist ein sehr beliebter Mensch). 5 Tage später wurde mein Vater entlassen. Nun ist er daheim. Er darf nicht arbeiten und auch nicht Autofahren - zwei seiner liebsten Beschäftigungen. Aber er hält sich dran, denn er will Kraft für seine kommende Chemotherapie (Temodal) und Bestrahlung tanken. Diese beginnt am 22.01.2008. Er muss dann Mo - Fr zur Bestrahlung nach Tübingen, 6 Wochen lang, parallel dazu die Temodaltablette. Nach 3 Monaten dann wieder CT bzw. MRT. Der Zustand meines Vaters ist momentan sehr gut. Er isst gut, er läuft viel, er kann alles machen was er vorher auch gerne gemacht hat (ausser arbeiten und Auto fahren, wie erwähnt). Das ist auch der Grund, weshalb die ganze Familie voller Hoffnung schwelgt und nur noch Gutes denkt. Natürlich will ich es auch, aber irgendwie klappt es nicht. Ich habe sehr sehr große Angst um ihn. Vor allem wenn ich hier die Beiträge lese. Ich habe Angst, dass mein Vater auch zu einem Pflegefall wird, vor allem habe ich die größte Angst, ihn zu verlieren. Ich habe eine besondere Beziehung zu ihm, ein unsichtbares Band verbindet uns. Wenn er nicht mehr da ist stirbt auch ein großer Teil von mir. Aber ich muss stark sein, für meine Mutter und meinen Bruder. Klar, viele sagen sei froh dass er noch am Leben ist, du tust so als wäre er tot, aber ich krieg den Gedanken nicht aus dem Kopf. Da ich merke, dass ich meinen Mann vernachlässige und mich langsam aber sicher in ein tiefes Loch stürze, habe ich mir professionelle Hilfe gesucht. Heute werde ich in die Diakonie gehen um mich mit einer Krebsberaterin zu unterhalten. Sie wird mir dann Adressen von geeigneten Psychologen geben. Ich weiß, dass es jetzt langsam an der Zeit für mich ist. Sollte die Erfahrung mit einem Psychologen gut sein, werde ich auch meine Familie mit einbeziehen. Ich hänge mich momentan an den "guten" Erfahrungen der Glio-Patienten fest, aber das macht alles noch schwerer. Ich kann mich kaum noch konzentrieren und das Arbeiten fällt mir sehr schwer (bin im Büro tätig). Manchmal denke ich, ich durchlebe einen bösen Traum. Ich will aufwachen aber es klappt nicht. Ich habe Angst, durchzudrehen. Es tut so weh. Ich habe Schlaf- und Essstörungen und möchte am liebsten alle Gedanken aus meinem Hirn löschen. Warum mein Vater? Das denke ich oft, aber danach kommt gleich der Gedanke, warum die Anderen, denen es ja noch viel schlechter geht? Ich glaube es war nötig, mir alles von der Seele zu schreiben.
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